Liebe Gemeinde wie versprochen starte ich nun mit dem Baubericht. Eigentlich soll es eher ein Erfahrungsbericht werden, denn aller Anfang ist schwer, vielleicht ergeben sich so nützliche Tipps und Informationen für andere Matrosen.
Da lag sie nun unterm Christbaum, die Brigantine Corsair (eigentlich eine Brigg), ein ganz ansehnlicher Bausatz wie ich meine. Für den Anfang nicht zu schwer, denn der Rumpf ist nicht allzu sehr gekrümmt, was die Beplankung erleichtern sollte. Der Maßstab ist 1:80, auch das sollte für einen Anfänger recht dienlich sein, da der Detaillierungsgrad damit sehr moderat gehalten wird.
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Als ich den Bausatz erst mal geöffnet hatte, holten mich die Tatsachen recht schnell ein. Sehr viele Teile, wirklich „viele“ Teile. Fragen über Fragen die sich mir stellten. Wie soll ich beginnen? mit welchen Werkzeugen? Welches Material brauche ich noch? Wo baue ich, im Wohnzimmer oder am Küchentisch? Kurz gesagt, ohne genaue Informationen wird das nix. Daraufhin habe ich, nach ein paar Tagen Recherche im Internet, einige Bücher bestellt und zunächst gelesen:
1. Historische Schiffsmodelle: Das Handbuch für Modellbauer (von Barbara zu Wertheim und Wolfram zu Mondfeld) 2. Historische Schiffsmodelle selbst gebaut (Klaus Krick) 3. Historische Modellschiffe aus Baukästen (Peter Holz) 4. Historische Schiffsmodelle aus Bausätzen perfektionieren: Grundlagen - Detaillierung – Bautipps (Martin Haberland)
Alles wirklich sehr gute und hilfreiche Bücher bis auf das letzte „Historische Schiffsmodelle aus Bausätzen perfektionieren: Grundlagen - Detaillierung – Bautipps (Martin Haberland)“. Dieses Buch ist wirklich Grotten schlecht. Nicht lesbar (jeder 2. Satz beginnt mit Ich), die Tipps sind sehr oberflächlich, ungenau und äußerst knapp beschrieben. Liebe Matrosen und Kapitäne dieses Buch braucht ihr wirklich nicht, bei mir wandert es in den Rundordner. Stattdessen wird „Historischer Schiffsmodellbau: Schritt für Schritt gezeigt“ von Philip Reed besorgt, soll angeblich ein sehr gutes Buch sein.
Tage und Wochen des Lesens vergingen mit unzähligen Aha-Erlebnissen und schlussendlich entwickelte sich ein Plan. Ich erstellte mir eine Einkaufsliste mit einem Budget von 1.000€ und einen Bauplan. In groben Zügen sieht das folgendermaßen aus:
Die Werkzeugliste (grundsätzlich aus den Büchern 1-3 zusammengestellt): • Werktisch mit Schubladen und Beleuchtung (aufgestellt im Wohnzimmer) • Handwerkzeuge: Zangen, Seitenschneider, Messer, Nadelfeilen, Leistenbieger, mehrere Pinsel, Schraubstock klein, Werkzeughalter (Handy oder so heißt der), Feilkloben, Handdrillbohrer, usw. • Hilfswerkstoffe: Leim wasserfest, Sekundenkleber, 2-Komponenten-Kleber, Uhu-Hart, Schleifmittel, Bohrer, usw. • Zunächst keine Maschinen, ich denke das ergibt sich im Laufe der Zeit
Liebe Matrosen lasst euch gesagt sein, alleine die Beschaffung der aufgelisteten Dinge war eine Herausforderung. Großmärkte wie Baumax oder Conrad haben kaum das was ihr braucht, in meiner Nähe gibt es leider keinen brauchbaren Modellbauladen (zumindest kenne ich keinen), es bleibt also nichts anderes übrig als per Internet zu bestellen. Problem dabei ist nur, man kann diese Dinge vorher nicht begutachten was mich persönlich sehr stört. Nach ca. einem Monat hatte ich alles beisammen was ich glaubte zu benötigen .
Die Materialliste (Holz): Ein Kapitel unglaublichen Ausmaßes welches immer noch eine Blackbox für mich ist. Nach langen Recherchen im Internet und in Büchern habe ich mich entschlossen einen kleinen Farb- und Holzlagerbestand zu besorgen. Hier ist die Beschaffung noch viel schwieriger, ohne die zahlreichen Tipps aus diversen Internetforen wäre ich nicht an die gewünschten Holzmaterialien gekommen. Selbst normale Tischlerbretter 30mm zum Bau der Helling war für die meisten Geschäfte eine Herausforderung. Schlussendlich hab ich nun einiges an Material auf Lager: Abachi, Linde, Birne und Nussbaum quatratisch und in Brettchen Form in unterschiedlichen Abmessungen.
