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1780 HMS Ontario
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Holz-Scratch: Brigg HMS Ontario (1780) nach Zeichnungen von John McKay
vor einiger Zeit fing ich an mich mehr und mehr für die Seefahrt auf den nordamerikanischen Seen zu interessieren. Neben den geschichtlichen Hintergründen, die vor allem auf den Unabhängigkeitskriegen geschultert sind, stach bei der Recherche ein ganz besonderes Schiff für mich heraus. Auslöser war hierfür ein Wrackfund im Jahre 2008 am Grund des Ontariosees. Dort lag eine "Legend of the Lake", dort lag die "HMS Ontario" in einem bemerkenswerten Erhaltungszustand und damit war bei mir eine Idee geboren... aber zunächst ein wenig Vorgeplänkel:
Die Seefahrt auf den Great Lakes Nordamerikas liefert zwar viele dieser "Legenden". Ein Beispiel für so eine „Legende“, ist vielleicht die HMS St. Lawrence, ein 112-Kanonen Linienschiff, mit über 700 Mann an Bord. Die, die viel kleineren Schiffe der US-Marine im Jahre 1814 auf den Ontario-See in ihren Docks halten sollte. Wohlwissend, dass diese keine wirkliche Chance gegen so einen Kollos hatten, gab die HMS St. Lawrence keinen einzigen Schuss im Kampf ab und wurde 1832 für einen "Schnäppchenpreis" veräußert und dann versenkt. Wirtschaftlich sicherlich ein Super-Gau für das Empire. Aber es ist im Grunde ein nettes Beispiel für die Kurzweiligkeit der Schiffe auf den Great Lakes. Aber nicht jede Geschichte endete so „friedlich“, wenn es nicht unberechenbare Strömungen, Sandbänke oder Unwetter waren, dann war es in der Regel der Feind – hier besonders während des 1. und 2. Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges zwischen England und Amerika, wo unzählige Schiffe in Kampfhandlungen den Besitzer gewechselt haben (hier hatte offensichtlich die junge US Navy ein glückliches Händchen), oder versenkt wurden. So sind die einst mächtig umkämpften Seen, wie der Lake Erie und Lake Ontario hochinteressante Schiffsfriedhöfe mit zahlreichen Wracks und Legenden, die um Selbige ranken.
Eines dieser „Legend of the Lake“, ist die HMS Ontario – mein Bauprojekt.
Die HMS Ontario war eine Zweimast-Brigg, die am 10. Mai 1780 in Carleton Island erbaut, vom Stapel lief:
Daten: Länge: 25 Meter Gewicht: 226 Tonnen Stammbesatzung: keine gesicherten Angaben, wahrscheinlich 42 Mann Bewaffnung: 22 Kanonen (16x 6-Pfünder-, 4x 4-Pfünder-Kanonen und 12 "Swivels" (Drehbassen?), sowie 45 Handwaffen.)
Die HMS Ontario war in dieser Zeit das Flaggschiff der Royal Navy auf den Seen. Ihre Hauptaufgabe bestand darin, die britischen Küstenstädte und Forts zu schützen, da ein Angriff der Amerikaner in Richtung Montreal befürchtet wurde und um den sicheren Transport von Nachschub, Truppen und Kriegsgefangenen zu gewährleisten.
So geschah es auch am 31. Oktober 1780, als sich die HMS Ontario vom Fort Niagara aus aufmachte, um den erkrankten Festungskommandanten Masson Bolton, nach Oswego zu bringen. Wo dieser zur ärztlichen Behandlung weiter nach England reisen sollte. An Bord waren neben der Besatzung und dem Festungskommandanten, höchstwahrscheinlich auch Frauen und Kinder, kanadische und britische Soldaten, sowie amerikanische Kriegsgefangene. Verschiedene Quellen sprechen hier von 88 - 130 Personen an Bord. Darunter 60 britische Soldaten des 34. Cumberland-Regiments und 30 amerikanische Kriegsgefangene. Die exakte Zahl ließ sich nicht rekonstruieren. Nahe liegt, dass eine eventuelle Stammbesatzung bei der ersten Zahl nicht eingerechnet wurde und das neben 42 Mann Besatzung, 88 weitere Personen an Bord waren. Denn die Zahl 130 ist doch die am meisten genannte.
