ZitatYour enquiry has now been passed to the relevant specialist for consideration.
Abwarten, wenn mit "specialist" nicht der Müllkorb gemeint ist besteht ja noch eine Chance.
Eine Anfrage von mir wurde sehr freundlich, schnell und positiv beantwortet, für weitere Informationen wurde mir ein anderer Kontakt mitgeteilt - da kam dann allerdings keine Antwort mehr.
Ich ordne das Modell jetzt übrigens als ein Boyne2-class ship und nicht mehr als Dreadnought ein. Dafür sprechen nicht nur die acht hinteren Achterdeckspforten (gegen sechs für die Dreadnought) die hier schon erwähnt wurden und die 3 Vorderdeckspforten (gegen 2 für die Dreadnought). Viel ausschlagsgebender ist für meine Theorie das Heck: Hier ist das hier besprochene Modell http://collections.rmg.co.uk/collections/objects/66474.html Die Dreadnought hatte 8 Fenster pro Gallerie und 4 Ladeluken (genau wie die alten Dreidecker mit offenen Gallerien). Dieses Heck hier hat aber 9 Fenster pro Gallerie und nur 2 Ladeluken. Das Heck ähnelt in den Strukturen sehr der Victory von heute, der Zeichnung von Livesay 1806 und der Boyne2klasse.
Es gibt zur Dreadnought diese interessante Zeichnung: http://collections.rmg.co.uk/collections/objects/120311.html SIe wurde von Edward William Cook (1830?) angefertigt als sie Lazarettschiff war. DIe Zeichnung wirkt sehr stimmig da sie dem Originalplan sehr ähnlich ist. Bis auf das erhöhte Schanzkleid mit den zugeplankten Pforten auf dem Achterdeck u. Vorderdeck scheint der Rumpf weitgehend original erhalten zu sein. Der Schmuck dort hat eine sehr interessante Eigenschaft: Der "Balkonattrappenschmuck" (da wo die früheren Schiffe Balkons hatten) besteht aus Wellenmustern, bei diesem Boyne2-Modell: http://collections.rmg.co.uk/collections/objects/68233.html sind es dagegen gerade Säulen (schön zu sehen: die halbierten, mittleren Fenster in der der Mitte des halbierten Hecks, und die hintere Achterdeckspforte die aber weiter vorne als bei dem hier gezeigten Modells liegt).
Sonst glaube ich zu sehen dass beim dem Modell knapp unter der aktuellen Gallionsfigur am Scheg eine ungewöhnliche "Sägestelle" ist, man könnte fast meinen dass da jemand die alte Figur "weggeschnitten" hat. Auch am Heck glaube ich einen Farbübergang zu erkennen, als ob jemand da den alten Namen übermalt hätte....
Das wichtigste habe ich natürlich vergessen: Wenn das Modell nun von einer Zeit nach 1810 ist kann es nicht für den 1803Umbau der Victory als Billig-Proposal-Modell missbraucht worden sein. Es sei denn, das Proposal Modell der Boyne wurde damals schon nicht mehr gebraucht... klingt irgendwie nicht logisch.
Das Modell wurde also wahrscheinlich erst umgebaut als die Victory schon berühmt war. Es sollte nun eine mehr representative Rolle haben.
nach ausführlichen Recherchen und Vermessungen bin ich zu der Überzeugung gelangt, daß es sich bei diesem Modell doch um ein "First Rate" Modell handelt. Es könnte durchaus genau in den Zeitraum nach dem Umbau 1803 und Trafalgar 1805 fallen. Dazu folgende Hinweise:
1) Als Nelson 1805 das Schiff übernahm, ließ er die hinterste Ladeluke auf dem Oberdeck (kurz vor dem Steuerrad) entfernen und zuplanken. Diese ist auf dem Modell aber noch vorhanden. Vielleicht wurde auch zu diesem Zeitpunkt die 16. Stückpforte achtern eingebaut. Weiterhin sind die beiden Kabinen rechts und links des Steuerrades auf dem Modell nicht vorhanden, auf der VIC in Portsmouth schon. Ebenso in allen bekannten Plänen vom Schiff. !?
