Forum für historischen Schiffsmodellbau und Geschichte
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HMS Indefatigable (1794): Fregatte mit 44 Kanonen, gestutztes Linienschiff 3. Ranges (Ardent-Klasse), 1:64, Vanguard Models
Vielen Dank für den freundlichen Empfang in diesem fantastischen Forum. Demütig verneige ich mich vor so viel geballtem Wissen. Habt Nachsicht, ich bin erst 42 Jahre alt. Ich werde nun einen parallelen Baubericht der HMS Indefatigable - im weiteren Verlauf Indy genannt - starten. Emanuel a.k.a. Berlin1994 hat hier ebenfalls einen Baubericht gestartet. Ich wollte/will mich nicht hereindrängen, aber ich denke, es könnte recht spannend und kommunikativ werden.
Zur Indy wurde von Emanuel schon das Wesentliche gesagt: Gestutztes Linienschiff 3. Ranges, Hornblower, Pellew usw. Ich würde aber gerne ein paar Worte zum Bausatz verlieren. Dafür werde ich mich aber meiner Texte aus dem Wettringer bedienen. Ich werde die Bilder des Baufortschrittes im weiteren Verlauf hochladen.
Ich bin über jedwede Anregungen dankbar! Also wenn jemandem etwas auffallen sollte, dann weist mich bitte darauf hin. Im Vorfeld kann man so Fehler vermeiden oder Details ins Modell einarbeiten, was im Nachhinein oft nicht mehr möglich ist. Nachdem ich im Maßstab 1:64 baue und meine Fähigkeiten noch ausbaufähig sind, sind diesem Modell aber irgendwo Grenzen gesetzt. Mal schauen, ob ich diese ausreizen kann...
Zum Bausatz ganz kurz: Viele gelaserte Platten aus Birne, Spantengerüst aus MDF, ein paar wenige Sperrholzplatten. Alles in einer schier unüberschaubaren Vielzahl in unterschiedlichsten Dicken. Die Qualität ist für einen Bausatz sicher die beste am Mark verfügbare, das sei versichert. Die Decks kann man wieder vorgelasert dazubestellen - was ich aber nicht gemacht habe. Stattdessen werde ich die Decks selber mit Buchsbaum beplanken.
Auch werde ich von der Bauanleitung abweichen, da diese teilweise - gerade wenn man die Decks selber beplankt - nicht 100% ig schlüssig erscheint. Auch werde ich den Bausatz um einige Details ergänzen bzw. die vorgelaserten Teile einer Komplettbehandlung unterziehen oder diese ersetzten. Die Rumpfform ist der der Agamemmnon sehr ähnlich (gleich?), außer das fehlende Deck, also alles eine Etage weniger nach oben.
Der Bausatz ist wesentlich komplexer gestaltet als jener der Sphinx und der Duchess (beide von Vanguard Models) und verlangt wesentlich mehr Zeit und Hirnschmalz. Mehr dazu im Verlauf des Bauberichtes. Ich habe im Netz noch keinen umfassenden Baubericht gefunden, der Abweichungen vom Bausatz/der Bauanleitung aufzeigt. Der Bau des Prototypen bei MSW ist mit Sicherheit gelungen, entspricht aber nicht meinen Vorstellung und geht mir nicht weit genug. Imemrhin reden wir hier von einem sündhaft teuren Bausatz, aus dem so viel mehr herausgeholt werden kann (es sei nur kurz die Aufbereitung der Lasergravuren angesprochen). Und das werde ich versuchen.
Ich werde die Indy mow als Blankholzmodell umsetzen, das Unterwasserschiff aber bekupfern. Ich werde gänzlich auf Beize verzichten und hauptsächlich mit anderen Mittelchen arbeiten. Zwar ist der Maßstab von 1:64 nicht unbedingt das Maß aller Dinge, aber mit einer ruhigen Hand kann man schon was rausholen. Vergleichbar mit 1:48 Modellen wird es aber vermutlich nicht werden.
Los geht es mit dem MDF-Spantengerüst. Kurz und bündig: Ich mag MDF nicht. V.a. die Reparierbarkeit ist nur schlecht gegeben, da Bruchstellen fransig werden und nicht mehr bündig und auf Urpsrungslänge verklebt werden können. Somit ist große Vorsicht geboten. Die Größe ist beeindruckend, hier im Vergleich zur Duchess.
Abweichend zur Bauanleitung - die Decks werden selber beplankt - wurden nun gleich die Sperrholzdecks beplankt. Die Beplankung erfolte mit Buchsbaumleisten. Die Leisten sind erwartungsgemäß nicht alle 100% gleich im Farbton, was ist allerdings gut finde. Abweichungen machen die Decks lebendiger wei ich finde und die Einzelplanken kommen so gut zur Geltung. Die Kalfaterung erfoglt mittels 0,3mm Faden.
