Hallo zusammen, ich habe ein kleine Frage.....wo finde ich Unterlagen zu den benutzten Holzarten im Schiffbau Amerika um 1800? Und welchen Verwendungszweck hatte welche Holzart dabei? Wenn dann noch jemand mir sagen könnte mit welchen aktuellen Sorten ich das dann im Modellbau imitieren könnte von der Farbgebung..... danke schonmal lg Uwe
Schwierige Frage. Welches Holz verwendet wurde hing von vielen Faktoren ab: welchem Zweck diente das Schiff (Kriegs- oder Handelsflotte), wieviel Geld stand zur Verfügung, welche Einsatzzeit wurde veranschlagt, das Fahrtgebiet spielt eine Rolle (Tropen oder nicht?). Von der Constitution habe ich gelesen, dass zumindest das Spantwerk aus amerikanischer Mooreiche gebaut wurde, das sich durch langsames Wachstum, hohe Festigkeit und extreme Feuchtigkeitsresistenz auszeichnete. Sie war es, die das Schiff so widerstandsfähig machte, dass sie den Beinamen Ironside bekam. Ansonsten ist Eiche wohl das am liebsten verwendete Holz. Teile des Kiels der Victory sind aus Ulme gebaut. Auf den großen amerikanischen Binnenseen wurde wohl auch Nadelholz verwendet. Ob es Literatur zu diesem sehr speziellen Thema gibt, kann ich leider nicht sagen.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Grundsätzlich könnte man sagen-alles was Holz ist wurde verwendet. Natürlich gab es Vorlieben wie zum Beispiel Eiche für Kriegsschiffe, aber nicht zwingend. Im Buch von Kurt W. Eichler, Holzbootsbau ist eine Aufstellung der Hölzer drin welche heute verwendet werden können. Man kann davon ausgehen, da es die letzten Jahrhunderte hindurch keine neuen Arten plötzlich gab, das diese auch für die Historie verwendet wurden, je nach Verfügbarkeit.
Dann Verwendungen wird's interessant.
Weißtanne und Ulme wird nur unter Wasser verwendet. Eiche über Wasser, klar aber auch verschiedene Nadelhölzer für Decks und Spieren, Masten. Ahorn z.B. gar nicht- wird sehr schnell stockig und geht kaputt, auch Buche ist sehr problematisch wenn man es nicht gut behandelt. Du siehst das Thema ist groß
Für den Modellbau verwenden kannst du alles was feinmaserig ist
Birne, Bergahorn( weil oft langsam gewachsen), Pappel Buchsbaum. aber auch Nußbaum, je nach Maßstab Für Mahagonie nehme ich sehr gerne als Ersatz Zwetschge, auch Mirabelle hat einen ähnlichen Tatsch. Die anfangs wilde Maserung verschwindet beim Trocknen relativ schnell. Kirschbaum und Apfel sin zwei weitere wunderschöne Hölzer. Auch kannst diu ja alle diese Hölzer im richtigen Farbton beizen.
Nicht empfehlen würde ich Buche deren Maserung ich allgemein als seht störend empfinde. Haeinbuche allerdings kann man wieder empfehlen da sie sehr hell und feinmaserig ist, allerdings auch wahnsinnig hart, ähnlich wie Buchs.
Eiche Esche und Rüster(Ulme) sind im Original von ähnlicher Maserung. wie gesagt im Original werden sie auch verwendet-grobe Maserung.
In Amerika vermutlich verwendet Eiche, Pitchpine, Oregonpine, Mahagonie, Pockholz Hier ist nicht zu übersehen das auch damals schon Hölzer importiert wurden.
Noch eine kurze Anmerkung. Weisstanne wurde in Holland für Unterwassrschbeplankung genutzt, gleich Eigenschaft wie Ulme. Die Nadelhölzer wurden viel aus dem Schwarzwald importiert
Die Geschichte vom kalten Herz spielt hier, wurde vor drei Jahren wieder verfilmt. Da war ich bei den Dreharbeiten am Schluchsee. Der Regieseur erzählte mir das sie das ganze nach historischen Vorlagen darstellten, wie die Fällung , Brandung und auch das Flösen. Da hatten sie am Drehort zur Beratung noch 80 Jahre alts Flösser dabei.
