Im LOGBUCH-Beitrag (4_2010) wird die Bedeutung des Schiffsnamens erklärt (das konnte Jan übersetzen). Der Schiffstyp wird nur als »Schip« (Seite 157, Quelle: Bruijn: Dutch-Asiatic shipping in the 17th an 18th Centuries) angegeben. In der Auflistung der Schiffe der VOC-Flotte von 1607 wird nur nach »Schip« und »Jacht« unterschieden.
Den schönen Bauplan habe ich aus der Heftmitte herausgetrennt und erstmals aufgefaltet. Ein interessantes Schiff. Der Rumpf erinnert an eine Galeone mit extrem hochgezogenem Achterkastell. Die Takelage mit dem Großmast - der einzig ein Bramsegel führt - wirkt mir schon fast zu hoch für den schlanken Rumpf. Ich bin gespannt auf den Modellbau
Geuneerde Provincien 1603 Teil 01 / Nachtrag Bauzeit: 2023 – 20….. Ich freue mich dass mein Bericht im „Forum für historischen Schiffsmodellbau…“ eine derart lebhafte Diskussion erzeugt hat, deshalb möchte ich noch einige Ergänzungen beitragen. In den Kommentaren wurde die Frage nach dem Schiffsnamen und -typ wohl kompetent geklärt (war ja nicht so schwer). Was den Schiffstyp angeht, so denke ich auch dass es sich hier um eine Mischform zwischen einer Galione und einer Pinas handelt. Wobei ich glaube, dass diese Zuordnungen zum damaligen Zeitpunkt noch völlig fließend waren. Zum ersten Eindruck meines Modells muss ich folgendes erklären: Als meine Frau diesen, auf den Kopf gestellten Spantenrahmen sah, sagte sie, dies sei das hässlichste Modell, dass ich jemals gebaut hätte. Ich erklärte ihr, dass der etwas krude Sperrholzeindruck noch völlig verschwände und dann nur noch wunderbares Kirschbaumholz sichtbar wäre, und vor allem der obere Spantenteil vollständig beseitigt würde. Meine These: Aus dem hässlichen Entlein wird noch ein stolzer Schwan…………..hoffentlich! Das auf den Zeichnungen auftauchende Bramsegel am Großmast hat mich auch etwas irritiert. Es ist auf zeitgenössischen Bildern nicht zu finden. Ich werde wohl an meinem Modell darauf verzichten. Aber noch ist Zeit! Ein größeres Problem habe ich mit den Winden. Die Anordnung der Ankerwinde so dicht an der Ankerbeting scheint mir nicht sehr funktional zu sein.
Durch den, bei dieser Bauweise seitlich am Fockmast vorbeiführenden Sprietmast mit seinem Widerlager verengten Bugbereich, wäre ein Einholen des Ankerkabels, mittels eines Kabelaars, außerordentlich schwierig. Die Männer an der Winde, und die, beim ein- und ausknüpfen des Ankerkabels, stünden sich gegenseitig in der Quere. Hier habe ich entschieden die Winde mittschiffs anzuordnen und zwar als Doppelwinde über zwei Decks. Dies hätte den Vorteil der leichteren personellen Zugänglichkeit, sowie der Möglichkeit, mit doppeltem Personal an der Winde zu stehen; das heißt, oben und unten. Der obere Windenteil dient dann gleichzeitig dem Bedienen der Groß- und Fockfallen, gegebenenfalls auch der Fall der Besanrute. Das Windenkonzept ist in dieser Zeit recht unterschiedlich. Nachfolgend einige Beispiele:
Ob es nötig ist auf der Back eine separate Winde für die Fockfall aufzustellen, wie auf der BATAVIA in Lelystad geschehen, lasse ich einmal dahingestellt. Damit gehe ich noch etwas schwanger. Da ich gerade im Schwung bin, ist auch die Position der Kombüse noch nicht geklärt. In vielen Plänen finde ich diese mittschiffs im Oberdeck, es gibt aber auch Varianten, da befindet sich diese in der Back. Es ist schon lustig, die Kanonen finden immer Beachtung, aber dass beim Menschen sowohl etwas reingeht (Kombüse), als auch rauskommt (Abort) ist oft etwas unterbelichtet. Es bleiben also noch genügend Themen zum Nachdenken.
