Dies ist eine Frage die schon oft gestellt, und noch öfters ignoriert wurde. Es wurde mir selbst von jemanden, der es besser wissen sollte, gesagt, dass ich historisch nicht richtig läge, wenn ich dieses Takelungsdetail erst in die Zeit nach 1615 bringe. Damit bin ich aber in guter Gesellschaft, denn R. C. Anderson schreibt in seinem bekannten Buch The Rigging of Ships in the Days of the Spritsail Topmast 1600 – 1720 das dieser in England 1618 offiziell eingeführt wurde. Er nannte das gleiche Datum auch in seiner Einleitung zu A Treatise on Rigging, c. 1625. Dort wurde es als sprightsayle topmast aufgeführt; ebenso erwähnte Captaine John Smith 1627 in seinem Werk A Sea Grammar den Spretsaile-top Mast. Auch in Joseph Furttenbach's Architectura Navalis von 1629 finden wir auf Kupferblatt 10 eine Sprietmast getakelte holländische NAVE. Weitere Quellen zeigen an, dass ein jedes Schiff, englisch, holländisch oder französisch, in den zwanziger Jahren Sprietmast-getakelt sein konnte. Auf all meinem Suchen habe ich jedoch neben der von Anderson recherchierten Zeitangabe keine weitere offizielle Bestätigung für einen Sprietmast gefunden.
Kay machte mich darauf aufmerksam das in Kirch's DIE GALEONEN die englische WHITE BEAR 1563 bei ihrem 'rebuilt von 1618 einen 7 yard (6,3m) Sprietmast erhielt und gab als Quelle Moore's Seventeenth Century Rigging an. Von diesem Werk habe ich nie etwas gehört , was aber nicht heißt, dass es nicht existiert. Sir Alan Moore gehörte zu der Gruppe englischer Marine Historiker, die in den 1920ern der englischen Marinegeschichte einen soliden Rahmen gaben. R. C. Anderson gehörte auch dazu. Von dem was ich ermitteln konnte hatte Sir Alan Moore nur ein Buch geschrieben The Last Days of Mast and Sail , Oxford 1925, Seventeenth Century Rigging ist der Paperbacktitel von R. C. Anderson's o.a. Buch. Alan Moore schrieb aber in The Mariner' Mirror Vol. 42, 1, 1956 in seinem Artikel: Rig in Northern Europe: (Übersetzt) Früh im Siebzehnten Jahrhundert kamen zwei neue Segel in den Gebrauch, das Spriettopsegel und das Quersegel am Basentopmast. Das Spriettopsegel existierte bevor 1600. (Hierbei bezog er sich auf Vroom's Houtman's Rückkehr Gemälde). Es war ziemlich gebräuchlich um 1620. Es war offiziell in der Royal Navy eingeführt durch eine Empfehlung der Commission von 1618. Er verwies in diesem Berich auch darauf das der Pirat Capitain Kidd 1667 außerden noch ein Sprietbramsegel führte. Dies wird in John Davis The Seaman's Speculum, London 1612 unterstrichen in eine Liste von Dingen und Material, geschrieben am 2. Oktober 1676 , die er als Bootsmann der Fregatte DEGRAVE für die Ausrüstung benötigte. Darin wurde u.a. nicht nur für 2 Spritsail Courses und 2 Spritsail Topsails gefragt, sondern auch für 1 Spritsail Topgallant-Sail, was besagt,dass um diese Zeit der Sprietmast häufiger auch noch ein zweites Segel führte.
