hier endlich mal wieder ein update. Lange stand sie staubgeschützt im Regal, nun werde ich endlich mal weitermachen. Irgendwann muss es ja auch mal fertig werden, Modelle werden vom rumliegen nicht besser.
Die Ankerwinde (oder wie das Ding heißt) vorne ist noch nicht eingeklebt. Der Bugspriet trocknet, und der noch unsichtbare Mast ist bereit zum Einkleben.
Das Ruder hab ich dran, aber schön ist es nicht wirklich geworden. Wahrscheinlich werde ich die Beschläge in den Rumpffarben noch überstreichen. Die obere Hälfte des Ruders ist braun, was zum Heckspiegel passt, aber nicht zum schwarzen Rumpf.
Da wird noch einmal nachgestrichen werden. Ohnehin ist ja noch Farbe notwendig, denn wie auch schon hier angeführt, waren diese Yachten ja in der Regel durchweg angestrichen. Obwohl mir die Holzoptik eigentlich recht gut gefällt, muss ich sagen... Die Farben aus der Bauanleitung sind mir etwas zu "poppig". Da das Thema ja auch "Yacht am Ende ihrer Tage" ist, werde ich das farbmäsig versuchen, das etwas zu dämpfen.
Um diese Zeit hatten die Jachten mehrfarbig abgesetzte Barkhölzer. Ein breiter Gang war meist ein Harpeus- Gang, d.h. naturfarben, geölt. Es empfiehlt sich das entsprechende Kapitel über Jachten in Szymanskis ‚Deutsche Segelschiffe‘ nachzulesen. Es gibt auch diverse Schiffsporträts, die die Farbgebung zeigen.
Ich denke, ich werde mich ein wenig an der Thetis orientieren.
Für mich geht es bei dem Bau nicht so sehr um historische Korrektheit, da hätte ich mir wohl auch schon eher Gedanken um die Bemalung einiger Komponente machen müssen. Seltsam, bei Plastikmodellen denke ich immer zuerst daran, was ich wann wie am geschicktesten und in welcher Reihenfolge bemalen sollte, aber hier hab ich einfach so drauf los gebaut... .
Für Mast und Rahen dachte ich an Ocker mit Weiß an den Enden, und für einige der Decksaufbauten könnte man das Grün vom Rumpf wieder aufnehmen und vielleicht hier noch etwas abgetöntes Gelb.
Es scheint so, daß die Masten, Bäume und Gaffeln normalerweise nur geölt waren, aber die Nocken entweder in Ocker, Hellblau, Hellgrün oder Weiß gestrichen wurden - oder Baum und Gaffel wurden in dieser Farbe gestrichen, dann aber die Nocken weiß. Dieselbe Farbe wurde dann häufig für die Innenseite des Schanzkleides, die Wände der Niedergänge, die Wangen des Spills usw. verwendet. Auch die 'Farbegänge' ober- und unterhalb des Barkholzes wurden dann in dieser Farbe gestrichen.
Unten ein Beispiel aus dem Altonaer Museum. Zu beachten ist allerdings, daß dies nicht ein Modell aus der Zeit ist, sondern Anfang des 20. Jh. vom Museum in Auftrag gegeben worden war, wobei man sich an historischen Quellen, bzw. der Erinnerung der damit beauftragten Bootsbauer orientierte.
Ja, das ist ein sehr schönes Beispiel. Scheint mir auch sehr viel plausibler und stimmiger als die Bemalung aus der Bauanleitung.
Ich werde an dem Modell nicht mehr alles umsetzen können. Nachträglich jetzt noch z. B. an der Innenseite des Schanzkleides herumzumalen wird schwierig... Da hätte ich mir vorher mehr Gedanken machen müssen. Jetzt kommt es mir auf einen halbwegs stimmigen Gesamteindruck an.
Gerade mache ich mir ein paar Gedanken über die Takelage und bin da auf ein Verständnisproblem gestoßen, für das ich euer Fachwissen gerne in Anspruch nehmen möchte.
Das ist praktisch der vollständige Takelplan... Im ersten Bild ist das stehende Tauwerk (ich fremdele noch mit den deutschen Begriffen, sorry dafür), und das backstay läuft über zwei Ringbolzen am Handlauf. Rechts daneben sieht man die Brassen für das Rahsegel, die scheinbar über die gleichen Ringbolzen laufen? Das scheint mir nicht richtig.
