Ich, Pappkamerad, habe mich nach einigen Schreiber-Bögen erstmals an ein Shipyard-Modell gewagt. Das schwedische Orlogschiff PAPEGOJAN sollte es sein. Ein interessanter Bausatz, klassische Scherenkunst, gepaart mit diversen Zukaufoptionen aus der Abteilung Lasercut, die ich auch in Anspruch nahm. Was ich früher nie für möglich gehalten hatte, gelang überraschend gut, und so ganz nebenbei machte ich erste Erfahrungen mit so schrägen Sachen wie Kanonenrohre aus Messing brünieren oder Wanten knüpfen. Mitten im Bau stellte ich fest, dass es da bei Shipyard auch einen Bausatz für eine Werft gibt. Kaufentscheidung und Kaufakt waren faktisch eine temporäre Einheit, und nach Lieferung des Bogens wurde zuerst einmal die Werft gebaut. Auch da wieder völlig neue Dinge, insbesondere die Darstellung von Wasser war spannend. Den Baubericht selbst habe ich noch als Worddatei auf der Festplatte; die Zuordnung der vielen Bilder ist ein Aufwand, den ich mir im Moment nicht antun möchte. Aber auf jeden Fall will ich euch das Ergebnis zeigen, und das beginne ich mit folgender kleiner Geschichte:
Neulich auf der Werft:
Lars und Ole sind noch dabei, eine Marsplattform für das nächste Schiff des Königs zu fertigen, als Sören meldet, dass demnächst die Papegojan in der Werft erwartet wird. Sie hat einen Anker verloren, der erneuert werden muss. Außerdem weiß er zu berichten, dass sie auch ein neues Großsegel bekommen soll, welches grad angeliefert wird. Der fleißige Jonas versucht sofort, das Segel vom Wagen zu zerren. Unmöglich, dass er das allein schafft - schon eilt ihm Björn zu Hilfe! Und auch Kalle hat endlich seine lange Sitzung im stillen Örtchen beendet und kommt herbei, um mit anzupacken. Sören wuchtet schon den Anker zurecht... als die Papegojan zum Liegeplatz kommt. Den Matrosen bietet sich von Deck aus das ungewohnte Bild gleich mehrerer fleißiger Werftarbeiter. Dann legt das Schiff an.
Schön, dass ich die 6 Arbeiter geschenkt bekam – dadurch wirkt die Werft lebendig. Zwar sind diese Preiser-Figuren im Maßstab 1:100, die Werft und die Papegojan hingegen 1:96 – aber der Unterschied ist so marginal, dass er nicht auffällt. Und der Wagen - auch der war ein optionaler Zukaufbausatz - peppt das ganze noch auf, finde ich. Zum Wasser: Da habe ich viel experimentiert und auch viel gelernt. Würde man die Fläche senkrecht durchschneiden, hätte man geschätzte 5mm verschiedene Farb- und sonstige Schichten zu bestaunen. Am Ende war es relativ einfach: Ich habe farblosen Latex mit zwei Acryl-Farben der Firma vallejo gemischt, die Farben hießen "Dark Blue Sea" und "Blue". Dann hab ich mit einem breiteren Pinsel (1 cm) sehr großzügig aufgetragen. Die Trockenphase habe ich durch ständiges Betupfen der Fläche mit dem Pinsel begleitet, so dass die Latex-Farb-Mischung keine Chance hatte, in aller Ruhe glatt zu verlaufen. Als ich mit dem Ergebnis schon recht zufrieden war, bekam ich den entscheidenden Tipp: Also habe ich die noch reichlich vorhandene Mischung mit den Farben Weiß und Blue aufgehellt, den Pinsel eingetaucht, dann auf Karton heftig ausgestrichen und bin nun mit den Resten der Farbe im Pinsel über die Oberfläche gegangen. Das Ergebnis hat mich begeistert - es entsteht eine feine sichtbare 3-D-Struktur, und man meint, das leichte Kräuseln des Wasserns verfolgen zu können.
Mir gefällt‘s – ich hoffe, euch auch.
Und im nächsten Posting zeige ich euch noch ein paar Bilder des fertigen Dioramas.
Hmmmm... Wunderbar! Das schöne Diorama habe ich ja schon mal bei Kartonist bewundern und loben dürfen, die Präsentation mit den kleinen Geschichten ist mir aber neu. Sehr schön das! Die farbige Umkleidung des Sockels hat Du auch neu gemacht, oder? Das sieht schön aus und ist mal was anderes. Ich mag es immer sehr, wenn ein Schiffsmodell eine kleine Geschichte erzählt. Das kann schon durch offen stehende Türen und Fenster, herumstehende Pütze und aufgeschossene Taue an Deck geschehen. Hier haben wir aber mit dem schönen Schiff, dem Kran, den Gebäuden und den Figuren und den zig Details so viel zu gucken dass ein Besuch immer wieder lohnt und es neues zu entdecken gibt.
Wow, Respekt! Ein wirklich wunderbares Schiff und toll in Scene gesetzt !
Grüße, Joachim
Schöne Grüße Joachim
Mein neues Buch in Deutsch und Englisch erhältlich: "Die Farbe Blau im historischen Schiffbau - von der Antike bis in die Neuzeit" siehe dazu: http://www.modellbau-muellerschoen.de
Guten Abend Bonden, bei mir rennst du mir deinem Diorama offene Türen ein. Zum einen finde ich dein Diorama einfach schön. Zum anderen ist es so, dass Geschichte (und damit auch Marienhistorie) vom Leben handelt - und was könnte das besser verkörpern als solche kleine Szenen wie die Deine.
Es gefällt mir sehr. Prinzipiell und auch in der Ausführung.
Ich kenne das (unfertige) Modell aus einem Baubericht in einem nicht mehr existierenden Forum, hab es aber jetzt zum ersten Mal fertig gesehen. Ist ein schönes Diorama geworden. Wenn ich mir etwas Kritik erlauben darf: es hätte bessere (scharfe) Fotografien verdient!
Zitat von Klabauter im Beitrag #4Hmmmm... Wunderbar! Die farbige Umkleidung des Sockels hat Du auch neu gemacht, oder?
Nee, die war schon so. Ich musste ja den grauen Karton irgendwie aufhübschen und wählte dann aus meinen vielen Farben das raus, von dem ich dachte, es würde am besten passen. Das Schild ist Eigenbau.
Zitat von Seebaer im Beitrag #6Vielleicht sollte man erwähnen, das es die "Papegojan 1627" als Laser Cut Kartonsatze inzwischen in 1:72 gibt.
Ja, das wäre auch interessant gewesen, das Schiff in dem Maßstab zu bauen. Aber bis dahin hatte ich alle meine Kartonmodelle in 1:100, insofern war es auch spannend, ein fast gleichgroßes Modell aus einer späteren Epoche zu bauen. (Die Modelle, die ich davor gebaut habe, zeige ich auch bald noch.
Zitat von Model Mariner im Beitrag #10Wenn ich mir etwas Kritik erlauben darf: es hätte bessere (scharfe) Fotografien verdient!
Hmm, die Kritik kann ich nicht ganz nachvollziehen. Wenn du die Bilder zweimal anklickst, werden sie schön groß und zeigen viele Details. Ok, ich fotografiere gern in diesem Stil, also nicht unbedingt mit grenzenloser Tiefenschärfe, und ich habe auch noch jede Menge weiterer Bilder, die wahrscheinlich deinem Ansinnen eher gerecht werden. Ich schaue mal am nächsten Wochenende, womit ich dir da noch eine Freude machen kann.
@alle: Vielen Dank für eure netten Kommentare! Für mich war die Papegojan sowas wie ein Quantensprung: Nach viereinhalb Schreibermodellen hatte ich einfach Lust auf etwas Anspruchsvolleres, und was ich noch zwei Jahre zuvor nie für möglich gehalten hätte, wurde Realität: Ich begann, ein Shipyard-Modell zu bauen. Und dabei habe ich vor allem eins gemacht: Viel gelernt! Und das nutzt mir jetzt für meine Mercury, das merke ich immer wieder. Und wer weiß, vielleicht baue ich eines Tages ja die Papegojan nochmal, und dann in 1:72...
Bei meinem Segeltörn mit der Hendrika Bartelds im April diesen Jahres legten wir auch in Flensburg an. Dort steht dieser schöne alte Kran - ich musste sofort an mein Diorama denken:
Zitat von Bonden im Beitrag #12Hmm, die Kritik (dass sich das Diorama bessere bzw. schärfere Bilder verdient hätte) kann ich nicht ganz nachvollziehen. Wenn du die Bilder zweimal anklickst, werden sie schön groß und zeigen viele Details. Ok, ich fotografiere gern in diesem Stil, also nicht unbedingt mit grenzenloser Tiefenschärfe, und ich habe auch noch jede Menge weiterer Bilder, die wahrscheinlich deinem Ansinnen eher gerecht werden. Ich schaue mal am nächsten Wochenende, womit ich dir da noch eine Freude machen kann.
Ich hoffe, du nimmst mir das nicht krumm, aber ich möchte doch etwas erläutern, was ich mit meiner Kritik meine. Wenn wir auf das näher eingehen wollten, sollte es wohl eher im Forum Modellfotografie stehen, als hier in der Gallerie.
Meine Bemerkung bezieht sich in erster Linie auf das erste, vierte, sechste und siebte Bild in Beitrag #2 und das erste, zweite, fünfte und sechste Bild in Beitrag #3. Den Bildaufbau finde ich bei allen diesen Bildern für ganz gut, nicht aber die Schärfenverteilung. Der erwähnte Stil mit geringer Tiefenschärfe hat sicher oft seine Berechtigung, meiner Meinung als Amateurfotograf nach (kann man natürlich auch anders sehen) aber nicht bei diesen Dioramabildern, bei dem ja eigentlich der gewählte Bildausschnittt als Ganzes das Motiv ist. Man trennt dabei das scharf abgebildete eigentliche Motiv durch bewusst gewählte mehr oder weniger offener Blende von den vor und / oder hinter dem Motiv liegenden unscharf abgebildeten Bildteilen. Was ist nun das Motiv z. B. im ersten Bild in Beitrag 3 (in dem eigentlich gar nichts wirklich scharf ist)? Ist es der Mann in der Bildmitte (auf den du vermutlich fokusiert hast) oder der oberste Teil des Besanmasts, links oben im Bild? Das sind die einzigen Stellen im Bild die (annähernd) scharf abgebildet sind. Im fünften Bild scheint dann das beabsichtigte Motiv der Wagen zu sein, dessen vorderer Teil das einzig scharfe im Bild ist. Deine Antwort; dass die vergrößerten Bilder viele Details zeigen stimmt zwar, nur sind bei diesen Bildern eben fast alle Details durch die gering gewählte Tiefenschärfe unscharf. Um Details darzustellen wären eben Detailfotos die bessere Wahl oder Bilder bei denen eben alles scharf ist.