Ein interessantes Thema. Ich hatte schon vor Jahren angefangen Material dazu für einen LOGBUCH-Artikel zu sammeln. Interessant auch deswegen, weil es diverse Handelsnamen gibt und dann die botanische Realität. Was die Amerikaner wirklich verwendet haben kann ich nicht sagen. Sicher mehr Nadelholz, je nördlicher die Bauplätze waren. Wie schon gesagt gab es Unterschiede zwischen zivilen und Marine-Bauten. Im zivilen Bereich wurde für den schnellen Dollar gebaut, bei der Marine mehr auf Investitionssicherheit.
An modernen Büchern zu dem Thema kenne ich eigentlich nur dieses französische hier:
BALLU, J.-M. (2008): Bois de marine. Les bateaux naissent en fôret.- 153 p., Paris (La Compagnie des éditions de la Lesse).
Seit dem 17. Jh. wurden vorallem auch in Frankreich diverse Abhandlungen zum Thema Holz im Schiffbau (u.a.) publiziert, die auch teilweise als Digitalisate erhältlich sind:
BECKER, H.F. (1804): Über Cultur, künstliche Bildung und Fällung des Schiffbauholzes.- XVI-184 p., Leipzig (J.B.G. Fleischer).
CARON, C. (1676): Traité des bois servans à tous usages.- 2 vols, 345+439 p., Paris (Chez auteur).
DIRECTION GENERALE DE L'ENREGISTREMENT ET DES DOMAINES ET FORET (28.08.1816): ORDONNANCE concernant le martelage et la conservation des bois necessaires aux constructions navales. Avec REGLEMENT relatif a l'execution du service des messageries et exploitation des bois destines au service de la marine.
DIRECTION GENERALE DE L'ENREGISTREMENT ET DES DOMAINES ET FORET (28.08.1816): ORDONNANCE concernant la nouvelle division des forets du royaume en quatre directions pour l'explitation des bois destines aux constructions navales.
DUHAMEL DU MONCEAU, M. (1764): De l’exploitation des bois, ou moyens de tirer un parti avantageux des taillis, demi-futaies, et haut-futaies, et d’en faire une juste estimation: Avec la description des arts qui se praquticant dans les fôrets. Faisant parti du TRAITÈ COMPLET DES BOIS ET DES FORETS.- 708 p., Paris (H.L. Guerin & L.F. Delatour).
DUHAMEL DU MONCEAU, M. (1767): Du transport, de la conservation et de la force de bois; on trouvera des moyens d’attendrir les bois, de leur donner diverses coubures, sur-tout pour la construction des vaissaux; et de former des pieces d’assemblage pour suppléer au défaut des pieces simples: Faisant la conclusion du TRAITÈ COMPLET DES BOIS ET DES FORETS.- 556 p., XXVII Pl., Paris (L.F. Delatour).
DUHAMEL DU MONCEAU, M. (1835): Du transport, de la conservation et de la force de bois; on trouvera des moyens d’attendrir les bois, de leur donner diverses coubures, sur-tout pour la construction des vaissaux; et de former des pieces d’assemblage pour suppléer au défaut des pieces simples: Faisant la conclusion du TRAITÈ COMPLET DES BOIS ET DES FORETS.- 556 p., XXVII Pl., Paris (Lebon, Libraire).
ESTANCELIN, M. (1845): Observations sur les causes et les effets de la destruction du bois de construction navale en France.- 44 p., Paris (Dauvin et Fontaine, Libraires).
GOUIJON DE LA SOMME, . (1805): Des bois propres aux constructions navales. Manuel à l'usage des agents forestieres et maritimes.- 132 p., 24? pl., Paris (Guijon Fils).