Bei meiner aktuellen Rekonstruktion eines - allerdings Oorlogschip - ist ein Bramsegel am Großmast durch die Rechnung des Segelmachers, nachgewiesen. Das war aber 1613. Bei dem Schiff gab es in der Kuhl ein doppeltes Gangspill. Es wurde im Überlauf (unteres durchlaufendes Deck) gelagert und endete oberhalb der Kuhbrücke (oberes durchlaufendes Deck).
Auf dem in #1 gezeigten Bild von Verbeek ist am Schiff "Hollandia" (vorne links) die Großbramrah zu erahnen, ebenso am Schiff "Amsterdam" (rechts von der Mitte). Auch das vordere Schiff der Dreiergruppe in der rechten Bildhälfte führt offensichtlich eine Großbramstenge mit angeschlagener Rah. Bei dem, auf dem Gemälde als "Geuneerde Provincien" bezeichneten, Schiff ist allerdings keine Bramstenge zu erkennen.
Im Wikipedia-Artikel über die erste Reise einer niederländischen Flotte nach Indien (1595) stellt Vroom ein Schiff dar, das eine Großbramstenge gesetzt hat und dessen Rumpfform ziemlich genau mit den von Dir gezeigten Rissen übereinstimmt.
Ich wünsche viel Freude und Erfolg beim weiteren Bau.
Mir kommen 3 Fragen : Gibt es das Gemälde aus #1 in besserer Auflösung? Warum verlaufen die Decks so merkwürdig? Vroom hat eine Bramrah an der Großbramstenge gemalt und an der Besanstenge eine Marsrute!?!
Gemeint war das Gemälde von Veerbek aus #1 welches die versammelte VOC-Flotte vor St. Helena zeigt. In der Bildmitte ist die GP zu sehen. Leider war das Logbuch damals noch in s/w sodass wichtige Farbinformationen fehlen. Eine größere Darstellung des Veerbek-Bildes würde mich auch interessieren.
Laut dem Logbuch-Artikel führte das Schiff kein Marssegel am Besanmast. Die Stenge dazu war aber laut Artikel und Plan vorhanden.
Probldm mit viel von diese Abbildungen: die Abbildung zeigt etwas in 1605, aber datiert von spaeter: 1620. Damit ist immer die Frage: verwendet die Mahler Schiffe aus 1600 als Vorbild, oder ‘Moderne’ Schiffe. Das ist auch bei Vroon msnchmzl die Frage: gab es Bramsegel und BesanMarssegel, oder Sprietmasye in 1605, oder sind sie da weil sie in 1620 zu sehen waren…. Und @bela: die Schiffsnamen sind nur brksnnt furr die Ssc chiffe eo das Heck sichtbar ist: Amsterdam hat das Amsterdammer Wappen auf das Heck.
Jan
amateur
hat folgende Bilder an diesen Beitrag angehängt
Vielen Dank für die vielen guten Kommentare. Insbesondere die Hinweise von Jan führen mir das besondere Problem vor Augen. Zum Einen ist es einleuchtend, dass die Maler (Vroom, Verbeek und van Wieringen) ihre Bilder oft erst viel später als die abgebildeten Ereignisse stattgefunden hatten, malten. Zum Anderen kann das Aussehen der aktuellen Schiffsdetails sich von dem der dargestellten Ereignisses abweichen. Erst die Darstellungen von Vater/Sohn „van der Velde“ sind hier absolut vertrauenswürdig. Es handelte sich wohl zur Jahrhundertwende um eine Weiterentwicklung der Takelage. Der Fockmast wanderte nach achtern, die Schiffe wurden größer, und somit die Takelage aufwendiger. Bezogen auf die GEUNEERDE PRVINCIEN bedeutete dies, dass der Fockmast noch in der alten Position, vor der Back stand, aber mit einem Großmarssegel schon experimentiert wurde. Ich nehme an, dass ein zusätzliches Fockbramsegel das Schiff aus der Trimmung gebracht hätte, sodass dieses erst mit der Wanderung des Großmastes nach achtern in Frage kam. Es kann auch sein, dass dieses Großbramsegel nur bei leichtem Wind gefahren wurde, während bei rauem Wetter Segel und Stenge eingeholt wurden. Sodass letztendlich beide Varianten am Modell vertretbar erscheinen. Ich habe ja noch etwas Zeit bis ich an die Takelage komme, aber aus heutiger Sicht werde ich mich also doch an die vorgegebenen Pläne halten.
