Eigentlich wollte ich mir eine schöpferische Pause gönnen. Auch weil der Gaspreis so hoch und die Heizung in der Werkstatt (noch) nicht an ist. Aber ich bin auf einen seltsamen Schiffstyp gestoßen. Tatsächlich bin ich gestoßen worden. Siegfried, ein Veteran im AK und im Forum, hat meinen Bericht zum Kyreneschiff aufmerksam und gefühlvoll (.. die Jungs frieren doch..) begleitet und mich auf ein ähnliches Küstenfahrzeug aufmerksam gemacht. Es war ebenfalls ein Spitzgatter, Einmaster und halbgedeckt. Siegfried hat vor Jahren bei Recherchearbeiten Unterlagen und Zeichnungen zu diesem Fahrzeug gefunden und im Logbuch 2005/4 darüber geschrieben. Es war sein Wunsch mal das Modell einer Mahone zu fertigen. Nun werde ich es machen. @semper talis Die Quellenlage zur Mahone ist sehr dürftig. Landström (Das Schiff) und zu Mondfeld (Die Schebecke und andere...) haben jeweils eine Zeichnung eingestellt, im Internet sind keinerlei Angaben. Auch nicht bei engl. sprachigen Autoren. Allein der AK Bericht und einige Hinweise in " Halbmond und Kaiseradler", Langensiepen, Nottelmann, Krüsmann, 1999 beschäftigen sich mit diesem Fahrzeug. Die Form und Gestaltung eines Schiffs hängen stark von den örtlichen Gegebenheiten ab. In unserem Fall ist es die Galatabrücke, die über das Goldene Horn führt. Im Mittelalter gab es dort schwimmende Schiffsbrücken aus Holz. 1875 baute eine britische Firma die erste eiserne Pontonbrücke (Bild 2). Die beiden Rundbögen hatten jeweils eine lichte Höhe von 6 Metern. 1912 baute MAN Gustavsburg eine Pontonbrücke mit 2 Ebenen. Unten waren außen Bürgersteige und innen Basare und Teestuben. Oben waren Bürgersteige, Straßen und Schienen für die Straßenbahn. Die Brücke hatte ebenfalls zwei Durchfahrtöffnungen mit einer Höhe von 6 Metern. Diese Galatabrücke existierte bis 1992 und war sehr beliebt. Von hier starteten die Ausflugs- und Fährschiffe, Angler standen in großen Scharen an der Brüstung, der Tee in den Tassen schwang mit dem Wellenschlag hin und her. Ich weiß das, ich hab es erlebt. Der Nachteil der Pontonbrücke war, dass Wasser im Goldenen Horn, also oberhalb, nicht genügend ausgetauscht wurde. 1992 baute eine dt. Firma eine 480 m lange Stelzenbrücke. In der Mitte befinden sich Klappvorrichtungen. Nachts, wenn wenig Straßenverkehr ist, können Seeschiffe ins Goldene Horn fahren.
Für die interessierten Schüler ist hier noch die geographische Orientierung. Im ersten Bild sieht man links unten das Mittelmeer, die Meerenge nennt man Dardanellen. Hier hatten meine Anzc-Krieger ihre Feuertaufe, mittig liegt das Marmarammeer mit der Megacity Istanbul, es folgt der Bosporus und rechts oben sehen wir das Schwarze Meer. Das zweite Bild, ein Close-up, zeigt uns Istanbul und rechts davon Karakoy. Das Wort bedeutet "Schwarzes Dorf", also Schmuddeldorf und so war es auch. Hier lebten ursprünglich die ärmeren Bediensteten. Auf einer Anhöhe steht der romanische Galataturm. 1349 wurde er von den Genuesen als Schutzturm ihrer Handelsniederlassung gebaut. Das Bild zeigt deutlich den Meeresarm mit dem schönen Namen Goldenes Horn. Nach rechts zweigt der Bosporus ab.
