Hallo Jürgen, deine zweite Frage aus dem Beitrag #119. Höherstellung des Heckspiegels
Deine These das der Heckspiegel vom Originalmodel zu tief gesetzt wurde kann ich Dir nur beistehen. Deine aus dem Beitrag #119 Recherche ist logisch und auch verständlich nachvollziehbar. So wie es aussieht ist nicht der Plan von Schulze falsch sondern das Originalmodel selbst. Zu mindestens was die Position des Hecks betrifft. Ich habe dann nochmals die zwei Modelle inspiziert und deine These als Linien eingezeichnet. Model 1 oben links ist das Originalmodel. Die Linie Rot ist der mittlere Verlauf der Stückpforten. Die blaue Linien ist demzufolge der ungefähre Verlauf des Decks zu den Stückpforten.
Das Model 2 unten links wurde genau nach Plan von Herrn Schulze angefertigt. Auch hier ist das Heck zu tief angesetzt. Eigentlich schade um das schöne Model. Das untere und obere Fenster der Seitengalerien sind so angeordnet das nur die Füße die Weite des Meeres sehen können.
Das Model 3 unten rechts ist schon etwas besser. Hier hat der Erbauer das Problem erkannt und hat die Seitengalerie etwas anders gestaltet. Mann erkennt das der schräge Verlauf des Decks am Beginn der Seitengalerie unterbrochen wurde und dann der Decksverlauf zur Galerie dann waagrecht weiterführte.
Meine Frage an Dich ist das denn richtig aus Model 3 ? Wurde das in der Zeit auch so umgesetzt ? Oder soll ich die Variante aus dem Plan der Kingston von deinem Beitrag #119 annehmen und so fortführen. Ich denke das ist die bessere Lösung. Bin aber geschichtlich nicht so bewandert.
vielen Dank für den Link auf die Seiten von modelships.de, die verschiedene Ansichten des Models präsentieren. Ich hatte in #119 in Betracht gezogen, daß die Seitengalerien und da insbesondere die Höhe der Quarterdecksgalerie zu niedrig ausgefallen sein könnte, was ich im letzten Bild des Beitrages deutlich machen wollte. Dazu kommt noch, daß im Plan von Schulze die Seitenansicht und der Heckspiegel offenbar in unterschiedlichen Maßstäben dargestellt sind. Darauf habe ich ja schon in Beitrag #117 aufmerksam gemacht und bela spricht in seinem Beitrag das gleiche Problem an.
Grundsätzlich ist das Modell schon in Ordnung, es sind wohl lediglich im Laufe der Jahrhunderte verschiedene Dinge an- und umgebaut worden, die in sich nicht mehr konsistent sind. Das Problem bei den Abbildungen ist halt, daß man immer die perspektivische Situation mit in Betracht ziehen muß. Fotogrammetrische Aufnahmen vom Modell gibt es ja leider nicht. Ich habe aber festgestellt, daß der Plan von Schulze doch ziemlich zweifelhaft ist und eigentlich überhaupt nicht dem Modell entspricht. Die augenfälligste Differenz zum Modell ist der übertriebene Sprung der Stückpforten und damit der Decks, die so am Modell gar nicht existiert. Ich habe schon damit angefangen, in Bildausschnitte Linien zu ziehen und möchte versuchen, anhand von Skizzen die Differenzen zwischen dem Originalmodell und den Plänen von Schulze zu verdeutlichen.
Bei allen Untersuchungen muß man auch immer beachten, daß die Außenseiten der Seitengalerien am Heckspiegel um die Breite eines Fensters von der Bordwand entfernt sind. Dadurch umschließen Heckspiegel, Bordwand und Außenseiten der Galerien ein spitzwinkliges Dreieck. Du erhältst eine Anmutung dieses Dreiecks, wenn du auf der Abbildung von Modell 3 die Decks in einem Schwung zum Heckspiegel fortführst und dann die Endpunkte der beiden Linien auf der Ebene des Spiegels verbindest.
Die Erbauer beider Modelle haben wohl bemerkt, daß unter logischen Gesichtspunkten etwas nicht stimmen kann und haben beide versucht, an unterschiedlichen Stellen Verbesserungen einzubauen, jedoch ohne die letzte Konsequenz aus ihren Erkenntnissen zu ziehen. Beim zweiten Modell ist halt die übertriebene Stufung der Stückpforten genau nach Plan Schulze umgesetzt, was dann zu dem schon angesprochenen unmöglichen Verlauf der Decks führt. Wenn auch nicht in letzte Konsequenz hat der Erbauer von Modell 2 aber versucht, die Position der Kanonen/Stückpforten auf dem Hüttendeck dem Original anzupassen. Die Umsetzung kommt da dem Original näher als nach dem Plan von Schulze zu vermuten wäre.
