Schon ziemlich lange plane ich die beiden Sloops CSS Alabama und USS Kearsarge aus dem Amerikanischen Bürgerkrieg im Maßstab 1/700 zu bauen. Ich habe auch schon länger recht viel Material über die Vorbilder gesammelt, aber immer wieder kam irgendetwas (d.h. ein anderes Modell) dazwischen. Aber jetzt habe ich endlich mal angefangen, genauer ich habe mit dem Rumpf der Alabama begonnen.
Die Alabama war eine Sloop, die 1862 bei Laird in Birkenhead (Großbritannien) für die Konföderierten gebaut wurde. Diese setzten im Amerikanischen Bürgerkrieg, in der die US Navy haushoch überlegen war und eine Blockade des Südstaaten errichtet hatte, neben eine Reihe von technischen Neuheiten (Panzerschiffe, Torpedoboote, U-Boote) auf Kreuzer, die Handelskrieg gegen die Nordstaaten führen sollten. Die dafür notwendigen Schiffe wurden mangels eigener Möglichkeiten im Ausland bestellt, u.a. in Großbritannien. Die britischen Gesetze verboten zwar die Bau und Ausrüstung von Kriegsschiffen für Kriegsparteien, dies umgingen die Konföderierten aber, in dem sie die Schiffe ohne Bewaffnung bauen ließen und diese dann an abgelegenen Plätzen erst komplett ausrüsteten. U.a. wurde die Bewaffnung und die Besatzung auf einem oder mehreren weiteren Schiffen zu diesen Plätzen transportiert, so dass das vollständige Kriegsschiff erst außerhalb Großbritanniens in Dienst gestellt wurde. Die USA waren darüber nicht amüsiert und versuchten nach dem Krieg von Großbritannien Entschädigung einzuklagen.
Aber zurück zur Alabama: diese stellte eine vergrößerte Variante eines britischen Kanonenboots dar und war auf Geschwindigkeit gebaut. Die Bewaffnung bestand - typisch für amerikanische Schiffe beider Seiten im Bürgerkrieg - primär aus sehr schweren Kanonen: einer 20,3 cm- und einer 17,8 cm-Kanone. Dazu hatte sie noch sechs 32-Pfünder (16,3 cm?) und eventuell zwei 24-Pfünder (13,8 cm?). Sie war 67 m lang, 9,6 m breit und verdrängte 1066 t. Der Antrieb bestand aus einer 600 PS starken Zweizylinderdampfmaschine, die eine Schraube trieb, sowie einer Barktakelage. Die Besatzung setzte sich aus 145 Mann zusammen - übrigens waren die meisten Matrosen keine Südstaatler, sondern kamen aus verschiedenen Ländern. Ursprünglich waren es überwiegend Briten.
Alabama gelang es ohne Bewaffnung aus Birkenhead/Liverpool zu entkommen, in dem eine Probefahrt vorgetäuscht wurde - eine Beschlagnahmung durch die britische Regierung konnte nur knapp vermieden werden. Sie wurde auf Terceira, eine Insel der Azoren, vollständig ausgerüstet. Die Besatzung, Bewaffnung, Kohle etc. wurde von der Bahama und Agrippina nach Terceira gebracht. Zwischen 1862 und 1864 führte die Alabama sehr erfolgreich im Atlantik, Indischen Ozean und westlichen Pazifik Handelskrieg. Sie kaperte 65 Schiffe der Nordstaaten, die überwiegend verbrannt wurden. Sie lief dabei nie einen Hafen der Südstaaten an, sondern versorgte sich aus neutralen Häfen. Als sie am 11. Januar 1863 Galveston in Texas anlaufen wollte, stieß sie auf das Blockadegeschwader der Nordstaaten - die aber den Fehler machten, nur das kleine Kanonenboot USS Hatteras zur Untersuchung der Alabama (die sich als das britische Schiff Petrel ausgab) zu schicken. Dieses wurde von der Alabama, die die Hatteras von dem restlichen Geschwader der Nordstaaten weggelockt hatte, versenkt.
Am 11. Juni 1864 lief Alabama in Cherbourg ein, wo das Schiff überholt worden sollte. Allerdings erreichte die Sloop USS Kearsarge der Nordstaaten schon am 14. Juni Cherbourg und blockierte so Alabama. Am 19. Juni stellte sich Alabama der Kearsarge. Zahlreiche Schaulustige verfolgten das Gefecht vom Ufer oder Booten aus. In weniger als einer Stunde versenkte die Kearsarge die Alabama und beendete damit die Kariere dieses Handelsstörers. Auf der Kearsarge starb ein Mann und zwei wurden verwundet, von der Besatzung der Alabama starben etwa 40, ca. 70 wurden gefangen genommen und etwa 40 wurden von einer britischen Yacht, die das Gefecht beobachtet hatte, aufgenommen und entgingen so der Gefangenschaft.
