Meinen Dank für das Wiederaufleben der FRAUENLOB im Forum und einen weiteren herzlichen Dank an Chapman, Werner und Klaus für das mir dadurch zugänglich gemachte neue Zeichnungsmaterial. In diesem muß ich mit Werner Bruns Worte übereinstimmen, daß: Die Interpretation, daß die FRAUENLOB nach einem niederländischen Kriegsschoner mit dem Namen SCHORPIOEN gebaut worden war ist mit einem Fragezeichen zu versehen. Meine ursprünglichen Gedanken über den Bau der FRAUENLOB sprangen von der Korrespondenz mit Klaus, der mich fragte ob ich ihm in seiner Forschung bezüglich des Schiffes helfen könnte. Nachdem das Interesse und die thematische Spalte aus dem Forum verschwand (sich scheinbar „totgelaufen“ hatte) dachte ich es mit den Klaus überlieferten Gedanken wieder etwas Leben einzuhauchen. Mein ursprünglicher Zugriff re: FRAUENLOB war das allgemein bekannte Kalenderbild und die in Wikipedia niedergeschriebenen Gröner-Daten des Schoners und ich habe deshalb den Bericht SCHONER FRAUENLOB, EINE BETRACHTUNG DES BILDES genannt. In meiner freiberuflichen Museumstätigkeit in Deutschland zwischen 1949 und 1966 hatte ich kaum die Möglichkeit im „deutschen“ Marineschiffbau des letzten Jahrhunderts tätig zu werden. Wir hatte den Krieg verloren und zu der Zeit schwebte noch ein unausgesprochenes Tabu darüber. Wer meine Arbeit kennt wird den deutlichen Bruch in meiner Modelbautätigkeit sehen, das merkantile Modell war im größeren Umfang deutsch, während der Kriegschiffsmodellbau hauptsächlich auf dem internationalen Feld stattfand. Deutsche Museen waren zu der Zeit noch nicht „mutig“ genug um „Militarismus“ zur Schau zu stellen.
Mit diesen neu gewonnenen Erkenntnissen möchte ich nun meine Betrachtung erweitern und wo ich in eine Sackgasse rannte daraus umkehren. Dabei muß ich aber nochmals auf das „FRAUENGABE“ Kalenderblatt zurückgreifen, dessen Bild ich immer noch als die primäre Darstellung des Schiffes ansehe und das um 1900 herum erschienen sein soll.
Ich habe dafür verschiedene Gründe. Einmal sträubt es meine Nackenhaare als Marinemaler wenn jemand sagt das dieser Schoner auf dem Bilde schon vor dem Stapellauf gemalt wurde und deshalb zur Identifizierung der FRAUENLOB nicht herangezogen werden kann, nur weil er mit FRAUENGABE bezeichnet ist und das der preusischen König diesen Namen zum Stapellauf in FRAUENLOB umwandelte. Gibt es dafür einen authentischen Beweis, Schriftstücke die diesen Namen noch im Jahre 1855 belegen? Bislang konnte ich nur ersehen daß dies neueren Büchern entnommen wurde und da fragt man sich: “Wer hat von wem abgeschrieben und ist der Ursprung dokumentarisch feststellbar, oder ist er nach der Kiellegung erst wieder um 1900 in einem Buch erschienen“?
Das führt zu der Annahme das dieses Bild, dessen Namen FRAUENGABE nicht im Bild, sondern nur in einer im Jugenstil (1890 + bis vor 1920) mit von Blätter umrankten maritimen Gegenständen versehenen Umrandung erscheint, erst um die Jahrhundertwende herum (50 Jahre nach den Spenden) für den Kalender gedruckt wurde um an die großzügen Spenden der Frauen im Revolutionsjahr 1848 zu erinnern. Freiwillige Spenden die aus dem Verlangen der Frauen nach Gleichberechtigung erwuchsen und mit dem Scheitern der Märzrevolution und ihres Verlangens wieder abflauten. Diese waren sicher Anfangs schon als „Frauengabe“ bezeichnet worden und das Kalenderbild erhielt deshalb im Marinedenken des Kaiserreiches den Ranken umrahmten Namen „FRAUENGABE, Geschenk preussischer Frauen an den preussischen Staat“. Das FRAUENGABE Kalenderblatt hat in der linken unteren Ecke des Bildes eine nicht lesbare Künstlerunterschrift (Wahrscheinlich Schwarz auf Blau). Ein Teil davon ist die Jahreszahl der Herstellung des Bildes, schwach erkennbar als (I857?).