Gruß Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
Die Galatabrücke bestimmt das Rig der Mahone. Die Durchfahrtöffnung beträgt maximal 6 m. Wir sehen, dass der Mast sehr kurz ist. Eine angesetzte Stenge trägt das Stag für das/die Vorsegel. Dieser Mastteil kann bei der Durchfahrt zurückgeklappt werden. Die Rute des Lateinersegels wird anschließend ebenfalls herabgezogen und mit dem gegebenen Fahrtüberschuss fährt das Schiff durch die Unterführung. Die sehr lange und steile Rute hat unten ein Kontergewicht und ist so ausbalanciert, dass 2 Mann diese Segelmanöver ausführen können. Die großen Seeschiffe liegen vor der Galatabrücke am Kai oder auf Reede, ein Segelleichter übernimmt Ladung und befördert sie in den oberen Teil des Goldenen Horns. Eine Mahone hat ein ausgeprägtes Flach um an unausgebauten Landungsstellen anlegen zu können, sie ist schmal und hat einen hochgezogenen Bugbereich um schnell und sicher durch die gefährliche Brückenöffnung zu kommen. Viele dieser Leichter gingen im Ersten Weltkrieg und den anschließenden Wirren verlustig. Andere wurden mit Motor ausgerüstet. Die Zeit der Segelleichter war um 1935 vorbei.
Der ältere Sohn hat mir die Risszeichnung vergrößert. Das Schiff wird 53 cm lang und 12 cm breit werden. Die Schwierigkeiten werden sein:1. Der Rumpf ist sehr flach. So muss ich den Segelverstellservo liegend einbauen. Wasser kommt sicher gelegentlich über. 2. Im mittleren Bereich ist der Laderaum offen. Ich muss ihn wieder bis in die Höhe der Wasserlinie abdecken und Speigatten anbringen. Die Klappvorrichtung werde ich nicht ausführen, sie ergibt auf meinem Teich keinen Sinn.
Gruß Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
Doch ich kenne mich aus mit Klappmasten. Die Taka hat auch einen. Dieses Frachtschiff fuhr an der Küste, von Canakkale bis Trabzon. Die Bugform ist den typischen kurzen Wellen des Schwarzen Meeres angepasst. Ursprünglich war es ein Segelschiff, um 1925 wurde es motorisiert. Der Mast wurde nur noch für Ladearbeiten aufgestellt. Am Heck bekam es einen Motoraufbau, ein Roof und einen offenen Fahrstand. Durch diese Ausführung des Mastes konnte die Taka ebenfalls ins Goldene Horn fahren.
Ähnlichkeiten hat die Mahone mit dem älteren Küstensegler. Dieser war ebenfalls ein sehr schlankes Fahrzeug. Um 1870 wurden die Schiffe aber noch aufwändig verziert. Das sieht man auch bei den griechischen Trechandiris.
Meine Laut ist der Mahone ja auch recht ähnlich. Ein Spitzgatter mit Lateinersegel. Hier ist der Mast sehr viel höher und die Rute ausgewogen aufgehängt. Ursprünglich hatte meine Laut nur das Großsegel und war nicht kurstreu. Erst mit dem Vorsegel wurde sie zu einem guten Fahrmodell. Und hier noch eine Herausforderung für unsere malenden Kollegen. @hanseat Am Wochenende haben Vereinskollegen unseren Glöckwagen neu und nachhaltig gepönt. Mit Farben auf Aquabasis. Der nächtliche Tau hat dann Spuren hinterlassen. So möchte ich keinen Glöck verkaufen müssen!
In der DDR hatten wir Nitro-Lack, PUR - Lack, Alkydharzfarbe und Ölfarbe. Da war nix mit wasserbasiert. Die Farben haben gehalten ; mindestens bis zum nächsten Parteitag. Kennst du doch sicher auch noch, Jörg, @Gebbi. Man kann seine Vergangenheit nicht verleugnen.
Man kann nicht alles haben.... Siegfried hat mir noch ein aussagekräftiges Foto aus der Zeit um 1914 zukommen lassen.