2) Viele der Aufbauten stimmen mit neu entdeckten Zeichnungen vom Schiff (nach der Schlacht) nahezu exakt überein ! Darüber versuche ich gerade einen Artikel für`s LOGBUCH zu schreiben.
3) Nach genauem Studium der Maße für die Klassen: Boyne / Duke / Dreadnought und natürlich Victory, stimmen ausschließlich die Maße der Victory mit dem Modell überein ! Die Ausmaße des Modells sind im NMM angegeben ! Ich habe die Außen-Maße der Victory mit den Maßen des Modells verglichen und sie stimmen auf den Zentimeter.
4) Die Ansicht der Überlappung von Victory Modell und Plan, die Du gemacht hast kann aus folgendem Grund nicht passen: Das Modell wurde von etwas schräg vorne und von oben fotografiert. Somit verschiebt sich der Ansichtswinkel von genau mittig der Seitenansicht nach leicht rechts oben. Eine exakte Überlappung ist somit nicht möglich ! Wäre die Fotografie exakt mittig der Seitenansicht gemacht, könnte man genau über den Kiel legen. Das wäre der richtige Ausgangspunkt. Die "Schräglage" Deiner Überlappung der beiden Ansichten zeigt sich meines Erachtens deutlich achtern.
Wie schon erwähnt gibt es sensationelle neue Erkenntnisse zum Zustand nach Trafalgar. Ein Dutzend Handzeichnungen eines bekannten Malers der Zeit sind aufgetaucht und zeigen wirklich eindrucksvoll den damaligen Zustand. Mehr möchte ich an dieser Stelle noch nicht verraten. Der Artikel für`s Logbuch ist in Arbeit !!!
Leider muß ich Euch mitteilen, daß der Artikel für das LOGBUCH geplatzt ist. Die beiden englischen Museen, bei denen ich um eine freie Veröffentlichung (wie das die Amerikaner offensichtlich alle dürfen) angefragt habe, haben für die Veröffentlichung in einem "nicht kommerziellen" Magazin wie dem Unseren, einfach den Preis für eine kommerzielle Veröffentlichung festgesetzt und lassen auch nicht mit sich reden. Das bedeutet, daß pro Abbildung 38,- GBP, das sind momentan mehr als 50,- € fällig wären !!! Bei dem Umfang meines geplanten Artikels wären das knapp 1.000,- € (vor Steuer) !!! Das ist in meinen Augen pure ABZOCKE !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Ich habe daher beschlossen, den gesamten Artikel mit allen Abbildungen hier, und im Forum des Arbeitskreises, allen Mitgliedern frei zur Verfügung zu stellen. Ich werde mich auch in Zukunft von allen Recherche-Anfragen bei englischen Museen distanzieren und deren borniertes Verhalten nicht mehr akzeptieren !!!
Ein amerikanischer Autor durfte alle diese Fotos FREI nutzen - da drängt sich mir die Frage auf, welchen deal die da wohl irgendwann einmal gemacht haben ?
Jedenfalls ist dieser Autor so freundlich und zuvorkommend, mir seine 3D-Zeichnungen der Victory zur freien Veröffentlichung zu überlassen. Dafür bin ich sehr dankbar. Sie werden in meinen Artikel mit einfließen. Bitte lasst mir noch ein wenig Zeit für den Artikel, er ist sehr umfangreich.
Die Queenklasse hatte offene Balkone und ein altmodischeres Scheg. Die lasse ich deshalb außen vor.
Neptunklasse: Hier ist interessant, dass die Neptune mit 2 Balkonen gebaut wurden, die Temeraire mit einem und die Dreadnought mit einem glatten Heck ohne. Außerdem wurde das Heck steiler. Für diese Klasse gibt es auch Varianten bei den Stückpforten und es gibt mehrere Entwürfe, an denen sich die Entwicklung ableiten lässt. Deshalb kommt aus dieser Klasse die Dreadnought in Betracht.
Auch die Boyne-Klasse sieht sehr ähnlich wie die Modelle aus.
