Hallo Tom, Ich komme heute auf Deine ENDEAVOUR Stellungnahme zurück. Leider ist es mir nicht immer möglich sofort zu antworten. Wie Du schon sagtest, Endeavour Modelle gibt es beinahe soviele wie von der Santa Maria und alle sind unterschiedlich. Deshalb möchte ich auch die von Dir angeschnittenen Fragen der Reihe nach beantworten. Als erstes die Bemastung. ich bin in der englischen Ausgabe meines Buches von Seite 18-22 und in der deutschen von Seite 16-20 auf die hauptsächlichen „Knackpunkte“ eingegangen. Die ursprüngliche Takelung der EARL OF PEMBROKE wurde verkauft und war dem billigen Preis entsprechend wahrscheinlich eine Katt-Bemastung. Die neue wurde erst eingesetzt als James Cook bereits das Kommando übernommen hatte. Aus der Liste der 1771 entfernten Masten geht hervor das sich Cook dabei durchsetzte eine stärkere und längere Bemastung als Royal Navy Standard für die Größe des Schiffes zu erhalten. Dabei kommen wir zu dem Besanmast und der Frage ob dieser auf dem Zwischendeck oder unten im Raum plaziert war. Wenn Du den beiliegenden Zeichnungsausschnitt betrachtest und die in der Verlängerung des Besanmastes angezeigten drei vertikalen kurze Striche verfolgst dann finded man den Punkt wo die Mastspur des Besanmastes sein mußte. Dieser Ausschitt ist von der Originalzeichnung nach dem Umbau, den Zustand des Schiffes vor der Ausreise zeigend. Neben dieser gibt es noch eine die das Schiff nach dem Ankauf und eine dritte die den nach der Reise erfolgten Umbau zum Transporter anzeigt. Alle drei zeigen die gleiche Stellung des Besammastes. In der Liste von 1771 ist dieser aber gegenüber den anderen erheblich als zu kurz, dafür aber um 2 Zoll dicker als der „Standard“ Mast beschrieben. Es wird Dir sicher bei Deinen Studien nicht entgangen sein das ich im Buch alle möglichen Vergleiche angestellt habe und auch den Vergleich mit dem Schiff in Cook’s zweiter Reise, der ADVENTURE ex MARQUIS OF ROCKINGHAM, einer Bark von nahezu gleicher Größe und 1770 auf der gleichen Werft gebaut. Sie hatte einen Besanmast von 19 yard 12 Zoll, das sind 2 yard 19 Zoll mehr als für ENDEAVOUR angegeben. Die nach allen vorhandenen Formeln errechneten Höhe würde immer in den Umkreis von 19 yard 29 Zoll kommen, aber nicht 16 yard 29 Zoll wie auf der Zeichnung vermerkt. Als erfahrener Seemann hätte Cook soetwas nie akzeptiert, zumals das Einsetzen der Masten erst kurz nach seiner Befehlsübernahme stattfand. Für mich ist das nur ein Schreibfehler desjenigen der diese Liste 1771 auf die 1768er Ausreisezeichnung eintrug. Eine „auf die Nase“ gefallene neun auf der ihm übergebenen Note konnte von dem eintragenden Schreiber leicht als eine krumme sechs angesehen worden sein. Auf dem oben erwähnten Ausschnitt ist auch der Endevour Spiegel zu sehen. Dieser war die Grundlage meiner Zeichnung. Was immer alle möglichen Leute daraus gemacht haben steht hier nicht zur Debatte. Das mittlere ist das blinde (sham) Fenster, das ich erst in einem Schriftwechsel dem NMM verständlich machen mußte, mit einer größeren Rundung, die innere viereckige Vertiefung ausfüllend, wie es auch Sydney Parkinson skizzierte, während die anderen vier in der gleichen Form und Größe viereckige Fensterrahmen eingesetzt haben deren geglastes Oberteil ebenfalls einen aber naturgemäß kleineren Halbbogen aufwiesen. Die äußeren rechteckigen Öffnungen waren notwendig um die hölzernen Blinden gleich Stückpforten (inklusive Trempel) außerhalb der Fenster einzupassen. Das kann auch auf Seite 26 aus der Heckansicht des Modells meines Freundes Alan Tyler entnommen werden. Selbst bei Bobrik, nahezu ein Jahrhundert später, kann man noch nachlesen das viele Schiffe diese auf der Reise garnicht öffneten sonden nur im Hafen. Die Blinden können in der gleichen Art und Weise auch auf niederländischen und französischen Schiffen bildlich nachgewiesen werden. Sie waren auf kleineren Schiffen ein ständiger Bestandteil des Fahrzeuges, genau wie Stückpforten, Belüftungs- und Ladepforten. Sie sind auf meiner Seitenansicht auch dementsprechend eingezeichnet. Ich glaube auch nicht das jemand dieser 1768er Zeichnung und der Sydney Parkinson Skizze widersprechen kann. Meine Ansicht als Marineartist, nicht als Modellbauer, zur Parkinson Skizze ist das diese, aus einem Boot innerhalb weniger Minuten gemacht, nicht unbedingt für perspektivische Experimente brauchbar ist. Er machte diese Skizzen (Heck, Bug, Boote) und viele andere, wie er in einem Brief an seinen Bruder vermerkte, sehr wahrscheinlich um sie nach seiner Rückkehr in mehr ausgearbeitete Bilder zu verarbeiten. Sie sind nur schnelle Skizzen und stehen in keinem Verhältnis zu den offiziellen Arbeiten die er an Bord der ENDEAVOUR produzierte. Leider gab es für ihm aber kein später, denn er verstarb auf der Rückreise am 27. Januar 1771. Du erwähnst „Noch vor der Abreise hatte Cook einige Werftarbeiter (carpenters) an Bord kommen lassen um eine Plattform über das obere Ende des Ruderkokers bauen zu lassen“. Cook war darüber nicht allzu erfreut, aber Banks brachte acht Leute, mehr als ursprünglich geplant, mit sich und so mußte mehr Platz für diese geschaffen werden. Die Eintragung im Logbuch vom Mittwoch 17. August 1768: „Verschiedene bei der Werft angestellte Schiffbauer und Tischler kamen an Bord um die Gentlemen’s Kabinen umzubauen und eine Plattform über den Ruderhelm (Pinne) u.s.w. zu errichten“. Diese Arbeiten wurden am Sonabend beendet, denn die Eintragung von Sonntag besagt das die Schiffbauer ihre Arbeit beendet und das Schiff verlassen haben. Es war also der Umbau der Kabinen unter dem Quarterdeck und nicht die Plattform über dem Ruderhelm die so viel Arbeit machte. Mir ist bei all meinen Studien in mehr als 60 Jahren noch nichts über lebende Tiere auf dem Quarterdeck zu Gesicht bekommen und ich möchte sagen das Banks das kleine Häuschen über dem Ruderkoker, das ich in meinem Artkel im NRJ vorgeschlagen hatte (Abb. Tuschzeichnung) und die als Photo gezeigte des Replik zu sehen ist, vielleicht im Seemann‘s Slang als „Schafstall“ bezeichnete. Lebende Tiere, den Hühnerstall ausgenommen, kamen