IMG_2408.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Eine Mahone hatte ja wenig Freibord, insbesondere wenn sie beladen war. Daher hatte man hier Stützen aufgestellt, an denen ein Spritzschutz befestigt werden konnte. Dieses Setzbord aus Segeltuch wurde unten auf einer Leiste an die Bordwand genagelt und oben an einer hölzernen Stange festgezurrt. Der Spritzschutz hörte kurz vor den Wanten auf, weil hier Platz zum Pullen mit den langen Riemen nötig war. Bei Seegang wurde diese Lücke geschlossen. Eine Mahone war meist schwarz geteert, gelegentlich wurde sie auch buntfarbig angemalt. Im Hintergrund ist der Galataturm sichtbar. Die großen Rahsegler am Pier machen deutlich, dass das Bild vor der Galatabrücke aufgenommen wurde.
Gruß Jörg
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Hier will ich noch drei Schiffe vorstellen, die den speziellen Fahrbedingungen ihres Umfeldes angepasst waren.
1. Der Ewer Das kleine Frachtschiff war auf der Elbe unterwegs. Er hatte einen flachen Boden (Schickrutscher), wenig Freibord und häufig einen klappbaren Mast um die Fleets befahren zu können. Es gab Gemüse-, Stein- oder Zementewer. Die Fahrzeuge ließen sich von der Flut die Elbe hochtragen und trockenfallen, wenn die Gezeiten wechselten. Aus dem Elbewer entwickelte sich der Seeewer (hier im Bilde) Er konnte am Strand der Nord- oder Ostsee trockenfallen und Ladung aufnehmen. Gelegentlich segelte ein solcher Seeewer auch ins Mittelmeer. 100_5699.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
2. Der San Francisco Bay Schoner Die schnell wachsende Stadt am Pazifik wurde durch diese Scows versorgt. Sie waren breit, flach und hatten ein Mittelschwert. Sie übernahmen Güter von den weitgereisten Seeschiffen und verteilten sie an die Gemeinden in der Bay. Viele brachten Heuladungen nach San Francisco, denn in der Stadt gab es um 1900 sehr viele Pferde. Beim gold rush in Alsaka segelten Scows sogar hinaus aus dem Golden Gate und bis zum Yukon River. Aber immer schön brav innerhalb der geschützten Staits.
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3. Die Bragozzo Dieses Fischerboot segelte in der Lagune um Venedig. Es hatte ebenfalls einen flachen Boden und einen flachen Kiel. Um Kurs halten zu können, war das Ruder recht groß und reichte bis weit unter das Schiff. So konnte auch ein mögliches Aufsetzen bemerkt werden. Das Schiff war nicht für die offene See geeignet. Die Lugersegel ermöglichten schnelle Kursänderungen. Die Darstellung des Schutzheiligen am Bug sollte Schiff und Besatzung vor Unheil schützen.
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Gruß Jörg
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Gerade schaue ich mir mit Hansi die 12 Mallen an. Wir haben sie mit viel Geschick auf der 5 x 25o x 500 mm großen Pappelsperrholzplatte untergebracht. Dafür wurde die Platte teilweise eingesägt. Nun werden wir in den Bereich "Baubericht" überwechseln, denn es fallen wieder Sägearbeiten an.
Holzschiffbau in der Türkei Während allgemein der Holzschiffbau im Mittelmeerraum zusammengebrochen ist, werden heute im Bereich der türkischen Ägäis wieder Holzschiffe in großer Zahl gefertigt. Im Gebiet von Bodrum bis Antalya werden die Strände entweder zum Badevergnügen oder zum Bau/zur Wartung der Schiffe verwendet. Dazu ein geschichtlicher Rückblick. Bis zur Vertreibung, sprachlich bereinigt relocation, waren die Fischerei und der Bootsbau ausschließlich in griechischen Händen. Bis zum II Weltkrieg brauchten die nachgerückten Türken die vorhandenen Schiffe auf. Neubauten lohnten sich nicht. Die Schwammfischerei in der Ägäis war durch Überfischung zusammengebrochen, der Mangel an Straßen ieß nur den lokalen Fischverzehr zu. Fischfang erfolgte auf niedrigem Niveau. In den 70er Jahren und mit dem Düsenflieger entdeckten sonnenhungrige Nordeuropäer die Sandstrände der Ägäis. Hotelburgen entstanden und die Sehnsucht nach dem Robinsondasein in abgelegenen Buchten wurde übermächtig. Dafür wurde der Bootsbau wieder aufgenommen. Türkische Zimmerleute bauten die überkommenen Schiffstpyen nach. Da waren die Tirhandil, ein formschöner Spitzgatter und ursprünglich ein Fischerboot und die Gulet. Diese war ebenfalls ein Fischerboot gewesen, sie war breiter, hatte ein Schonerrig und ein Rundheck/Spiegelheck. Hier konnten die Passagiere chillen und im Freien speisen, sodass die Gulet zum Touristenschiff par excellence wurde.