Vom Prinzip her solltest Du bei der Umsetzung des Verlaufes der Decks den Plan der "Kingston" zugrunde legen. Ich werde aber zeigen können, daß der Verlauf der Decks prinzipiell auch am Originalmodell so umgesetzt wurde, nicht aber auf dem Plan von Schulze. Für die Ausarbeitung der Abbildungen und die Formulierung des Textes für meinen nächsten Beitrag brauche ich aber noch ein wenig Zeit.
Hallo Jürgen, bitte lass Dir Zeit und mache daraus keinen Stress. Dies soll für uns ein Hobby und kein Stressforum sein.
Für mich sind zum Umsetzen meines Vorhabens deine professionellen Ratschläge wichtig. Ob die Heute, Morgen oder erst in einer Woche kommen spielt für mich keine Rolle. Was ich noch vergessen habe ist, dass das Model 3 aus Beitrag #121 nur 60 anstatt wie üblich 70 Kanonen besitzt. Hier wollte der Erbauer die reelle Bestückung des Wappen III gleichsetzen.
Meine Rede - perspektivische Verzerrungen, Parallaxenausgleich und was es da sonst noch so alles gibt. Aber abgesehen davon, daß der Spiegel natürlich in einer senkrecht zur Blickachse liegenden Ansicht gezeichnet wurde, können die beiden Abbildungen nicht einfach so nebeneinander gestellt werden. Da paßt ab der oberen Zierleiste der Quarterdecksgalerie auch sonst einiges nicht. Irgendwie ist der Oberspiegel ab dieser Stelle zu sehr in die Höhe gezogen - oder der Seitenriss gestaucht. Und einfach den Seitenriß in die Höhe zu ziehen oder den Heckspiegel zu stauchen klappt auch nicht, das hatte ich bereits bei der Gegenüberstellung von Seitenriß und Heckspiegel der "Wapen" mit dem Seitenriß der "Kingston" in #117 ausprobiert.
Ich denke, ich habe gerade auch bemerkt woran das liegt. Auf der Seitenansicht sind am Heckspiegel die Fenster der Quarterdecksgalerie etwas niedriger als die Fenster der Oberdecksgalerie gezeichnet. Auf der Abbildung des Heckspiegels - und auch am Originalmodell - sind aber die Fenster der Quarterdeckskabine um etwa ein Viertel höher als die Fenster der der Oberdeckskabine. Deshalb kann eine direkte Gegenüberstellung der beiden Ansichten schon von vornherein nicht funktionieren.
Hallo Jürgen, ich glaube das ich die zeichnerische Lösung gefunden habe. Schaue es Dir an damit ich es in meinem Plan umsetzen kann
Am Heckspiegel habe ich eine blaue Mittelpunkts Linie und eine rote Seitenlinie eingezeichnet. Diese habe ich dann so gedreht das diese in die Seitenansicht hineinpasst. Die Bemaßungen sollen die ungefähren Fenstergröße am Mittelpunkt und an der Seite widerspiegeln. Dann habe ich die gestrichelten Linien neu eingezeichnet, welche das obere Deck von der Seite zur Mitte hin widerspiegelt. Dabei habe ich diese so gezeichnet das der Wölbung des Decks in Richtung Quarterderdeck zunehmend geringer wird.
Somit kann ich deine Anforderungen in deinen letzten Beiträgen erfüllen und ich Denke es ist historisch richtig. Die Decks sind dann aus der Sicht zum Spiegel hin fast plan.
mit dieser Vorgehensweise kommst Du schon mal einen Schritt voran. Anhand Deiner Skizzen stellst Du aber auch fest, daß die Zierleisten, die ja eigentlich an Heckspiegel und Seitengalerien auf einer Ebene liegen sollten, sich auf dem Weg von der Gillung zum Hackbord immer weiter voneinander entfernen. Die Skizze zeigt auch ganz deutlich, daß die Proportionen von Heckspiegel und Seitenriß nicht übereinstimmen und zudem noch, was ich in #126 schon bemerkt habe, auf dem Seitenriß die Umzeichnung des Heckspiegels nicht mit den Gegebenheiten am Modell übereinstimmt. Du kannst Du auch auf Deiner Skizze erkennen. Die roten Striche, mit denen Du die obere Zierleiste der Quarterdecksgalerie gekennzeichnet hast, liegen auf der Seitenansicht in der Mitte des entsprechenden Abschnitts der Seitengalerie anstatt an der dortigen Zierleiste anzuschließen. Die dort auftretende Differenz entspricht in etwa der fehlenden Höhe der Fenster der Quarterdeckskabine. Nachdem ich mich nun ziemlich intensiv mit den Fotografien und den vorgestellten Plänen der "Wapen von Hamburg III" beschäftigt habe, komme ich zu dem Schluß, daß die Pläne nicht sehr viel mit dem eigentlichen Modell gemeinsam haben.
