Zur Regierungszeit Friedrich Wilhelm des Zweiten gab´s weder eine preussische Marine noch preussische Seesoldaten. Deshalb werden es wohl normale Infanteristen gewesen sein, die für die Bemannung dieses Schiffs vorgesehen waren, wäre es denn jemals gebaut worden. Ihre Gewehre hätte man allerdings ganz einfach mit einem Haken nachrüsten können, um den lästigen Rückstoß abzufangen und sie trotzdem noch leicht binnenbords zu holen und nachzuladen. Aber natürlich sind das reine Spekulationen, wobei ich gerade darüber nachdenke, ob die gebremste und somit nicht verschwendete Rückstoßenergie sich nicht zum Vortrieb der Kugel addiert und ihre effektive Reichweite um zehn Meter erhöht...
Nein. Zunächst ist die gesamte verfügbare Energie als chemische Energie im Pulver, nach Zündung und Umsetzung des Pulvers in Gas, wirkt diese Energie durch die Expansion der Gase sowohl auf das Geschoß, als auch auf den Lauf, beide werden in entgegengesetzte Richtungen beschleunigt, wobei das jeweilige Massenträgheitsmoment zu überwinden ist. Bei einer Mündungsgeschwindikeit von 300 m/s hat die Kugel spätestens nach einer halben Sekunde den Lauf verlassen, so daß sich der Rest des Systems nicht mehr auf sie auswirkt. Durch die Massenträgheit bewegt sich die Muskete deutlich langsamer nach hinten, ob nun ein paar Zentimeter mehr oder weniger in der halben Sekunde spielt dann keine Rolle.
Allerdings dürfte sich der Haken auf die Präzision beim Schießen auswirken. Wenn der Rückstoß durch die menschliche Muskulatur aufgefangen wird kommt es zu einem mehr oder weniger starken 'Verreißen' beim Schuß, d.h. der Lauf wird unwillkürlich aus der Zielrichtung geschwenkt, so daß die Kugel eine entsprechende Ablenkung erfährt. Der Haken verringert das Verreißen.
Die Frage ist für mich aber immer noch, wo ist die Kugel in dem Moment, in dem mich bei großkalibrigen Waffen der Schlüsselbeinbruch ereilt. Ist sie bereits aus dem Lauf, während das träge Gewehr sich erst auf den Weg nach hinten macht, dann ist alles klar. Ist sie noch drin, dann reduziert sich meiner Vermutung nach aber ihr Vortrieb, wenn auch sehr gering, was ich ja nicht bestreiten will. Meine eigenen verblassten Schießerfahrungen mit einem G3 der Bundeswehr sagen mir jedenfalls, daß der Rückstoß im Moment der Zündung einsetzte. Allenfalls hundertstel Sekunden danach. :-)
Egal, jedenfalls hätte es wohl gewisse Vorteile, solche stationär eingesetzten Musketen zweckentsprechend zu modifizieren. Das Batteriedeck ist hier auch der einzige geschützte Ort für Musketiere, die ja ne Treppe höher optimale Schießscheiben abgeben würden.
Beim Schlüsselbeinbruch hat es im Zweifel den Gegner bereits erwischt ... so 'ne Muskete wiegt um die 15 Kg meine ich, während die Kugel etwa 20 g auf die Waage bringt. Nun kann man sich mit ein bißchen Physik überschlagen, wie langsam die Muskete im Vergleich zur Kugel beschleunigt wird. Keine Ahnung wie das Verhältnis von Masse der Waffe zum Geschoßgewicht beim G3 ist, aber die Mündungsgeschwindigkeit liegt bei modernen Feuerwaffen so um die 800 m/s. Das Geschoß hat den Lauf nach einem Bruchteil von Sekunden verlassen, während erst noch der Verschluß zurückläuft und eine neue Patrone zuführt bevor die Waffe wirklich 'einruckt'.
Was passiert, wenn man mit einem großkalibrigen Gewehr feuert, kann man in einem Video sehen. Googelt mal nach "Arab shooting. Die ballern da mit einem Gewehr genannt T Rex. Der Name ist Programm, das Kaliber 14,86mm wenn ich es recht in Erinnerung habe. Die experimentierfreudigen Schützen hat es echt aus den Socken.
Nachtrag: Hier der Link zum Video
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Interessant, ich hatte neulich auch so ein Gespräch zu dem Rückstoss der Waffen mit einem jüngeren Bekannten. Ich, NVA, AK 47 (Kalaschnikow) Er Bundeswehr . G3 Ich, Rückstoss kein Problem, Er, Rückstoss haut ganz schön zu. Leider habe ich mit G3 nie geschossen, aber die AK 47 ist weich beim zurückhauen. Sie haut nur bei Dauerschuss ordentlich nach oben seitlich weg. Im Film sieht's anders aus Also ist die Bauart auch wichtig, nicht nur die reine Physik.
