Nun kommt sie doch noch zum Zuge, die „GEUNEERDE PROVINCIEN 1603“. Nachdem ich meine „HEEMSKERK 1638“ fertiggestellt hatte, konnte ich dieses Model doch noch in Angriff nehmen, um meine Sammlung von VOC- Schiffsmodellen mit einer frühen Version abzurunden.
Ausgangspunkt waren die mir vorliegenden Pläne der GP. Fleißige Leser von „DAS LOGBUCH 46. Jg.2010 H.4“ erinnern sich sicher noch an den Bericht von Cor Emke, übersetzt aus dem holländischen von Horst Menzel. Diesem Bericht war auch dieser Satz Pläne im Maßstab 1:100 beigefügt.
Geschichte des Schiffes In diesem Bericht wurde das Schicksal der originalen GP detailliert beschrieben. Deshalb erwähne ich hier nur die wesentlichen Daten: Im Jahre 1602 gründeten niederländische Kaufleute die „Vereenigte Oostindien Companie“, und beschlossen unter anderem, vier Schiffe von 300 Lasten bauen zu lassen. Ein dafür angeordnetes Besteck machte nachfolgende Abmessungen zur Vorgabe: Länge 130 Fuß, Breite 35 Fuß, Tiefe 16 Fuß. GP war eines dieser Schiffe und wurde 1603 in Amsterdam auf der neuen Papenburg-Werft erbaut. Noch im gleichen Jahr stach sie mit einer Flotte in See mit dem Ziel Bantam (Indonesien), wobei sie gleich in Gefechte mit konkurrierenden Portugiesen verwickelt wurde. Sie diente fortan auf mehreren Reisen als bewaffneter Handelsfahrer in der Verbindung zwischen Holland und den „Gewürzinseln“ Im Jahre 1612 ereilte sie ihr Schicksal in einem Sturm vor Mauritius, auf der Rückfahrt nach Holland.
Die erste Aufgabe bestand Baumethode und Baubeginn darin die wesentlichen Planteile wie z.B. die Risse und einige Ansichten auf den Maßstab von 1:69 zu bringen. So hatte ich eine gute Vergleichsmöglichkeit mit den Vorgängermodellen.
Da ich dieses Modell nicht ganz komplett ausbauen wollte, sondern erst vom Overloopdeck beginnend aufwärts den Ausbau begann, wählte ich als Baumethode die „Überkopfvariante“. Diese bot mir eine gute Bezugsfläche für das Einmessen der verschiedenen Details, wie Decks- und Bergholzverlauf, sowie Stückpforten usw. Beginnend mit den Spanten und dem falsche Kiel wurden diese einzeln aufgezeichnet und auf Sperrholz übertragen; In der Folge dann zusammengefügt und der untere verschlossene Bereich mit Füllhölzern aufgefüllt. Beim Versuch eine harmonische Auflagefläche für die Planken zu erzielen war doch reichlich an Spachtelmasse nötig. Es zeigte sich, dass beim Übertragen der Profile auf die Scheibenspanten viel Ungenauigkeit entstand, und das bedeutete: “Spachteln und Schmirgeln“
Auch die Baureihenfolge ist vielleicht etwas merkwürdig, aber ich habe aus Gründen der Zugänglichkeit als erstes das Overloopdeck verlegt und ausgebaut, bevor die äußeren Berghölzer und Planken an die Reihe kommen. Zumindest erkennt man so schon die kleinen und die große Luke, den Ankerbeting, sowie das Widerlager der großen Winde. Natürlich sind die Verankerungen der Masten, insbesondere des Sprietmastes, der bei diesem Modell am Fockmast seitlich vorbeiführend sein Widerlager hat, nicht zu übersehen.
Als nächste Tätigkeit wird das Unterwasserschiff noch einmal geglättet, das heißt letzte Knicke werden beseitigt. Danach folgt das Befestigen des Kielbalkens und der Vor- und Achtersteven auf dem falschen Kiel, um schließlich die Beplankung des Unterwasserschiffes zu ermöglichen. Aber das bildet den Stoff für meinen nächsten Bericht.
schön, wieder einmal in einem Baubericht von Dir zu hören. Der Beginn des Baus sieht ja schon sehr viel versprechend aus. Ich wünsche Dir weiterhin viel Freude und Erfolg in der Werft.
