Mir gefallen die 'wargaming'-Figuren aus ästhetischen Gründen nicht, weil sie oft eher karikaturhaft denn realistisch sind, aber es liegt mir fern, den 'wargamer' Faulheit oder Unfähigkeit zu unterstellen. Ich weiß sehr wohl, daß es da wahre Künstler gibt ...
Es freut mich sehr, dass ihr euch für mein Projekt interessiert und mit so vielen Wortmeldungen daran teilhabt. Das mit den 3D modellierten Figuren ist ja nur die Spitze der Spitze des Eisbergs. Ich baue seit ca. 30 Jahren historische Dioramen mit Figuren. Dabei habe ich natürlich auch mit tausenden verschiedenen 1/72er Figuren gearbeitet. Die Recherche zu den Dioramen macht dabei immer den meisten Spaß. Ihr könnt aber sicher sein, dass ich hier auf dem neuen Diorama keine Wasserkopf-Figuren verwende, besonders weil ich das bei den Wargamern immer kritisiert und moniert habe. Ich bin kein Wargamer sondern Dioramenbauer, realistisch modellierte und historisch korrekte Figuren sind da immer das Non Plus Ultra! Ihr könnt mir also vertrauen, dass es in Zukunft auch hier vernünftige Figuren der Royal Navy gibt! Für mich ist es ja auch kein kommerzielles Thema, ich hatte nie vor, diese Figuren kommerziell zu vertreiben. Für mich kostet mein Hobby meist viel Geld, da wird es euch nicht anders gehen. Deshalb war ich auch sehr froh, dass sich L. Cryns dazu bereit erklärte, die Modellierung der ganzen Seeleute zu übernehmen. Er wird diese Figuren dann auch über seinen Shop vertreiben. Dass diese dann auch nur im Maßstab 1/72 zu kaufen sein werden, finde ich auch schade, ist natürlich der händischen Modellierung mit Green Stuff geschuldet. Diese Figuren werden später in Zinn gegossen. Geplant sind Ruderer für die Beiboote, Seeleute in den Masten, Figuren welche das Deck schrubben, Ankerspill drehend und dazu viele arbeitende Figuren in den verschiedensten Haltungen. L. Cryns hatte auch später vor, die Offiziersränge händisch zu modellieren. Wer also im Maßstab 1/72 seine Schiffe baut, der kann sich auf sehr schöne Figuren freuen. Ich habe noch die verbliebenen Offiziersränge in Planung, Kapitän bis drei Jahre Dienstzeit, Master und Surgeon, etc. Dazu werde ich noch Seesoldaten in 3D machen lassen, Offizier, Trommler, Unteroffizier, Marschkolonne, auf Wache stehend. Es wird also keine kämpfende Truppe werden. Später kommen noch alle zivilen Figuren hinzu. Das ist noch alles viel und mein Budget ist leider nicht unendlich und meine "Finanzministerin" kann mitunter streng sein. Deswegen habe ich das Projekt auch auf mehrere Jahre angelegt! Im Herbst 2026 möchte ich es fertig haben, dann soll es auch in unserer Ausstellung einen festen Platz bekommen.
Meine Projekte haben meist eine längere Bauzeit, oft ist es ein Jahr nur Recherche.
Hier als Beispiel das Diorama zur Verteidigung der Missionsstation "Rorke`s Drift" am 22. Januar 1879, 150 britische Verteidiger gegen ca. 3500-4000 Zulu-Krieger. Auch hier habe ich alles ausrecherchiert, von den Gebäuden her, der Topografie, der Fauna und dem Schlachtverlauf. Bei vielen Briten, konnte ich die Figuren auch an ihrem historisch belegten Platz im Diorama zeigen.
Zitat von Bukaniere im Beitrag #48Hier sei auch kurz der Film Zulu angemerkt welcher diese Schlacht darstellt-sehr interessant.
Ja, stimmt. Es ist ein epischer Film!
Aber leider stimmt am Film leider Vieles nicht.
Über die Uniformen, den Gebäuden, der Topografie, der Fauna, dem Schlachtablauf, da hat man schlecht recherchiert. Aber das war zum Zeitpunkt der Dreharbeiten bestimmt vielen Umständen geschuldet.
Zudem wurde der Film im Winter gedreht, alles karg und trocken. Die Begebenheit der Schlacht war am 22. Januar 1879, da war, und ist in Afrika Hochsommer. Alles war damals üppig grün, nachts regnete es oft und tagsüber schien die Sonne.
Die Entwicklung des szenischen Modells (ein 'Diorama' ist ja eigentlich ein Kasten wie eine Theaterbühne) 'Rorke's Drift' kann man hier nachlesen: https://forum.modellfiguren-online.de/index.php?topic=7690.0. Ich habe das seinerzeit mit Interesse verfolgt.
Man kann diese Figuren in einem 3D Scanner einlesen/digitalisieren und dann entsprechend rauf oder runter scalieren.
Meine letzte Arbeitsstelle vor der Verrentung war ein Zahntechniklabor. Die Kollegen haben mit einem 3D-Scanner unglaubliche Dinge gemacht. Für mich als Modellbauer war diese Stelle das Paradies.
Was es da so alles an Werkzeug und Material gab....einfach himmlisch....
Grüße
Robert
Und wenn mich dann die Arbeitswut packt,....setze ich mich ganz still in eine Ecke und warte bis der Anfall vorüber ist.