Danach wurden die Nagelungen gebohrt und die Kalfaterung begonnen. Ich habe mich für einen braun-grauen Farbton für die Kalfaterung entschieden. Zu starke Kontraste in dem Maßstab will ich vermeiden.
Danach wurde die zweite Hälfte angefertigt...
Nun folgte ein wichtiger Schritt: Durch das Selber-Beplanken fällt das Deck dicker aus und schlüpft nicht mehr in die Aussparungen der Spanten hinein. Nun müssen die Aussparungen des Decks vorsichtig zurückgefräst werden, aber vorsicht - nur "zizerlweise", also Zehntel für Zehntel, ansonsten hat man nachher Löcher im Deck, welche man allerhöchstens als Auslässe zu den Speigatts verkaufen könnte... also vorsicht! Auch empfiehlt es sich, probeweise die Rundhölzer der Masten einzusetzten, um die exakte Ausrichtung zu bekommen und die Decks dementsprechend "zizerlweise" zu justieren.
Als nächster Schritt erfoglte die intensive Nachbereitung der laser-gravierten inneren Schanzkleider. Die Gravuren werden auch im Baubericht in MSW einfach so "eingebaut" und nicht hinterfragt. Ich finde aber, die Gravuren dienen als Führungslinien für weitere Bearbeitungen. Die Gravuren wurden daher mehrmals nachgeschnitzt, um der Zweidimensionalität der Laserungen eine dritte Dimension hinzuzufügen. Das ganze verlangt eine sehr ruhige Hand und viel Zeit! Hier das hintere Teil, bei dem mir das Schnitzmesser abgerutscht ist (wird aber später nicht zu sehen sein). Gottseidank blieb dies der einzige Ausrutscher.
schön, dass Du Deinen Weg nun auch hierher gefunden hast. Ich bin sehr gespannt auf Deinen Bauforschritt und habe schon eifrig im Wettringer gekiebitzt. Ich hatte vor einer Weile schon eine Bausatzvorstellung gestartet (Holz - Advanced - HMS Indefatigable 1794 - POB in 1:64 von Vanguard Models), bestimmt fällt Dir das eine oder andere auf oder ein, was noch ergänzt werden kann.
Fertig: um 1800 Armed Longboat 1:24 - Model Shipways Berlin, La Couronne, Schnittmodell Victory Irgendwann, wenns die modellbauerischen Fähigkeiten erlauben: La Jacinthe, Furttenbachs "Fulmen in Hostes"
Entgegen der Bauanleitung, wurde die inneren Wände NICHT gewässert. Ich werde auch im weitern Verlauf sensible Teile unterseitig befeuchten und dann über dem Lötkolben in Form ziehen. Wässern verändert - auch nach Trocknung - die Ausdehnung/Größe der Teile. Daher ist das ein No-Go. Die Wände wurde geklemmt und von Außen verleimt. Vorab wurde der gesamte Rumpf innen und außen geschliffen und gestrakt, das volle Programm... dafür benötigt man einige Stunden an Zeit.
Hier der geschliffene Rumpf...
.. und hier die fertigen inneren Bordwände:
Weiter geht es mit der Erstbeplankung. Der Einlauf der ersten Planke unter den Heckspiegel ist das einzig Kritische. Ansonsten gestaltet sich das Biegen am Heck und verjüngen am Bug wie gewohnt. Es gestaltet sich sogar leichter als bei der Sphinx oder der Duchess of Kingston, da die Radien auf Grund der Dimension des Schiffes viel größer sind. Man kann die Dimension des Pottes auf Bild 3 gut erkennen - der Bohrschleifer ist ein guter Vergleich.
Die Erstbeplankung wurde abgeschlossen. Wie schon erwähnt, gab es keine Probleme oder Überraschungen. Durch die Plankendicke von 1,5mm lässt sich viel Material abtragen und eine gute Rumpfform finden. Das Spachteln hält sich in Grenzen.