Jedoch wieviel Jahre vorher tauchte er erstmalig auf? Eine Frage die schon des öfteren zu Auseinandersetzungen führte. Es liegt auf der Hand das eine solche Änderung nicht von Heute auf Morgen eingeführt wurde und es gab sicher einzelne Vorläufer und eine Anlaufzeit bis sich diese Neuerung durchsetzte. Man kann da an anderen Takelungsänderungen gemessen von 5 – 8 Jahren sprechen, jedoch nicht von zwei Jahrzehnten wie es immer wieder versucht wird weil ein zeitgenössischer Maler diesen Sprietmast auf einem Bild zeigte das die Heimkehr von Schiffen in 1597 darstellt. Man sollte dabei aber davon ausgehen das dieses Bild ein Auftrag war, wobei sich die Frage stellt, wann wurde dieser Auftrag gegeben? Künstler wollten leben und nicht viele malten ein so umfangreichen Bild nur aus Spass an der Freude und hoffte es einmal verkaufen zu können. Solcher Auftrag konnte zehn oder zwanzig Jahre nach dem eigentlichen Anlass erfolgt sein und wir wissen oft nicht wann das Bild fertiggestellt war. Zu unserem Leidwesen wurde nicht jedes Bild mit Namen und Herstellungsjahr signiert, wobei besonders das Fehlen des Herstellungsjahres es unmöglich macht ein solches als historische Richtlinie zu werten. Ich möchte das an einigen bekannten Bildern erläutern: Als erstes das Vroom Beispiel. Hendrik Cornelisz Vroom, 1566 – 1640. Obwohl nur das Herstellungsdatum des zweitgenannten Bildes bekannt ist, wird es an zwei seiner berühmtesten Arbeiten, Cornelisz de Houtmans Rückkehr von Ost Indien 1597 und Die Ankunft der PRINCE ROYAL mit dem Kurfürsten der Pfalz und seiner Gemahlin in Flushing 1613 sehr deutlich, welches von beiden mehr der Wirklichkeit entspricht. Vroom ließ sich erst nach langen Auslandsreisen nach 1595 wieder in seiner Geburtsstadt Haarlem nieder und wurde 1616 Mitglied der Maler Guilde von Amsterdam. Aus der Reihenfolge der Ereignisse würde beinahe jeder Modellbauer das erste Bild als sicheren Beweis einer Sprietmastfrühdatierung sehen, da hier die von ihm dargestellten Schiffe seiner kleinen Flotte den Sprietmast führen. Dies ist aber nicht so, Cornelisz Houtmans Rückkehr muss erst nach Die Ankunft der PRINCE ROYAL mit dem Kurfürsten der Pfalz und seiner Gemahlin in Flushing 1613 entstanden sein, als man den Sprietmast als Mastdetail eines Schiffes völlig akzeptiert hatte und es dem Auftraggeber nicht als unnatürlich erschien. Das von einem Schüler von Vroom, Andrias van Eertvelt 1590 -1652, gefertigte Bild folgte sicher bald nach Vroom's Kreation wobei er beinahe die gleiche Szene mit unterschiedlichen Kleinfahrzeugen malte, jedoch möglichst genau die von Vroom dargestellten heimkehrenden Schiffe bei denen er auch den Sprietmast hervorhob. Was das Vroom'sche Bild C. Houtmans Rueckkehr unbewußt mit diesen Sprietmasten aussagt ist, dass Sprietmasten bereits vor 1595, dem Ausreisedatum, zum gewohnten Hafenbild gehört haben mussten. Da dafür jedoch kein Beweis erbracht werden kann und es für eine solche Behauptung keinen Anlass gibt, sind sie auch für die 1597 Rückkehr völlig fehl am Platze. Die Ankunft der PRINCE ROYAL 1613 in Flushing, ein großes Ereignis von dem H. C. Vroom sicher Skizzen machte, zeigt den wahrscheinlich wirklichen Tatbestand in der Entwicklung des Sprietmastes. Das Bild wurde 1625 gemalt, also 12 Jahre nach den Ereignis und zeigt die PRINCE ROYAL als einziges Schiff mit Sprietmast. Sie war der erste englische Dreidecker, gebaut 1610 von Phineas Pett, und mit einem vierten Bonadventuremast getakelt. Die hier gezeigte Bovenblinde am Sprietmast durfte ein erster Versuch gewesen sein die Steuerung eines viermastigen Schiffes zu erleichtern. Alle begleitenden dreimastigen englischen