Uwe vom Dunkelwald (lat.: Miriquidi)
Mitglied des Phantomprojektes Recherche: Fleute Zeehaen Kiellegung: Golden Hinde Fertiggestellt: Die Kolumbusflotte
Kalaschnikow und auch G3 setzen einen Teil der Rückstoßenergie in der Nachlademechanik um. Er lässt den Verschluss nach hinten gleiten, dabei wird der Schlagbolzen gespannt, durch Federdruck wird eine Patrone aus dem Magazin nach oben vor den Verschluss gehoben, der schnellt ebenfalls durch Federdruck wieder zurück und führt die Patrone ins Patronenlager. Damit ist die Waffe wieder schussbereit und das ganze funktioniert nebenbei noch wie der Stoßdämpfer beim Fahrwerk eines Autos. Bei Karabinern (um einen solchen handelt es sich im Video) gibt es das nicht. Der Rückstoß wird direkt und ohne Stoßdämpfer in die Schulter geleitet. Bei Karbinern normaler Bauart lässt sich das aushalten, hier...seht selbst. Eine solche Waffe ist aus heutiger Sicht natürlich völliger Quatsch, ist sie doch für den Schützen fast so gefährlich, wie für das Ziel.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Der Verlauf des Rückstoßes hängt auch mit der Abbrenngeschwindigkeit der Ladung ab. In den Wallbüchsen wurde natürlich Schwarzpulver verwendet, das relativ langsam abbrannte, wodurch auch der Rückstoß 'relativ' weich ist. Das unterchiedliche Rückstoßverhalten von AK47 und G3 hängt sicher mit dem unterschiedlichen Verschlußprinzip, Gasdruck- vs. Rückstoßlader, und damit zusammen, daß das AK47 eine Mündungsbremse besitzt. Wer schon einmal mit einer automatischen Pistole und einem Revolver für die gleiche Patrone geschossen hat, kennt den Unterschied zwischen dem Abfangen des ganzen Rücktoßes mit den Händen und der Hilfe durch einen beweglichen Verschluß ...
Zitat von wefalck im Beitrag #25Der Verlauf des Rückstoßes hängt auch mit der Abbrenngeschwindigkeit der Ladung ab. In den Wallbüchsen wurde natürlich Schwarzpulver verwendet, das relativ langsam abbrannte, wodurch auch der Rückstoß 'relativ' weich ist. Das unterchiedliche Rückstoßverhalten von AK47 und G3 hängt sicher mit dem unterschiedlichen Verschlußprinzip, Gasdruck- vs. Rückstoßlader, und damit zusammen, daß das AK47 eine Mündungsbremse besitzt. Wer schon einmal mit einer automatischen Pistole und einem Revolver für die gleiche Patrone geschossen hat, kennt den Unterschied zwischen dem Abfangen des ganzen Rücktoßes mit den Händen und der Hilfe durch einen beweglichen Verschluß ...
Genau, wir reden ja auch nicht von modernen Waffen, sondern von schwarzpulverbetriebenen Vorderladern. Insofern dürfte die Frage tatsächlich einigermaßen interessant sein, ob man von einem Betonboden aus dem Stand höher springen kann als auf einer Gummimatte stehend, um die Ausgangssituation einmal etwas anschaulicher zu beschreiben...
Bei Wallbüchsen wurde ein Großteil des Rückstosses allein durch das Gewicht (zwischen 12 und 16 Kilo) der Waffe aufgefangen. Ohne dieses Gewicht sei die Waffe nicht schiessbar gewesen, da der Schütze sonst bei jedem Schuss von einem Maulesel getreten worden wäre. So jefenfalls die zeitgenössische Literatur zu dieser Waffe.
Grüßle vom schönen Bodensee
Matthias
Der Schlüssel zum Glück ====> EINFACH MAL ZUFRIEDEN SEIN
Ich habe leider keine PN zu diesem Thema bekommen, möchte aber anmerken, dass meiner Meinung nach keine Haken oder Wallbüchsen bei englischen Kriegsschiffen verwendet wurden. In keinem der Gefechtsberichte wird so eine Waffe erwähnt. Ich kann mir auch nicht vorstellen zu welchem Zweck sie verwendet werden sollten. Auf größere Entfernung wären sie sinnlos gewesen, da durch die Schiffsbewegungen und die unzulängliche Schussgenauigkeit der damaligen Gewehre genaue Treffer reiner Zufall wären. Auf was oder wem sollte mit diesen unhandlichen Waffen überhaupt geschossen werden. Musketen( Büchsen, Tromblons, usw ) wurden natürlich verwendet. Diese Waffen waren aber die gleichen wie sie bei den normalen Soldaten verwendet wurden. Gegen einen Schiffsrumpf wären Wallbüchsen nutzlos.Für den Enterkampf wären sie zu unhandlich gewesen. Um aus den Marsen auf gegnerische Offiziere zu schießen, genügte ein normales Scharfschützengewehr. Außerdem gab es zur Abwehr von Enteren im 17. Jahrhundert auch teilweise noch Drebassen. Daher kann ich mir keinen Grund vorstellen warum Haken oder Wallbüchsen zur Anwendung kamen. Natürlich könnte man anmerken dass sie auf den zeitgenössischen Darstellungen zu sehen sind. Nur wenn man bedenkt dass diese Zeichnungen immer mit einer gewissen Skepsis zu betrachten sind und die Proportionen nicht immer 1:1 übernommen werden können, kommen mir ernste Zweifel diese Gewehre als Wallbbüchsen in Erwägung zu ziehen..
Grüße Willi (schifferlbauer)
Mut ist - wenn man die Angst durch eigene Kraft überwindet.