Danke fürs positive Feedback! @Marten: in Augsburg werde ich leider nicht sein. Ins IMMH will ich meine neue Karavelle aber mitnehmen
--- Die Segel:
Zunächst habe ich die Segel nach Plan im Computer gezeichnet und ausgedruckt. Einen leichten Gelbton legte ich unter die Zeichnung. Ein beidseitiger Druck scheiterte, meine Versuche wurden passungenau.
Die ausgeschnittenen Dreiecke für beide Seiten legte ich zunächst in Tee. Dadurch verzog sich das Papier. Also schnitt ich die Dreiecke nochmal aus einem sauberen Druck und klebte beide Seiten mit UHU zusammen. Damit die Segel eine vorbildliche Farbe zeigen, strich ich sie in Richtung der Segelbahnen mit stark verdünnter Acrylfarbe in einem Ockerton. Die Segelbahnen habe ich mit dem Cutter eingeritzt und mit Buntstiften und Pastellkreide einzelne Tuchbahnen herausgerabeitet. Der Abrieb der Farbpigmente setzt sich in die Ritzungen und fördert ein realistisches Bild der Nähte. Eine Estompe war dabei sehr hilfreich.
Aus Serafil habe ich die Liektaue ringherum angeleimt. Beide Segel kamen dann an die Ruten und wurden vor der Montage an die Masten mit Gordings und Fallen ausgestattet.
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Zeit für einen Größenvergleich: Das Großsegel Vor dem SRK THEODOR HEUSS und vor einem Schweizer Krokodil. Mit dem Segel könnte man die Lok einpacken.
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Die Takelage klebe ich aus einzelnen Teilen zusammen. Funktionierende Blöcke haben sich in der Vergangenheit bei mir als zu klobig und unmaßstäblich erwiesen. Bei der Takelage arbeite ich mit etwas geringeren Garnstärken um das Gesamtbild möglichst grazil zu halten. Das kommt meiner Meinung nach dem realen Eindruck - bei dem eine Überstrahlung durch Sonnenlicht eine große Rolle in der Wahrnehmng spielt - am nächsten.
Alle Blöcke und Jungfern sind dem Bauplan folgend aus Papier geschnitten, auf Serafilstücke geleimt, und mit einem zweiten, ausgeschnittenen Block hinterklebt und dann dunkelgrau angemalt.
Klabauter
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Für die Anbringung der Takelage musste ich mir zunächst eine Arbeitstaktik überlegen. Zunächst habe ich mit den Leewanten des Besanmastes begonnen, dann das vorbereitete Besansegel über die Wanten gesetzt, das Fall am Knecht befestigt und zum Schluss die Luvwanten geklebt.
Die Wanten sind mit schweren Blöcken auf Taljen gesetzt. Die Taljen haben eine lange Lose welche in Buchten über die unteren Blöcke gelegt wurden. Die oberen Blöcke der Taljen sind nach Art der Mittelmeerschiffe mit Knebel am Want befestigt um bei Bedarf schnell gelöst werden zu können.
Die Gordings und Geeren sind an der Reling des Poopdecks belegt. Zunächst hatte ich mich geärgert dort schon die Wappenschilde angeklebt zu haben. Im Nachhinein hat sich die Baureihenfolge aber als richtig herausgestellt da die Wappenschilde gleichmäßige Reihen bilden und die Gordings nun die Lücken füllen.
Das Boot steht über der vorderen Luke und Reservehölzer sind an Deck gestaut. Die alten Karavellen hatten sicherlich viel mehr Hölzer an Deck. Ich wollte das Bild aber nicht überladen und habe nur ein paar Dinge angedeutet die nötig sind, um z.B. eine gebrochene Rute schienen zu können.
Klabauter
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Meine Karavelle soll auf Backbordbug am Wind liegend segeln. Beide Segel zeige ich dabei über den Wanten liegend. Bei Kurswechseln vermute ich, das zunnächst das Besansegel weggenommen und die Großschot gelöst wurde um das Großsegel nach vorn auswehen zu lassen. Mit den Halstaljen wurde dann die Rute zunächst zum Mast und dann auf die neue Leeseite geschiftet. Die Schot wurde um die Rutennock gehoben um das Segel "umzuschlagen". Die neuen Luvwanten wurden kurz mit den Strecktaljen gelockert um das Segel darüber führen zu können. War der Kurswechsel vollzogen, wurden die Luvwanten wieder steif gesetzt. Habe ich das so richtig verstanden?