Schiffe, wie die ältere RED LION, rebuilt 1609 und die REPULSE rebuilt 1610, neben allen anderen englischen sind auch die holländischen im Bilde ohne Sprietmast getakelt. Auf einem holländischen Kupferstich von 1613 ist auch ein wenig fantasievoll die PRINCE ROYAL mit Sprietmast zu sehen, was die Identität dieses auf dem Schiff unterstreicht. Damit kann die PRINCE ROYAL , wenn nicht anderweitig bewiesen, wohl als der allererste Vorläufer dieser Takelung gesehen werden. Die auf dem Titelbild der ältesten Beschreibung der Houtman Reise, die unmittelbar nach der Rückkehr 1597 in Middelburg gedruckt wurde, befindlichen vier ausreisenden Schiffe (nur drei kehrten zurück) sind im Stil der Periode ohne Sprietmast dargestellt; Schiffe die wahrscheinlich genauso wenig mit den eigentlichen Rückkehrern zu tun hatten wie die von Vroom gemalten. Neben diesen ist auf vielen Drucken und anderweitigen Darstellungen bis 1618 weiter kein Sprietmast zu finden. Ein weiterer Schüler Vrooms, Aert Anthonisz, 1579 – 1620, malte 1618 nach einem Bilde von Vroom (also nach einen früherem Vroom Bild) Die EENDRACHT vor Isselmonde, ein Schiff mit ca. 20 Kanonen. Auch dieses Schiff, nächst zu anderen dieses Künstlers, hatte noch keinen Sprietmast. Auch bei Jan Porcellis, 1584 -1632, fehlt überwiegend der Sprietmast in seinen Bildern. Es ist bemerkenswert das Gemälde, die bis in die frühen zwanziger Jahre des 17. Jahrhunderts hin signiert und datiert wurden, oder deren Maler nicht älter wurden, weitestgehend ihre Schiffe ohne Sprietmast darstellten. Ein weiteres Beispiel wie groß der Abstand zwischen Ereignis und Gemälde häufig war ist bei einem der Werke von H. C. Vrooms Sohn Cornelisz Hendrik zu erkennen. Holländische Schiffe rammen Spinolas Galeeren am 3. Oktober 1602 wurde 1617 signiert. Weiter ist bewiesen das Adam Willaerts zwei Bilder der Seeschlacht bei Gibraltar 1607 in den Jahren 1617 und 1639 gemalt wurden. Wann wurde dann wohl das von Sprietmasten strotzende Bild der V.O.C. Flotte vor St. Helena 1608 gemalt? 1628, 1633 oder noch später? Oder das von Cornelisz Verbeek, das mit 1625 datiert ist. Beide sind während einer Periode entstanden wo der Sprietmast nahezu auf jedem Schiff sichtbar war. Als Zeitdokument sind beide St. Helena Bilder nicht zu werten. Weder der eine noch der andere Maler war dabei als die V.O.C. Flotte 1608 vor der Insel lag, noch verfügten sie über genaue Kenntnis der beteiligten Schiffe. Was dargestellt wurde war eine felsige Insel mit einer Anzahl von Schiffen aus der Zeit der Entstehung des Bildes. Sie sollten deshalb als authentischer Beweis für ein Schiff, das 1603 gebaut wurde und 1615 sank, nicht in Frage kommen. Einem solchen Schiff einen Sprietmast zu geben ist absolut verkehrt. Es gibt keine Beweise dafür und der Designer einer publizierten Rekonstruktion sollte sich dessen bewusst sein. Das man aus den geschilderten Ereignissen nicht immer auf das Aussehen der teilgenommenen Schiffe schließen kann geht aus zu vielen Darstellungen hervor. Ein Beispiel das es auch anders ging: Cornelis Claesz van Wieringen stellte 1622 sein großes Bild (180 x 490 cm) Episode aus der Seeschlacht bei Gibraltar am 25 April 1607 für die Amsterdamsche Admiralität als deren Geschenk für den Prinzen Maurits fertig. Mit diesem Kunstwerk, das sicher ein paar Jahre in der Gestaltung war, ist es wie mit beinahe jedem, dass einen maritimen Auftraggeber hatte. Es kamen Kenner der Materie, Kapitäne, Teilnehmer der Schlacht usw., die dem Künstler über die Schulter guckten, um nicht nur das Geschehen, sondern auch das richtige Aussehen der daran beteiligten Schiffe sicherzustellen. Kein Künstler mochte