Bei 1857 war der Schoner bereits ein Jahr als FRAUENLOB im Dienst und der Künstler konnte ihn von Angesicht her darstellen wie es mit jedem „Kapitänsbild“ des 19. Jahrhunderts geschah. Ein Bild das vom Eigner oder dem Kapitän eines Schiffes in Auftrag gegeben und von diesem auf Genauigkeit geprüft werden konnte. Was der Maler als Hintergrund darstellte war zweitrangig; er stellte wohl das Schiff, aber kein Zeitgeschehen dar.
Warum war es nicht S.M.S FRAUENGABE, es war doch ein Kgl. Preussisches Kanonenboot und zeigt die preussische Kriegsflagge? Es war das Schiff das mit Hilfe einer „Frauengabe“ der Frauenvereine von 23.000 Thalern auf Kiel gelegt und gebaut wurde und hatte wahrscheinlich bei Baubeginn diesen Projektnamen. Es waren zum Anfang aber keine Spenden für ein Geschenk an den preussischen Staat, sondern für ein Schiff der ersten deutschen Bundesmarine, genannt „Reichsmarine“ die aus vollem Herzen von den Frauen gegeben wurden. Gerade in Preussen wo bereits im März 1848 bei der Revolution 187 Menschen getötet wurden, und wo im Oktober General Wrangel die Märzrevolution blutig niederschlug, sollen kurz darauf preussische Frauen, ihrer Hoffnung auf Stimmrecht und Gleichberechtigung bis 1919 verlustig, mit in der Freiheitsbewegung gesammelten Spenden einem reaktionären Staat beschenken der dieses Blutvergießen verursachte? Das sind doch wohl Dinge die sich nicht miteinander vereinbaren lassen!
Kommen wir zum Kalenderblatt von 1917. Dieses zeigt einen Rettungsring mit dem Namen S.M.S. FRAUENLOB für den leichten Kreuzer S.M.S. FRAUENLOB der 1916 in der Skagerak Schlacht torpediert wurde und sank, weiterhin einen dem Arenhold Bilde ähnelnden Schoner und am Knopf eines Mastes einen Wimpel der die Aufschrift Frauengabe 1848 aufweist. Darüber am Flaggenstock zusätzlich ein Stander der Kaiserlichen Marine, der wie abgebildet, unterschiedlich von der Flagge der Kgl. Preussischen Marine war und sehr wahrscheinlich dem gesunkenen Kreuzer galt. Ferner ist auf diesem Blatt ein patriotisches Gedicht von Isolde Kurz mit dem Titel FRAUENGABE 1848 vorhanden.
Warum sollte man um 1900 oder 1917 noch an die „Frauengabe von 1848“ erinnern und nicht an die FRAUENLOB von 1855? Es ging hier im Kaiserreich um nichts anderes als an die Spendenfreudigkeit der deutschen (nicht nur der preussischen) Frauen zu appellieren, die 1848 nach der Gründung des nicht sehr langlebigen Deutschen Bundes und dem Beginn des ersten Dänisch / Preussischen Krieges von 1848-51 begannen ihren Beitrag zu der Schaffung einer „Reichsflotte“ zu leisten. Dieses Wiederaufleben der Frauengabe von 1848 nach Jahrzehnten, für politische Zwecke verfälscht, als „Geschenk der preussischen Frauen an den preussischen Staat“ zu deklarieren deutet doch sehr auf eine Indoktrinierung der Massen hin, die wir selbst ja aus dem Dritten Reich her so gut kennen. Einmal war es das Gedenken nach 50 Jahren an eines der ersten Schiffe der Preussischen Flotte das tragisch mit der gesamten Besatzung in einem Taifun vor der japanischen Küste verloren ging und beim zweiten Mal war es ein Gewissensappell an die Frauen sich in dem Kriegseinsatz der Heimatfront zu engagieren.