ins Zwischendeck. Im Buch selbst hatte ich nur die Leinwandabdeckung des Kokers angezeigt. Ich habe also, wie gesagt nirgendwo etwas über Schafställe am Hackbord gelesen oder auch gesehen. Außerdem befanden sich dort am Hackbord die Flagglocker und der Leuwagen für den Besanshotblock nebst Flaggstock. Für Schafställe war dort kein Platz. Über die Plattform und was sie wohl darstellte gab es schon immer großes Rätselraten. Selbst der Erbauer des Modells im NMM fragte sich ob wohl das Sonnensegel über dem Achterschiff auf Parkinson’s Skizze damit gemeint war. Diese „Plattform“ wurde nur für die vielen „Landratten“ an Bord geschaffen, die sich auf der langen Reise die Beine vertreten wollten. Wenn man das dicht bebaute Deck betrachtet dann gibt es nur ganz enge Stellen auf denen man sich von Back- nach Steuerbord durchquetchen konnte. Um es den Gästen an Bord etwas leichter zu machen ließ Cook eine kleine Brücke über dem Helm bauen um ihnen einen Rundgang zu schaffen. Diese mußte so angebracht werden das man einmal Zugang zum Hackbord behielt und zweitens nicht den normalen Bordbetrieb behinderte. Der Platz für eine solche lag im kleinsten Drehbereich des langen Helmholzes. Sie fand auch zu keiner Zeit wieder Erwähnung, war also ohne Bedeutung. Siehe die Draufsicht (Nr.13). Auf der Querschnittzeichung (Nr.7) sieht man diese Plattform mit Handreling und Stufe von vorn. Sie war 1 yard breit und mit Stufen 3 yard lang. Die offene Reling (Roughtree rail) über dem Hackbord existierte bereits lange bevor der Gedanke einer Platform überhaupt aufkam. Es tut mir leid das ich auch bezüglich der Spanten nicht ganz Deiner Meinung bin, aber es ist ja wohl im Sinne des Forums das Meinungen ausgetauscht werden oder wie man so schön im Deutschen sagt: „Wenn Zwei sich streiten, freut sich der Dritte“. Ich hoffe jedoch nicht das diese Meinungsverschiedenheiten als Streit angesehen werden. Ich versuche nur meine Kenntnisse weiterzugeben und wenn ich selbst noch dazu lernen kann, um so besser. Ein englisches Spant zwischen 1710 und 1811 bestand aus zwei nebeneinder liegende und überlappende Haupstücke, die sich wiederum jeweils aus sechs Teilen zusammensetzten. Nüstergaten 1 &2 sind Auszüge aus dem ENDEAVOUR Buch. Beim Spantbau beginnen wir mit (22) dem Füllstück zwischen den Sitzern. Dagegen kommt (23) der Lieger und überlappend (24) der Sitzer. Der Kalben(25) verbindet darauf (23) mit dem Auflanger (26) und ein zweiter Kalben verbindet (24) mit dem zweiten Auflanger (27). Ein dritter Kalben setzt dann (26) mit dem langen oberen Auflanger (28) zusammen, während der kurze obere (29) mittels einer Laschung mit (27) verbunden ist. Die Nüstergaten gehen neben dem Kiel sowohl durch die Füllstücke(22) als auch durch die Lieger (23), denn diese sind die Löcher die das Bilgewasser zur Pumpe bringen. Auf der ganzen Länge liegt in den Nüstergaten eine Kette die von Zeit zu Zeit bewegt wird um einer Verstopfung dieses Kanals vorzubeugen. Ich weiß nicht wohin Dein Argument führen soll, wenn die Nüstergaten, wie Du sagst, nur im Lieger (23) eingeschnitten sind? Logischerweise müssen sie auch im Füllstück (22) eingeschnitten sein sonst erfüllte die ganze Sache keinen Zweck. Das Bild mit ENDEAVOUR‘s Hauptspant zeigt diesen mit Balken, den Knien, der verschieden starken Wegerung, links mit der normalen Beplankung und rechts zusätzlich mit der zweiten Unterwasserbeplankung aus dünnerem Fichtenholz. Dazu dann die Decks- und Raumstützen, die normalen Planken , die Fischung und die Scheerstöcke der Decks. Weil es zwischen den Kalben des öfteren zu Holzrott kam wurde um 1811 bei der Royal Navy eine neue Spantenbauweise, als eine der Robert Seppings Verbesserungen im Schiffbau, eingeführt die vollkommen auf Kalben verzichtete. Alle Spantenteile wurden miteinander verdübelt. Zuerst die unteren Teile miteinander, wie in B4/4 gezeigt, und danach wie angezeigt. Beide Formen des Spantbaues werden auch noch in Klawitter’s Vorlegeblätter dargestellt. Er schreibt: „Die Spanten sind aus 6 – 10 Stücken Krummholz zusammengesetzt.“. Dabei bezieht er sich immer noch auf die ältere Art, während er die Sepping Erfindung als eine neuerdings in England eingeführte Form erklärt. Abschließend möchte ich sagen das ich glaube diese „Schafstall“ Āußerung bei Banks, die mir unbekannt ist, und die vielen „Spielereien“ mit dem Spiegel, die weder vor dem NMM Modell noch dem Replik Halt machten, Deine Gedanken in eine verkehrte Bahn gelenkt haben. Aber dies ist nur meine Meinung, wenn Du glaubst den gegangenen Weg weiter zu verfolgen, Viel Glück und Erfolg. Für mich ist der 1768 gezeichnete Spiegel, der die Form des Hackbords bestimmt, abmessungsmäßig bestimmend, denn er paßt in allen Punkten mit den anderen Zeichnungen zusammen, auch ansichtsmäßig mit der Parkinson Skizze, und darauf kann man meiner Meinung nach nur bauen. Viel Glück Karl
unterhalb der Antworteingabe befindet sich ein Diskettensymbol "Datei anhängen". Datei anhängen.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Klickt man dort drauf öffnet sich ein kleines Fenster. Durchsuchen.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Auf "Durchsuchen" klicken, im nächsten Fenster kann man die Datei dann auf seiner Festplatte suchen. Über "weitere Datei" bei Bedarf dann mehrere Dateien suchen und auswählen. Hat man alles beisammen über "Datei hochladen" alles auf den Foren-Server laden. Die Dateinamen sind nun aufgelistet, dahinter eine Einfügen und ein Löschen Funktion. Wählt man nun das Einfügen aus, kommt noch eine Abfrage wie man es gerne hätte (da klicke ich meist weiter) und anschließend ist es geschafft. Die Verlinkung taucht im Texteingabefeld auf und nach dem Speichern des Beitrages sollten sie sichtbar sein. Einfügen.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
bei mir erscheint dieses Diskettensymbol nicht. Vermutlich liegt es daran, dass ich immer den kleinen Texteditor (Schnellantwort) benutze. Dann muss ich nachdem der antworten-Knopf betätigt wurde, den Beitrag noch einmal bearbeiten. Hier können dann Dateien hochgeladen werden.
Zitatbei mir erscheint dieses Diskettensymbol nicht. Vermutlich liegt es daran, dass ich immer den kleinen Texteditor (Schnellantwort) benutze
Oh ja, ein wichtiger Punkt. Ich meinte den "antworten" Knopf am Ende der Beiträge. Die Schnellantwort habe ich noch nie benutzt, der Mensch ist eben ein Gewohnheitstier
Ich möchte Dir vorab schon einmal eine Quelle zum Thema Plattform nennen. Du hast unter anderem geschrieben:
Zitat von Lady Nelson im Beitrag #16Mir ist bei all meinen Studien in mehr als 60 Jahren noch nichts über lebende Tiere auf dem Quarterdeck zu Gesicht bekommen und ich möchte sagen das Banks das kleine Häuschen über dem Ruderkoker, das ich in meinem Artkel im NRJ vorgeschlagen hatte (Abb. Tuschzeichnung) und die als Photo gezeigte des Replik zu sehen ist, vielleicht im Seemann‘s Slang als „Schafstall“ bezeichnete. Lebende Tiere, den Hühnerstall ausgenommen, kamen ins Zwischendeck. Im Buch selbst hatte ich nur die Leinwandabdeckung des Kokers angezeigt. Ich habe also, wie gesagt nirgendwo etwas über Schafställe am Hackbord gelesen oder auch gesehen. Außerdem befanden sich dort am Hackbord die Flagglocker und der Leuwagen für den Besanshotblock nebst Flaggstock. Für Schafställe war dort kein Platz.
Hier nun ein Original-Auszug aus:
THE ENDEAVOUR JOURNAL OF JOSEPH BANKS VOLUME II
25. August 1768 - 12. July 1771
Kapitel: Endeavours River / page 227 / 20. July 1770
"...by some unlucky accident she (Endeavour) taild ashore during the Ebb, and as the tide settled brought such a strain upon her rudder as alarmd us all greatly; the Tiller which was in the most danger beat hard under some strong sheep pens which had been built in a Platform over it; as the tide settled still more it came to the Point whether the tiller or Platform would Break, for one must, which the Platform fortunately did and made us at once easy."
Ich glaube, daß diese Aussage des Reisebegleiters Joseph Banks unmißverständlich ist. Dadurch ist die Existenz einer Plattform, die auch als Stauraum für mitgeführte Schafe diente, eindeutig belegt. Die Auf- und Umbauten am Heck mußten folglich dieser "Anbaumaßnahme" Rechnung tragen.
Man gestatte mir eine kleine Anmerkung zwischendurch: Ich finde es unheimlich spannend bei dieser Diskussion zwischen marinehistorischen Koryphäen "zuhören" zu dürfen und möchte mich an dieser Stelle bei allen Beteiligten (besonders den Administratoren) für diese außergewöhnliche Gelegenheit bedanken. Hoch lebe das FHS!
Zitat von Lady Nelson im Beitrag #16Auf dem oben erwähnten Ausschnitt ist auch der Endevour Spiegel zu sehen. Dieser war die Grundlage meiner Zeichnung. Was immer alle möglichen Leute daraus gemacht haben steht hier nicht zur Debatte. Das mittlere ist das blinde (sham) Fenster, das ich erst in einem Schriftwechsel dem NMM verständlich machen mußte, mit einer größeren Rundung, die innere viereckige Vertiefung ausfüllend, wie es auch Sydney Parkinson skizzierte, während die anderen vier in der gleichen Form und Größe viereckige Fensterrahmen eingesetzt haben deren geglastes Oberteil ebenfalls einen aber naturgemäß kleineren Halbbogen aufwiesen. Die äußeren rechteckigen Öffnungen waren notwendig um die hölzernen Blinden gleich Stückpforten (inklusive Trempel) außerhalb der Fenster einzupassen.
weiterhin (Zitat):
"Ich glaube auch nicht das jemand dieser 1768er Zeichnung und der Sydney Parkinson Skizze widersprechen kann. Meine Ansicht als Marineartist, nicht als Modellbauer, zur Parkinson Skizze ist das diese, aus einem Boot innerhalb weniger Minuten gemacht, nicht unbedingt für perspektivische Experimente brauchbar ist." - Zitat Ende
Die folgenden Fotos sind von meinem Entwurf des Heckspiegels der ENDEAVOUR und ausdrücklich nur zur BETRACHTUNG gedacht. Ich bitte also mein copyright-Recht weder für Kopien, noch für anderweitige Veröffentlichungen zu nutzen. Ich hoffe ihr habt dafür Verständnis.
In Anbetracht des Interesses möchte ich trotzdem meinen bisherigen Stand der Forschungsergebnisse mit allen ernsthaft Interessierten und besonders mit Karl-Heinz teilen. Da er sich hierfür die Zeit und die "Muße" nimmt, bin ich ihm in Anbetracht seines beträchlichen Fachwissens und seines Lebenswerkes meine persönlichen "Hypothesen" schuldig.
Das erste Foto zeigt die Originalzeichnung von Sydney Parkinson. Die Fensterluken sind deutlich über den Fensterrundungen erkennbar. Sie mußten also das komplette Fenster abdecken. Wie ich schon erwähnt habe, war dies möglich.
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Das zweite Foto zeigt meinen Rekonstruktionsansatz ohne die Umrisse des oberen Spiegelbogens. Die Fenster mit ihren Wölbungen (wie bei Parkinson zu sehen) passen zwischen die Heckbalken. Das mittlere "Fenster" ist die Blinde und verdeckt den Ruderkoker dahinter. Die oberen Bögen der seitlichen Fenster sind noch etwas zu hoch geraten, dies werde ich aber noch ändern. Wie gesagt: 1. Entwurf.....status quo. Auch die Heckbalken werde ich wohl noch konisch nach oben zulaufend zeichnen.
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Das dritte Foto zeigt den oberen Spiegelbogen nach meiner perspektivischen Rekonstruktion. Dieser ist deutlich höher und runder als bei der Original-Spiegelzeichnung auf dem Plan von 1768. Die entsprechenden Vergleichsfotos folgen.
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Das vierte Foto zeigt eine Nahaufnahme. Die Verschiebung mancher Linien erklärt sich dadurch, daß ich Zeichenfolien übereinander gelegt habe.
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Das fünfte und sechste Foto zeigt den von mir konstruierten Spiegel im Vergleich mit den Original-Spiegel vom 1768-Plan, den Karl-Heinz schon erwähnt hat und nach dem er gezeichnet hat. Die tiefere Lage und Rundung des oberen Spiegelbogens ist denke ich gut erkennbar. Den Spiegelbogen den ich gezeichnet habe, kann mann etwas schwächer dahinter erkennen. Sieht man sich nun das obere Ende des Ruderkopfes (Mitte oben) an, dann ist erkennbar, daß Dieser bei der Original-Zeichnung über dem oberen Spiegelbogen übersteht. Bei meinem Bogen bleibt er dahinter verborgen. Sieht man sich nun die Zeichnung von Sydney Parkinson an und vergleicht nun "perspektivisch", ist der rundere Bogen meiner Version wesentlich "stimmiger" als der flache Bogen des Original-Planes. Auch ist kein Ruderkopf zu sehen. Wäre der Spiegelbogen wie im Original geblieben, müßte man dies auf der Parkinson-Zeichnung erkennen und auch den Ruderkopf. Davon bin ich persönlich absolut überzeugt. Auch wenn Parkinson von einem Boot aus in nur begrenzter Zeit zeichnen konnte, so hat er sich meiner Meinung nach doch auf das Wesentliche konzentriert, nämlich den Heckspiegel. Und da er ein hervorragender Zeichner war, dürfte es ihm auch nicht allzu schwer gefallen sein, den Spiegelbogen sauber und in seiner Rundung stimmig, zu zeichnen. Wie genau diese Zeichnung als technikgeschichtliche Vorlage zu bewerten ist, deuten die perfekt gezeichneten Fenster an. Die Fensterluken hat er nur angedeutet um das Dekor und das Gesamtbild des Spiegels nicht zu stören.
Hier nun die Gesamtansicht und eine Nahaufnahme.
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Ich bitte nochmals zu beachten, daß dies ein erster Entwurf, und die Rekonstruktion noch lange nicht abgeschlossen ist !
Zitat von Lady Nelson im Beitrag #16Hallo Tom, Ich komme heute auf Deine ENDEAVOUR Stellungnahme zurück. Leider ist es mir nicht immer möglich sofort zu antworten. Wie Du schon sagtest, Endeavour Modelle gibt es beinahe soviele wie von der Santa Maria und alle sind unterschiedlich. Deshalb möchte ich auch die von Dir angeschnittenen Fragen der Reihe nach beantworten. Als erstes die Bemastung. ich bin in der englischen Ausgabe meines Buches von Seite 18-22 und in der deutschen von Seite 16-20 auf die hauptsächlichen „Knackpunkte“ eingegangen. Die ursprüngliche Takelung der EARL OF PEMBROKE wurde verkauft und war dem billigen Preis entsprechend wahrscheinlich eine Katt-Bemastung. Die neue wurde erst eingesetzt als James Cook bereits das Kommando übernommen hatte. Aus der Liste der 1771 entfernten Masten geht hervor das sich Cook dabei durchsetzte eine stärkere und längere Bemastung als Royal Navy Standard für die Größe des Schiffes zu erhalten. Dabei kommen wir zu dem Besanmast und der Frage ob dieser auf dem Zwischendeck oder unten im Raum plaziert war. Wenn Du den beiliegenden Zeichnungsausschnitt betrachtest und die in der Verlängerung des Besanmastes angezeigten drei vertikalen kurze Striche verfolgst dann finded man den Punkt wo die Mastspur des Besanmastes sein mußte. Dieser Ausschitt ist von der Originalzeichnung nach dem Umbau, den Zustand des Schiffes vor der Ausreise zeigend. Neben dieser gibt es noch eine die das Schiff nach dem Ankauf und eine dritte die den nach der Reise erfolgten Umbau zum Transporter anzeigt. Alle drei zeigen die gleiche Stellung des Besammastes. In der Liste von 1771 ist dieser aber gegenüber den anderen erheblich als zu kurz, dafür aber um 2 Zoll dicker als der „Standard“ Mast beschrieben. Es wird Dir sicher bei Deinen Studien nicht entgangen sein das ich im Buch alle möglichen Vergleiche angestellt habe und auch den Vergleich mit dem Schiff in Cook’s zweiter Reise, der ADVENTURE ex MARQUIS OF ROCKINGHAM, einer Bark von nahezu gleicher Größe und 1770 auf der gleichen Werft gebaut. Sie hatte einen Besanmast von 19 yard 12 Zoll, das sind 2 yard 19 Zoll mehr als für ENDEAVOUR angegeben. Die nach allen vorhandenen Formeln errechneten Höhe würde immer in den Umkreis von 19 yard 29 Zoll kommen, aber nicht 16 yard 29 Zoll wie auf der Zeichnung vermerkt. Als erfahrener Seemann hätte Cook soetwas nie akzeptiert, zumals das Einsetzen der Masten erst kurz nach seiner Befehlsübernahme stattfand. Für mich ist das nur ein Schreibfehler desjenigen der diese Liste 1771 auf die 1768er Ausreisezeichnung eintrug. Eine „auf die Nase“ gefallene neun auf der ihm übergebenen Note konnte von dem eintragenden Schreiber leicht als eine krumme sechs angesehen worden sein. Auf dem oben erwähnten Ausschnitt ist auch der Endevour Spiegel zu sehen. Dieser war die Grundlage meiner Zeichnung. Was immer alle möglichen Leute daraus gemacht haben steht hier nicht zur Debatte. Das mittlere ist das blinde (sham) Fenster, das ich erst in einem Schriftwechsel dem NMM verständlich machen mußte, mit einer größeren Rundung, die innere viereckige Vertiefung ausfüllend, wie es auch Sydney Parkinson skizzierte, während die anderen vier in der gleichen Form und Größe viereckige Fensterrahmen eingesetzt haben deren geglastes Oberteil ebenfalls einen aber naturgemäß kleineren Halbbogen aufwiesen. Die äußeren rechteckigen Öffnungen waren notwendig um die hölzernen Blinden gleich Stückpforten (inklusive Trempel) außerhalb der Fenster einzupassen. Das kann auch auf Seite 26 aus der Heckansicht des Modells meines Freundes Alan Tyler entnommen werden. Selbst bei Bobrik, nahezu ein Jahrhundert später, kann man noch nachlesen das viele Schiffe diese auf der Reise garnicht öffneten sonden nur im Hafen. Die Blinden können in der gleichen Art und Weise auch auf niederländischen und französischen Schiffen bildlich nachgewiesen werden. Sie waren auf kleineren Schiffen ein ständiger Bestandteil des Fahrzeuges, genau wie Stückpforten, Belüftungs- und Ladepforten. Sie sind auf meiner Seitenansicht auch dementsprechend eingezeichnet. Ich glaube auch nicht das jemand dieser 1768er Zeichnung und der Sydney Parkinson Skizze widersprechen kann. Meine Ansicht als Marineartist, nicht als Modellbauer, zur Parkinson Skizze ist das diese, aus einem Boot innerhalb weniger Minuten gemacht, nicht unbedingt für perspektivische Experimente brauchbar ist. Er machte diese Skizzen (Heck, Bug, Boote) und viele andere, wie er in einem Brief an seinen Bruder vermerkte, sehr wahrscheinlich um sie nach seiner Rückkehr in mehr ausgearbeitete Bilder zu verarbeiten. Sie sind nur schnelle Skizzen und stehen in keinem Verhältnis zu den offiziellen Arbeiten die er an Bord der ENDEAVOUR produzierte. Leider gab es für ihm aber kein später, denn er verstarb auf der Rückreise am 27. Januar 1771. Du erwähnst „Noch vor der Abreise hatte Cook einige Werftarbeiter (carpenters) an Bord kommen lassen um eine Plattform über das obere Ende des Ruderkokers bauen zu lassen“. Cook war darüber nicht allzu erfreut, aber Banks brachte acht Leute, mehr als ursprünglich geplant, mit sich und so mußte mehr Platz für diese geschaffen werden. Die Eintragung im Logbuch vom Mittwoch 17. August 1768: „Verschiedene bei der Werft angestellte Schiffbauer und Tischler kamen an Bord um die Gentlemen’s Kabinen umzubauen und eine Plattform über den Ruderhelm (Pinne) u.s.w. zu errichten“. Diese Arbeiten wurden am Sonabend beendet, denn die Eintragung von Sonntag besagt das die Schiffbauer ihre Arbeit beendet und das Schiff verlassen haben. Es war also der Umbau der Kabinen unter dem Quarterdeck und nicht die Plattform über dem Ruderhelm die so viel Arbeit machte. Mir ist bei all meinen Studien in mehr als 60 Jahren noch nichts über lebende Tiere auf dem Quarterdeck zu Gesicht bekommen und ich möchte sagen das Banks das kleine Häuschen über dem Ruderkoker, das ich in meinem Artkel im NRJ vorgeschlagen hatte (Abb. Tuschzeichnung) und die als Photo gezeigte des Replik zu sehen ist, vielleicht im Seemann‘s Slang als „Schafstall“ bezeichnete. Lebende Tiere, den Hühnerstall ausgenommen, kamen ins Zwischendeck. Im Buch selbst hatte ich nur die Leinwandabdeckung des Kokers angezeigt. Ich habe also, wie gesagt nirgendwo etwas über Schafställe am Hackbord gelesen oder auch gesehen. Außerdem befanden sich dort am Hackbord die Flagglocker und der Leuwagen für den Besanshotblock nebst Flaggstock. Für Schafställe war dort kein Platz. Über die Plattform und was sie wohl darstellte gab es schon immer großes Rätselraten. Selbst der Erbauer des Modells im NMM fragte sich ob wohl das Sonnensegel über dem Achterschiff auf Parkinson’s Skizze damit gemeint war. Diese „Plattform“ wurde nur für die vielen „Landratten“ an Bord geschaffen, die sich auf der langen Reise die Beine vertreten wollten. Wenn man das dicht bebaute Deck betrachtet dann gibt es nur ganz enge Stellen auf denen man sich von Back- nach Steuerbord durchquetchen konnte. Um es den Gästen an Bord etwas leichter zu machen ließ Cook eine kleine Brücke über dem Helm bauen um ihnen einen Rundgang zu schaffen. Diese mußte so angebracht werden das man einmal Zugang zum Hackbord behielt und zweitens nicht den normalen Bordbetrieb behinderte. Der Platz für eine solche lag im kleinsten Drehbereich des langen Helmholzes. Sie fand auch zu keiner Zeit wieder Erwähnung, war also ohne Bedeutung. Siehe die Draufsicht (Nr.13). Auf der Querschnittzeichung (Nr.7) sieht man diese Plattform mit Handreling und Stufe von vorn. Sie war 1 yard breit und mit Stufen 3 yard lang. Die offene Reling (Roughtree rail) über dem Hackbord existierte bereits lange bevor der Gedanke einer Platform überhaupt aufkam. Es tut mir leid das ich auch bezüglich der Spanten nicht ganz Deiner Meinung bin, aber es ist ja wohl im Sinne des Forums das Meinungen ausgetauscht werden oder wie man so schön im Deutschen sagt: „Wenn Zwei sich streiten, freut sich der Dritte“. Ich hoffe jedoch nicht das diese Meinungsverschiedenheiten als Streit angesehen werden. Ich versuche nur meine Kenntnisse weiterzugeben und wenn ich selbst noch dazu lernen kann, um so besser. Ein englisches Spant zwischen 1710 und 1811 bestand aus zwei nebeneinder liegende und überlappende Haupstücke, die sich wiederum jeweils aus sechs Teilen zusammensetzten. Nüstergaten 1 &2 sind Auszüge aus dem ENDEAVOUR Buch. Beim