Ich habe einen Rückschlag zu melden. Und keinen kleinen, sondern einen mitten ins Herz des Projektes. An den Prototypen hatte ich bemängelt, dass die Bordwand hinten ein bisschen höher sein könnte, um besser am Heckspiegel ab- und anzuschließen. Manche der Van de Velde Zeichnungen zeigen eine geradezu abenteuerliche Himmelfahrt des Hecks.
Also hatte ich am Urmodell die so genannte Vertuining abgeschliffen und durch Klebestreifen ersetzt, dabei gewissermaßen eine Planke zusätzlich eingebaut.
An diesem Ausschussrumpf (unerklärlicher Chemiefehler), das zur Probe lackiert ist, sieht man es noch besser.
Und dann der Schrecken in der gestrigen Abendstunde, als sich die separat gefertigten Geländer aufsetzen will! Das Modell verbreitet jetzt an dieser Stelle den Charme einer dilettantisch zurecht gezimmerten Gartenlaube. Perdu der elegante barocke Schwung! Auch die Idee mit den separat hergestellten und viel gleichmäßigeren Geländern an war ganz offenbar ein Eigentor mit Anlauf von der Mittellinie. Um wie viel eleganter wirken die unregelmäßigen und teilweise wohl dem Zufall zu verdankenden Geländer der Vasa (Airfix).
Meine erste schnelle Maßnahme, bevor ich traurig zu Bett gesunken bin: Ich habe die jeweils oberste Planke der Vertuining schräg nach hinten ansteigend abgeschliffen und die Geländer der unteren Leiste beraubt. Das ist besser, aber nicht gut! Die Eleganz ist nicht zurückgekommen. Und ich fürchte, die noch ausstehenden Ornamente zwischen den Geländerteilen wird sie auch nicht zurückbringen.
Jetzt weiß ich echt nicht, was ich tun soll. Ich könnte die drei Abgüsse, die mittlerweile schon weitgehend mit den separat hergestellten Teilen bestückt sind (was hervorragend funktioniert hat!), in die Tonne drücken und mich wieder über das Urmodell hermachen, möglicherweise im Sinne eines Rückbaus auf die von der Vasa entlieheneGestalt. Oder ich finde einen Trick siebzehn A, mit dem ich den drei Abgüssen wieder die Eleganz der Prototypen zukommen lasse. Sauer: Schmidt
Eleganz: darueber hatten Witsen und Van IJk auch so einige gedanken. Die beide Herren kommen zu ein Schlusfolge:
Die untere Leiste von die eine Gelande lauft ohne knick durch in die obere Leiste der naechst Stufe: kein unterbrechung und kein Knick. Deshalb: wan es grosse Hohenunterschiede gibt (wie im Vasa) gibt es viele Stufen, kleine Hohenunterschiede: weniger und laengere Stufen.
Zweitens: die Planken in der Vertuining sind nicht parallel zu Bergholzer: nach hinten sind sei etwas breiter als Vorne. und die Oberseite wird nie Schrag abgesaegt.
Meine digitale Zeichenmoeglichkeiten sind beschraenkt aber dies koennte ein Loesung sein
In schwartz: ein durchgehende Leiste (Oberseite Zetboord) als Unterseite der Vertuining In rot: obere Abschliesung Vertuining, in drei Stufen.
Ich weiß ja nicht, ob es dir irgendwie weiterhilft @Schmidt aber ich stelle dir mal ein Detail meiner Johan Swarting ein. Die habe ich genau nach dem Vorbild von 1650 gebaut. IMG_20210223_162335.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Wann es moeglich ist, soll da nicht nur ein Railing sein, aber auch ein leiste am unterseite, wie eine Art Abschliesung der Vertuining. Und bei jedem 'Stufer' wird die leiste am Unterseite ein Leitse am Obersite. Wie hier :
Das ist natürlich eine sauberere Lösung für die Geländer! So ist auch wieder mehr Schwung in der „Steigung“. Vielen Dank für die überzeugende Grafik! ich könnte mir vorstellen, dass ich das probehalber an einem der drei Abgüsse praktizieren werde. Die Lösung ändert aber leider nichts daran, dass die Latten der Vertuining weiterhin allesamt parallel zu den Barkhölzern laufen. Den richtigen Schwung bekommen diese Rümpfe aber erst, wenn sie ihren Pürzel recken, also ihr Schwänzchen lüpfen. So wie Amateur das aus Witsen beschreibt. Nochmals vielen Dank. Ich habe mich auch schon ein bisschen beruhigt. Immerhin besitze ich von allen Segmenten des Rumpfes intakte Formen und kann mir nach Belieben Ersatzteile herstellen. Alllerdings werde ich bei manchen Aktionen ein Paganini des Dremel sein müssen. Schmidt
Klassischer Weise verstand ich die Stützen der Geländer als Verlängerung der darunter liegenden Spanten und somit deren Ausrichtung folgend. War dies bei diesen Schiffe ebenso oder wurde hier der Winkel nach optischen Gesichtspunkten optimiert. Ich denke da an Peters Beitrag zur Ausrichtung der Spanten hier irgendwo im Forum, bei dem die Spanten im Heckbereich leicht nach vorne kippen um dann im Bereich kurz vor dem Heckspiegel nach hinten zu tendieren.
Ich denke mal, ich hab's jetzt so einigermaßen begriffen. Danke für alle Hinweise! Demütig bin ich zu der Vasa-Abformung zurückgekehrt. Never change a winning vertuining. Dazu musste erst einmal mein Eigenbau per Dremel entfernt werden. Hier am Urmodell praktiziert. Eine ruhige Hand genügt dazu nicht, es bedarf noch weiterer drei bis vier Hände, die den Rumpf fest- und die Dremel-Hand in der Spur halten. Mit anderen Worten: kein Problem. :lol:
Dann habe ich aus der immer noch intakten Form der oberen Bordwand den Vertuning-Bereich heraus kopiert und noch einmal leicht überarbeitet. Dabei habe ich ihm den Handlauf des Geländers verpasst. An der Abformung des gesamten Geländers war ich vor ziemlich genau vier Jahren sehr unglücklich gescheitert. Jetzt habe ich die Technik ein wenig verändert, unter anderem dadurch, dass ich eine erste Lage Silikon mit dem Pinsel auf- und in die Lücken im Geländer„eingetragen“ habe. Das ergab im Endeffekt tatsächlich eine praktikable Form für die Vertuining inklusive Geländer. Also eine deutliche Arbeitsersparung, der gegenüber das Wegdremeln der Vorgängerbereiche überhaupt nicht ins Gewicht fällt. (Anmerkung: das war gelogen!) Hier eine erste Stellprobe. Die Anpassung muss noch erfolgen.
Hier ein Blick auf die Revision des Urmodells. Achterdeck und Poop sind jetzt eigenständige Teile, ebenso wie die Bordwände mit der Vertuining. Das verkleinert die neue Form sehr stark und macht sie, wie ich hoffe, noch unproblematischer. Außerdem besteht jetzt die Möglichkeit, im Zusammenspiel mit einem veränderten Heckspiegel eine andere Führung der Bordwand, zum Beispiel steiler, zu realisieren.