Nach dem eher enttäuschenden Erlebnis mit dem SEEADLER habe ich mir im Anschluss "zur Entspannung" mal was Einfacheres gegönnt: Einen Zweimaster ohne Menschenhaar. Im Netz habe ich mir passend zur Buddel mit einem extrem lang gezogenen Hals ein Schiff mit ebenfalls extrem langem Bugspriet und - was, wie ich finde, eher ungewöhnlich ist - auch höherem Fock- als Hauptmast, eine Brigantine gesucht. Da auf dem einzigen Bild, das ich von der "Bella" finden konnte, die Takelung nicht genau zu erkennen war habe ich auf Anraten eines erfahrenen Buddelschiffers eine Topsegelschonertakelung gewählt. So wie die "Black Pearl" aus dem Film "Fluch der Karibik" ist es also auch eine Kombination von verschiedenen Schiffstypen aus verschiedenen Zeiten. Am ersten August dann das Schiff eingebuddelt. Nur weil der Kitt noch recht weich war hat der Rumpf ein wenig arg Tiefgang erhalten und nun ist die Bordwand leider auch stellenweise und am Bug ein wenig blau. Pünktlich um Mitternacht (wie's sich für ein Geisterschiff gehören würde, aber das kommt hoffentlich später mit dem Fliegenden Holländer aus Knochen noch einmal dran) war dann der Türkische Bund fertig und meine Armada auf insgesamt fünf (mit der vor über 30 Jahren in lediglich drei Tagen als Bausatz gefertigten "Cutty Sark" dann sechs) Schiffe angewachsen:
Die Beschränkung auf die Farbkombination Natur / Schwarz macht sich natürlich gut. Wie ist das mit dem Bugspriet? Das ist ja offensichtlich schwenkbar. Ist das federgelagert und kommt das in der Flasche von selber wieder in Position? Oder muss das wieder von Hand "hingebogen" und dann eben mit den Stagen fixiert werden?
der bugspriet war tatsächlich ursprünglich mit gelenk gelagert da ich dachte, bei dem winkel und der länge passt er sonst nicht mehr durch den flaschenhals. aber im endeffekt passt er dann doch noch durch, ich konnte ihn also vor den einbuddeln steif setzen. sonst hätte ich ihn halt in der flasche inm position noch gebracht.
Schön! Übrigens handelt es sich bei der Takelung um eine Ketsch. Entstanden ist diese merkwürdige Art der Takelung ursprünglich aus Schiffen, denen über dem vorderen Kielende Mörser eingebaut wurden, das waren damals die einzigen Kanonen, die primitive kugelförmige Sprenggranaten (noch mit Lunte) verschießen konnten.
Die Bettung dieser Mörser musste einen enormen Rückstoß auffangen, da die Rohre starr auf 45° Anstellwinkel ausgerichtet war und ein Gutteil der Abschussenergie nach unten ging und den Kiel zu zerbrechen drohte. Gezielt wurde mit dem ganzen Schiff, die Schussweite wurde über die Treibladung variiert, der Zündzeitpunkt über die Länge der Lunte. Durchaus fraglich, wer gefährdeter war, der der schoss, oder der der beschossen wurde.
Für diese aufwändige Bettung brauchte man Platz, ein Fockmast war da im Wege, so wurde er kurzerhand entfernt. Es blieben Groß- und Besanmast, die Ketschtakelung war erfunden. Typischer Vertreter ist z.B. "Le Salamandre", die als Plansatz im ANCRE-Verlag bezogen werden kann. Die Ketschtakelung wurde später auch gerne für andere Schiffe als die Bombardierketschen verwendet, einige der königlichen Yachten waren als Ketsch getakelt, die in Modellbaukreisen bekannteste dürfte die Fubbs sein, die immer mal wieder (meistens mit fehlerhaftem Niedergang) als Modell gebaut wird.
Fubbs2.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Der Rumpf den Du hier zeigst, sieht einer solchen Yacht verdammt ähnlich.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Sieht toll aus Dein Piratenschiff. Immer wieder faszinierend ist der geteilte Bau und das Einbringen in die Flasche. Der Willi hat Recht mit dem Typ. Eigentlich gehört da noch ein Mast hin auf dem Vorderschiff. Schön die Segelführung.
Gruß
Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
vielen dank für euren zuspruch und das lob! und natürlich für die ausführungen! das alles wusste ich noch nicht. hatte ja wie beschrieben, das problem im netz nur ein bild (dort hieß die kleine "bella") ohne richtig erkennbare takelung zu finden und musste dann irgendwas ergänzen. ein anderer modellbauer meinte dann nämlich, ein topsegelschoner würde da drauf passen. nun ja, so ist's denn wohl - wie die black pearl - eine komposition verschiedener real existierender schiffe geworden. witzig übrigens dass nach so langer zeit, wenn ich schon längst nicht mehr damit rechne, noch jemand einen meiner einträge wieder "ausgräbt":)!
So, bin grad dabei meine Schiffchen ein wenig zu beschriften. Bei meinem Schiffchen habe ich allerdings die Schwierigkeit, dass ich die Vorlage nicht mehr im Netz finden kann. Ich meine, das Schiff hätte schlicht "Bella" geheißen. Aber vielleicht weiß es ja einer von Euch besser? Bella.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Hallo Hanseat! Wie die Vorredner schon anmerkten, es handelt sich um eine Ketch. Ein Schiffstyp mit schlechten Segeleigenschaften und nur aus der Not heraus geboren. Anfangs versuchte man die Mörser vor dem Grossmast zu pazieren um freies Schussfeld zu haben und das Risiko zu minimieren die eigene Takelage in Brand zu schiessen. Die Seitenansicht sieht der englischen Bomb-Ketch Granado sehr ähnlich. PC303615.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) Ship-Models-Parts-Fittings-Tools-Cast-Your-Anchor-Caldercraft-Granado-Bomb-Ketch-9015.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Ich will dich ja jetzt nicht ärgern, aber wegen der schlechten Segeleigenschaften wohl eher selten von Piraten gewählt!
Grüsse! Herbert
Im Bau: Bomb Ketch / Bombarde "Cacafuego" In Vorbereitung: Schärenboot Elgen
Vielen Dank Herbert! Ich habe mal " Bella" auf den Ständer geklebt weil ich die Abbildung unter dem Namen im Netz gefunden habe, aber auch weil für mehr Buchstaben da schlicht kein Platz mehr ist... Hätte ich Deine Abbildung führer gekannt hätte ich mein Schiff auch anders getakelt...
Ich baue eine Bomb Ketch die es so wohl auch nie gegeben hat. Alle Laien sind begeistert. Der Dekorationswert ist da. Beim nächsten mal wird alles besser!
Grüsse! Herbert
Im Bau: Bomb Ketch / Bombarde "Cacafuego" In Vorbereitung: Schärenboot Elgen
Dass es ein Piratenschiff sein sollte habe ich zwar auf dem Einleger vermerkt. Aber die weise Vor(aus)sicht hat gnädig den Kitt über diesen Teil der Schrift fließen lassen
hanseat
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Nachdem die fortan "Bella" genannte Kleine von einem Piraten zumindest flankiert wird bekommt dieser noch Gesellschaft von Junker Jörg alias "Martin Luther-Schulz" (wie ihn mein Filius mitunter nennt) alias @Gebbi 😇
hanseat
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