Einer in der Nacht plötzlich aufkommender Sturm brachte die Ontario allerdings in schwere Seenot, so dass sie kenterte und sank. Niemand an Bord hat das Unglück überlebt, einzig 6 gefundene Leichen zeugten von der wahrscheinlichen Katastrophe… Der Untergang der Ontario wurde von der Royal Navy lange Zeit verschwiegen. Wahrscheinlich aus militärisch-strategischen Gründen. So ist auch der Untergangsort bis vor einigen Jahren völlig unbekannt gewesen.
Im Jahre 2008 wurde das Wrack der HMS Ontario von zwei Hobby-Tauchern in 500 Metern Tiefe am Grund des Ontariosees gefunden (der exakte Fundort wird von beiden bis heute verschwiegen). Der Zustand des Wracks war schlichtweg beeindruckend – wie dieses Video belegt:
Quellen: www.wikipedia.uk/.de/HMS Ontario „Legend of the Lake – The 22-Gun Brig-Sloop Ontario“ by Arthur B. Smith “Warships of the Great Lakes 1754 – 1834” by Robert Malcomson
Auch wenn die HMS Ontario eine kurze und tragische Geschichte hat, so fand ich das Schiff doch irgendwie so faszinierend, dass es mich nie wirklich losgelassen hat und die fixe Idee eines Nachbaus sich in mein Gehirn gebrannt hat. Da diese Idee auch heute noch so intensiv vorhanden ist, wie zu ihrem aufkommen, bin ich mir doch ziemlich sicher, dass die HMS Ontario mich auch handwerklich für längere Zeit beschäftigen wird.
"Ich gibs so gut / als ichs errang / Drumb ist mir vor keim Momo bang. Wer bessers waist / und kans erweisen / Der gebs herfür: Ich will ihn preisen." (Joseph Furttenbach 1591-1667)
Inzwischen arbeite ich seit gut einem halben Jahr an dem Schiff und wurschtel mich durch sehr mäßig-gezeichnete Pläne von John McKay, die erst bei der Umsetzung doch einige Schwächen und Ungenauigkeiten zeigen. Aber Dank weiterer Literatur (Literaturliste kommt noch) bin ich doch weiterhin optimistisch, dass mir das Bauprojekt gelingen wird :o)
Hier mal der aktuellste Stand der Arbeiten:
Der Vorsteven - wie man auch auf den weiteren Fotos sieht, muss dieser noch verjüngt werden:
Das "Achterwerk":
und in der Gesamtansicht:
Der Binnensteven und Totholz:
der Einbau:
Binnensteven am Vorsteven:
und der Einbau der Judasohren:
und der erste Schliff:
Das ist der aktuellste Stand der Arbeiten, wie schon erwähnt muss der Vorsteven noch verjüngt werden, das ich als Nächstes angehen möchte. Danach geht es dann langsam an die einzelnen Spanten.