Scale: 1:48. Plan showing the body plan, sternboard outline with some decoration detail, sheer lines with inboard detail and figurehead, and longitudinal half-breadth for 'Dreadnought' (1801), a 98-gun Second Rate, three-decker, as build at Portsmouth Dockyard. Signed by Henry Peake [Master Shipwright, Portsmouth Dockyard, 1799-1803]. Date made 24 March 1802
Scale: 1:48. Plan showing the body plan, sheer lines, and longitudinal half-breadth for 'Union' (1811), a 98-gun Second Rate, three-decker, to be built at Plymouth Dockyard. Signed by John Henslow [Surveyor of the Navy, 1784-1806] and William Rule [Surveyor of the Navy, 1793-1813]. Date made 23 November 1801
Wenn man sich die beiden Klassen anschaut, sieht man unterschiedliche Winkel des Hecks, Form der Heckgalerie, Linie des Achterdecks und der Back.
Im genauen Vergleich Neptunklasse mit den Modellen ergeben sich in der Seitenansicht auch einige minimale Unterschiede in der gebauten Back und dem Quarterdeck. Bildschirmfoto 2016-01-10 um 10.46.33.png - Bild entfernt (keine Rechte) Hauptgrund die Neptuneklasse auszuschließen aber ist das Heck, welches 8 Fenster und eine rechteckigere Grundform hat. Hier sieht man an den eingezeichneten Timbern auch den strukturellen Nachteil von 8 Fenstern und 2 Heckpforten :-)
Wenn man Boyne Heck-Plan und "Victory"-Modell zusammenlegt, ergibt sich eine ziemlich genaue Passung. Heck Boyne 2x.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Auch im Vergleich der Schrägansicht des "Victory"-Modells mit dem Boyne Heckmodell sieht man die genaue Übereinstimmung. Auch die im Plan fehlende achtere Stückpforte des oberen Decks ist hier bei beiden zu finden.Schrägheck.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Zum Vergleich der Plan der Union mit dem Modell Modell gelb-schwarz 3fach.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Die einzigen Unterschiede sind die Pforte achtern (1) die auch im Boyne-Heckmodell zu sehen ist, die kürzere Blende im Übergang zum Poop (2) (Länge des Poopdecks?) und eine Pforte mehr an der Back. Ansonsten stimmt das Modell mit den verfügbaren Unterlagen zu Boyne und Union perfekt überein.
Beim Schwarz-weißen Modell ist die Übereinstimmung durch die ähnliche Perspektive sogar noch genauer ersichtlich, persönlich hätte ich gesagt: Perfekt :-) Union 1810 + ZAZ bw.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Persönliche Einschätzung: Auch nachdem ich mich schon länger mit der Materie beschäftige, bin ich mir immer sicherer, dass das keine Modelle der Victory sind. Das schwarz-gelbe Modell entspricht der Boyne-Class, den Heckmodellen nach die Boyne, das schwarz-weiße könnte wegen der genauen Passung zum Union-Plan die Union darstellen.
XXXDAn
PS: Da lag Chapman mit seiner Vermutung in #8 richtig :-)
Ich habe diese Woche im Katalog einer Auktion bei Sotheby's, die am 05. Juli 2022 stattgefunden hatte, Bilder eines Modells der "Victory" entdeckt, das mir irgendwie bekannt vorkam. Für das Modell wurde ein Schätzpreis zwischen 500.000 und 800.000 Pfund aufgerufen. Um zu sehen, ob und zu welchem Preis das Modell ersteigert wurde, muß man sich bei Sotheby's einloggen. Aus dem Verzeichnis der "Collections Online" der Royal Museums Greenwich ist das Modell (SLR0513) verschwunden, aber zum Glück funktioniert der ursprünglich Link in #1 noch.
Das bei Sotheby's angebotene Modell hat tatsächlich noch die NMM Bestandsnummer - allerdings war das Modell nur an das Museum ausgeliehen. Die Nachfahren wollen es nun wohl zu Geld machen ... vielleicht müssen sie auch, denn die Erbschaftssteuer langt in Großbritannien ganz unverschämt zu.