Zuerst habe ich die Zeichnungen aus diesem Buch - Längsschnitt, Seitenansicht, Querschnitte, Oberdeck sowie Hauptdeck (auf der Höhe der Wasserlinie) - auf 1/700 skaliert.
Den Rumpf habe ich in einzelne Plastikplatten aufgeteilt (die Linien, die oben durch den Längsschnitt und die Querschnitte gehen): vier 0,5 mm Platten und eine 0,25 mm Platte. Am Heck sorgen eine kurze 0,5 mm und am Bug zwei 0,5 mm Platten für den Deckssprung. Darauf wird dann später eine Platte zur Darstellung der Decksstruktur kommen. Die Abmessungen habe ich grob auf diese Platten übertragen:
Zusammengeklebt sieht es bisher so aus:
Die Platten an Bug und Heck müssen ebenso wie das eigentliche Oberdeck noch hinzugefügt werden. Dann wird alles in Form geschliffen.
Guten Abend Lars, vielen Dank für deine schöne Einführung zur Alabama und Kearsage sowie den Link zur Hauptquelle.
Ich glaube, du bist der erste in diesem Forum, der sich einem SO kleinen Maßstab widmet (korrigiert mich bitte, wenn ich das fehl einschätze). Ich kann mir vorstellen, dass man da schon Adleraugen und geschickte Fingerchen braucht) und freue mich auf diese wahrscheinlich ganz andere Art des Bauens.
wirklich schöne Einführung, da bekommt man gleich nen richtigen Bezug zum Schiff. Auf die Bauweise in diesem Massstab bin ich mal gespannt. Mit so kleinen Teilen tue ich mich immer unendlich schwer, ich lass mich mal überraschen, welche Hilfsmittel Du dazu benutzen wirst.
Grüße, Joachim
Schöne Grüße Joachim
Mein neues Buch in Deutsch und Englisch erhältlich: "Die Farbe Blau im historischen Schiffbau - von der Antike bis in die Neuzeit" siehe dazu: http://www.modellbau-muellerschoen.de
Wie schon erwähnt sorgen am Heck eine kurze 0,5 mm Platte und am Bug zwei 0,5 mm Platten für den Deckssprung. Darauf kam eine 0,64 mm Platte (V Groove) zur Darstellung des Decks (und der Decksplanken). Das wurde verspachtelt, verschliffen, verspachtelt etc.
und die Form ist noch nicht ganz fertig... Also weiter Spachteln und Schleifen..
Danach kommt das Schanzkleid drauf. Dazu hätte ich eine Frage: hat jemand eine Idee, wie ich das an Bug und Heck am besten bauen kann? Das Problem ist, dass es stark nach außen gelehnt ist und dazu noch gebogen. Zweidimensional gesehen wäre die obere Kante länger als die untere. Dazu kommt aber noch die Rundung an Bug und Heck... Das Schanzkleid wird übrigens etwa 0,4 mm dick, nach unten kann es etwas dicker sein. Aber leider gibt es bei der Alabama kein Back- oder Poopdeck darüber, um das etwas zu verschleiern und damit einfacher bauen zu können.
Bei der Alabama habe ich mit dem Schanzkleid begonnen. Für die Alabama stehen mir, dank CSS Alabama Anatomy of a Confederate Raider von Andrew Bowcock, wesentliche bessere Pläne als für die Kearsarge zu Verfügung. Hier ist nur der unterste Teil aufgeklebt (eine 0,5 x 0,5 mm Plastikleiste). Darauf kommt dann noch eine 0,3 mm x 1,1 mm Platte (unter Aussparung der Stückpforten) und darauf ein dickerer Abschluss.
Hier ein Vergleich des aktuellen Zustands der beiden Sloops:
Weiter ging es mit dem Schanzkleid bei der Alabama. Auf den 0,5 x 0,5 mm dicken Streifen kam jetzt eine 0,3 mm x 1,1 mm Platte, wobei ich jeweils den Platz für die Stückpforten offen gelassen habe. Das Problem war der Bug und das Heck. Hier habe ich 0,4 mm Platten genommen, deren vorderes und hinteres Ende unterschiedlich hoch war, um die ausfallende Form darzustellen. Die oberen Enden musste ich immer nachschleifen, da die Konstruktion nicht perfekt war.
Auf diese Platten kam dann ein 0,75 x 0,7 mm Streifen als Abschluss (hier sind beim Original Hängematten eingelagert). Dieser ragt außen über das Schanzkleid hinaus.
Alabama hatte Stückpforten vorne für Jagdgeschütze - bei Kearsarge stand dieses auf dem Backdeck mit einem wesentlich besseren Feuerbereich.