In der Werft: Knochenmodell "Royal Caroline" 1749 M 1: 50 Spantmodell Engl. 74 Kanonenschiff 1781 M 1: 50 nach M. Stalkartt Projekt Phantom M 1: 50
Ich habe selbst mit meinem Sohn zusammen einen 3D Drucker angeschafft. Sogar kleines Werkzeug im Maßstab 1/72 wird gut gedruckt. Es ist auch möglich verschiedene Sachen zu verändern.
ich habe seinerzeit den Baubericht des "Cröbern 1813"-Dioramas mitverfolgt und mir heute Nachmittag den Bericht über den Bau des "Rorke's Drift"-Dioramas angesehen. Beides sind ja hervorragend in Szene gesetzte Dioramen. Dabei habe ich auch den Forenbeitrag zum "Passagier 1798" entdeckt. Beim Durchlesen ist mir dann klar geworden, wie die hier gezeigten Figuren zu ihrer Uniformierung gekommen sind.
Das Diorama trägt ja den Titel "Der Passagier 1798", wie aus dem Baubericht auf "Geschichte in Miniaturen" jedoch hervorgeht, orientiert ihr euch bei den Uniformen vorwiegend an dem Film "Master und Commander" und am "Trafalgar Companion".
Die im Film gezeigten Uniformen sind tatsächlich hervorragend recherchiert und die Abbildungen in dem Buch sind schön anzuschauen und zeigen die prinzipiellen Details der Uniformen, die genau in das Jahr 1805 passen. Zwischen "The far Side of the World", dem "Trafalgar Companion" und dem Jahr 1798 im Titel des Dioramas liegen jedoch 7 Jahre und eine komplett neue Uniformvorschrift - nämlich die von 1805, weshalb sich weder die Uniformen im Film, noch die im Buch so richtig als Vorbild für die im Diorama zur Darstellung kommenden eignen.
Sicherlich trugen die Seeoffiziere auch schon 1798 Seestiefel - vor allem bei schwerem Wetter. Die "Hessian Boots" wurden in England jedoch erst um 1811 richtig populär, was bedeutet, daß die Figuren im Diorama sie 1798 nicht tragen können. Auf dem Bild auf Seite 7 im Forenbericht, das Käpt'n Aubrey in Dienstuniform zeigt, trägt er zwar Stiefel, aber das sind keine "Hessian Boots", sondern gewöhnliche Seestiefel.
Die Bilderserie erklärt natürlich auch den Hut des Midshipman, der für 1798 nicht paßt. Gemäß der Vorschrift von 1795 trugen die Seekadetten den Dreispitz, dessen Rand mit schwarzer Borte gefasst und mit der üblichen Applikation zur Fixierung der Kokarde versehen war.
Ich habe zwei Gemälde von Midshipmen gefunden, deren Erscheinungsbild für das Diorama stimmiger wäre. Auf den Bildern ist auch sehr schön zu erkennen, wie sich Details der Uniform im Laufe der Zeit verändert haben.
Da wäre einmal das Bild von Midshipman Augustus Brine (1769 - 1840), der 1782 von John Singleton Copley gemalt wurde und später noch den Rang eines Admirals erreichte.
Die Ärmel seiner Uniform sind mit den im 18. Jahrhundert typischen Navy-Patten versehen, und die Kokarde seines Dreispitzes wird mit einem Geflecht aus Bouillondraht gehalten.
Das zweite Bild zeigt einen unbekannten Kadetten, den William Beechey 1796 portaitiert hat. Auch er trägt einen Dreispitz, jedoch entsprechend der Uniformvorschrift von 1795 runde Aufschläge an den Ärmeln.
Sein Hut ist, entgegen des üblichen Gebrauchs in der Marine, mit Quasten verziert. Offensichtlich trägt er anstatt eines Dirks aber auch die reduzierte Form des Degens mit 5-Ball-Gefäß. Da er von Beechey portaitiert wurde, gehörte er möglicherweise der bessseren Gesellschaft an und konnte sich solch kleine Abweichungen von der Uniformvorschrift wohl leisten. Wie auch immer - abgesehen von diesen kleinen Eigenmächtigkeiten des Portaitierten, ist das Gemälde ein schönes Beispiel für das Erscheinungsbild eines Midshipman aus der Zeit zwischen 1795 und 1805 und paßt genau zum Jahr im Titel des von Dir projektierten Dioramas.
Es wäre also zu überlegen, ob die Midshipmen im Diorama nicht doch, anstatt mit dem Hut von 1805, mit einem Dreispitz ausgestattet werden sollten. Wenn mehrere Kadetten zu sehen sind, können die dann sowohl Kniebundhosen, als auch Überhosen tragen. Das würde zur Lebendigkeit der Szenerie beitragen.
Wenn sich die Geschichte also 1798 zutragen soll, dann sollten die Uniformen entsprechend der Vorschrift von 1795 angepaßt werden. Vielleicht wäre es aber auch einfacher, die Geschichte hinter dem Diorama in das Jahr 1805 oder später zu verlegen. Dann würden die Uniformen der Figuren natürlich passen.
Habe in Absprache mit Wolfgang den Titel erweitert, da er mittlerweile über das ursprünglich Gedachte schon rausgewachsen ist :-)
Auch ein neues Ankerplätzchen gibt es jetzt: Eine neue Rubrik für Uniformen in die auch die schon existierende Fäden zu diesem Thema eingesammelt wurden.
Falls sich jemand noch an andere Fäden mit Hinweisen zu Uniformen erinnert, bitte kurze PN an mich, damit ich da reinschieben kann :-).
Patrick hat die ersten Probedrucke der Figuren gemacht. Ich konnte sie leider noch nicht persönlich begutachten. Man muss sich immer vor Augen halten, dass dies Makroaufnahmen sind. In Wirklichkeit sind die Figuren 25 mm groß. Wie ist euer erster Eindruck?