Eine Eigenart/Besonderheit der Vanguard Models Bausätze ist, dass Kiel/Steven usw. mit gelaserten Furnieren dargestellt werden. Diese werde ich auch - ähnlich den inneren Bordwänden - bearbeiten. Diese Furniere sind aber recht praktisch, denn Sie dienen als Plankeneinlauf. Sehr wichtig ist - und das geht meines Erachtens aus dem Bauplan nicht hervor - dass der Abstand zwischen Erstbeplankung und eben diesem Furnier der Plankendicke der zweiten Beplankung entspricht. Also ca. 1mm. Um einen ordentlichen Abschluss am Bug bzw. am Steven zu erzielen, ist dies von größter Bedeutung. Daher heißt es schon bei der ersten Beplankung so exakt wie möglich v.a. im Bug- und Heckbereich zu arbeiten. - Immer wieder wurde während des Schleifens in diesen Bereichen provisorisch der Steven mit dem Furnier angelegt, festgeklammert und die Breite des Plankeneinlaufes mit einer Leiste überprüft. -
Gleiches gilt natürlich auch für den unteren Heckspiegel. Dieser ist ebenso doppel-lagig und wird wie die anderen Teile am Steven nur provisorisch angebracht und so der Plankeneinlauf "geübt". Außerdem kann der untere Heckspiegel optisch nicht so bleiben wie er ist ^^
It comes down to this... Will man ein wirklich gelungenes Heck haben, so sollten sich die im Foto markierten Linien exakt treffen. Dafür sind sehr viele Anpassungen notwendig. Ich habe dafür mehrere Stunden benötigt... und man sollte sich die Zeit definitiv nehmen. Im Endeffekt wird durch alle Anpassungen der untere Heckspiegel in Position gebracht und festgeleimt (die Höhe des oberen Heckspiegels ist ja mow der Fixpunkt). - Neben einem weiteren Fehler in der Bauanleitung gibt es auch Abbildungs... sagen wir mal - merkwürdigkeiten. Mal sind die Seitentaschen dran, am nächsten Bild wieder nicht. Gleiches gilt für die provisorischen Querbalken. Ich denke das Schiff ist ursprünglich in einer anderen Reihenfolge erbaut und abfotografiert worden. Im Nachhinein hat man dann die Reihenfolge der Bauschritte geändert. Somit hat man teils Fotos, die nicht mehr konsekutiv zusammenhängen. Das ist m.E. das Problem, wenn ein Schiff gleich beim ersten Zusammenbau als template für die Bauanleitung herangezogen wird.
Die Zweitbeplankung schreitet sehr langsam voran, da ich einen anderen Fertigungsablauf gewählt habe. Für das Barkholz werde ich eine Hook&Butt-Beplankung wählen. Die Herstellung kostet im 1:64er Maßstab aber Nerven...
Der obere Bereich des Schanzkleides am Bug ist ein vorgefertigtes Teil gewesen, welches ich bearbeitet habe und die Planken angedeutet habe. Die Tönung des Abschnittes gefiel mir aber nicht. Ich will ja durch unterschiedliche Holzschattierungen die gelb-schwarze Farbe andeuten. Also wurde der Teil abgerissen und durch dunkle Birnbaumleisten selber beplankt/ersetzt.
Die zweite Seite wurde bis zum Barkholz beplankt. Wieder wurde das obere Schanzkleid im vorderen Bereich hergestellt und das vorgefertigte Teil verworfen. Die Nagelung fehlt noch, diese werde ich aber erst nach Abschluss der Zweitbeplankung machen.
Die Herstellung der Barkhölzer (Hook & Butt) mittels Schleifschablone wurde verworfen. Die Abweichungen sind einfach zu groß und der Ausschuss liegt bei über 70%. Die Hook & Butt-Beplankung ist bei kleinsten Abweichungen unerbitterlich unbamherzig. Also werden die Planken auf andere Weise hergestellt:
Nachdem ich keine CNC-Fräse habe und mir CAD-Programme leider noch ein rotes Tuch sind, habe ich beschlossen mittels Affinity-Photo (Photoshop-Pendant) über Pfade und Knotenwerkzeug die Planken zu zeichnen. Als Vorlage diente Mondfeld, W. (2014): Historische Schiffsmodelle. Die erstellte TIFF Datei wird nun in Lightburn geladen - die Maße stimmen im gesamten Workflow immer exakt - und mittels 20W-Laser aus 1,5mm Birnbaum-Furnier ausgelasert.
Die ersten Ergebnisse folgen, sobald sich der Rauch verzogen hat und der Feuermelder sich wieder beruhigt hat.
Hhhm eine Abzugshaube wäre vielleicht der Langzeitentwicklung der Gesundheit und dem häuslichen Frieden förderlich ... meine Admiralität rüpft schon die Nase, wenn ich mal etwas Papier mit meinem 3W-Laser zurechtschneide.
@wefalck Ihre Admiralität ist auch bei mir stark dahinter, dass eine Rauchabsaugung installiert wird. Derweilen wurde ich auf die eiskalte Terrasse verbannt...
Hier nun die ersten Teile aus dem Laser. Die Leistung war etwas zu hoch, die Schirttgeschwindigkeit etwas zu langsam, der Blow-Out war nicht eingeschalten. Optimierungsbedarf, aber dennoch schon sehr brauchbar.
Die Hölzer werden noch dunkel nachbehandelt, diese sollen dunkler als die normale Beplankung werden.