eine Ablehnung von einem Auftraggeber erleben wenn diesem entdeckte Fehler zu Ohren kamen, am allerwenigsten, wenn das Bild als ein Geschenk der Admiralität für den großen Freiheitshelden der Nation vorgesehen war. Das Fazit, nicht ein einziges der an der Seeschlacht beteiligten Schiffe führt einen Sprietmast. Im Gegensatz dazu steht das von Vroom geschaffene Bild der Seeschlacht, das sich mehr auf Drama und weniger auf schiffbauliche Genauigkeit ausrichtete. Beim Blättern durch Sailing Ships, Prints by the Dutch Masters from the Sixteenth to the Nineteenth Century können noch etliche Beispiele der Bugspriets ohne Topmast aufgeführt werden. 8) Holzschnitt Handelsschiffe, Inlandfahrzeuge und ein Ruderboot vor der Küste. 12.) Schiffe auf der Reede von Rammekens. 13) Ein Handelsschiff wird abgedichtet und versorgt 1618. 15) Dreimastige Handelschiffe und ein Inlandfahrzeug kürzen Segel bei aufkommenden Sturm. 19) Amsterdam von der Nordseite des Flusses IJ. 20) Amsterdam gesehen vm Flusse IJ. 21) Holländische Schiffe vor Bantam. 36) Büsen im Fischgebiet eskortiert bei zwei bewaffneten Dreimastern 1600. 38) Zwei seegehende Schiffe vor Anker 1600. 39) Dreimaster unter Sprietsegel, Fock und Großsegel.1600. 40) Englischer Viermaster in indischem Gewässer 1600. 67.) Der Sturm. Erst von Abb.76) Zwei neue Fregatten ausgerüstet für den Krieg gegen das Parlament von England sind auf allen weiteren Drucken die Schiffe mit Sprietmasten getakelt. Dies als Beispiel, das Blättern durch andere Bücher, mit unterschiedlichen Bildern, wird ein ähnliches Resultat bringen. Es wäre wünschenswert wenn jemand ein früheres Einführungsdatum des Sprietmastes als 1618 historisch genau dokumentarisch belegen würde, bevor er den die Takelung eines Schiffes verändernden Sprietmast auf seiner Zeichnung oder Modell eines bestimmten, früher datierten Schiffes darstellt, und damit eine nicht zu vertretene Situation schafft, die vom Publikum akzeptiert wird, weil von diesem der Designer oder Modellbauer als Kenner der Materie angesehen wird.
Die frühesten (mir bekannten) Beispiele für einen Spritmast sind (abgesehen von den genannten Gemälde De Vroom's) das sogenannte Pellerschiff bzw. Peller Modell (Germanisches Museum Nürnberg) und ein Modell einer Flämischen Galeone im Museo Naval Madrid
Das Peller Modell hat einen Spritmast, jedoch keine Rah (war die nie vorhanden oder ist sie verloren gegangen?) und soll von 1603 stammen
Das Modell der Flämischen Galeone hat einen Spritmast (und Rah) und stammt von 1593 (das Datum steht auf einem Schriftband am Modell und kann damit als gesichert gelten).
Auf der Homepage des Museums bin ich nicht fündig geworden (die Seite ist nur spanisch und das versteh' ich leider nicht) aber auf dieser Seite ist das Modell abgebildet:
Modelle sind in Punkto Takelage recht unzuverlässige Zeugen. Die Takelage wurde in den über 400 Jahren, die die von Dir genannten Modelle schon alt sind, sicher mehrfach und oft unfachgerecht "restauriert".
Zur Flämischen Galeone: Schon R. Morton Nance schrieb in "Sailing Ship Models" (1924) zu diesem Modell: "... it is not even sure how much the rigging may have been 'restored' in former times". Landström verzichtet bei seiner Rekonstruktion entsprechend auf die Darstellung der Takelung und zeigt die Galeone lediglich mit Untermasten und Stagen.
Zum Peller-Modell: Alte Bilder des Peller Modells bei Nance und bei Werner Jaeger "Das Peller-Modell von 1603" zeigen keine Sprietmast. Das Bild bei Jaeger ist von 1930, das Bild bei Nance muß noch früher sein. In seiner Rekonstruktion zeichnet Werner Jaeger das Peller-Modell dann mit Sprietmast, versehen mit einer Mars.