Achtern hatte Alabama keine Stückpforten, da die Vorrichtung für das Einziehen der Schraube im Weg war (hier noch nicht dargestellt). Kearsarge konnte die Schraube nicht hochziehen (man merkt hier wieder, dass sie als Dampfschiff und nicht als Segler mit Hilfsantrieb konzipiert war) und hatte achtern Stückpforten.
Hier ein Vergleich der Größe der beiden Schiffe (Kearsarge oben, Alabama unten):
Der nächste Schritt bei der Alabama waren dann (von achtern) die Abdeckung des Schraubenbrunnens, diverse Luken, das Oberlicht des Maschinenraums, das "Deckshaus" unter dem Schornstein und die Toiletten (seitlich am Schanzkleid mittschiffs).
Hier wieder ein Vergleich:
Als nächstes standen die Schornsteine auf dem Programm. Ursprünglich wollte ich sie aus Messingrohr herstellen (wie hier beschrieben) und hatte auch schon diverse Rohre gekauft. Allerdings gab es keine Messingrohre mit einem Durchmesser, der für die beiden Sloops gepasst hätte. Ich habe auch im Architekturbedarf keine gefunden (Aluminiumrohr wäre eventuell auch gut, da diese dünnere Wände haben). Ich habe versucht den Schornstein aus 0,125 mm dicken Plastikplatten zu biegen, was mir nicht gelungen ist. Deshalb habe ich normales 80 g Papier benutzt, das sich viel leichter biegen lässt. Das wurde dann noch mit Sekundenkleber eingepinselt, um es zu stabilisieren.
Hier erst der Schornstein der Alabama:
Man sieht auf den Fotos auch schon das eingebaute Bugspriet aus 0,8 mm dicken Messing. Als nächstes geht es an die Galion. Vor dem Grundieren werde ich dann nach der Galion wahrscheinlich die Untermasten einbauen.
Als nächstes ging es an die Galion. Zuerst habe ich den Scheg angeklebt (links Kearsarge, rechts Alabama).
(mit der Vallejo-Spachtelmasse, die ich teilweise benutze, komme ich nicht klar. Ich muss echt aufhören, die zu benutzen - siehe rechts am Bug der Alabama)
Die Schloiknie/Liegefutter/Galionsims (oder wie immer das Teil heißt!?) habe ich aus Papier hergestellt.
Dann kam die Galionsgrätings, die ich nicht als Gitter, sondern als Platte angebaut habe - bei beiden Schiffen habe ich keine Ahnung, wie das genau aussah. Seitlich hebe ich ein niedriges Schanzkleid angeklebt. Bei der Alabama habe ich zwei Galionsspanten angedeutet (Alabama jetzt links auf den Fotos):
Hier die Alabama vor der Montage der Masten:
Danach habe ich die Untermasten, Topspiere und Klüverbaum angebracht.
Zuletzt noch ein Vergleichsfotos mit einer Reihe von Modellen mit Segeltakelage, die ich vielleicht dieses Jahr noch fertig bauen werde:
Vorne die Sloops USS Kearsarge und CSS Alabama, dahinter die peruanische Panzerfregatte Independencia (den Rumpf hat Michel Baartmans gebaut und mir dankenswerterweise eine Kopie abgegossen), eine japanische Panzerkorvette der Kongo-Klasse (Seals Models) und die amerikanische Fregatte USS Constitution (Skytrex). Mal schauen, was davon fertig wird - eine Ladung Kreuzer von 1914 sollen auch noch fertig werden... :pffft:
Mit weißem Rumpf sehen sie fast eleganter aus (siehe die Kearsarge auf dem oberen Foto rechts). Irgendwann muss ich mal eine Sloop oder Korvette der Epoche mit weißen Rumpf bauen (vielleicht eine im Pazifik stationierte russische Korvette der Kreiser-Klasse?).
Dazu kamen mehr Details aufs Deck, wie Gangspill, Lüfter, Schornstein der Kombüse etc.
Ja, das schöne an dem Maßstab ist, gleich mehrere Modelle in Arbeit haben zu können, wirklich toll!
Grüße Joachim
Schöne Grüße Joachim
Mein neues Buch in Deutsch und Englisch erhältlich: "Die Farbe Blau im historischen Schiffbau - von der Antike bis in die Neuzeit" siehe dazu: http://www.modellbau-muellerschoen.de
Als nächstes kamen die Geschütze der Alabama dran - und das Grauen beim Anfertigen der Rohre ging weiter. Alabama hatte einen 20,3 cm Vorderlader (ein 68-Pfünder) mit glatten Lauf sowie einen 17,8 cm Vorderlader von Blakely mit gezogenen Lauf (ein 100-Pfünder). Ich denke, dass der 17,8 cm-Vorderlader schwerere (längere) Granaten wegen dem gezogenen Lauf verfeuern konnte und deshalb trotz des geringeren Kalibers im Vergleich zu dem 20,3 cm-Geschütz bei der Pfünder-Angabe als das stärkere Geschütz erscheint.