Darauf verweist auch die Kiellegung des Schoners in 1849, die in allen Berichten bis auf einen (15.7.1851 wo ist dieser belegt?) als gegeben angenommen wurde; andere Schriftstücke nennen die (eigentliche preussische?) Bauzeit nur von 1854 bis 1855. Abgesehen davon war es auf jedem Fall eine lange Pause zwischen Kiellegung und Stapellauf. Keiner ist sich da so sicher. Prinz Adalbert von Preussen, der 1848 von der Frankfurter Nationalversammlung mit der Leitung der zu schaffenden Reichsflotte beauftragt wurde trat 1849 davon zurück um sich der ein wenig später gegründeten Preussischen Flotte zu widmen. Diese erhielt am 14. November 1853 eine Admiralität und kaufte zwei Schiffe der inzwischen aufgelösten „Reichsflotte“. Prinz Adalbert wurde am 30.3.1854 zum „Admiral der Preussischen Küsten“ und Oberbefehlshaber der Marine ernannt.
Nach meiner Sicht wurde erst dann der auf Stapel liegende, halbfertige Schoner auf preussische Marinekosten weitergebaut und bekam nach einer nahezu sechsjähriger Gesamtbauzeit beim Stapellauf am 24. August 1855 oder bei der Indienststellung den Namen „Seiner Majestät Schoner FRAUENLOB“. Die Indienststellung, die das formale Setzen der Preussischen Kriegsflagge einschloß, erfolgte dann etwas mehr als sieben Monate später am 1. Mai 1856. Vielleicht hat ja jemand dokumentarische Beweise, nicht das Hörensagen moderner Autoren das von Pontius zu Pilatus führt, um die hier aufgeführte Lücke zu füllen.
Der Name „Frauengabe“ erschien der Admiralität zu der Zeit des Stapellaufes, so kurz nach der blutigen Niederschlagung der Märzrevolution, sicher als zu brisant; anstelle dem preussischen Volke mit der „GABE“ die Teilfinanzierung des Schoners durch revolutionäre Frauen wieder deutlich sichtbar zu machen sprach man wohl besser im Allgemeinen den Frauen ein „LOB“ aus. Wofür wußten dann auch nur noch wenige. Das rief keine neuen Spannungen hervor und fünfzig Jahre später war es sowieso entschärft und im Volke vergessen. Es wurde dann „politisch korrekt“ als ein „Geschenk preussischer Frauen an den preussischen Staat“ deklariert. Dies sind meine Gedanken zu der Namensgebung, zu denen ich stehe; es sei denn man kann echte dokumentarische Unterlagen vorweisen die diese Gedanken widerlegen.
Ich mag mit meiner Ansicht ziemlich einsam dastehen, aber die frühe Kiellegung und überlange Bauzeit des Schoners, die unter normalen Umständen kaum viel länger als ein Jahr gedauert hätte, weisen darauf hin daß die Spendenmittel verbraucht waren als sich der Rumpf des Schoners noch im Bau befand. Danach lag er dann für längere Zeit unfertig auf dem Stapel und wurde erst wieder nach 1853 mit preussischen Geld offiziell weitergebaut. Kein „Preussischer Staat“ hätte eine sechsjährige Bauzeit für einen Schoner der wachsenden Flotte hingenommen (auch nicht die „preussischen Beamten“, die haben nur gemacht was angeordnet wurde) wenn der ursprüngliche Auftrag zum Bau des Schoners von der „Preußischen Flotte“ gekommen wäre.
Wir kommen nun auf Werner Bruns eingangs zitierte Zweifel zurück. Mit der holländischen ADDER Klasse, zu der SCHORPIOEN gehörte, hatte die FRAUENLOB laut Gröner und Wikipedia im Rumpf nur den Aberdeen Clipper Baustil und die Breite gemein. Damit endete die Gemeinsamkeit; in der Wasserlinie war FRAUENLOB um 5.1 meter länger, in der Hold um 0.33 m tiefer und in der Tonnage um 54 % größer. Die von den ADDER/SCHORPIOEN Zeichnungen entnommenen Maße sind: Länge in der Wasserlinie 27 Ellen, die Breite 8.1 Ellen, das Hold 2.9 Ellen, der Tiefgang armed hinten 3.2 Ellen und vorn 2.6 Ellen , die Wassertracht 0.6 Ellen. Tonnage betrug 195,886 tons. Diese holländischen Ellen sind metrisch und stellen 1 Meter dar.