In Jaegers Buch befindet sich auch eine Zeichnung eines Schiffes, welches einen Sprietmast hat. Die Zeichnung ist von 1600. Dreimaster LIEFDE: Dabei handelt es sich um einen kleinen niederländischer Dreimaster LIEFDE, Ausschnitt aus einer Illustration in „Reis door de Straet von Magalhaes 1598—1600", beschrieben durch M. Barent Iansz (Chirurg), Amsterdam 1600. Strichzeichnung des Verf. Werner Jaeger. Die LIEFDE erreichte die Bai von Beppu (Insel Kiuschu, Japan), wurde hier erst sehr freundlich empfangen, dann aber vollkommen ausgeplündert. Das Schiff ging kurz danach durch Strandung verloren. Die Figur des ERASMUS, so hieß das Schiff ursprünglich, wurde gerettet und kam als „christlicher Heiliger" in einen japanischen Tempel. Heute steht sie im Kaiserlichen Museum in Tokio.
Also wäre 1600 als frühestes Datum zu unterbieten.
Grüße, Alexander
Foxtrott
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Modelle sind in Punkto Takelage recht unzuverlässige Zeugen. Die Takelage wurde in den über 400 Jahren, die die von Dir genannten Modelle schon alt sind, sicher mehrfach und oft unfachgerecht "restauriert".
Hallo Alexander
das ist schon richtig. Ob die Takelage eines oder beider dieser Modelle "restauriert" wurden könnte nur durch eine fachmännische Untersuchung der Modelle beantwortet werden. Ob solche Untersuchungen gemacht wurden oder nicht entzieht sich meiner Kenntnis und ließe sich eventuell durch Rückfragen in den Museen herausfinden. Nach meiner Erfahrung verlaufen soclhe Rückfragen jedoch meist im Sand, kommt vielleicht auch darauf an, welche Person im betreffenden Museum die Frage erhält. Manche sind interessiert, manche nicht, manche wollen vielleicht nicht zugeben, dass sie die Antwort auf die Frage auch nicht wissen.
Ich habe bisher bei Museen im Hinblick auf Rückfragen leider noch wenig gute Erfahrungen gemacht. Bei manchen Museen habe ich innerhalb kürzester Zeit freundliche Antworten erhalten, dass man mir weiter helfen würde und dass man meine Frage(n) an die zuständigen Experten weitergeleitet hat (teilweise sogar mit Kopie der weitergeleiteten Schreiben), eine Anwort auf die ursprüngliche Frage ist dannn meist ausgeblieben. In manchen Fällen habe ich gar keine Antwort bekommen. Rühmliche Ausnahmen waren das Wasa Museum (auf eine Frage nach der Farbgebung der Wasa habe ich innerhalb von 2 Tagen eine seitenlange ausführliche Antwort bekommen mit dem Angebot mich nach einem Jahr - da sollten weitere Forschungsergebnisse vorliegen - noch einmal zu erkundigen bzw. mir dann zusätzlich Infos zu geben) und das Wikingerschiffsmuseum in Oslo war auch eines der wenigen, von denen ich eine fachliche Auskunft erhalten konnte. Das Wikingschiffsmuseum in Dänemark war offenbar bemüht mir eine Frage zu beantworten, hat eine Experten für meine Frage ausfindig gemacht und mir dessen e-mail Adresse gegeben, der wiederum hat auf meine Anfrage nicht reagiert. Die Seefahrstmuseen in Oslo und Stockholm waren zumindest bei der Suche nach Plänen sehr zuvorkommend, das Victory Museum in Portsmouth hingegen hat auf eine Frage gar nicht geantwortet. Im Science Museum in London ist es mir vor einigen Jahren nicht gelungen, jemanden zu finden, der mir auf meine Frage nach einem Plan der HMS Prince (deren Modell ja im Museum vermessen wurde) nur die geringste Auskunft geben konnte.
Zitat von Model Mariner im Beitrag #4Im Science Museum in London ist es mir vor einigen Jahren nicht gelungen, jemanden zu finden, der mir auf meine Frage nach einem Plan der HMS Prince (deren Modell ja im Museum vermessen wurde) nur die geringste Auskunft geben konnte.