Sprenggranaten konnten anscheinend beiden Vorderlader verfeuern - genauso wie die kleineren 32-Pfünder. Meines Wissens war die Tendenz, Schiffe mit einer kleinen Zahl besonders schwerer Kanonen zu bewaffnen, bei der US Navy besonders ausgeprägt - und die Marine der Südstaaten hat diese Neigung wohl übernommen. Bei Schaufelrad-getriebenen Schiffen, die wegen dem Schaufelrad automatisch eine geringere Zahl von Breitseitengeschützen aufwiesen, kann man relativ leicht verstehen, warum schwerere Kanonen als Kompensation an Bord genommen wurde. Aber warum bei Schrauben-getriebenen Schiffen? Theoretisch konnten die schwereren Kanonen mehr Zerstörung verursachen und hatten eine größere Reichweite. Aber als Nachteil hatten sie eine geringere Feuergeschwindigkeit und insbesondere auf den kleinen Schiffen wie den hier gebauten Sloops, war es unwahrscheinlich, dass bei etwas Seegang auf größere Entfernung Treffer erzielt werden konnten. Auf jeden Fall gab es innerhalb der US Navy über die Frage viele leichte Breitseitgeschütze vs. wenige schwere Pivotgeschütze nach dem Bürgerkrieg größere Auseinandersetzungen, die dazu führten, dass letztendlich man wieder zu der größeren Zahl von leichteren Geschützen überging.
Im Fall des Gefechts zwischen Alabama und Kearsarge hatte sich allerdings prompt das Schiff durchgesetzt, dass mit schweren Geschützen bewaffnet war. Das lag aber wahrscheinlich daran, dass die Geschützbedienungen der Kearsarge besser geschult waren. Sie haben sich mehr Zeit zum Zielen genommen und so, obwohl sie deutlich weniger Schüsse abfeuerten, deutlich öfters getroffen. Aber sie hatten auch das Glück, dass das Wetter vor Cherbourg damals sehr gut war...
Zurück zum Modell der Alabama.
Zuerst habe ich die Schienen der Pivot-Geschütze montiert, die erneut aus 0,1 mm Kupferdraht gemacht sind. Es gibt neben den beiden Positionen mittschiffs auch welche am Bug und Heck. Dort konnten wohl auch die beiden schweren Geschütze aufgestellt werden, wobei es sicher nicht einfach war, die dort hinzubekommen. Und ich bin mir nicht sicher, wie vorne das Geschütz geschwenkt werden konnte, da die Ankerketten im Weg waren - und die Schienen wohl niedriger als die Ketten hoch waren.
Danach habe ich aus diversen Evergreen Plastikteilen die Lafetten der Pivot-Geschütze gebaut:
Die Lafetten sehen deutlich anders aus, als die der Kearsarge - eben britisch (die Alabama wurde in Großbritannien gebaut) vs. amerikanisch. Die Unterschiede in der Form zwischen dem 20,3 cm- und 17,8 cm-Geschütz sind mir nicht so wirklich gelungen.
Bemalt sehen sie stark vergrößert noch schlimmer aus:
Als Vergleich habe ich sie mal kurz neben die 28 cm-Dahlgren auf die Kearsarge gestellt:
und hier dann an Bord der Alabama
Danach ging es an die 32-Pfünder. Alabama hatte zwei verschiedene Modelle an Bord. Die vorderen zwei wirken altmodischer, die hinteren vier ähneln von der Form dem 20,3 cm-Geschütz oder den 28 cm-Dahlgren. Die Lafetten bestehen hier wieder aus zwei Platten, die auf zwei Stäbe als Räder/Achsen geklebt wurden.
Zuletzt noch ein Vergleich des aktuellen Zustands von Alabama und Kearsarge:
Nach ein paar kleineren Teilen wie Ruder, Steuerräder, Brücke und Marsen kamen als nächstes die Rahe, Gaffeln und der Gaffelbaum an Bord. Wie die Masten sind letztere aus Metallstäben.
Sie Segel habe ich im eingeholten Zustand dargestellt, genauer habe sie aus Weißleim gemacht. Nach auch die Segel mit etwas abgedunkelten Weiß bemalt waren, habe ich die Stage aus UNI-Caenis 20 Denier-Faden angebracht. Ich messe mir die Entfernung mit einem Zirkel aus und klebe dann den Faden im nicht gespannten Zustand mit Weißleim an. Als Werkzeug zum Anbringen der Taue nehme ich hier überwiegend einen alten Pinsel. Die Taue spanne ich mittels Hitze, genauer mit einem Heißwachsspachtelgerät, nach.
Hier dann nach dem Anbringen der ersten Ladung Taue: