Angeregt durch die Vorschläge hier habe ich mich mal ans Werk gemacht. Hier bin ich, wieder mal, Kompromisse eingegangen zwischen historischer Akkuratesse, vorhandenen technischen Möglichkeiten und meinen Fähigkeiten und an Ansprüchen.
Den vorhandenen Messingdraht habe ich kurzerhand schwarz angemalt und um die Jungfern weich verlötet. Das ist stabil, und allzuviel Zug wird bei diesem Modell auf den Wanten nicht liegen. Die Farbe hält erwartungsgemäß nicht allzu gut und wird noch nachgebessert werden müssen. Der Draht wird dann auch als rundes Püttingseisen fungieren und kann unkompliziert an der Bordwand befestigt werden oder durch eine Bohrung darin versenkt.
Die Rüsten hatte ich bei der Montage auch mit Stahlstiften verstärkt weil ich mir kaum vorstellen konnte, dass die Montage der Wanten und Jungfern mit dem damit verbundenen Gefummel aushalten...
Um ehrlich zu sein, hab ich es schon fast geahnt... Aus irgendeinem Grund ist der Mast ein wenig zu kurz geraten. Kein Problem, dachte ich mir, ist ja nicht viel, fällt keinem auf und warum auch nicht. Aber natürlich sind dann die Stage auch entsprechend kürzer, und dann passen natürlich auch die Segel nicht mehr dran. Und die sind schon fertig genäht. Da war dann auch leider zu wenig Spielraum, um Stage und Wanten noch zu verschieben, nach oben hin war dann zu wenig Mast übrig.
Also erstmal neuen Mast machen. Die Spitze mit der Biegung hat mir eh nicht wirklich gut gefallen....
Wenn ich so über die Takelage sinniere, ist mir aufgefallen, dass auf dem "Plan", und die Anführungszeichen scheinen mir mehr und mehr gerechtfertigt, die Schoten (?... Schots?) von Fock, Klüver und Aussenklüver (ich hoffe sehr, das sind die richtigen Bezeichnungen bei dieser Art von Schiff) auf dem Deck im "nichts" verlaufen. Gleichzeitig gibt es auf den Fotos in der Bauanleitung, nicht aber auf den Zeichnungen des eigentlichen Plans, eine Nagelbank am Bug, die mir mit meinem laienhaften Verständnis durchaus geeignet scheint, genau ebendiese aufzunehmen. Ich glaube, die werde ich noch scratchbuilden und einbauen.
Boah, langsam wird es doch tatsächlich mal Zeit, mir eines der schon von Eberhard vorgeschlagenen Bücher zuzulegen...
Solche Details finden sich leider auch in den Büchern nicht. Belegpläne sind schwer beizubekommen. Auf Plänen wird normalerweise nur die Richtung angedeutet in der die Enden laufen, weil es sonst zu unübersichtlich werden würde.
Für das Belegen der diversen Schoten gibt es unterschiedliche Optionen, wie Belegnägel im Handlauf des Schanzkleides (Fock), Kranbalken zwischen Betingbalken und Schanzkleid (Klüver und Außenklüver, große Klampen an der Inneseite des Schanzkleides (Großschot).
Wenn Du mir per PN Deine Email zukommen läßt, kann ich Dir Kopien der Tafel 213 aus Pâris' 'Souvenirs de la Marine' schicken, die recht detailliert eine dänische Jagt zeigen. Nach diesen Zeichnungen wurde vor vielen Jahren auch der Baukasten der ELLEKILDE aus Odense entworfen.
Von dänischen Jagten gibt es mehrere Aufmessungen, eine deutsche Jacht wurde m.W. nie im Detail bearbeitet. Nun ist es zu spät, es gibt keine mehr.
Für die Takelage habe ich eine Nagelbank am Bug eingebaut. Beim Einbau fiel wieder deutlich auf, daß der Bug nicht exakt symmetrisch ist, die Rundungen sind nicht gleich. Was zur Folge hat, dass bei genauem hinsehen die Nagelbank immer etwas schief aussieht, aber daran kann man jetzt nichts mehr ändern.
Auch habe ich den Steven etwas erweitert um das Stag mit einer Juffer takeln zu können.
Die Macroaufnahme ist wirklich wieder gnadenlos. Sieht schlimmer aus, als es ist. Ein Grund mehr vor dem Bau und den Fotos von @Dubz den Hut zu ziehen...
Der ursprüngliche Takelplan der Bauanleitung ist noch in Ansätzen vorhanden, ich habe mich hier von @wefalck's Anmerkungen und seine dankenswerterweise zur Verfügung gestellten Pläne ähnlicher Jagten inspirieren lassen.
Das Stroppen der Blöcke und der Wanten hat sicherlich noch Raum für Verbesserungen. Hier und da wurde offensichtlich auch etwas improvisiert. Stagjungfern sehen in der Regel (immer?) anders aus, ich weiß, aber hier habe ich genommen, was da war... Auch für die Backstage war ich unschlüssig, ob hier Blöcke oder eher Jungfern vorbildgerechter wären.
Frank, Backstage stehen gewissermaßen zwischen Stehendem und Laufendem Gut. Funktionell sind sie Stehendes Gut, da sie den Mast stützen, andererseit werden sie bei Raum- bis Vorm-Wind-Kursen losgeworfen, damit einerseits das Großsegel an ihnen nicht schamfilt und andererseits ein weiteres Ausschwenken des Baumes zu erlauben.
Daher werden Backstagen mit Taljen aus Blöcken steifgesetzt.
Darf ich dich auf ein Problem hinweisen, das ich mit einem ähnlichen Bausatz habe: Die Belegnägel vorm Mast sind recht dick und kurz, und stehen eng zusammen. Hatte Schwierigkeiten die Taue aufzulegen, und außerdem zu wenig Platz die Bündel sauber zu platzieren. Wenn man sich die Belegnägel- und Bänke z.B. im Phantom- Projekt anschaut, sind die komplett anders dimensioniert. Bin allerdings absoluter Rookie, daher unter Vorbehalt.
Das ist mir tatsächlich auch schon aufgefallen. Deutlich enger als die hinteren.Die Belegnägel sind auch zahlreich belegt, muss also irgendwie funktionieren. Schau mer mal...
Das ist ein klassisches Problem bei Baukästen. Warum auch immer, die Belegnägel werden aus Holz hergestellt und dem sind technisch nach unten hin Grenzen gesetzt. Im Original sind die entweder aus sehr hartem Holz gedrechselt oder aus Eisen (bei moderneren Schiffen). In kleinem Maßstab macht man die besser aus Messing (oder bei ganz kleinen auch aus Stahl), schwärzt sie und malt sie dann holzfarben an.
Das ist so lala gelungen, finde ich. Die Höhe der Jungfern könnte eingeitlicher sein, trotz Abstandshalter. Die Befestigungen der Talljen an den Wanten ist ebenfalls nicht so regelmäßig, wie ich das gerne hätte. Hier muss ich mir noch eine entsprechende Technik erarbeiten. Das verwendete Takelgarn hat sich als recht widerspenstig gezeigt. Naja, passt zum generellen shabby look