Hallo Klaus,
tja, das wundert mich nicht. Das Science Museum hat im Mai 2012 die ganze Schifffahrtsabteilung geschlossen. Dort entsteht eine Ausstellung für Mobiltelefone ... solche Banausen
Zitat von Model Mariner im Beitrag #4Im Science Museum in London ist es mir vor einigen Jahren nicht gelungen, jemanden zu finden, der mir auf meine Frage nach einem Plan der HMS Prince (deren Modell ja im Museum vermessen wurde) nur die geringste Auskunft geben konnte.
Hallo Klaus,
tja, das wundert mich nicht. Das Science Museum hat im Mai 2012 die ganze Schifffahrtsabteilung geschlossen. Dort entsteht eine Ausstellung für Mobiltelefone ... solche Banausen
Gruß, Markus
Dass ich im Science Museum nach den Plänen der Prince gefragt habe, ist bestimmt schon 15 Jahre her. Damals habe ich mit Bedauern festgestellt, dass das National Maritime Museum im Gegensatz zu früher (das erste Mal war ich vor mehr als 30 Jahren dort) nur mehr eine ganz geringe Anzahl von Originalmodellen ausgestellt hat. Beide Museen standen für mich bei jedem London Besuch auf dem Pflichtprogramm, wobei ich dann den Besuch im Science Museum schon als lohnender angesehen habe, nachdem die dann schon mehr Origanalmodelle gezeigt haben als das NMM.
Wenn die wirklich die Schifffahrtsabteilung schließen, sehe ich das als mehr als bedauerlich an. Bleibt nur zu hoffen, dass die Abteilung zur Gänze in ein anderes Museum kommt und dort in mehr als nur kleinen Auszügen zu sehen sein wird.
Das Peller Modell wurde wohl mehrfach restauriert, wenn ich mich recht entsinne, haben sich die Restauratoren auf einem der Segel chronologisch vermerkt. Die Segel selbst sind wohl in einer recht gewürfelten Reihenfolge angebracht. Das Dilemma mit Modellen und Gemälden wurde aus den Beiträgen sehr deutlich. Meines Erachtens kann man sich dem Zeitpunkt nur über Gemälde annähern, bei denen dargestelltes Ereignis und Herstellungsdatum recht dicht beisammen liegen. Weitere Unsicherheitsfaktoren kommen noch hinzu, z.B. ist der Maler detailversessen oder historisch interessiert und stellt die Schiffe technisch korrekt dar oder kommt es ihm mehr auf die Stimmung an, die das Gemälde vermitteln soll. Eventuell ist das Gemälde auch eine allegorische Darstellung und die Schiffe sind nur Mittel zum Zweck. Ob ein Auftraggeber anspruchsvoll oder weniger anspruchsvoll ist, spielt sicher eine Rolle. Hilft aber auch nicht wirklich weiter, das Bild ist lediglich ein Indiz aber kein Beweis. Das Auftauchen des Sprietmastes exakt einzugrenzen erscheint mir äußerst schwer. Legt man die Lupe darauf und möchte den Zeitpunkt exakt bestimmen, sofern das überhaupt möglich ist, müßte man sicher auch unterschiedliche Nationen ins Kalkül ziehen. Wo tauchte er denn zum erste mal auf? Wie schnell verbreitet er sich national und international? Das läßt sich vermutlich noch schwerer beantworten als das wann. Der Gedanke zur Prince Royal ist interessant. Vielleicht hängen Auftauchen des Mastes und das Anwachsen der Schiffsgröße tatsächlich zusammen. Inwiefern sich die Handhabung eines Schiffes durch den Mast vereinfacht wäre eher eine Aufgabe für die Physik. Auf dem angesprochenen Gemälde der VOC Flotte vor St. Helena ist eine Mischung aus Sprietmasten und keinen Sprietmasten zu sehen. Ob dies nun eine typische Mischung für die Entstehungszeit des Gemäldes ist oder tatsächlich repräsentativ für den Zeitpunkt des Ereignisses ist, läßt sich nicht beantworten, da man den Zeitpunkt der Entstehung des Bildes offenbar nicht kennt. Dem Aussehen der Rümpfe nach würde ich allerspätestens auf die 1620er Jahre tippen, es sein denn der Maler hat in späterer Zeit ein "historisierendes" Gemälde geschaffen....man dreht sich also im Kreis