Das Wasserlinien zu Breitenverhältnis war bei: FRAUENLOB 3.96 : 1, ADDER/SCHORPIOEN 3.33 : 1 Werner Bruns Wolgast Modell Zeichnung 3.43 : 1
Wenn man nun das Deck layout des ADDER/SCHORPIOEN Typs und den Bruns Aufriss der Wolgast Linien näher betrachtet weiß man auch worauf die Modelle des Meereskunde Museums und des Wolgaster Museums basieren. Sie wurden aus Ermangelung originaler Zeichnungen nach der Jahrhundertwende ohne die unterschiedlichen Maße der FRAUENLOB in Betracht zu ziehen den neuen holländischen Kanonenbooten der Jahrhundertmitte nachgebaut.
Ich schrieb in meinem letzten Bericht das es von diesen sekundären, ein halbes Jahrhundert später entstandenen, Kunstobjekten keine originalen Unterlagen gibt. Man sprach wohl von Zeichnungen der SCHORPIOEN die im Maritimen Museum Rotterdam schlummern und zu denen ich leider keinen Zugriff hatte. Ich war nur um meine Gedanken über den Schoner gefragt, nicht darum die Zeichnungen des Rotterdamer Museums zu beschaffen. In der vorherigen Betrachtung vermerkte ich auch: Ich konnte leider nirgendswo die Abmessungen der SCHORPIOEN finden und dadurch fällt es schwer einen Vergleich zu ziehen. Es sind aber gerade diese Zeichnungen der ADDER/SCHORPIOEN die zusammen mit dem von Werner Bruns erbrachten Beweis eindeutig und auch sehr detailliert auf diese fehlenden Unterlagen hinweisen. Sie sind also vorhanden und der vorher unmögliche Vergleich mit den Modellen im Meereskunde Museum und in Wolgast in Bezug auf FRAUENLOB fällt sehr negativ aus. Diese Modelle stellen nicht nur in Länge und Breite, sondern auch im Deck layout bis auf wenige Fehldeutungen ADDER oder SCHORPIOEN dar und haben mit der FRAUENLOB, wie gesagt, nur den Baustil und die Breite gemeinsam, das Deck layout der letzteren können wir nur von der Seitenansicht des FRAUENGABE Bildes erahnen.
Daraus ergibt sich die Frage; gab es wie allgemein angenommen die SCHORPIOEN Verbindung schon bei Baubeginn der FRAUENLOB, oder kam diese erst zustande als man Pläne für das Berliner Modell suchte? Dem Vorhandensein dieser Pläne beim Bau, also schon 1849, stehe ich skeptisch gegenüber denn keine Nation übergab einer anderen, noch dazu einer im revolutionären Umbruch befindlichen, die Pläne ihrer neuesten Kriegsschiffe zum Nachbau.
Eine andere, verfolgbare Richtung wäre es den Angelpunkt im Marinemaler F. L. Arenhold zu sehen. Dieser war Marineoffizier, begeisterter Segler und Mitbegründer des späteren Kaiserlichen Yacht Clubs und war als Maler sehr an historische Schiffe interessiert. Er gab „Die historische Entwicklung der Schiffstypen“ in 1891, die „Erinnerungsblätter an die königlich preußische Marine 1848 – 1860“ im Jahre 1904 und „Vor 50 Jahren - die Deutsche Reichsflotte 1848 – 1852 in 1906“ heraus. Für diese Arbeiten hatte er sich sicher historische Anhaltspunkte gesucht, was ihm als Maler im engeren Umfeld des Marine und das Segeln liebenden Kaisers nicht allzu schwer gefallen sein konnte, und war dabei für seine FRAUENLOB UND HELA auf Pläne der SCHORPIOEN gestoßen. Dann schon lange veraltet, war es mit höchster Fürsprache sicher nicht schwer diese aus Holland zu bekommen. Da sein Bild früher als das Modell entstand konnte Arenholds Suche nach Vergleichsmaterial auch die Verbindung zum Modellbau gewesen sein. Ich tippe aber nicht allein nur deshalb auf Arenhold; der Maler hatte in seinem Bilde etwas an der Zeichnung übersehen, das der Meereskunde Modellbauer dann blindlings auch als richtig empfand.