JÄGERSCHMID, K.F.V. (1827-8): Handbuch für Holztransport und Flosswesen.- 2 vols. + Atlas, 4.. + xxx + 35 pl., Karlsruhe (Müller).
LOMBARD, . (1840): Nouveau manuel-tarif-métrique pour la conversion et la réduction des bois.- 322 p., Paris (Librairie Encyclopédique de Roret).
MINISTRE SECRÉTAIRE D'ÉTAT AU DÉPARTEMENT DE LA MARINE (18..): Instruction sur les bois de la Marine et leur application aux constructions navales. Accompagnée d'un Tarif d'équarrissage.- 58 Planches, Paris (Arthus Bertrand).
NANQUETTE, H. (1859): Exploitation, débit et estimation des bois. Leur usage en architecture navale. Cours créé à l'école impériale forestière.- XIV+368 p., 40 tab., 13 pl., (Grimblot, Veuve Raybois et Cie.).
NANQUETTE, H. (1859): Exploitation, débit et estimation des bois. Cours fait à l'école impériale forestière.- V+419 p., 13 pl., (Grimblot, Veuve Raybois et Cie.).
SEGONDAT, ?. (1792): Holztabellen, zu leichter Berechnung des viereckigen und runden Holzes nach Cubikfuß und des gesägten Holzes nach Quadratfuß. Nach dem französischen Original verbessert. Nebst einer Vorrede von P. H. C. Brodhagen. Wohlfeile Ausgabe. Mit Figuren, welche die zum Schiffbau erforderlichen Stücke Holz vorstellen, und einer Tafel über die Verhältnisse derselben.- 38 p. + Tafeln, Hamburg (Bachmann und Gundermann).
SEGONDAT, ?. (1829): Traité général de la mesure de bois. Tome Premier.- 499 p., Paris (Bachelier). SEGONDAT, ?. (1829): Traité général de la mesure de bois. Tome Seconde.- 268 p., 8 pl., Paris (Bachelier).
Daneben enthalten die Schiffbau-Lehrbücher in der Regel auch Abschnitte über die diversen Holzarten und deren Verwendung.
Ein wichtiges Kriterium is dabei auch, ob das Schiff eisen- oder kupferfest zu bauen ist. Stark gerbsäurehaltige Hölzer, wie Eiche, vertragen sich nicht mit Eisenbolzen, zumindest unter Wasser. Wenn Eisen aus Festigkeitsgründen verwendet werden sollte, mußte man auf andere Holzarten ausweichen.
Nach der Schlacht bei Gettysburg mußten sich die Südstaatler über den Potomac zurückziehen. Hierfür errichteten sie eine Pontonbrücke. Justus Scheibert, preußischer Kriegsberichterstatter, schreibt hierzu in seinem Buch "Im Feldlager der Konföderierten": 'Die Rekognoszierung ergab sehr bald, daß die am Fluß stehenden Bäume meist Eichen waren, die sich zu Flößen schlecht eigneten und zu schwer zu bearbeiten waren [...] Dagegen wurden mehrere Sägemühlen entdeckt, die hinreichenden Vorrat an Brettern und Kreuzholz darboten. 300 Fuß Brückenlänge mangelten gänzlich. Man beschloß deshalb, neue Pontons zu bauen, mit schrägen Vorder- und Hinterkaffen, 30 Fuß oberer, 18 Fuß unterer Länge, 7 Fuß oberer und 6 Fuß unterer Breite. [...] die Pontons mit aus alten Tauen gezupftem Werg gedichtet und an den Nähten geteert sowie Anker aus Steinen und über Kreuz gelegten Hölzern hergestellt'
Für die Unterwasser-Flößerei würde sich übrigens Ebenholz anbieten, da es schwerer als Wasser ist. :-)
Ansonsten möchte ich noch das bestens zu bearbeitende Lindenholz für den Modellbau nachtragen. Mit einer Drahtbürste traktiert und entsprechend gebeizt wirkt es wie Eiche.