ich habe jetzt mal ausführlich Bilder des Modells der Wapen von Hamburg III betrachtet und das, was ich darauf erkennen kann, mit den Plänen von Schulze, bzw. Deinen Umzeichnungen verglichen.
Um meine Interpretation zu verdeutlichen, habe ich die Ansicht des Modells von dreiviertel achtern Steuerbord gewählt, obwohl da die Eckstrebe der Vitrine im Weg ist. Die dahinter nicht sichtbaren Teile des Modells habe ich extrapoliert (gelbe Linien). Die hellblauen Dreiecke auf den Decksebenen der Seitengalerie sollen deren ungefähres Raumvolumen, die türkis-gestrichelte Linie die Innenseite der Bordwand am Heckspiegel versinnbildlichen.
Alle Linien auf der Abbildung beziehen auf die Außenhaut des Modells. Ich habe die unteren und oberen Rahmen der Stückpforten vom Batteriedeck und vom Oberdeck miteinander verbunden (hellgrüne Linien) um den Sprung der Pforten zu visualisieren. Dieser ist moderat und durchaus stimmig. Dies zeigt sich auch daran, daß die Linie, welche die unteren Rahmen der Stückpforten im Batteriedeck verbindet genau auf der Oberkante des Heckbalkens auskommt (roter Pfeil) und damit in einer Ebene mit den Unterdrempeln der Öffnungen in der Gillung übereinstimmt.
Die auf die Unterdrempeln der Pforten des Oberdecks gelegte Linie schneidet am Heck die Schmuckleiste der Obergillung, liegt also in einer Eben mit den unteren Rahmen der Heckfenster dieses Decks. Die obere Verbindungslinie schneidet die Ebene des Heckspiegels in etwa 3/4 der Fensterhöhe. Durch die Bucht liegen die Oberkanten der Fenster der Seitengalerie etwas tiefer, weshalb in der Seitenansicht die Oberdrempel der Stückpforten und die oberen Rahmen der Fenster gleichauf liegen (siehe Abbildung von Renovierung in # 119).
Auf der Abbildung mit dem Blick auf die Steuerbordseite der Kuhl ist zu erkennen, daß der Abstand zwischen Deck und Unterkante der Stückpforten eine, vielleicht auch 2/3 der Höhe einer Stückpforte beträgt. Auf dem Quarterdeck beträgt der Abstand zwischen dem Deck und der Unterkante der Stückpforten etwa 2/3 des Durchmessers der Stückpforten. Davon ausgehend habe ich den Verlauf des Oberdecks und des Quarterdecks eingezeichnet (orange Linien). Immer unter Beachtung der perspektivischen Verzerrung der Abbildung und daß ich freihand gezeichnet habe, endet die Deckslinie des Oberdecks ziemlich genau in Höhe der Schmuckleiste zwischen Gillung und Obergillung. Beim Quarterdeck schneidet die Deckslinie die Ebene des Heckspiegels ungefähr im unteren Drittel der Quarterdecksgalerie.
Auf der Abbildung, die das Hüttendeck zeigt, ist zu erkennen, daß das Deck nahezu waagerecht verlegt ist und eine schwache Balkenbucht aufweist. Der Abstand der Stückpforten zum Deck beträgt etwa 4/5 des Durchmessers der Pforten. Die Deckslinie des Hüttendecks etwa auf Höhe der Zierleiste an und schneidet die Spiegelebene etwa im unteren Viertel des Hackbords.
Die rote gestrichelte Linie auf dem Schanzkleid des Hüttendecks soll den Verlauf dieses Bauteils im Plan von Schulze andeuten. Die dunkelgrün markierten Stellen unterscheiden sich ebenfalls am Modell und im Plan und finden sich nachfolgend in der Ansicht des Längsschnittes wieder. Den Erkenntnissen aus der Linienführung auf der vorhergehenden Abbildung folgend, wurden die Lage der Decks und die der Stückpforten an die Situation am Originalmodell angeglichen.
