Bei der Recherche zum Bojer habe ich viel über die verwandte Fleute gelesen. Sie war im Gouden Eeuw (Goldenen Zeitalter) der niederländischen Handelsexpansion das Arbeitspferd in der Ostseefahrt. Eigenwillig ist die in der Aufsicht rechteckige Rumpfform, charakteristisch ist der Heckabschluss. Ein Rundgat mit einem über dem Hennegat aufgesetzten Spiegel, der den Abschluss des birnenförmigen Heckaufbaus bildet. Dieser Aufbau war um 1670 noch recht hoch, ein Windfänger. In der Chapmanzeit war er bereits erheblich niedriger. Eine durchschnittliche Fleute von ca. 30 m Länge kam mit nur 10 Mann Besatzung aus. Das war ein entscheidender Faktor für den Reeder, denn es herrschte ein großer Mangel an Matrosen. In ihrer 200 jährigen Epoche hatte z.B. die VOC (1602 - 1798) rund 4700 Schiffe - viele davon waren große Retourschiffe- unter Segel und sie mussten alle bemannt werden. Eine Fleute war nicht als Kriegsschiff geeignet, aber gewöhnlich zur Verteidigung und Abschreckung bewaffnet. Ich hatte als Jüngling bereits eine Fleute gebaut. Es war die bekannte " Derfflinger" nach den Hoeckelplänen. @Phil81 baut sie gerade. Mein Modell war ein Sratchbau und nicht fahrfähig. Als ich wieder mal nichts zu essen hatte, habe ich sie nach Norddeutschland verkauft. Nur braunstichige Bilder sind mir geblieben.
Der Umbau Ich will den Rumpf der Hardlooper Galiot als Ausgangsbasis verwenden und daraus eine kleine Fleute -Originallänge ca. 22,65 m - bauen. Ich habe einfach eine Affinität zu kleinen Wesen. Die Gründe: 1. Ich zähle meine Herde nicht mehr, aber komme der Zahl 100 immer näher. Das ist beunruhigend. Vor einigen Tagen war der Horrido hier und hat mich ganz komisch angeschaut. Sein Bub auch. @hanseat 2. ich vertrage dieses Epoxydharz nicht mehr so gut. Der Unterwasserrumpf ist bereits mit Gewebe und Harz laminiert, nur die Decks müssten noch mit Epoxi versehen werden. 3. ich hatte das Modell im Herbst 2015, Frühjahr 2016 gebaut. Zu dieser Zeit war mein Weiberl sehr krank und ich sehr niedergeschlagen. Die farbliche Gestaltung (siehe Bild 2) spiegelt meinen Gemütszustand wider. 4. Ich nehme das Modell sehr selten an den Teich, denn es segelt nicht gut. Zur Anlenkung der Rahen habe ich einen starken Servo mit doppeltem Hebelarm eingebaut. Diese Konstruktion schwenkt aber nicht so weit wie der drehbare Mast. Ein Modell mit Rahsegeln fährt aber erst wirklich gut, wenn sich die Rahen weit anbrassen lassen. Auch das Ruder müsste einen größeren Wirkungsbereich haben. Das kriege ich aber nur durch einen größeren Eingriff hin. Das Deck müsste aufgemacht werden. 5. Die Aufgabenstellung reizt mich. Das Deck muss entfernt werden, die Seiten werden höher gebaut und weiter nach innen gewölbt, das fleutentypische Heck wird entstehen. Ich müsste Hilfsspanten setzten, die Proportionen beachten, den Eineinhalbmaster zu einem Dreimaster umbauen.
Die Hardlooper Galiot war in der ModellWerft und beim ersten Forentreffen im Gasthaus zum Lech - wo ich mich tatsächlich sehr wohl gefühlt habe- @Tarjack (Heute sind diese Forentreffen in einer Polizeieinrichtung!) Nun geht die Galiot wieder in die Werft zurück.