Spantbau beginnen wir mit (22) dem Füllstück zwischen den Sitzern. Dagegen kommt (23) der Lieger und überlappend (24) der Sitzer. Der Kalben(25) verbindet darauf (23) mit dem Auflanger (26) und ein zweiter Kalben verbindet (24) mit dem zweiten Auflanger (27). Ein dritter Kalben setzt dann (26) mit dem langen oberen Auflanger (28) zusammen, während der kurze obere (29) mittels einer Laschung mit (27) verbunden ist. Die Nüstergaten gehen neben dem Kiel sowohl durch die Füllstücke(22) als auch durch die Lieger (23), denn diese sind die Löcher die das Bilgewasser zur Pumpe bringen. Auf der ganzen Länge liegt in den Nüstergaten eine Kette die von Zeit zu Zeit bewegt wird um einer Verstopfung dieses Kanals vorzubeugen. Ich weiß nicht wohin Dein Argument führen soll, wenn die Nüstergaten, wie Du sagst, nur im Lieger (23) eingeschnitten sind? Logischerweise müssen sie auch im Füllstück (22) eingeschnitten sein sonst erfüllte die ganze Sache keinen Zweck. Das Bild mit ENDEAVOUR‘s Hauptspant zeigt diesen mit Balken, den Knien, der verschieden starken Wegerung, links mit der normalen Beplankung und rechts zusätzlich mit der zweiten Unterwasserbeplankung aus dünnerem Fichtenholz. Dazu dann die Decks- und Raumstützen, die normalen Planken , die Fischung und die Scheerstöcke der Decks. Weil es zwischen den Kalben des öfteren zu Holzrott kam wurde um 1811 bei der Royal Navy eine neue Spantenbauweise, als eine der Robert Seppings Verbesserungen im Schiffbau, eingeführt die vollkommen auf Kalben verzichtete. Alle Spantenteile wurden miteinander verdübelt. Zuerst die unteren Teile miteinander, wie in B4/4 gezeigt, und danach wie angezeigt. Beide Formen des Spantbaues werden auch noch in Klawitter’s Vorlegeblätter dargestellt. Er schreibt: „Die Spanten sind aus 6 – 10 Stücken Krummholz zusammengesetzt.“. Dabei bezieht er sich immer noch auf die ältere Art, während er die Sepping Erfindung als eine neuerdings in England eingeführte Form erklärt. Abschließend möchte ich sagen das ich glaube diese „Schafstall“ Āußerung bei Banks, die mir unbekannt ist, und die vielen „Spielereien“ mit dem Spiegel, die weder vor dem NMM Modell noch dem Replik Halt machten, Deine Gedanken in eine verkehrte Bahn gelenkt haben. Aber dies ist nur meine Meinung, wenn Du glaubst den gegangenen Weg weiter zu verfolgen, Viel Glück und Erfolg. Für mich ist der 1768 gezeichnete Spiegel, der die Form des Hackbords bestimmt, abmessungsmäßig bestimmend, denn er paßt in allen Punkten mit den anderen Zeichnungen zusammen, auch ansichtsmäßig mit der Parkinson Skizze, und darauf kann man meiner Meinung nach nur bauen. Viel Glück Karl
Lady Nelson
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Gesamtspant 001.jpg
Platform 1 001.jpg
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platform 2 001.jpg
ruderkoker1 001.jpg
Holger Ich danke Dir für Deine Hilfe in Bezug auf das Einsetzen der Bilder. Zwar bin ich kein totaler Computer- Illiterate mehr, habe jedoch meine ersten „Gehversuche“ damit erst in meinen siebzigern unternommen nachdem mir das Bücherschreiben nach den ersten drei auf der Schreibmaschine zu langatmig wurde und benutze diesen nun als ein wesentlich besseres Kontaktwerkzeug, habe aber so manchen noch nicht benötigten Kunstgriff bislang außer Acht gelassen. Ohne einen Computer wäre eine Forumcomnunikation, wie wir sie heute haben garnicht möglich. Man darf nur nicht aufhören zu lernen. Meine ersten Bilder habe ich in der vorhergehenden Antwort mit Mühe und Not untergebracht. Mal sehen ob es diesmal besser geht. Das bringt mich auch gleich zu Banks Aussage, die ich noch nicht kannte. Meine Suche nach ENDEAVOUR Unterlagen stoppte for beinahe zwanzig Jahren, nachdem das Buch-Manuskript in deutsch und english und die hundert Seiten Zeichnungen den Verlegern vorlagen und ich mich sehr dem nächsten Projekt, dem BEAGLE Modell fürs Deutsche Schiffahrtsmuseum, dem Manuskript und den Zeichnungen des daraus folgenden Buches zuwenden mußte (1997 herausgekommen). Jeder der dem Schiffsmodellbau zugeneigt oder, wie Du sich „Scratchmodellbau und Rekonstruktionen“ aufs Banner schrieb, diesem verfallen ist, weiß wie sehr man sich mit dem Schiff des Moments verbunden fühlt und wenn dieses Thema durch ein anderes abgelöst wird, das neue völlig übernimmt und man versucht sich in dieses hineinzuversetzen. Bei mir waren es seit ENDEAVOUR verschiedene Themen, 4 Bücher mit hunderten von Zeichnungen, zig Artikel und R & D plus den Bau von vier bedeutenden Schiffsmodellen (u.a. HMS CHALLENGER als Forschungsschiff) für zwei deutsche Museen. Meine Gedanken an ENDEAVOUR sind daher nicht mehr ganz so frisch wie sie sein sollten. Als Du mich nun mit der Banks Aussage konfontiertest holte ich den Beaglehole mit Cooks Logbuch und Sydney Parkinson’s Journal nebst ein paar modernere Büchern aus dem Regal um vieleicht Hinweise auf dieses Ereignis zu finden, jedoch Fehlanzeige. Dem Joseph Banks Endeavour Journal bin ich hier in Australien nie begegnet und die von ihm beschriebene Situation vom 20. Juli 1770....’ by some unlucky accident she (Endeavour) taild ashore during the Ebb, and as the tide settled brought such a strain upon her rudder as alarmd us all greatly; the Tiller which was in the most danger beat hard under some strong sheep pens which had been build in a platform over it; as the tide settled still more it came to the Point whether the tiller or Platform would Break, for one must, which the Platform fortunately did and made us at once easy’ steht in vollem Kontrast zu den Eintragungen bei Cook vom 20. July 1770: ‘Friday 20th (July 1770) Fresh breezes at SE and fair weather. In the PM (Nachmittags) got every thing on board the Ship, new birth’d her and let her swing with the tide. In the night the Master return’d with the Pinnace and reported that there was no safe passage for the Ship to the northward. At low-water in the AM (morgens) I went and sounded and buoy’t the bar, being now ready to put to sea the first opportunity’. Diese Eintragung erfolgte erst am Morgen des 21. Juli, nachdem der Master des Schiffes von der Erkundungsfahrt nordwärts zurückkehrte und berichtete das er keine sichere Fahrrinne gefunden hatte. Es war die Zeit nach der Reparatur als Cook diesen (Endeavour) River wieder verlassen wollte, er schrieb ... wir sind nun bereit bei der ersten Gelegenheit wieder in See zu stechen... ein Hinweis das ENDEAVOUR völlig seeklar war. Er hätte aber unter allen Umständen diesen Unfall berichtet; in seiner Eintragung ist aber nichts was auf Banks Feststellung hindeuten könnte. Wenn die ENDEAVOUR mit dem Achterschiff (auch nur kurzfristig) auf Grund gelaufen wäre und das Ruder so geschlagen hätte daß das Helmholz so sehr auf und nieder schlug und die Balken der Plattform zerbrach dann hätte der Kapitän sicher die Fingerlinge und Haken nebst der Hennegattbrook auf Bruch oder anderweitige Schäden untersuchen lassen, denn Schäden am Ruder waren das Letzte was er gebrauchen konnte. Ein anderer Punkt ist, die Schwingungen des langen Helmstocks waren am äußeren Ende am größten und hätte zumindest den eisernen Bügel am Ende verbogen und das Steuerreep zerrissen. Man konnte also nicht ....at once easy .. (sofort beruhigt) sein. Wenn ein 5 m langer Hebelarm mindestens 20 cm darüber liegende Balken durch Schwingungen zerbricht dann muß dieser, wenn er selbst nicht bricht, soviel Druck auf das nur in Fingerlinge hängende Ruder ausüben das sich einzelne davon verbiegen konnten. Also alles in allem eine Sache die der Kapitän in seinem Logbuch nicht übergeht und auch gründlich am kommenden Tag untersuchen lassen würde. Er schrieb aber am nächsten Tag nur ...“Carpenters employ’d in repairing the boats and overhauling the pumps (nicht die Plattform) and as the wind would not permit us to sail I sent the boatswain with some hands a shore making rope and a petty officer with two men to gather greens for the Ships company.” Am darauffolgenden Tag … Emply’d as yesterday … und das er die Yawl aussandte um Schildkröten zu fangen. Wiederum kein Wort um den von Banks beschriebenen Ruderschaden zu beheben. Dessen Beschreibung nach müßte die Plattform am Steuerradende des Helms gelegen haben, denn je näher zum Koker desto größer die Schwingung um eine Platform zu zerstören. Nahe dem Steuerrad hätte eine solche aber die ganze Breite des Quarterdecks eingenommen und den Zutritt zum Achterdeck erschwert, und warum Schafställe? Frisches Fleisch war selten an Bord und nach Rio de Janeiro im Dezember 1768 war die Möglichkeit frisches Fleisch zu erlangen minimal. Es gab wohl solches auf Tahiti, aber danach in Neu Seeland und Australien? Es gab damals dort keine Schafe, man wird wohl an den Plätzen wo Frischwasser erneuert wurde ein wenig versucht haben zu jagen, man hatte Fische, Vögel und das Fleisch von Schildkröten oder Wild, aber dazu brauchte man keine Schafställe. Timor war der erste Platz an dem man ein paar lebende Rinder erwarb. Parkinson hat in seinen täglichen Beobachtungen nichts darüber geschrieben weder haben moderne Schriftsteller irgend etwas entdeckt. Wenn nicht in anderen Tagebüchern des Schiffszimmermanns oder Bootsmanns Hinweise auf diese Schafställe auf der Plattform auftauchen dann kann ich nur dem Log des Kapitäns folgen, in dem das Schiff weder mit dem Heck am Ufer auflief ( Tailed ashore) noch der Helmstock die Plattform zerbrach. Dieser Bericht Banks wäre so ernst zu nehmen das er, wenn auf Tatsache beruhend, nicht hätte übersehen werden können. Letztlich noch eine Frage der täglichen Bordroutine, wie sollte das Deck der Schiffsführung sauber gehalten werden wenn dieses auf mindestens 2 m Länge und ca. 75 cm Höhe direkt in der Mitte des hinter dem Ruder verbliebenen Achterdecks von einer Plattform mit stinkenden Schafställen verbaut war? Außerdem, wie sollten die Besamschot und Gafferger in einem schnellen Segelmanöver bedient werden mit dieser Schafstallplattform im Wege? Zu dem stärker gerundeten Spiegel kann ich leider nicht zustimmen, denn die Spiegelhöhe ist bei allen drei Originalzeichnungen gleich. Wäre die 1771er Zeichnung im Spiegel höher dann hätte man einen Grund zum Nachdenken, aber dem ist nicht so. Mit dem Spiegel der Zeichnung in allem mit der Seitenansicht übereinstimmend muß ich mich dem Wissen der Vermesser und Zeichner der Werft beugen und kann denen nicht widersprechen. Ich kann jedoch auf Grund der Logbucheintragung von James Cook sagen das Joseph Banks‘ Aussage unglaubwürdig klingt. Des Kapitäns Logbuch war das Dokument in dem alle Vorkommnisse am oder im Schiff eingetragen sein mußten, denn es mußte im Falle einer Gerichts- oder Admiralitätsverhandlung glaubwürdig sein, während Banks‘ Aufzeichnung nur ein Tagebuch ist, dem man mehr oder weniger Glauben schenkt. Die Vergleiche zwischen der Höhe des originalen Spiegels , Holger’s , dem Replik und Parkinson’s von der unteren Gillung zum Hackbord. Gesamthöhe ist 100 %. Name Original Holger Replik Parkinson Gillung 31.5 % 35 % 31 % 30.4 % Obere Gillung 18 % 15 % 14.8 % 12.2 % Fenster höhe 24.5 % 26 % 29 % 33.4 % Unterkante Cove 10 % ) Oberkante Cove 6 % }26 % 22 % 25.2 % 24 % Oberkante Hackbord 10 % ) Man vermisst in dem letzten Teil der Aufstellung