Hüttendeck: Der Verlauf des Schanzkleides folgt auf diesem Plan dem Sprung der Barkhölzer (rote gestrichelte Linie). Dadurch unterscheidet er sich vom Originalmodell, bei welchem der oberen Abschlüsse des Bauteils fast waagerecht ausgeführt ist (grüne Linie). Am Modell liegen die Oberkanten der Schanzkleider etwa in Höhe der Oberkante des Hackbords und werden von der Reling auf diesem überragt. Außerdem ist die Verbindung der Schanzkleider, auf denen die Delphinfigur ruht, am Modell in einem steileren Bogen ausgeführt als es der Plan zeigt. Wie auf den Bildern vom Modell zu sehen ist, liegen die Stückpforten ungefähr in der Mitte zwischen dem Deck und der Oberkante des Schanzkleides. Das führt auf dem Plan zu einer Absenkung der achtersten Stückpforte und bei der vorderen zu einer leichten Anhebung.
Quarterdeck: Die Oberkante des Schanzkleides verläuft beim Originalmodell fast waagerecht (grüne Linie). Die Stückpforten haben beim Modell einen größeren Abstand zum Deck als auf dem Plan. Sie liegen etwas tiefer als mittig zwischen dem Deck und der Oberkante des Schanzkleides. Ebenso erscheint das Quarterdeck fast waagerecht zu liegen. Es ist auf den Bildern auf jeden Fall kein übermäßiger Sprung zu erkennen. Das Deck hat demnach einen flacheren Verlauf und endet am Heck im unteren Viertel der Quarterdecksgalerie.
Oberdeck: Die Stückpforten der Kuhl sind von der Oberkante der Kuhlreling etwa eineinhalb Stückpfortenhöhen (roter Strich) und etwa zweidrittel der Stückpfortenhöhe (gelber Strich) vom Deck entfernt. Im Plan sind die Pforten des Oberdecks demnach zu tief eingezeichnet. Ich habe sie etwas angehoben und die Unterdrempel mit einer Linie verbunden, die etwas unter der oberen Zierleiste der Obergillung endet. Das Deck endet ungefähr auf Höhe der die Gillung und Obergillung trennenden Zierleiste. Batteriedeck: Auch hier verläuft der Sprung der Geschützpforten beim Modell flacher als auf dem Plan. Die Unterdrempeln liegen in einer Höhe mit der Oberseite des Heckbalkens. Das Deck verläuft flacher und endet deutlich unter dem Heckbalken.
Auf den Seiten der Royal Museums Greenwich habe ich das Modell eines englischen 50ers (mit Stückpforten für 56 Geschütze) von 1747 gefunden, das in seiner Form dem Hamburger Modell sehr ähnlich ist und bei dem auch die Stückpforten im Batterie- und Oberdeck wie beim Modell angeordnet sind.
Wie in #128 angesprochen, habe ich im Verlauf dieser Recherche noch einige neue Erkenntnisse in Bezug auf die Anordnung des Heckspiegels gewonnen, die ich demnächst hier darstellen möchte.
Hallo Jürgen, nun bin ich beruhigt das die Pläne von Herrn Schulze nicht das sind was Sie eigentlich sein sollten. Nun stehe ich nicht alleine da mit meiner Meinung. Ein weiterer schlagkräftiger Beweis zu unser beiden Aussage zeigt das nachfolgende Bild. Die rot gekennzeichnete Zierleiste ist im Plan von Herrn Schulze nicht identisch zum Originalmodel. Man sieht auch deutlich das die obere Hütte zur Zierleiste im Plan schräger verläuft.
die Linie, die Du rot markiert hast, stimmt ja sogar eingermaßen. Der Knackpunkt ist die Position der Stückpforten und der Verlauf der Oberkante der Schanz, die am Modell viel waagerechter und mit einem minimalen Sprung verläuft, und ganz und gar nicht, wie dies auf dem Plan eingezeichnet ist (siehe die grüne Linie in meiner Skizze in #129), parallel zu der von Dir markierten Zierleiste. Die Stückpforten schneiden am Modell die Zierleiste in unterschiedlichen Höhen, während sie auf dem Plan parallel zu ihr angeordnet sind.