Auf Fotos der Bauanleitung fehlt dieses Detail komplett. Auch an der Thetis aus dem Altonaer Museum ist das backstay scheinbar an der Bordwand befestigt, ist aber nicht genau zu erkennen.
Ich habe das Gefühl, daß sich da ein Fehler in die Zeichnung rechts eingeschlichen hat. Der Pfeil, der von der Reling zum Block am Brassenstander zeigt ist ziemlich sinnlos.
Die Backstagen bestehen aus mehreren Teilen und zwar die feste Part am Mast und einer Talje am unteren Ende, damit man das Backstag steifholen oder loswerfen kann. Das ist im Prinzip richtig in der linken Zeichnung angedeutet. Der obere Block der Talje ist in die stehende Part des Backstags eingespleißt, während der untere Block an einem Püttingseisen angeschäkelt (spätere Version) oder eingehakt (frühere Version) ist. Der Läufer der Talje wird auf einem Belegnagel oder einer Klampe an der Innenseite des Schanzkleides belegt.
Das Arrangement kann auf diesem Bild ganz gut sehen:
Die THETIS hatte zwei Backstagen, die unterschiedlich geführt wurden. Beim vorderen Backstag sitzt der obere Block der Talje ziemlich hoch am Mast und die Talje ist sehr lang, beim hinteren Backstag ist die Talje sehr kurz und der obere Block sitzt relativ dicht über der Reling.
Die Brassen der Breitfockrah werden möglichst weit hinten am Schiff festgesetzt, um den Winkel gegenüber der Horizontal möglichst gering zu halten - dadurch nimmt der Wirkungsgrad zu. Bei der THETIS scheint das ein einfaches Tau zu sein, daß auf einer Klampe oder einem Belagnagel festgesetzt ist. Normalerweise würde die Brasse aber als 'Klappläufer' ausgeführt, d.h. mit einem Block an einem Stander. Die stehende Part würde dann an einem Augbolzen in der Reling festgelegt und die holende Part auf einer Klampe o.ä. in der Nähe belegt.
Danke dir für die ausführliche Antwort, das hilft schon mal sehr viel weiter.
Wenn ich das richtig verstanden habe, würde ich die Brassen also mit einem Augbolzen und einer Klampe o. ä., beides weiter hinten an der Reling bzw. binnenbords, über einen Block laufen lassen.
Es gibt im Bausatz nur zwei Arten von "Garn", ein dünnes braunes und ein dickes helles, auch wenn die Bauanleitung von dreien spricht. Ich habe noch eine gewisse Auswahl in der Schublade und werde versuchen, hier eine hoffentlich etwas geeignetere Auswahl zu treffen. Da wird hier sicher auch noch die ein oder andere Frage kommen...
Für die Stage dachte ich an 0,5mm, das wären in der Realität 37mm starkes Tau. Wäre das realistisch? Denn rein optisch erscheint 0,75mm schon fast zu dick. Hätten die Wanten die gleiche Stärke?
Das sind Fragen, die nicht so einfach aus dem Handgelenk zu beantworten sind. Die Dicke von Stagen und Wanten richtet sich grundsätzlich nach der Länge des Mastes.
Am besten man sucht sich in der Literatur ein ungefähr passendes Schiff, überträgt die Daten in ein Tabellenkalkulationsprogramm und läßt sich die notwendigen Dicken für die gegebene Mastlänge berechnen.
Diese Bücher haben entsprechende Tabellen und sind als eBücher im Internet zu finden:
BIDDLECOMBE, G. (1848): The Art of Rigging.- 155 p., Salem, Ma. (Reprint 1990 by Dover Publication, New York).
KIPPING, R. (1853): Rudimentary Treatise on Masting, Mast-Making, and Rigging of Ships.- 150 p., London (John Weale). Dito die Ausgaben von 1854 und 1860.
KRAHNBALKEN, A. (1857): Der fertige Takelmeister. Eine Anweisung über das Ausmessen und Kappen der Wanten, die Leckage eines Schiffes zu finden, die Größe der Segel, die Dimensionen der Rundhölzer. Nebst einem Takelriß und achtzehn dazu gehörigen Tabellen.- 60 p., 18 Tab., 1 pl., Hamburg (C.D.S. Gerrits).