Es handelt sich dabei um eine lange, halbhohe Bordwand im schiffsbreiten Drehbereich des mittschiffs an Oberdeck stehenden 30-Pfünders. Auf diesem reichte die Mündung des ausgefahrenen Geschützes auf einer flachen Gleitbahn über die halbhohe Bordwand. Eine Bordwand die auf der Zeichnung in der oberen Hälfte acht wegnehmbare Relingstützen mit einer durchgehenden Relingsleine hatte um einen ungehinderten Schwenkbereich zu schaffen. Beim Meereskunde Modell blieb dieses Detail wie bei Arenhold völlig unbeachtet, jedoch bei dem Wolgast Modell wurde es als ein wegklappbares Bordwandteil gedeutet. Ferner folgten die Modellbauer dem breiteren Kombüsen Deckhaus des Arenhold Bildes, aber nicht dem nur Herdbreite schmalen, aber langen der holländischen Zeichnung. Das Rundheck folgte ebenfalls der Zeichnung, beim Berliner Modell weniger als beim Wolgaster, jedoch nicht das Heckboot das wiederum zum Arenhold Bild gehört. Der Zeichnung entsprechend hatte die SCHORPIOEN im Heck zwei Langrohr-Geschütze stehen.
So sind beide Modelle in wesentlichen kleinen Dingen unterschiedlich, aber nicht wie zum Teil angenommen identisch, weder im Rumpfbau, wo sich das Wolgast Modell enger an den holländischen Plänen orientiert als das Berliner, noch in der Takelage.
In der Bewaffnung sollen die holländischen Kanonenboote ein Granaten feuerndes 30-Pfd. Geschütz auf Gleitbahn und Drehscheibe geführt haben. Es muß ein Payxhans Vorderlader gewesen sein dessen Lafette auf einer nahezu 4m langen, ebenen Gleitbahn ruhte. Ein derart plaziertes Geschütz wird in einer Seitenansicht durch die Höhe eines normalen Schanzkleides nicht sichtbar. Neben diesem zeigt die entsprechende Zeichnung noch vier kleine, der Länge entsprechend, 6- oder 12-Pfd. Carronaden und zwei normale, auf Rolllafetten gesetzte 3- oder 4-Pfd. Geschütze. Von dieser Bewaffnung finden wir nur das schwere Geschütz auf den beiden als FRAUENLOB titulierte Modelle wieder. Auf dem Arenhold Bild ist von einer Bewaffnung überhaupt nichts erkennbar. Mit der kleineren Bewaffnung der holländischen Kanonenboote als Carronaden angegeben ist es durchaus möglich daß die von mir in der vorhergehenden Beschreibung als Haubitzen angesehenen durch modernere Carronaden ersetzt wurden. Aber darüber hat man im Forum wohl schon Dokumente entdeckt.
FL2.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Kleinere Carronade drehbar in der Pforte montiert. Der Unterbau der für die SCHORPIOEN gezeichneten Carronade ist etwas anders gestaltet.
Kommen wir zurück zur ursprünglichen Betrachtung des Bildes. In meiner Suche nach dem Maler hatte ich bei der Entzifferung der Signatur in der unteren linken Ecke kein Glück, So versuchte ich in dem von Boye Meyer-Friese geschriebenen Werk „Marinemalerei in Deutschland im 19. Jahrhundert“ des Deutschen Schiffahrtmuseums einen Hinweis zu finden. Es gab viele Marinemaler, aber nur eine knappe Handvoll die der Verfasser als DIE TECHNISCHEN MARINEMALER hervorhob. Unter den vier waren es zeitlich gesehen nur Carl Justus Harmen Fedeler (1799-1858) und sein Sohn Carl Fedeler (1837-1897) die in Frage kamen. Dabei käme besonders der Sohn näher in Betracht. Seine Motive wurden als „Schiffsporträts mit maritimen Landschaftsmotiven“, und seine Thematik mit „Technisch richtige Schiffsdarstellungen mit malerischer Kulisse“ beschrieben. Mit diesem Hinweis nach einigen im Internet und in Büchern sichtbaren Bildern suchend konnte ich feststellen das diese dem Stil der FRAUENLOB ähnelten, wobei ich vom malerischen Gefühl her sagen möchte das die akkurate Darstellung des Schoners noch in der frühen Phase seiner Arbeit lag.