zu #1 der Verbeeck war mal im Schifffahrtsmuseum Amsterdam ausgestellt. Dort hatte ich das Gemälde vor Jahren fotografiert. Hier meine Aufnahmen, die vermutliche GP habe ich im Originalformat rausgezogen. Meine persönliche Meinung, die dargestellten Schiffe sind etwas jünger als das Ereignis.
Geuneerde Provincien 1603 Teil 02 Bauzeit: 2023 – 20…..
Wir befinden uns nun am Ende der Sommerferien, und da ich im Sommer nicht in Urlaub fahre, konnte ich den Modellbau die ganze Zeit fast kontinuierlich fortsetzen. Fast, soweit dies die Hitze zuließ, denn meine Modellbaukammer liegt bei uns im Dachgeschoss. Für die Beplankung des unteren Schiffsteils war das richtige Verlegen des zweiten Bergholzes (von unten) von „maßgebender“ Bedeutung. Denn nach diesem richtete sich auch das erste Bergholz, sowie die anschließenden Planken. Diese Beplankung begann ich simultan auszuführen, das heißt startend sowohl vom Kiel aus aufwärts, als auch vom ersten Bergholz aus abwärts. So konnte ich Unregelmäßigkeiten im Verlauf immer wieder auffangen.
So wurde der gesamte untere Rumpf, vollständig beplankt, verschliffen und grundiert. Aus der Erfahrung der letzten Modelle habe ich die rumpfseitigen Teile der Ruderscharniere schon jetzt angebracht, da ich den Rumpf jetzt noch frei hantieren konnte. Das wird mit dem steigenden Ausbau immer schwieriger.
Den oberen Teil der falschen Spanten habe ich anschließend mit einigen weiteren Stracklatten versehen. Es entstand so eine Art von Käfig, innerhalb dessen später die richtigen Spanten verlegt werden können. Auf dem gezeigten Plan kann man die falschen Spanten (gelb markiert), sowie die richtigen Spanten (blau markiert) gut erkennen.
Beginnend mit dem Achterschiff wurden jetzt die richtigen Spanten eingesetzt, sowie teilweise die falschen Spanten entfernt.
Das war nun gar nicht so einfach, da immer wieder leichte Ungenauigkeiten ausgeglichen werden mussten. Trotz allem entfielen in der Folge immer mehr der falschen Spanten und wurden durch die endgültige Version ersetzt. Im Moment stehen davon nur noch drei Stück als weitere Ausrichthilfen. Inzwischen konnte ich bereits die Berghölzer auf Höhe des Oberdecks anbringen, sowie die darunter liegende steuerbordseitige Plankenlage anfügen.
Auch die Rahmenstruktur für das Achterschiff nimmt Formen an, Hier stellen sich noch Fragen zum Bereich der Galerie. In den Plänen ist jeweils nur ein seitlicher Zugang möglich, und ein Abtritt ist überhaupt nicht zu erkennen. Ich kann nicht glauben dass hier nur Nachttöpfe ausgeleert wurden. Auch hier lohnt es sich noch etwas nachzuforschen. Noch ist Zeit.
Eine zu einem früheren Zeitpunkt gestellte Frage drängte nun zur Entscheidung- Der Aufstellungsort der Kombüse und des Flaschenlagers wird von mir nun doch auf dem Overloopdeck, nahe dem Großmast angeordnet, so wie auch auf meinen Vorgängermodellen geschehen. Dies ergaben meine weiteren Suchen, wobei die Untersuchungen von Ab Hoving und das entsprechende 3D Model einer Pinas sicher ausschlaggebend waren.
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Im Weiteren werde ich beide Seiten auf gleichen Bearbeitungsstand bringen, um mich dann noch einmal ausgiebig um die Ausrüstungsdetails des Overloopdecks zu kümmern.