Hallo Matthias @victory78 also ich war von dem Buch nicht enttäuscht, denn es beschäftigt sich ausführlich mit den Booten und Fangtechniken der Adria. Auch solche Dinge wie die tägliche Polenta, den Maisbrei, finde ich aufschlussreich. Die Darstellungen der Fische sind hübsch, aber zu viele. Schön, dass Du Dich mit der Schleppnetzfischerei vertraut gemacht hast. Viele Jungs bauen einfach nur ihr Modell und schauen nicht nach links oder rechts. Ich denke, man muss unterscheiden. Da ist das Schleppnetz und das Grundschleppnetz mit Walzen und Rollen. Was wirklich schlimm ist und eine Wüste hinterläßt, ist das Austernfischen mit der Dredge, hier an Bord von bretonischen Bisquiner. Das Ding wirkt tatsächlich wie ein Hobel.
Die Segel sind angeschlagen. So soll es aussehen. Das zu große Besansegel wurde hinten abgeschnitten und gereiht. Es muss da noch genäht werden und das Liektau muss wieder dran. Die übrigen Segel sind auch erst nur gereiht, die Tuchbahnen sind mit Bleistift markiert. Der Segelstoff wurde mit Tee getönt. Im zweiten Bild ist die Trekandini mit der Tartane zu sehen und es gibt große Übereinstimmungen. Beide Schiffe haben osmanisch/arabische Einflüsse. Statt des Lateinersegels trägt die Trekandini ein Sprietsegel. Sie ist als Lastensegler breiter und die Bemastung ist niedriger. Die Tartane war ein Kriegsschiff, zumindest ein Wachschiff. Warum baut der alte Lehrer solche Modelle, wo sie sich doch so ähnlich sind? Weil es sie gab und es Spaß macht, jawohl.
Gruß Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
Charmanter Thorsten, diese tunesisch-algerische Tartane mit Groß- und Besanmast war als Kaperschiff entwickelt worden. Als Handelsschiff soll es nur die viel kleinere, einmastige Tartane gegeben haben. Mein Fahrzeug ist aus der Spätzeit (1810) und wurde in Frankreich gebaut. Die Franzosen hatten nämlich die Vorzüge dieses Fahrzeugtyps erkannt und verwendeten es als Aufklärer, Depeschenboot und Zollschiff.
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Gruß Jörg
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IMG_2950.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)DSCI1197.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) Es waren einmal zwei griechische Inseln... Die Kykladeninsel Syros wurde bereits von dem uns allen wohlbekannten Schweinehirten Eumaios in der Odyssee erwähnt. In leuchtenden Farben beschreibt er die reiche und quirrlige Stätte um den säumigen Odysseus zur Rückkehr in die Heimat zu bewegen. Seit der venetianischen Besetzung war ein Großteil der Bevölkerung katholisch, das mit den Türken gegen Habsburg verbündete Frankreich schützte und förderte die Kirchen und Klöster. Die Insel mit dem großen Naturhafen profitierte von seiner zentralen Lage. Handel, Schiffbau und viele Gewerbe entwickelten sich. Nach dem Befreiungskrieg entstanden hier Gymnasium, Druckerei, Quarantänestation, Telegraphenamt. Sie waren die ersten in Griechenland. Heute gibt es noch eine Schiffswerft, aber die Auftragslage ist schlecht. Die Insel lebt vom Tourismus, hauptsächlich sind es Festlandsgriechen. Die Insel Symi ist ganz abgelegen. Sie gehört zu den Dodekanes, wie Rhodos oder Kos. Bis 1918 gehörte sie zum osmanischen Reich, hatte aber weitgehende Selbstverwaltung inne. Während des Zweiten Weltkrieges hielten deutsche Heeres- und Marineeinheiten die Dodekanes bis zum Kriegsende und banden alliierte Kräfte. Seit Oktober 1944 waren sie abgeschnitten. Das Hauptquartier war auf Symi. Wichtige Erwerbszweige auf der Insel waren der Schiffbau und die Schwammfischerei. Von hier segelten um 1850 Fischer zu den Schwammgründen vor Tunesien. Die Insel bileb lange Zeit vom Tourismus verschont, da sie trinkwassermäßig mit dem Tankschiff von Rhodos versorgt werden musste. Um 2010 wurden mit EU Geldern eine Meerwasserentsalzungsanlage und Windkrafträder zur Stromversorgung gebaut. Nun sind Fortschritt da und Touristenströme auch.