Bei einer generellen Beschreibung des Bildes der FRAUENLOB kommt man nicht umhin es als ein „Schiffsporträt mit maritimer Landschaft“ zu bezeichnen. Dem Künstler kam es nur darauf an das Schiff technisch korrekt in eine weniger wichtige Umgebung zu setzen. Da mir das Schiff in allen Sparten meiner Arbeit auch selbst immer zum Angelpunkt wurde, und auch eine Vater/Sohn Parallele existierte, kann ich vielleicht eher akzeptieren das es nicht der Fantasie oder der künstlerischen Umsetzung einer Zeichnung entsprang, sondern mehr dem genauen Hinschauen. Zeitlich gesehen war hier ein junger Maler am Werk der von seinem Vater, einem Schiffsporträtisten, lernte auf was es bei der Darstellung eines solchen ankam.
Er unterliefen ihm in der Seitenansicht, in der Scheer, im Winkel des Hecks u.s.w. im Hinblick auf den Aberdeen Clipper Schoner Typ keine Fehler; die Position, Länge und Neigung der Masten entsprach genau wie beim Bugspriet der Wirklichkeit, warum sollte er dann bei der Plazierung des großen Geschützes und beim Weglassen des Kombüsenaufbaus einen Fehler gemacht haben? Er verwies auch bei der unterschiedlichen Größe der, den im Boot vorbei geruderten Offizieren, ehrenbezeugenden Mannschaft auf die Position von Luken und für die Deckserhöhung des Geschützes hin. Dieses war sicherlich nicht aus einem frühen Zeichnungsentwurf zu ersehen.
Entweder hätte er, wenn eine SCHORPIOEN Bauzeichnung zum Ursprung seines Bildes wurde, was wegen dem Namen FRAUENGABE immer wieder angedeutet worden ist, diesen hinter dem Schonermast stehenden Kombüsenaufbau sichbar und das große Geschütz auf Deckshöhe unsichtbar gemacht und es mehr der SCHORPIOEN angepasst; wenn jedoch die FRAUENLOB nach „dem Leben“ skizziert wurde, dann hatte er den Schoner entsprechend dieser Skizzen mit allen Sichtbaren, dem Geschütz, der Mannschaft und der preussischen Kriegsflagge eingeschlossen, gemalt. Das allerdings konnte frühestens erst nach der Ausrüstung und Indienststellung, also 1856, geschehen sein und widerspricht vollkommen der Theorie daß die Bezeichnung FRAUENGABE Bezug auf das Alter des Bildes nimmt.
Diese Bezeichnung wurde wie schon erwähnt ein halbes und nochmals weitere siebzehn Jahre später aus gewissen politischen Gründen dem Volk verfälscht wieder namhaft gemacht um die deutschen Frauen an die Opferbereitschaft ihrer Voreltern zu erinnern und dazu aufzurufen. Es hat meiner Ansicht nach nichts mit der SCHORPIOEN gemein. Wenn FRAUENLOB von Holland gekauft oder bei der selben Werft wie die holländischen Kanonenboote gebaut worden wäre sähe dies anders aus, aber so!
Ich möchte damit meine Betrachtung des Bildes schließen. Man kann leider nicht immer aus den geschriebenen Worten den Ursprung dieser entnehmen und so kommt es zu Fehlschlüssen; was dem einen genügt, erscheint dem anderen als grundverkehrt. So oft muß man neben den vorhandenen Daten auch das politische Umfeld mit in Betracht ziehen und eine hundertprozentige Rekonstruktion ist noch niemanden gelungen. Jede einzelne ist das Forschungsergebnis eines oder mehrerer Designer, das entweder von der Allgemeinheit akzeptiert wird, oder wegen zu großer Mängel keine große Lebensdauer entwickelt .