Ich bin des Niederländischen nicht mächtig, aber wenn man bedenkt, diese Sprache eine wunderliche Kreuzung aus englisch und deutsch ist, dann würde ich auf etwas ähnliches wie "Geeinte Provinzen"
Auch ich bin des Niederländischen nicht mächtig, würde es aber ebenso verstehen. Das Niederländische als wunderlich Kreuzung von deutsch und englisch zu nennen ist aber, glaube ich, nicht ganz richtig. Ich würde meinen, dass alle 3 auf dem Niederdeutschen basieren. Durch eine Lautverschiebung entstand unser heutiges Deutsch. Glaub ich... 🤔
Ja, mit meinen rudimentären Kenntnissen der Sprache nach drei Jahren Niederlanden, würde ich das auch als 'Vereinigte Provinzen' übersetzen.
Englisch ist eine Mischung aus Frühniederdeutsch mit Altfranzösisch und ein paar altnordischen und keltischen Relikten. Die Trennung vom Frühniederdeutschen muß wohl um das 6. Jh. abgeschlossen gewesen sein, da dann die Migration aus dem norddeutsch-dänischen Raum abgeschlossen war.
Das Niederdeutsche und das Niederlländische haben sich ab dem 15. Jh. als eigenständige Sprachen entwickelt, wobei sich dann das Hochdeutsche von der Grammatik her offenbar weiterentwickelt hat, als das moderne Niederländisch.
Ja, die Name ist "Geunieerde Provincien", und das bedeutet 'Vereinigte Provincien". (auch die Name 'Zeven Provincien' bezieht sich auf die Organisation der Niederlandische Regionen: da waren sieben vereinte Provincien. (da hat Wilhelm von Nassau aus Dillenburg 'Schuld'))
Und nein: Niederlandisch ist kein einfache mischung von Deutsch und Englisch :)
Na ja, das ist auch kein einfache Frage :) 'Typ', 'Bauart' und 'Zweck' laufen durcheinander. Das Schiff wird meistens als 'Spiegelretourschiff' angedeutet, aber das ist mehr 'zweck' als 'typ'. Die Spiegelretourschiffe waren relatif schwer bewafnete Handelsschiffe. Bauart: Flachbau wie fast alle Hollaendische Schiffe. Aehnlich, aber viel groser als die Jachten wie Duyken. (700 last vs 25 last) Wann mann ein 'typs-andeutung' sucht, muss man sagen dass beide Schiffe das gleiche typ haben: Pinas.
Sehr interessant! Wenn das Schiff aus dem Jahr 1603 stammt, markiert es m.E. einen Übergangstyp mit schmalerem und steilerem Heck, wie man ihn z.B. auf der Hafenansicht von Hoorn von Vroom sieht.
Ja und nein: die fruhe Schiffe haben ein sehr schmale und kleine Spiegel, es gab aber im Schiffsbau ein continue Bewegung: erst richtung ein breitere, und hohere Heck, aber danach auch ein Bewegung wobei die Deckssprung kleiner wird. Es ist ziemlich schwierig um fuer diese Entwicklungen exacte Zeitpunkte zu markieren. Deshalb ist es auch schwer um gewisse Schiffe als 'uebergangstyp' zu definieren
Cor hatte seinerzeit ein Besteck der OIC zugrunde gelegt. Der Inhalt des Bestecks spricht aber nur von einem Schiff. Man darf nicht vergessen, dass es gerade in den Anfängen der Kompanie (1602) noch keine klaren Vorstellungen von den Schiffsgrößen etc. gab. Es war alles im Werden.
Certer geresolveert by de 17 op den 27 february 1603 tot de bouwingh van Schepen groot 300 Lasten alles op Amsterdamsche Voeten ende Duymen binnens Huyts ende Stevens
Quelle: Nationaal Archief Den Haag Zugangsnummer: 1.04.02 Inventarnummer: 99