Da es inzwischen so viele Gulets gibt, ist das beschauliche Buchterlebnis nicht mehr möglich. Diese Gulets wurden inzwischen auch nach Bulgarien verkauft und verhelfen den Touristen dort zu unvergesslichen Eindrücken. Auch an der Schwarzmeerküste werden noch Holzschiffe gefertigt, da die Löhne dort niedrig sind. Die Schiffe dienen als kombinierte Freizeit- und Fischfangjacht. Der Rumpf wird verspachtelt und mit Gewebe laminiert. Das sieht gut aus, aber irgendwann und irgendwo beginnt die Fäulnis...(Bild 2) Gruß Jörg
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Es ist leider so! Der Hansi flüchtet sich in diese virtuelle Welt. Weil ihm gewisse Freistaatler psychisch und physisch zusetzen. Nicht schön. Er steht aber mehr auf adventure Videospiele von Pentiment. Da erlebt er den Alltag, wie er einmal war und lernt auch viel dazu. Natürlich sind die Geschichten nicht im Gurkenland verortet, sondern gelegentlich in Oberbayern, nicht jedoch in Unterbayern. Auch über die Seefahrt wird berichtet.
Es ist so ein Schiff, wie es unsere Emily baut, aber noch unfertig. Ohne Ruder und Stage. Die Proportionen stimmen auch nicht. Eigentlich hätte es nicht auslaufen dürfen. Gewaltaffin waren die Jungs schon immer. Gruß Jörg
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Man sieht es. aber es ist schwer zu erkennen. Deswegen sind es hier zwei Bilder. Der Klappmast: Der Mast der Mahone besteht aus Untermast und Stenge. Mit einer kurzen Kette ist die Rute an der Backbordseite am Top des Untermastes befestigt. In gleicher Höhe ist ein Bolzen durch den Untermast getrieben um den sich auf der Steuerbordseite die Stenge dreht. Stenge und Rute sind mit Eisengewichten ausbalanciert. Im zweiten Bild habe ich die Stenge grün markiert. Der Drehpunkt ist rot gekennzeichnet. "Die ausbalancierte Rah hat außer der Fußtalje noch einen Toppnant zum Masttop", schrieb mein Freund Marinebaurat Meisner 1920. Da war er wieder in der Heimat.
Gruß Jörg
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Im Vordergrund sehen wir die Myee. Sie war ein Flussschiff und eine wool-barge. Unterwegs war sie auf dem Murray River in Australien. Flussaufwärts transportierte sie Bergbauausrüstung, Baumaterial und Lebensmittel. Auf der Rückfahrt wurde sie mit Ballen von Schafswolle beladen. Die Myee wurde von einem Seitenraddampfer gezogen. Die Wollladung habe ich aus Styrodur gefertigt. Der "Berg" ist hohl, nur die Außenwände sind aus dem leichten Material. Den Rumpf der Myee habe ich übrigens auch aus Styrodur in Schichtbauweise geformt. Abschließend wurde er mit Epoxi und Gewebe laminiert. Styrodur ist sehr feinporig und es reißen keine Kugel raus, wie beim Styropor. Also ideal für den Modell- und Formenbau.
Die Mahone hat die erste Lage von Säcken bekommen. Damit sie nicht zu hoch kommen, habe ich halbe Säcke aufgeklebt. Im Anschluss wird nun eine weitere volle Lage um die Zugriffsöffnung gelegt und abschließend eine weitere überlappende Lage auf den Deckel geklebt. So will ich den höher gesetzten Rahmen verstecken.
Gruß Jörg
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