die „Cove“, eine typisch englische Eigenart des Spiegels die schon um 1740 sichtbar wird, man kann sie zwar in der Parkinson Skisse erahnen unter den Ranken am Hackbord, jedoch Admiral W. H. Smyth berichtet über diese in seinem Dictionary of Nautical Termes: ... in naval architecture, the arched moulding sunk in at the foot or lower part of the taffrail. (in Marine Architekture , das gewölbte Formstück eingepasst am Fuße, oder der untere Teil des Hackbords.) Kann auch in Falconer’s Marine Dictionary 1780 zwischen Seiten 275/76 gesehen und auf 279 unter Q nachgelesen werden. ... the cove, a sort of arched canopy, serving as a roof to the stern-gallery... Nicht sehr bekannt oder als nichtig übersehen in Modellbaukreisen. Der Kopf des Ruders ragt nicht über das Hackbord hinaus; senkrecht gemessen auf den originalen Zeichnungen ist er auf der gleichen Höhe wie das originale Hackbord. Es tut mir leid, aber ich muß meiner Meinung nach leider sagen das Joseph Banks Eintragung Deine ENDEAVOUR Forschung in eine Sackgasse geführt hat. Ich hoffe aber das Du trotzdem nicht aufgibst und am Ball bleibt. Menschen die sich so intensiv mit den Details eines historischen Schiffes auseinandersetzen werden gebraucht, sie sind die Wegbereiter des historischen Schiffbaus. Herzlichst Karl
Es tut mir leid, aber ich muß meiner Meinung nach leider sagen das Joseph Banks Eintragung Deine ENDEAVOUR Forschung in eine Sackgasse geführt hat. Ich hoffe aber das Du trotzdem nicht aufgibst und am Ball bleibt. Menschen die sich so intensiv mit den Details eines historischen Schiffes auseinandersetzen werden gebraucht, sie sind die Wegbereiter des historischen Schiffbaus. Herzlichst Kar endeavour stern timbers 001.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)lendeavour stern 001.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
ZitatDie Vergleiche zwischen der Höhe des originalen Spiegels , Holger’s , dem Replik und Parkinson’s von der unteren Gillung zum Hackbord. Gesamthöhe ist 100 %.
Oh, ich bin hier völlig unschuldig. Ich habe nur die Sache mit den Anhängen erklärt. Sämtliche Zeichnungen und Rekonstruktionen sind von Tom/Archnav. Ich lese die Diskussion interessiet mit, habe vom Thema aber wenig Ahnung und bin beschäftigt nicht den Anschluß zu verlieren.
Hallo Ihan, Dein Dilemma mit der Beplankung eines Schiffes scheint nicht nur in Modellbaukreisen universal zu sein. Der Unterbau des Endeavour Replik ist leider genau so dilettantisch gemacht wie so vieles oberhalb der Wasserlinie. Das geschah von Leuten die australisches Wissen ablehnten weil sie keine Kontroversen beim Bau wollten und nach England gingen um einen Fachmann zu verpflichten. Aber lass uns zur Beplankung zurückkehren. Die Grundregel dabei ist zuerst die untere Linie des unteren Berholzes am Modell anzeichnen; dann die gestreckte Länge des Hauptspantes vom Kiel bis unter dem Bergholz messen und durch die Breite der Planken zu teilen. Wenn diese bekannt ist um so besser, aber im Durchschnitt lag sie zwischen 9 bis 12 Zoll. Dann die gestreckte Länge des Vorstevens messen. Ist diese größer wie die des Hauptspants dann muß man einen oder mehrere „Aufbringer“ einsetzen, ist sie geringer dann versucht man mit einem oder mehreren „verlorenen Gängen“ die Differenz auszugleichen. Dabei soll aber im Auge behalten werden das die Endplanke nie unter 50% der Normalweite sein soll, da sonst der Halt in der Sponung oder auf dem Spant gefährdet war. Je mehr sie der normalen Plankenweite nahe kommt, um so besser. In der gleichen Weise wurde am Achtersteven und am Heckbalken (beim Rundgatt) oder (beim Plattgatt) auf der Außenseite dieses verfahren. Klawitter schrieb, das man nach Möglichkeit diese Verbindungen unter der Wasserlinie vornahm , da sie sonst dem Schiff ein geflicktes Aussehen gaben. Den ersten verlorenen Gang setzte man direkt unter das Bergholz um den folgenden Planken einen guten Verlauf zu geben. Mehr über den Bau eines Schiffes kann in meinem SCHONER IN NORD UND SÜD , 1990 ISBN 3-7688-0672-3 unter „ Der Bau von Schiff und Modell“ in deutsch und in meinem THE GLOBAL SCHOONER, 2003 ISBN 0 85177 930 1 in englisch unter „Construction and Fitting“ nachgelesen werden. Für das Studium niederländischer Arten der Beplankung ist Horst Menzel’s DIE TJALK, 1993 Alte Schiffe Verlag, Kiel, ISBN 3-924381-39-9 und SMAKKEN – KUFFEN GALIOTEN, 1997 Schriften des Deutschen Schiffahrtmuseums Band 47, Deutsches Schiffahrtsmuseum Bremerhaven und Ernst Kabel Verlag Hamburg , ISBN 3-8225-0413-0 sehr zu empfehlen. Ebenfalls kann man in E. W. Petrejus DAS MODELL DER BRIG IRENE, 1988, Delius, Klasing & Co Bielefeld, ISBN 3 7688-0264-3 etwas über niederländischen Schiffbau nachlesen. Good Modelling Karl Die nachfolgenden Tafeln geben einen Überblick über Aufbringer und verlorene Gänge.
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Beplankung 1 001.jpg
Beplankung 2 001.jpg
ZitatDie Vergleiche zwischen der Höhe des originalen Spiegels , Holger’s , dem Replik und Parkinson’s von der unteren Gillung zum Hackbord. Gesamthöhe ist 100 %.
Oh, ich bin hier völlig unschuldig. Ich habe nur die Sache mit den Anhängen erklärt. Sämtliche Zeichnungen und Rekonstruktionen sind von Tom/Archnav. Ich lese die Diskussion interessiet mit, habe vom Thema aber wenig Ahnung und bin beschäftigt nicht den Anschluß zu verlieren.
Hallo Tom und Holger,
Es tut mir sehr leid Euch beide verwechselt zu haben. Trotzdem möchte ich mich bei Euch Beiden bedanken. Einmal dafür etwas neues gelernt zu haben und zum zweiten das mein doch schon etwas älteres Gehirn einmal wieder angekurbelt wurde.