Gruß Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
Hallo Jan, es soll ja eine kleinere Fleute werden. Der Rumpf, den ich verwenden will, ergibt ein Originalschiff von 22,65 m. In der Doktorarbeit über Fleutenwracks in der Ostsee, die dafi eingestellt hat, habe ich gute Abbildungen vom Ghost Ship und Lion Wreck gefunden und gespeichert. Beide waren kleine Schiffe. Das erhöhte forecastle und die main cabin im Heck sind beide vertieft eingelassen. Über der main cabin ist dann noch eine Heckkabine aufgesetzt. So will ich es machen. Wenn Du Zeichnungen von entsprechenden Fleuten hast, dann stell sie bitte ein. @amateur
Gruß Jörg
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Hallo Jan, Ich habe noch einen weiteren Bericht von diesen Eriksson über das Ghost Ship gefunden. Holzuntersuchungen datieren es auf die Zeit um 1650. Unterwasseraufnahmen zeigen sehr schöne Details mit Ornamenten. Klar wurde mir auch, dass die Ruderpinne unter der Raumdecke der Achterkabine und des anschließenden Vorraums, der galley, entlangführt. Kurz hinter dem Besanmast war dann der Kolderstock . In der galley stand der gemauerte Herd. Der Bugspriet war recht steil und führte durchs forecastle. Er ging an der Backbordseite des Fockmastes vorbei. Erikssson hat noch einen Artikel über "construction and rigging of the ghost ship" geplant. Der ist aber noch nicht veröffentlicht. Auch über das lion wreck habe ich noch einen weiteren Artikel gespeichert. Je intensiver man die Zeichnungen betrachtet, desdo mehr Dinge und Zusammenhänge erkennt man. Gruß Jörg
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Ich habe durch dafi die Jahreszahl verändern lassen. Von 1750 auf 1650. Meine Fleute soll dem "Ghost Ship" nachempfunden werden.
Das Ghost Ship 1952 wurde ein schwedisches Aufklärungsflugzeug von russischen Fliegern abgeschossen. Auf der Suche nach dem Wrack ortete man ca. 30 Seemeilen östlich der schwedischen Insel Gotska ein hölzernes Schffswrack in 130 m Tiefe. Nach 2003 wurden mehrere Einsätze mit Tauchrobotern ausgeführt. Mit Hilfe von starken Lampen, Kameras und Greifarmen wurde das Schiff gründlich untersucht. Ein 3 D Modell wurde erstellt, dentrologische Proben entnommen. Es handelt sich um eine Fleute mit den Rumpfmaßen von 27 m Länge und 7 m Breite. Fock- und Großmast stehen noch, der Besanmast ist wegen der schwächeren Verankerung -auf Decksbalken, nicht auf dem Kiel- umgestürtzt. Das Schiff ist auch nach 350 Jahren im Wasser in einem erstaunlich guten und vollständigen Zustand. Verantwortlich dafür ist das kalte und salzarme Wasser. Zerstörungen sind eingetreten, als die Rahen herabfielen, der Besanmast stürzte oder die Nägel der Klinkerbeplankung über dem obersten Bergholz durchrostete. Das Schiff ist vermutlich gesunken, als ein Beidrehmanöver ausgeführt wurde. Dabei werden Segel backgebrasst. Das Manöver wird ausgeführt, um Fahrt aus dem Schiff zu nehmen und damit es ruhig liegt. So können die Pumpen wirksam eingesetzt werden oder die Besatzung kann ins Beiboot gelangen und das Schiff verlassen.
Der Name des Schiffes ist nicht bekannt, aber es gibt Hinweise. Zu einer Zeit, als die meisten Leute nicht lese- oder schreibkundig waren, hatten bildliche Darstellungen einen hohen Wiedererkennungswert. Meist war der Name auf dem Spiegel gemalt oder geschnitzt (Halve Moon, Admiral Derfflinger, Mayflower) In der Nähe des Heckstevens fand man ein abgefallenes Brett mit einem geschnitzten Schwanenrumpf. Das Schiff könnte den Namen "Schwan" getragen haben oder eine bekannte Szene/ eine allegorische Darstellung mit einem Schwan wurde verdeutlicht.
Die nun folgenden Bilder zeigen den hervorragenden Zustand der Ausrüstungsteile. Auf dem ersten Bild ist der geschnitzte Kopf eines Knechtes im Bereich des Fockmastes abgebildet. Die Schnitzereien an der Betting des Großmastes sind ebenfalls bemerkenswert.