Die nicht zu sehr gelungene Google übersetzung: “Dieses Holzmodell (Länge, 124 cm; Ärmel, 18 cm), erkennen alle Merkmale der klassischen Galeone. Die Taille ist abgedeckt laufen entlang der gesamten Länge, über dem Hauptdeck, wo die Batterie ausfällt Schluchten auf der Wasserlinie und gemalt hat die Legende befindet: ICK Varre NEPTUNUS MET IN TOT BOREAS ULP GHE DIE IN HAVEN ANKER MI Daer VALT ANNO 1593. (Mit Hilfe von Neptun und Boreas Schiff im Hafen 1593). Das Modell fehlt Achterdeck und hat nur eine Abdeckung, die seltsam beginnt meisten vor dem Hauptmast. Das Heck erinnert an mediterranen Galeeren. Das Schloss ist kurz, mit Trennwand, auf denen die Fockmast, sehr typisch für die Galeonen ruht. Das Schloss ist niedriger als üblich in den Ratschen. Wie üblich in diesen Gefäßen, Arbola Quartal hinter dem Besan Stick (Bonaventura). Der Rumpf zeigt escasísimo Entwurf, dass das Modell gebaut wurde, um von der Decke aufgehängt werden lässt. Im Auftrag von Königin Elizabeth II. wurde in der Naval Museum (1845) hinterlegt, von der Royal Armouries, wo Tradition als Geschenk von einem flämischen Botschaft Philip II aufgenommen worden waren. Kurz vor Eintritt in das Museum litt unter einem Feuer, das die Masten und die Takelage geschlagen. Trotz der etwas unglücklichen Restauration, die gemacht wurde, ist dieses Modell als eine seiner Art im sechzehnten Jahrhundert in Europa und in exzellenter Verarbeitung und Schönheit bewahrt bekannt ist.” Der letzte Satz könnte vielleicht auch bedeuten, dass der Sprietmast später zugefügt worden war. Oder auch nicht. Dagegen spricht meine Meinung nach, dass der Mastkorb – wie es aussieht original ist, also 1593 gefertigt ist. Und wenn es so ist,dann die Frage: Wozu sollte ein Mastkorb am Ende des Bugspriets gut sein, wenn dort kein Sprietmast stünde? Jedenfalss war mir diese Tatsache genug Beweis dafür, dass ich auch einen Sprietmast auf meine Rekonstruktion angebbracht habe.
Hier noch ein Foto, die die Spanier damals ung. 1975 geschickt haben, zwar nicht vom Bugspriet, aber es zeigt, wie wunderbar bunt das Originalmodell bemalt ist.
@Klaus: Das Foto vom Peller Modell zeigt im 1073 ausgegebenem Buch (Das Peller-Modell von 1603 - Hinstorff) zeigt keinen Sprietmast. Auf deinem Bild steht aber einer. Wann kan er dazu?
@Pollux: "Die Segel selbst sind wohl in einer recht gewürfelten Reihenfolge angebracht" Ja, das sieht man seh gut auf dem alten Foto. Auf dem anderen Foto vom Klaus sind sie schon richtig angebracht. Ja, die Restauratoren und die Zeitpunkte sind auf einem Segel geschrieben.
Weiter nach "oben", also bis 1700 scheinen mehrere Belege für Sprietmasten auf sämtliche Gemälden zu geben. Ich hatte das Glück 1997 einen seitdem ziemlich seltenen Katalog in Buchformat einer Austellung von holländischen Marinemalerei in der Gemäldegalerie im Bodenmuseum zu erwerben.In 463 Seiten viele-viele Gemälde und Schiffe, darunter viele Schiffe mit Sprietmast, bis ung. 1670. Wenn ihr wollt, kann ich Bilder davin einstellen.
Zitat von Flamenco im Beitrag #8@Klaus: Das Foto vom Peller Modell zeigt im 1073 ausgegebenem Buch (Das Peller-Modell von 1603 - Hinstorff) zeigt keinen Sprietmast. Auf deinem Bild steht aber einer. Wann kan er dazu?
Wann er dazu kam weiß ich nicht. Im Buch "Segelschiffe im Pulverdampf" (Delius Klsing) von 1996 ist das Modell schon mit Spritmast abgebildet (die französische Originalausgabe des Buches ist von 1990)
Zitat von Lady Nelson im Beitrag #10... Es wäre mehr als nur wünschenswert wenn jemand ein früheres Einführungsdatum des Sprietmastes als 1618 historisch genau documentarisch belegen könnte. Also keine undatierte Illustration oder restauriertes Modell sondern ein zeitgenössisches Schriftstück bevor er den die Takelung eines Schiffes verändernden Sprietmast auf seiner Zeichnung oder Modell eines bestimmten, früher datierten Schiffes darstellt und damit eine nicht zu vertretene Situation schafft. ...
Wie wäre es damit, Karl? Es ist aus Werner Jaegers Buch "Das Peller-Modell von 1603". Er zeigt auf Seite 63 die Kopie einer Zeichnung aus „Reis door de Straet von Magalhaes 1598—1600", beschrieben durch M. Barent Iansz (Chirurg), Amsterdam 1600. Was hälst Du davon? Das Baujahr der "Liefde" muß aufgrund des Erscheinungsjahres der Publikation vor 1600 gewesen sein.
Grüße, Alexander
Zitat von Foxtrott im Beitrag #3... In Jaegers Buch befindet sich auch eine Zeichnung eines Schiffes, welches einen Sprietmast hat. Die Zeichnung ist von 1600. Dreimaster LIEFDE: Dabei handelt es sich um einen kleinen niederländischer Dreimaster LIEFDE, Ausschnitt aus einer Illustration in „Reis door de Straet von Magalhaes 1598—1600", beschrieben durch M. Barent Iansz (Chirurg), Amsterdam 1600. Strichzeichnung des Verf. Werner Jaeger. Die LIEFDE erreichte die Bai von Beppu (Insel Kiuschu, Japan), wurde hier erst sehr freundlich empfangen, dann aber vollkommen ausgeplündert. Das Schiff ging kurz danach durch Strandung verloren. Die Figur des ERASMUS, so hieß das Schiff ursprünglich, wurde gerettet und kam als „christlicher Heiliger" in einen japanischen Tempel. Heute steht sie im Kaiserlichen Museum in Tokio.
Also wäre 1600 als frühestes Datum zu unterbieten.
Foxtrott
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Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten. (Katharina von Siena)
Das Maritiem Museum Rotterdam hat allerdings ein Modell der Liefde von 1940, bei dem auf dem Bugspriet lediglich ein Flaggenstock angebracht wurde - Also kein Sprietmast.
Also bleiben hier Fragen offen.
Möglicherweise hat sich die Idee des Sprietmast so entwickelt, daß man an einem vorhandenen Flaggenstock während einer längeren Überfahrt versuchsweise eine Rah und ein kleines Segel angebracht hat und dann erkannte, daß das gewisse Vorteile für die Steuerungsfähigkeit des Schiffs gebracht hat.
Das Modell von 1940 erinnert mich an Hoeckels Roten Löwen, vielleicht hat man sich hier gegenseitig beeinflußt. Wenn die Zeichnung tatsächlich zwischen 1598 und 1600 entstanden ist, sollte der Sprietmastfür diese Zeit belegbar sein. Daß die Zeichnung später eingefügt wurde oder später um den Mast erweitert wurde erscheint mir unwahrscheinlich. Die Idee, daß der Mast sich aus einem Flaggenstock entwickelt hat ist für mich nachvollziehbar. Bleibt nun noch zu klären woher das Bedürfnis kam ausgerechnet an der Spitze des Bugspriets noch eine Flagge anbringen zu wollen
Man hatte im 17. Jahrhundert und sicher auch davor die Vorstellung, dass ein Schiff mittels Segelantrieb durch das Wasser gezogen wurde. So kam man halt irgendwann auf die Idee, möglichst weit vorne noch ein Segel zu plazieren. Paralell zu dieser Entwicklung versuchte man auch, den Fockmast immer weiter nach vorne zu verlegen. Man kann das auf den Abbildungen der Zeit mit etwas Mühe durchaus nachvollziehen.