In meiner ersten Betrachtung bin ich kalt, also ohne große Vorkenntnisse, an das Projekt herangegangen und schrieb was ich ursprünglich aus diesem Kalenderblatt entnehmen konnte; dabei jedoch nur das Bild betrachtete und die nachträgliche Umrahmung außer acht ließ. Die Antworten darauf und das mir dabei sichtbar gemachte holländische Zeichnungsmaterial zeigte mir aber das man sich zu sehr auf den Nemen FRAUENGABE versteifte und dies nur als ein vor dem Stapellauf gemaltes Bild ansah. Die Frage nach dem Warum des Herausstellens dieses Namens erst um die Jahrhundertwende und der Neuerscheinung mit der Jahreszahl 1848 und einem patriotischen Gedicht auf dem Kalenderblatt von 1917, so kurz vor dem Revolutionsende des Krieges, hatte dabei aber noch keiner gestellt
Wie gesagt, ich mag mit meiner Ansicht falsch liegen. Jeder hat darin seine eigene Meinung, aber es ist genau wie ich die ganze Neuauflage des FRAUENGABE Namens sehe. Wenn dies von den Gedanken anderer abweicht und zum Nachdenken führt dann hat es seine Aufgabe erfüllt..
ich danke dir für deine ausführlich dargestellten Gedanken im neuen Beitrag. Entschuldige bitte meine Ungedult auf meine Fragen. Wenn ich es richtig gelesen habe, können wir heute nicht mehr genau nachvollziehen, wie die Frauenlob/Frauegabe in ihren Abmessungen zu sehen ist. Vielleicht könnten wir ja doch noch jemanden finden, der sich für einige Tage in das Archiv begibt.
Eine andere Möglichkeit wäre eine erneute Sammel-Aktion, um die Unterlagen, die sich noch zugänglich im Archiv befinden zu bekommen. Sollte es möglich sein, Kopien zu bekommen wäre ich durchaus bereit sie zu sichten und hier zu zeigen. So könnten wir wiederum etwas Licht in das Dunkel bringen. Nur ich muss dazu sagen, dass es mir persönlich nicht möglich ist das Archiv aufzusuchen.
Es bleibt spannend, obwohl die Zeit zwischen 1800 und 1900 nicht in mein Interessensgebiet fallen. Würde gerne helfen diese maritimische Lücke schließen zu helfen.
ZitatWenn ich es richtig gelesen habe, können wir heute nicht mehr genau nachvollziehen, wie die Frauenlob/Frauegabe in ihren Abmessungen zu sehen ist.
Es scheint mir so als ob es bisher auch keinen Abgleich der Daten aus der Fachliteratur gegeben hat. Bereits der Wikipedia-Eintrag (bzw. die angegebenen Quellen) zeigt Unterschiede zu der von Herrn Marquardt angeführten Längenangabe auf. http://de.wikipedia.org/wiki/SMS_Frauenlob_%281853%29 Länge Wasserlinie: 27,66 m Länge über alles: 32,1 m
Zitat Mit der holländischen ADDER Klasse, zu der SCHORPIOEN gehörte, hatte die FRAUENLOB laut Gröner und Wikipedia im Rumpf nur den Aberdeen Clipper Baustil und die Breite gemein. Damit endete die Gemeinsamkeit; in der Wasserlinie war FRAUENLOB um 5.1 meter länger, in der Hold um 0.33 m tiefer und in der Tonnage um 54 % größer. Die von den ADDER/SCHORPIOEN Zeichnungen entnommenen Maße sind: Länge in der Wasserlinie 27 Ellen, die Breite 8.1 Ellen, das Hold 2.9 Ellen, der Tiefgang armed hinten 3.2 Ellen und vorn 2.6 Ellen , die Wassertracht 0.6 Ellen. Tonnage betrug 195,886 tons. Diese holländischen Ellen sind metrisch und stellen 1 Meter dar.
Anbei eine weitere bisher nicht erwähnte Abbildung von 1860 (Holzschnitt) der Frauenlob . Und wenn ich mich recht erinnere gibt es noch eine andere/dritte die man zum Vergleich heranziehen kann.
[[File:Frauenlob Holzschnitt 1860.jpg|none|auto]] Die eingestellte Datei wurde zu Recherchezwecken hochgeladen und wird kurzfristig wieder gelöscht! Datei gelöscht!
Lösche lieber die Referenz zu Hansen. Der Holzschnitt selbst ist gemeinfrei. Ich meine er stammt aus der Leipziger Allgemeinen Zeitung, bin mir da aber nicht sicher.
Nein wohl nicht, trotzdem habe ich immer das ungute Gefühl das sich so etwas morgen ändern könnte. Es braucht bei diesem unübersichtlichen Thema ja nur einen andersdenkenden Anwalt.....