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Hau rein Marcel. Was ich gestern gesehen habe, sah wirklich gut aus. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung
Gruß Christian
in der Werft: Cutter Alert, 1777, HM Sloop Fly, 1776 - 1:36 auf dem Zeichenbrett: Cutter Alert, 1777, HM Sloop Fly, 1776, HM Fireship Comet, 1783, HM Boomb Vessel Aetna, 1777
Pause: HMS Triton, 1771 - 1:48
"Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen." "Habe keine Angst vor der Perfektion - Du wirst sie nie erreichen" Salvador Dali
Da kann ich mich dem Christian nur anschließen, durfte es gestern ja auch bewundern und mir hat es auch gefallen. Bin auch gespannt wie es weiter geht. Und wann
Gestern war auch super, denn vorher haben mich schon arge Zweifel geplagt. Aber eure Tipps & Tricks und natürlich auch die Ansichten diverser Modelle haben mich doch ermutigt und für eine neue Motivation gesorgt :o)
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Genau deshalb sind solche Treffen auch so toll (drum fahr ich auch immer quer und längs durch halb Deutschland ). Der erfahrungsaustausch und die Modelle der anderen sind immer wieder super. Wie gestern schon erwähnt auch der Antrieb zum weiterbauen ist dadurch gegeben
Nun aber wieder zu deinem Baubericht zurück, sorry für das OT
die Unterbeplankung wird aus 1mm Birkensperrholz gefertigt, mit der habe ich schon gute Erfahrungen gemacht. Voraus die Sichtbeplankung gemacht wird, allerdings noch keinen Plan. Evtl. wird die mit Birnenfurnier beklebt, aber vielleicht schaffe ich auch ein paar Kontraste durch Ebenholz oder irgendeinem anderen gut-zu-händelnden Holz. Mal sehen, es ist ja noch ein wenig hin... :o)
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...ich frage deshalb, weil ich vorige Woche mal sämtliche Hölzer für die S.Felipe bestellt habe. ...einzig Ebenholz habe ich noch nicht auftreiben können (werde ich für die Barkhölzer verwenden)....viell.weisst du ne Quelle? Hier mal meine Aufstellung (wenns dich interessiert): Als Unterbeplankung kommt Linde (1,5x6mm), Sichtplanken in den Baterriebereichen ein sehr orginelles Birnenholz (0,6mmx5mm, bzw.0,6mmx3mm für die oberen Decksbereiche) und für den Unterwasserbereich kommt Teak (0,6mmx5mm) an den Pott. Die Decksbeplankung wird aus 0,6X3mm Koto gemacht...
in Sachen Ebenholz hatte ich bei Ebay einen Händler gesehen, der kleine Brettchen anbietet. Kosten allerdings auch einiges (ab 20 Euro glaube ich).
Das Holz klingt interessant, vor allem Koto kenne ich nur vom hörensagen. Wann geht es denn mit deiner San Felipe los? Deine Soleil müsste ja schon fertig sein... ;o)
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Danke für deinen Tip! werde mich gleich mal umsehen....die SR ist noch nicht ganz fertig...fehlt noch ne Menge, aber ich denke ich schaffe es bis Weihnachten...wenn nicht , macht das auch nichts, bin ja nicht auf der Flucht, hehe...AAABER dann gehts los mit der SF. Freu mich schon rießig auf die Herausforderung! Koto ist derzeit scheinbar noch ien Gehaimtip...sieht aber wunderschön aus...google mal - wirst sehen- das kann was
Wie gehts eigentlich der Spirit? Gibts da Neuigkeiten?
Ich würde die Finger von Ebenholz lassen. Soll nicht all zu gesund sein udn lässt sich schlecht bearbeiten. Beize und Birnenholz erfüllen den gleichen Zweck.
Gruß Christian
in der Werft: Cutter Alert, 1777, HM Sloop Fly, 1776 - 1:36 auf dem Zeichenbrett: Cutter Alert, 1777, HM Sloop Fly, 1776, HM Fireship Comet, 1783, HM Boomb Vessel Aetna, 1777
Pause: HMS Triton, 1771 - 1:48
"Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen." "Habe keine Angst vor der Perfektion - Du wirst sie nie erreichen" Salvador Dali
ZitatIch würde die Finger von Ebenholz lassen. Soll nicht all zu gesund sein udn lässt sich schlecht bearbeiten. Beize und Birnenholz erfüllen den gleichen Zweck.
gesundheitlich ist das nicht ohne - aber wie schon gesagt, bis dahin gibt es wahrscheinlich noch 2-3 Forentreffen der Bolithos. Deswegen sind da die Planungen noch nicht konkret. Der Sascha darf das ja schon, der hat seinen Baukasten da liegen und weiß in etwa, was dabei am Ende herauskommt - hoffe ich zumindestens...
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