Ich habe mal versucht, die Situation an der Hüttendeckschanz zeichnerisch darzustellen. Wie immer muß auch hier beim Vergleich beider Darstellungen beachtet werden, daß das Bild aus einem bestimmten Winkel und nicht senkrecht zur Ebene der Bordwand aufgenommen wurde, während der Plan natürlich diese Ebene zeigt. Es treten deshalb auf dem Bild immer perspektivische Verzerrungen auf, die den vorhandenen Sprung der Linien entweder verstärken oder minimieren können.
Die Zierleiste (deren Sprung nicht! mit dem Verlauf des Hüttendecks übereinstimmt) habe ich ein wenig nach oben gesetzt und so gelegt, daß sie die Umkränzung der vorderen Stückpforte in etwa so schneidet, wie dies auf dem Bild vom Modell zu erkennen ist. Dann habe ich die mittlere und die hintere Stückpforte jeweils so weit nach unten gesetzt, daß ihre Positionen in etwa der auf der Abbildung entsprechen.
Die Oberkante der Hüttendeckschanz habe ich dann in einem zu jeder Stückpforte gleichen Abstand eingezeichnet. Wie auf der Abbildung zu sehen ist, wird die Oberkante der Schanz mit einem leichten Sprung viel waagerechter und es entsteht eine erheblich größere Übereinstimmung zu der Situation am Modell. Zusätzlich habe ich auf dem Seitenriß und der Abbildung noch zwischen der Zierleiste und der Oberkante der Hüttendeckschanz Abstandslinien eingezeichnet, und zwar achtern der hinteren Stückpforte (orange) und vor der vorderen Stückpforte (türkis) und diese jeweils wechselseitig nebeneinander gestellt. Man sieht dadurch ganz deutlich, daß sich der Abstand zwischen Zierleiste und Oberkante des Schanzkleides von vorn nach achtern verringert und die Linien nicht, wie auf dem Plan gezeichnet, parallel zueinander verlaufen.
Die Zierleiste, welche die Stückpforten des Quarterdecks verbindet, steigt auf dem Plan gegen das Heck zu stark an, während sie beim Modell nahezu parallel zu der Zierleiste am Hüttendeck verläuft. Wenn dies auf dem Plan auch so gezeichnet wäre, würde der Sprung aller Linien auf der Bordwand (Zierleisten und Barkhölzer) zum Heck hin viel flacher werden und dem Modell besser entsprechen. Ich habe diese Linie ebenfalls eingezeichnet und ihr Verlauf macht deutlich, daß a) der Neigungswinkel der Linien der Seitengalerie viel steiler ist als am Modell, und daß b) die gesamte Abwicklung der einzelnen Bauteile auf dem Plan nicht besonders gut mit der am Modell übereinstimmt.
Die blaue Linie soll den Verlauf des Hüttendecks darstellen, das auf dem Plan von vorn nach achtern immer noch eine viel größere Steigung aufweist als auf dem Bild vom Modell, wo der Verlauf ja nahezu parallel zu der waagerechten Trennlinie zwischen Bild und Plan verläuft, was darauf hindeutet, daß der Sprung des Decks auf jeden Fall erheblich geringer ist, als der Plan dies suggeriert.
im Nachbarforum beschäftigt sich gerade ein Mitglied mit den Dekorationen von Schiffen der französischen Flotte im späten 17. und frühen 18. Jahrhundert und stellt auch Pläne einiger Schiffe vor. Darunter ist auch eine Seitenansicht des 50-Kanonen-Schiffes "Le Jazon" von 1724.
Bis auf die Tatsache, daß die vorderste Stückpforte im Batteriedeck fehlt, sieht das Schiff der "Wapen von Hamburg III" doch ziemlich ähnlich. Zur "Jazon" habe ich auch ein Datenblatt mit allen wichtigen Angaben zum Schiff und seiner Geschichte gefunden .
Wie in der französichen Bauart üblich, hat das Schiff einen relativ flachen Sprung. Gut zu sehen ist auf dem Riß auch die Eintauchtiefe des Hecks, die auch Marquardt auf einer seiner Skizzen in der englischen Version seiner Überlegungen zum Hamburger Modell darstellt.
Aufgrund einer perspektivischen Verzerrung der Originalfotografie(n) ist der Unterwasserrumpf bei Marquardt etwas zu schmal geraten. Der Abstand zwischen Kiel und Unterkante des Barkholzes müßte in etwa dem Abstand zwischen Unterkante Barkholz und Oberkante Kuhlreling entsprechen. Das Bild genügt aber zur Darstellung des Prinzips.