Ein Hinweis die Frage ob Pläne ausländischer Schiffe bei dem Bau Preußischer Kriegsschiffe Verwendung fanden betreffend. Es gab definitiv Versuche in England und den Niederlanden an Pläne zu kommen. Zitat aus Duppler, Der Junior Partner England und die ....,Seite 37
ZitatDa man sich den Bau von Kriegsschiffen zutraute ging man zunächst daran. im Ausland Pläne und Zeichnungen zu erwerben. Die Niederlande und England waren hierbei die bevorzugten Seestaaten "Größtmögliche Beschleunigung" erbat sich der preußische Kriegsminister bei der Beschaffung dieser Unterlagen in Holland, und der Gesandte im Haag möge versuchen, "zuverlässige Bauteilzeichnungen und Notizen über Zu- und Ausrüstung von solchen Fregatten und Kriegsdampfschiffen der niederländischen Marine zu erhalten, welche als die besten ihrer Gattung sich bewährt haben".
Ganz erfolglos blieben (nach Duppler) diese Anstrengungen nicht! Immerhin erwähnt er das Zeichnungen und Detailpläne den Weg nach Preußen gefunden haben und, wenn auch in teilweise abgewandelter Form, beim Bau größerer Schiffe (Arkona meine ich mich zu erinnern) Verwendung fanden. Studienfahrten in die Länder gab es auch. Mir fehlt es jetzt an Zeit das alles genauer zu lesen und hier zu schildern. Frauenlob wurde in dem bisher gelesenen Buchteilen freilich (noch?) nicht erwähnt.
das klingt doch schon recht gut. Demnach müssten sich im Natonaal archief in Den Haag eventuell diese Vorgänge finden lassen. Bin ja im Februar/März wieder in Den Haag. Kannst du deinen Unterlagen entnehmen, wann sich die Preußen an die Niedeländer gewand haben. Nicht Jahr und Tag, sonder etwa von Jahr zu Jahr?
ich glaube ich habe eine neue wirklich heiße Spur wie Pläne des niederländischen Schoners SCHORPIOEN nach Preußen gelangt sein könnten.Und darüber solltest du in den niederländischen Akten auch was finden. Ich bleib am Ball!
… wenn das über 'offizielle' Kanäle gelaufen ist. Da wäre ich mir aber nicht so sicher. Ich könnte mir eher vorstellen, daß der Gesandte das auf dem 'kleinen Dienstweg' versucht hat.
eigentlich wollte ich erst noch mehr in Erfahrung bringen. Aber wo Du den kleinen Dienstweg erwähnst.
Es bestand ab 1848 eine Technische Marinekommission der von der Frankfurter Nationalversammlung eingesetzten Regierung. Und dort war der niederländische Offizier und preußische Kommodore Jan Schröder Mitglied. Wenn es eine Unterstützung seitens der Niederländer gab dann wäre zu diesem frühen Zeitpunkt Schröder der ideale Kontaktmann gewesen. Allerdings musste Schröder sicherlich eine Freigabe seiner Regierung gehabt haben den Preußen zu dienen. Ich würde also vermuten das es eine wohlwollende Unterstützung von Seiten der niederländischen Regierung und damit Schriftverkehr ihn betreffend gab. Schröder war übrigens vor seiner Zeit als Kommisssionsmitglied v. 1846 bis 1848 Direktor der Navigations Hauptschule und gleichzeitig Kommandant des Schulschiffs SMS Amazone.
Es ist interessant, daß im 19. Jh. viele Offiziere in mehreren Ländern Dienst taten. Nationale Schranken gab es dabei offensichtlich weniger. Offensichtlich spielten da Vorstellungen vom Verrat militärischer Geheimnisse eine weniger große Rolle, als im 20. und 21. Jahrhundert, wo so etwas kaum noch denkbar ist. Viele Marineoffiziere der preußischen und frühen kaiserlichen Marine haben zuerst in Dänemark, England oder Schweden gedient, Ländern eben mit Marine. Darüberhinaus haben manche (höhere) Offziere auch Urlaub von ihrem eigentlichen Dienstherren genommen und habe als Beobachter oder sogar Mitkämpfer an Konflikten, wie dem amerikanischen Bürgerkrieg teilgenommen. Auf diese Weise sind viele praktische Kriegserfahrungen durch die verschiedenen Länder diffundiert.