Bei heutigen Nachbauten sieht man, dass die Segel innerhalb der Wanten gefahren werden und auf das mühsame Schiften verzichtet wird. Bei Kurswechsel drückt das Segel dann in den Mast. Das lässt sich auch bei Einmastern mit Lateinsegeln (vor der spanischen oder italienischen Küste ) und @Gebbi s Modellen beobachten. Der Druck auf die Segel ist, wie Jörg mir mal gesagt hat, gleich (eagl ob das Segel in den Mast drückt oder sich frei nach Lee wölbt).
Das Fahren der Segel über den Wanten hat den Vorteil, dass Vorm-Wind-Kurse besser möglich sind da das Segel viel mehr Bewegungsraum hat. Stimmt das so?
Schön wirds! Das Problem für ein Fahrmodell deutet sich aber schon an. Besan-und Großsegel überschneiden sich stark. Ich musste da extra einen zusätzlichen Servo mit verlängertem Schotweg einbauen, der mir das Besansegel "holt".
Das Fahren der Segel über den Wanten ........ . Stimmt. Ein weiterer Vorteil ist, dass Richtungswechsel sehr schnell ausgeführt werden können. Ist bei einem Entdeckerfahrzeug in unbekannten und engen Revieren nützlich.
Gruß Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
Ich vermute, dass das Schiften recht schnell vonstatten ging. Bei einer Mannschaftsstärke von über 20 Personen wird sicher auch die Arie des Umlegens der Gordings schnell gegangen sein. Herr Gronen zeigt auf seinem Plan drei Gordings pro Seite für das Großsegel und zwei für den Besan. Langström sieht gar keine Gordings vor und zu Mondfeld regt die Lösung mit Spruten an. Wer weiß wie das 1450 gemacht wurde...
Zur Handhabung von Lateinersegeln ist das hier eine gute Quelle:
VENCE, J. (1897): Construction & manœuvre des bateaux & embarcations à voilure latine.- 139 p., Paris (Augustin Challamel Editeur, reprint Editios Omega, Nice).
Gibt es m.W. auch als Digitalisat.
Ich meine wir hätten hier schon einmal eine Diskussions zum Thema Lateinersegel gehabt. Ob die über oder unter den Wanten gefahren wurden hängt wohl von der Zeit und der Gegend ab, möglicherweise auch davon, welche Kurse erwartet wurden. Bei Am-Wind-Kursen, dürfte es sinnvoller sein, das Segel unter den Wanten zu fahren, um es besser dichtholen zu können. Bei Vorm-Wind-Kursen ist das eher andersherum. Wenn das Segel unter den Wanten gefahren wurde, konnte offenbar auf das Schiften verzichtet werden, da der Unterschied in der Effizienz nicht sehr groß war - das Kreuzen gegen den Wind ging so leichter und schneller.
Das Schiften eines Segel das unter den Wanten gefahren wurde, dürfte recht aufwendig gewesen sein, da ja die Wanten losgeworfen und dann über die Rute gehoben werden mußten. Die Araber umgingen übrigens das Problem, indem sie gar keine Wanten setzten und nur das schwere Takel der Rute als Backstag wirkte.
Zitat von wefalck im Beitrag #54Ob die über oder unter den Wanten gefahren wurden hängt wohl von der Zeit und der Gegend ab
Die Diskussion erinnert mich doch sehr an eine ähnlich gelagerte, die einem meiner Lieblingskindheitshelden beschäftigte und die hiesigen Vollbartträgern vielleicht auch schon den Schlaf geraubt habt? .. "Über der Decke? Nein, das geht nicht!.. Unter der Decke? Tausend heulende Höllenhunde, so auch nicht!"
Zitat von wefalck im Beitrag #56Ganz normal, nur muß man eben die Wanten an den Knebeln lösen, über die Rute heben und dann wieder festsetzen.
Wenn ich mir das leihenhaft vorstelle, dann ist das doch umständlich, da die Wanten ja aus dem Rack gefädelt werden müssen. Man kann das Rack vielleicht auch aushängen, aber da muss immer einer rauf.