Hallo Jürgen, sehr interessanter Beitrag. So langsam glaube ich auch das es besser und vernünftiger wäre das Konzept von Marquardt weiterzuverfolgen. Also einen "Wapen von Hamburg III nach Marquardt" zu zeichnen und zu bauen Dieser hat auch nur 58 Kanonen und dies wäre auch einfacher und realistischer zu zeichnen. Die ganzen Modelle die in der Vergangenheit gemacht wurden stimmten mit dem originalen Museumsmodel nicht überein. Auch die Zeichnungen von Herrn Schulze sind nicht korrekt zum Originalmodel wiedergegeben. Da sind wir uns einig und wir haben dies in der Vergangenheit mehrmals bewiesen. Nun hoffe ich, das ich nicht wieder in diesem Forum als Prolet ausgerufen werden. Ich musste mich schon einmal entschuldigen.
Falls ich einen "Wapen von Hamburg III nach Marquardt" Model erstellen sollte, dann hat meine Zeichnungen und das Model historisch keinen ideellen Wert. Ich denke das ich die jetzige Zeichnungen mit all seinen Fehlern fertigstellen sollte und dann könnte ich mir Vorstellen das ich aus den gemachten Erfahrungen den "Wapen von Hamburg III nach Marquardt" bauen kann.
Währenddessen habe ich aus den von uns gemachten Erkenntnissen die Seitenansicht nochmals neu gezeichnet. Die Decks sind jetzt zum Heck hin etwas flacher. Die Oberkante der Schanz die du aus dem Beitrag #131 erwähnt hast habe ich auch neu gezeichnet. Auch in der Zeichnung von Herrn Schulze ist die Darstellung am Heck der Schanz für mich nicht logisch nachvollziehbar.
da zeigst Du ja sehr schöne Fortschritte bei der Ausarbeitung der Pläne. Ich habe während der vergangenen Tage ausgiebig die verfügbaren Bilder des Modells mit den Plänen verglichen. Dabei komme ich immer mehr zu dem Schluß, daß die Pläne nicht auf exakten Aufmaßen des Modells beruhen können, weil einfach schon die optischen Differenzen zu groß sind. Zum Beispiel sind auf dem Plan an der Bordwand lediglich 11 Treppenstufen eingezeichnet, während am Modell 13 angebracht sind. Der Abstand der Zierleisten an Quarter- und Hüttendeck ist am Modell über den gesamten Verlauf gleich, während er im Plan vom Beginn des Hüttendecks in Richtung Seitengalerie deutlich abnimmt. Und das sind nur zwei augenfällige Beispiele. Viele andere wurden schon in den vorangehenden Beiträgen diskutiert.
Ich habe ein bißchen gezeichnet und versucht, meine Erkenntnisse visuell aufzuarbeiten. Dabei bin ich mal davon ausgegangen, daß die Länge des Kiels auf dem Plan mit der des Modells übereinstimmt. Meine zeichnerischen Umsetzungen beruhen auf Beobachtungen und sollen das Prinzip der von mir vorgeschlagenen Änderungen darstellen. Sie erheben deshalb nicht im mindesten den Anspruch der millimetergetreuen Genauigkeit. Einige Änderungen, die ich vorschlage, hast Du ja in #133 bereits umgesetzt und vorgestellt.
Ich beginne mal mit dem Heck. Wie schon in #128 und #129 angemerkt, stimmt die Umzeichnung des Heckspiegels auf dem Plan nicht mit der Disposition des Hecks am Modell überein. Wie schon in #123 erwähnt, sind die Fenster der Ober- und der Quarterdecksgalerie auf dem Plan gleich hoch gezeichnet, während am Modell die Fenster der Quarterdecksgalerie um etwa 25% höher sind als die des darunter liegenden Decks.
Wird der Abstand zwischen der Unterseite des Kiels und der Oberkante der Reling über dem Hackbord als mit der des Modells identisch betrachtet, muß der Heckspiegel auf dem Plan ab der Unterkante Fenster des Quarterdecks um eben diese 25% tiefer gelegt werden (rote Linien). Die ursprüngliche Position des Heckspiegels ist in der Abbildung noch zu erkennen. Um den Anschluß an die Gillung zu erhalten muß das verschobene Heckstück weiter nach vorn gerückt werden. Dadurch wird der Schwung der Gillung nach achtern etwas verkürzt, was aber nach meinen Beobachtungen durchaus mit dem Modell übereinstimmt. Im Rahmen dieser Operation muß auch den Heckbalken etwas tiefer gelegt und die Krümmung der Gillung angepaßt werden (rote Linien). Die ursprüngliche Position des Heckbalkens ist auf der Abbildung noch zu erkennen. Das Ruder habe ich etwas schmäler dargestellt (rote Linie), da es meiner Ansicht nach im Plan viel zu breit ist.
Wie schon mehrfach erwähnt, stimmt ja auf dem Plan die Linie der Oberkante der Schanz auf dem Hüttendeck nicht mit der am Modell überein. Dies hast Du ja in #133 auch schon korrigiert, ebenso wie die Lage der vordersten Stückpforte über dem Hüttendeck. Diese liegt beim Modell auf einer Linie durch die Mittelpunkte der Stückpforten der darunter liegenden Decks (türkise Linie), muß also etwas nach achtern verschoben werden, wie Du das auch schon umgesetzt hast. Die mittlere Stückpforte liegt auf einer Linie mit der achteren Seitendrempel der hintersten Stückpforte des Oberdecks (deren Position auf dem Plan tatsächlich mit der am Modell übereinstimmt, türkise Linie), muß also etwas nach vorn verschoben werden. Dementsprechend muß auch achterste Stückpforte etwas nach vorn verschoben werden.
Dadurch werden die Abstände der Pforten untereinander und auch der zwischen der achtersten Stückpforte und der Innenkante des Heckspiegels kürzer und entsprechen in dieser Lage viel besser den Abständen, die auf den Bildern vom Modell zu sehen sind (siehe dazu #130). Durch die Änderung der Linie der Oberkante der Hüttendeckschanz und die Angleichung der Abstände der Stückpforten an diese, nähert sich die Deckslinie mehr der Horizontalen und verliert den übertrieben Sprung, der auf dem Plan dargestellt ist. Die Linie, die Du als "nicht nachvollziehbar" bezeichnest, soll wohl die Breite des Hackbordes andeuten. Beim Vergleich mit der Ansicht des Hüttendecks fehlt aber auf dem Plan diese Art Bank, die dem Hackbord binnenbords vorgelagert ist und den Fuß des Flaggenstocks aufnimmt. Außerdem sind die Relingstützen nicht, wie im Plan gezeichnet, auf die Oberkante des Hackbords aufgesetzt, sondern an dessen Rückseite angebracht.
Dasselbe gilt im Prinzip für die Stückpforten des Quarterdecks. Durch die horizontalere Ausführung der Oberkante der Schanz und die Angleichung der Abstände der Pforten auf dem Plan an die aus den Bildern herauszulesende Situation (Mittelpunkt der Pforten etwa in der Mitte zwischen Deck und Oberkante Schanz), verliert auch hier das Deck den übertriebenen Sprung und endet – auch durch die Veränderung am Heck – im unteren Drittel der Oberdecksgalerie. In Deiner aktuellen Zeichnung dürfte die Linie der Schanzoberkante noch etwas horizontaler verlaufen und die Vorderkante ein klein wenig höher werden. Die Schanz sollte vorn auf jeden Fall über der Linie des Planes liegen.
Die Position der Stückpforten auf dem Oberdeck habe ich ja schon in #129 beschrieben (Abstand zur Oberkante Schanz etwa eineinhalb mal die Höhe der Stückpforten, Abstand zum Deck zwischen einer und 4/5 der Höhe der Pforten. Ich habe die Stückpforten des Oberdecks ungefähr diesen Abständen entsprechend in den Plan eingezeichnet (grün) und Ober- und Unterdrempeln mit einer violetten Linie verbunden. Dabei stellt sich heraus, daß die achterste Stückpforte in der Position auf dem Plan ziemlich genau zwischen diesen Linien liegt. In Deiner aktuellen Zeichnung liegt die achterste Stückpforte ebenfalls auf etwa 4/5 des Abstandes zum Deck und Du müßtest folgerichtig alle Stückpforten in Richtung Bug auf eben diese Höhe über Deck anheben.
Beim Batteriedeck bin ich mal davon ausgegangen, daß die Position der Geschützpforten in Bezug auf das Deck so wie eingezeichnet stimmt – auf den Bildern ist da ja nichts zu erkennen. Zusammen mit der neuen Position des Heckbalkens müßten damit lediglich die vier letzten Pforten sukzessive tiefer eingezeichnet werden, was Du ja in Deiner aktuellen Zeichnung zum Teil auch schon so umgesetzt hast.
Zu den Vorschlägen von Marquart zum Aussehen der "Wapen" habe ich mir ebenfalls Gedanken gemacht, die ich in einem separaten Beitrag darlegen möchte.
in den Artikeln von Karl-Heinz Marquart zur "Wapen von Hamburg III" sind diese beiden Fotografien des Bug- und des Heckabschnitts des Modells, die im Rahmen der Restaurierung des Modells im Jahr 1951 aufgenommen wurden, abgebildet. Vielleicht sind sie auch in dem Buch von Reincke und Schulze enthalten und Du kennst sie schon.
Wie man an der Position der Ständerplatte auf den Fotos sieht, sind beide nicht rektangular aufgenommen worden. Auch sind beide Fotos leicht schräg von oben (man sieht auf beiden die Reling der Kuhl an Steuerbord) mit unterschiedlichen Kamerapositionen aufgenommen worden. Bei der Aufnahme vom Bug befand ich die Kamera ungefähr senkrecht zu einer Linie hinter der vierten Geschützpforte des Batteriedecks. Der Kamerastandort, von dem aus das Bild des Heckabschnittes aufgenommen wurde, liegt ungefähr am achteren Ende der Bordwandtreppe.
Montiert man die beiden Bilder erhält man folgendes Ergebnis:
Daß beide Bilder aus einem unterschiedlichen Winkel von schräg oben aufgenommen wurden, sieht man auch daran, daß auf dem Bildteil mit dem Heck der Kiel gerade noch zu sehen ist, während er auf dem Bildteil mit dem Bug unter der Wölbung des Rumpfes verschwindet. Durch die erhöhte Kameraposition wird die Linie des untersten Barkholzes im Mittelteil der Abbildung zu stark nach unten gezogen, was einen sehr starken Sprung der Bordwand suggeriert.
Marquart hat eine derartige Fotomontage verwendet um seine Vorstellungen vom ursprünglichen Aussehen des Modells darzustellen.
Er hat dabei jedoch nicht die perspektivischen Verkürzungen in Betracht gezogen, sodaß der Rumpf auf der Skizze zu wenig Volumen und Tiefe aufweist. Auch die Position des Achterstevens liegt deshalb zu weit vorn und die Seitengalerie wird kürzer, da die Sichtlinie aus der Perspektive der Fotografie nahezu senkrecht auf deren Fläche trifft.
Um die Übereinstimmung zu Deinen Planzeichnungen herzustellen, habe ich die Skizze von Marquardt gespiegelt. In diese Abbildung habe ich in Rot alle bei der Restaurierung von 1846 hinzugefügten Bauteile eingezeichnet, die heute das Aussehen des Modells bestimmen.
Ebenfalls in Rot habe ich die Linien des Rumpfes eingezeichnet. Aus der Betrachtung verschiedener Abbildungen habe ich extrapoliert, daß auf einer Seitenansicht des Modells der Abstand des Kiels von der Mitte des Barkholzes an seiner tiefsten Position (blaue Linie) gleich dem Abstand von diesem gedachten Punkt bis zur Oberkante der Kuhlreling (violette Linie) sein müßte. Ich habe auch versucht, den Sprung der Geschützpforten nachzuvollziehen indem ich die Ober- und Unterdrempeln mit (grünen) Linien verbunden habe. Den perspektivischen Verzerrungen der ursprünglichen Fotografie geschuldet, gelingt dies nur bedingt. Daß die Ränder der Pforten aber einem harmonischen Verlauf folgen, habe ich ja schon in #129 dargestellt.
Mit gelben Linien habe ich die Lage der einzelnen Decks dargestellt. Die Abstände zwischen den Decks und den Unterkanten der Stückpforten habe ich beim Ober- und Quarterdeck mit violetten Strichen verdeutlicht. Die zuvor angesprochene perspektivische Verkürzung der Seitengalerie habe ich nicht korrigiert. Ich habe allerdings den Achtersteven – und damit das Ruder – etwa in die Position verschoben, die sie auch am Modell haben.
Die blaue Linie soll die KWL symbolisieren, die schmale braune Linie die Position des tiefsten Punktes des Achterstevens auf der Skizze von Marquardt, die dicke braune Linie dieselbe Position auf meiner Umzeichnung.
Da ich das Modell nur von Bildern kenne und nie im Original gesehen habe, liegt es mir fern zu behaupten, daß meine Skizzen der Weisheit letzter Schluß seien. Sie unterscheiden sich allerdings doch sehr von den Planzeichnungen von Schulze und kommen meiner Meinung nach dem Aussehen des Modells schon ziemlich nahe.
Ich wünsche Dir weiterhin viel Freude beim Zeichnen der Pläne und bin schon sehr gespannt auf die weiteren Ergebnisse.