Ich schreibe diesen Bericht um die Fakten über das Ghost Ship zu speichern und beim Bau aufrufen zu können. Die Fakten und die eingestellten Fotos habe ich aus dem Text: The ghost ship, an intact fluyt from c. 1650 in the Baltic, N. Eriksson/J. Rönnby, Huddinge, Sweden 2012 entnommen.
wird fortgesetzt
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Es folgt nun eine Zusammenfassung der wichtigeren Merkmale des Ghost Ships. Grundlage ist das oben genannte Buch: The ghost ship, an intact fluyt from c. 1650 in the Baltic.
Der Rumpf hat eine Länge von 27 m und eine Breite von 7 m (L - B Verhältnis = 3,8). Auf jeder Seite sind 4 Berghölzer angebracht, die Seitenbeplankung von Back und Heckaufbau ist oberhalb der Hauptreling geklinkert. Vor der Back liegt das Vordeck auf gleicher Höhe, die beiden Bauteile sind durch den gebogenen Beting Balkje voneinander getrennt. Der genannte Querbalken hat 8 Löcher für Belegnägel. Die Back hat nur eine Höhe von 1,4o m und war wohl ein Vorrats- und Lagerraum. Das Schiff führte 4 Anker, die beiden Bretter des Ankerstocks wurden durch Holznägel zusammengehalten, nicht durch Eisenbänder. Direkt hinter der erhöhten Back befindet sich der Horizontalspill. Er ist an den Bordwänden verankert. Es folgt die Hauptluke. Sie ist fast quadratisch mit den Maßen 2 m X 2 m. Unter der Luke liegt das Orlopdeck. Hier wurde die Ladung, die aus zahlreichen Kisten besteht, aufgefunden. Die Kisten sind nach vorne gerutscht, als das Schiff mit dem Bug auf dem Meeresboden aufkam. Der Inhalt der Kisten würde Aufschluss geben, ob sich die Fleute auf der Hinfahrt (Fertigwaren) oder Rückfahrt (Rohstoffe) von Schweden befand. Auf dem Hauptdeck ist eine runde Öffnung. Hier stand wahrscheinlich ein vertikaler Spill. Die Tür zur Kampanje befindet sich auf der rechten Seite. Die Kampanje ist in einem Vorraum und der großen Heckkabine gegliedert. Beide Räume liegen tiefer als das Hauptdeck. Im Vorraum, der galley, befindet sich auf der linken Seite der Herd. Er ist aus Ziegelsteinen und Kacheln erbaut und von vier raumhohen Eckpfosten eingefasst. Ein viereckiger Rauchabzug durchbricht das Quarterdeck auf der Steuerbordseite. Die anschließende große Kabine war der Wohn- und Schlafraum der Besatzung. Es wurden ein Tisch und zwei Seemannskisten aufgefunden. Man kann davon ausgehen, dass jeweils 3 Mann auf einer Kiste saßen, während 2 weitere Personen an den Schmalseiten des Tisches auf Stühlen Platz nehmen konnten. So kamen 8 Mann zusammen, die Gesamtbesatzung eines solchen Schiffes. Im Heckbereich gibt es 6 Öffnungen. Da sind zunächst 2 gerundete und ornamentierte Fenster. Unter einem Fenster stand gewöhnlich der "Nachtstuhl" mit einem Eimer darunter. Die "Sitzung" fand öffentlich statt.