Uwe vom Dunkelwald (lat.: Miriquidi)
Mitglied des Phantomprojektes Recherche: Fleute Zeehaen Kiellegung: Golden Hinde Fertiggestellt: Die Kolumbusflotte
Das Rack - hier: Kugelrack - griff nicht an der Rute sondern am Fall. Es war mit einer Talje unten am Mast belegt und konnte damit gefiert werden. Das Rack lag unter den Wanten.
Ich glaube nicht dass die Wanten von den Taljen gelöst wurden so dass sie frei und unkontrolliert im Wind hin- und her schlugen. Wer hätte sie so wieder greifen können? Ich glaube eher, dass mithilfe der langen Strecktaljen die Wanten soweit kontroliert gelockert wurden, dass die Rute zunächst nach achtern und dann nach vorn unter die Wanten gehoben werden konnte. Die Crew muss gut eingefahren sein um solch einen schweren Vorgang auszuführen. Mein Vergleich zwischen dem Großsegel und den Schweizer Krokodil oben hat mir vor Augen geführt, was für ein Riesensegel da gefahren wurde.
Peter Holz hat bei seinem Karavellenmodell die Knebel der Wanten unter die Taljen auf Deckhöhe gesetzt. Er folgt damit seiner Begründung, dass dort in Griffhöhe die Wanten besser gelöst werden können als wenn die Knebel über den Taljen liegen. Wie geschrieben halte ich aus Gründen der Kontrolle über die im Wind schlagenden losen Wanten die Arbeit mit den langen Strecktaljen sinnvoller und habe die Knebel über die Taljen gesetzt (wie im Gronen-Plan und wie es heutzutage auf Llautas und Leudi gemacht wird. Wenn auch dort die Wanten minimalen Raum einnehmen)
Auf der Kieler HANSEKOGGE gibt es übrigens etwas ähnliches: Um das schwere Rahsegel weiter anbrassen zu können, wird in Lee die erste Want weggenommen um mehr Bewegungsraum zu schaffen:
Falsch, Uwe, setzen! Du denkst wieder quer. Jetzt nimmste mal Deine jüngere Karavelle und stellst sie vor Dich. Das wird Dir beim Verinnerlichen helfen.
Es gibt 2 Möglichkeiten für einen Lateinersegler auf Gegenkurs zu fahren. 1. Gute Seite , schlechte Seite. Fass mal die Rute an und schwenke sie hin und her, dann siehst Du es. Geht nicht, weil Du alles festgebunden hast? Schade.. Bei der schlechten Seite drückt das Segel gegen den Mast. Es nutzt sich ab - Schamfieren. Eien Geschwindigkeitsverlust habe ich bei meinen Modellen nicht. 2. Die Strambata. Hier wird das untere Nock der Rute mit Taljen an den Mast gezogen und hinter dem Mast auf die andere Seite gedrückt. Gleichzeitig müssen bei diesem Manöver die Wanten auf einer Seite entfernt werden. Dafür hast Du über den Wantenspannern diese Knebel eingearbeitet. Richte Dein Augenmerk auf sie! Spannung nachlassen, Knebel aus den Schlingen lösen, Wanten sind frei. Du siehst in Fig. 8 schön, wie die Rute auf die andere Seite gebracht wird und wie in Fig. 10 die Wantenspanner wieder angezogen werden. Du brauchst halt für dieses Schiften einige Leute. Auf dieser Bildfolge im Bellabarbabuch sind es 4 (Steuermann nicht mitgezählt). Es ist ein kleines Schiff mit einem kleinflächigem Segel. Wie Klaus erwähnt, hast Du auf einer Entdeckerkaravelle eine hohe Besatzungsstärke, auch auf einer Kapererschebecke oder meinen sizilianischen Schwammfischerbooten. Ein Handelsschiff mit Lateinersegeln muss aber Geld einfahren und viel Heuer schmälert den Gewinn. Die "Karl und Marie" mit ihren Gaffelsegeln war einfacher zu segeln
IMG_1931.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Nun setz Dich hin und schreib Deinen Besinnungsaufsatz. "Drei Gründe, warum ich meinen Lehrer so schätze". Abgabe wieder am Montag.@Marten
Gruß Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!