Wir sehen die Trekandini aus Syros und die Skarpee aus Symi. Sie sind weitgehend identisch. Bei der Skarpee habe ich das Rahtopsegel eingeholt. Ihr Heck ist als Plattform ausgeformt um das Besansegel zu bedienen. Ich habe die Trekandini auf Bücher gestellt, damit beide Modell auf einer Höhe (Wasserlinie) sind. Der Rumpf der Skarpee ist viel tiefer. Sie braucht viel Ballast und kräftigen Wind um gut zu segeln. Die Osmanen bezeichneten sie als "Schnelläufer" und setzten sie als Fährschiff ein. Die Trekandini hat wenig Segelfläche. Ob sie gut segeln wird?
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Charmanter Thorsten, @Carpfanger stimme Dir zu. Mittelschnell. Nun noch ein wenig Nachhilfe für den Jungen. In Beitrag # 94 erwähnst Du den KFK. 100_2363.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)100_2377.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Ich will Dir was über den KFK 28 , Boot GN (Griechenland Nord) 91 erzählen. Der Kutter wurde für die deutsche Marine bei der Korakowag Werft in Varna, Bulgarien gebaut und im Dez. 43 war Stapellauf. KFKs wurden ja auch in den Niederlande, in der Ukraine, selbst im neutralen Schweden gefertigt. Zu dieser Zeit mussten sich die dt. Einheiten vom Schwarzen Meer zurückziehen. U-Boote, Räum- und Schnellboote wurden selbstversenkt, bzw fielen Luftangriffen zum Opfer. Der KFK und das Schwesterschiff KFK 30 wurden als Lotsenboot getarnt und mit Handelsflagge ausgestattet durch den Bosporus gefahren. Die Türkei war ja neutral. Behelfsmäßig ausgerüstet wurden sie vom Seekommandanten Saloniki Ende Januar 44 in Dienst gestellt. Die eigenen Waffen waren noch mit der Bahn unterwegs mitten auf dem Balkan. Beide Kutter gingen dann im Spätherbst 44 im Einsatz verloren. Das zweite Bild zeigt das gleiche Fahrzeug (KFK 248, taktische Nr. V 1226, eingesetzt vor Norwegen) dann um 1960 als Finkenwärder Fischkutter HF 526. So, jetzt weißt Du alles!
Gruß Jörg
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ER verschont mich nie! (Schließlich gibt's da so nen Vertrag...) 😈
hanseat
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Du hast wirklich Abitur? @hanseat In der Pferdemarktkaserne studiert? In Oldenburg gewohnt? Kennt Julia die Einzelheiten?
IMG_2956.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)DSCI0338.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) In meiner Sammlung habe ich ja drei griechische Boote. Das erste war die Perama. Perama heißt übersetzt einfach nur Schiff. Auch sie ist ein symetrisches Boot. Das Rig bestand im 19./20. Jh. häufig aus Gaffelsegeln. Eine Besonderheit ist dieses Querbrett vorn am Bug. Ist es ein Spritzschutz, ist es ein Ornament? Peramas fuhren noch bis Mitte des letzten Jahrhunderts als Handelsschiffe zwischen den Inseln. Zuletzt natürlich mit Hilfsmotor. Mein Modell ist mittlerweile ein guter Segler, nachdem ich Topsegel angebracht habe.
Der Weiterbau der Trekanini - Ihr habt es ja auch schon bemerkt - stagniert. Erst müssen die Segel genäht werden, dann geht es flott weiter.
Gruß Jörg
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Und wieder seht Ihr die Trekandini mit einem ähnlichen Schiff. Es ist die Lautello "Fiducia" aus Trapani auf Sizilien. Sie war das Basisboot von Schwammtauchern vor der tunesischenKüste. Auch sie hatte diesen Heckausleger, den niedrigen Treibermast, aber kein Rahtopsegel. Wahrscheinlich doch! Oben am Mast ist ein Block angebracht und an ihm wurde wohl bei achterlichem Wind ein "fliegendes" Rahsegel befestigt. Die Segelfläche der Lautello mit dem mächtigen Lateinersegel ist erheblich größer als die der Trekandini.
Gruß Jörg
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