Jeweils 2 Kabelöffnungen befanden sich neben dem Hecksteven. Durch die Hennegatöffnung führte die Ruderpinne unter der Raumdecke bis in den Bereich des Vorraums. Hier wurde sie von dem Kolderstock aufgenommen. Dieser befand sich etwas hinter dem Besanmast. Tiefer, also in Höhe des Orlopdecks, war eine viereckige Ladeluke. Durch sie konnten Balken, Rundhölzer und lange Bretter an Bord genommen werden. Auf dem Quarterdeck und über der großen Kabine stand eine kleine Kabine. Ihre Funktion ist unklar. @amateur Weißt Du , wofür sie da war? Die Hennegatöffnung ist außen mit Blättern, Blumen und Trauben verziert, der Ruderkopf ist mit drei geschnitzten Blumen versehen. Die drei Blumen waren ein gängiges Motiv in den Niederlanden. Das Schiff führte eine Laterne. Die eiserne Stange dafür blieb erhalten. Der Heckspiegel ist mit 2 lebensgroßen geschnitzten Figuren eingefasst, die niederländische Kaufleute darstellen. Sie tragen vornehme Kleidung, Hüte und dicke Geldtaschen. Die Figuren waren bemalt. Rote Farbreste auf den Hüten und schwarze auf den Umhängen sind erhalten geblieben. Das Feld dazwischen ist wichtig, denn häufig wurde der Name des Schiffes bildlich auf dem Spiegel dargestellt. Beim Ghost Ship wurde ein abgefallenes Brett mit dem Relief vom Rumpf eines Schwanes gefunden. Der Spielraum für die Namensgebung ist jetzt groß. Die Fleute könnte z.B. "De zwarte zwaaan" (Der schwarze Schwan) gewesen sein. Ich tendiere bei der Namensgebung zu "Leda en de zwaan" und habe da schon gewisse Vorstellungen zur bildlichen Ausgestaltung. Es war ja so: Im Goldenen Zeitalter entwickelte sich in den Niederlanden eine breite Mittelschicht, die einen riesigen Markt für künstlerische Erzeugnisse bildete. Mit dem wachsenden gesellschaftlichen Ansehen wuchs der Wunsch nach schönen Dingen, die ein Statussymbol wurden. Beliebte Bildthemen waren Seestücke, tranquile Landschaften, Stilleben, Portraits und Sittengemälde (sic!)
Hier noch zwei Bilder von der Hector aus Pictou in Kanada. Ich habe die Replik mit Seniorenticket besichtigt. In der aufgesetzten Heckkabine waren der Schiffsführer und sein Stellvertreter untergebracht. Die Pinne führte darunter durch und war sehr niedrig , kaum über dem Hauptdeck. Sie wurde wohl mit Taljen geführt. Seitwärts von der Pinne war eine Luke im Hauptdeck. Darunter war der Raum für die übrige Besatzung. 1773 brachte das Originalschiff schottische Auswanderer nach Nova Scotia. Auf Wikipedia wird sie als Fleute "verkauft", tatsächlich war sie wohl ein Botter. Bei Wikipedia sollte man durchaus kritisch sein, bei mir manchmal auch. f94t5577p147142n2_xsXBJYbM.jpeg - Bild entfernt (keine Rechte)f94t5577p147142n3_GoUmKLDt.jpeg - Bild entfernt (keine Rechte)
Gruß Jörg
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Hier sehen wir die Galiot auf dem Veere Meer. Sie ist auf der Fahrt zur Meerman Werft in Arnemuiden und wird gerade von einem Bojer überholt. Meinert Terborch, ein Salzhändler aus Middelburg und Eigner der Galiot will das Schiff zu einer Fleute umbauen lassen. Die Segeleigenschaften und das Ladevermögen dieser Galiot sind nicht gut. Das neue Schiff soll in der Salzfahrt nach Schweden eingesetzt werden. Ursprünglich wollte Terborch den Umbau von einer Werft auf der iberischen Halbinsel ausführen lassen. Die bauen dort auch gute Schiffe, aber das Arbeitstempo dieser Gauchos soll suboptimal sein. @Marten Hat man ihm gesagt. Am Ufer kann man "De rechtvaardige man" erkennen. Die Steinstatue hat die gleiche Bedeutung wie der Roland von Bremen.
Im zweiten Bild hat der Abbruch begonnen, die Segel und die gesamte Betakelung wurden abgenommen, das Deck freigeräumt. Einen Teil der Teile werde ich sicher gleich wieder verwenden können, andere später. Den oberen Teil des Rumpfes werde ich am oberen Rand des grünen Bergholzes wegschneiden. Von da werde ich dann die nach innen gewölbte Fleutenform aufbauen.
Gruß Jörg
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Thomas, schaus Dir an. ich bin am Kaputtmachen. So ein Akt hat es in sich, ist schöpferisch und durchaus beglückend. Ich kann diese Erfahrung nur weiterempfehlen. @Frankie@victory78@archjofo
Gruß Jörg
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