Die Materialliste (Farben): Tja, was dieses Thema betrifft muss ich aus jetziger Sicht mit meiner geringen Erfahrung zunächst w.o. geben. Die eine oder andere Acrylfarbe (auf Wasserbasis), unterschiedliche Beizen (auf Wasserbasis und Nitrobasis) sowie Leinölfirnis sind jetzt zwar vorhanden aber im Moment habe ich keinen Plan wie ich diverse Bauschritte versiegeln bzw. finalisieren soll.
Der Bauplan: Diesbezüglich habe ich mich sehr an „von Mondfeld“ gehalten. Zusätzlich habe ich mir das Buch
5. Das Modell der Brigg Irene - Handbuch für den Bau historischer Schiffsmodelle (E. W. Petrejus)
besorgt. Bis jetzt das beste Buch das ich zu diesem Thema habe und es ist ideal als begleitendes Fachbuch für den Bau meines Schiffchens. Von Mondfeld schreibt in seinem Buch das man sich zuvor überlegen sollte wie man das es darstellen will. Lieber Herr von Mondfeld, diese Aussage ist wirklich nicht blöd , folgende Festlegungen habe ich dazu getroffen:
• Das Schiff soll und wird in erster Linie zum Erlernen der Bautechniken dienen. • Deck und 2. Beplankung am Rumpf werden detailgetreu mit zugeschnitten Planken und Kalfaterung versehen (welche Methode der Kalfaterung weiß ich noch nicht. Testen werde ich jedenfalls mit Papier, Farben und Bleistift). • Kanonen werden getakelt • Das Schiff soll im Hafen stehen daher werden die Segel geborgen und die Kanonen gesichert gezeigt. Hierzu muss ich noch recherchieren wie im Hafen die Schiffe tatsächlich ausgesehen haben. • Ausrüstungen werde ich soweit es mir möglich ist verbessern bzw. selber herstellen. Diesen Punkt lasse ich aber in der Bauphase auf mich zukommen. • Farben möchte ich so wenig wie möglich verwenden. Mal sehen ob ich mich für Bleiweiß am Rumpf hinreißen lasse…
So das wars erst mal… nächste Woche geht’s weiter mit den ersten Bauschritten. Erstellung der Helling, erste Fortschritte am Rumpf und teilweise Beplankung der Decks mit unterschiedlichen Methoden.
Andikwerlatte
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Holzsorten und Verwendung im historischen Schiffsmodellbau.pdf
also als ich damals anfing, jung an Jahren, draufgängerisch und, und, und, habe ich mir den Baukasten gekauft, nicht viel überlegt und mit den vorhandenen Werkzeugen zusammengeleimt. Bücher hatte ich mir die gleichen wie Du, also Krick, Mondfeld und Holz zugelegt. Dann war mein Budget aber schon aufgebraucht. Aber Spaß hat es ungemein gemacht und die kleine Graupner Brigg steht trotz ihrer Mängel heute noch hier im Haus. Und immer wenn ich sie entsorgen wollte hat meine Frau gesagt "Das Schiff bleibt stehen, war dein erstes". Ich wünsche Dir sehr viel Erfolg, die Herangehensweise von dir ist sehr gut und diese Foren hier gibt es falls Fragen auftreten, und es werden Fragen auftreten. Dann keine Scheu und einfach fragen. Hier hat sich mittlerweile ein geballtes Wissen gesammelt, darauf kannst Du gerne zurückgreifen. In diesem Sinne sage ich mal " Gut Holz " !!!
Nun ja, Die Helling ist fertiggestellt. Im Prinzip besteht diese aus einer Tischlerplatte 700x300x30mm und zwei Leisten 700x25x10mm. Ich Dachte mir, wenn ich schon eine anfertige dann sollte diese auch für kommende Schiffe zu gebrauchen sein, also hab ich das Tischlerbrett etwas größer und die Leisten verstellbar gestaltet. Dazu habe ich einfach an der Unterseite der Tischlerplatte 8 Löcher mit D25mm gefräst und im Anschluss mit 7mm gebohrt. Die Leisten habe ich mit je 4 Langlöcher versehen. Nun kann ich mit herkömmlichen M6 Flachrundschrauben mit Vierkantansatz (damit sie sich beim Anziehen nicht verdrehen) und Flügelmuttern bzw. Sechskantmuttern die Leisten jederzeit nach Belieben einstellen.
Da dies mein erstes Schiff ist werde ich mich sehr genau, zumindest was die Reihenfolge betrifft, an die Bauanleitung halten. Damit komme ich schon zum ersten Problem. Lt. Anleitung wird der Kiel erst nach der Beplankung befestigt, somit war die Helling auf gut wienerisch für die Würschte weil ich das Spantgerüst so nicht einspannen kann. Naja ich Dolm hätte auch früher nachschauen können.
Wie auch immer; Zuerst (no na) habe ich alle Teile, die zur Erstellung des Rumpfes erforderlich sind, beschriftet und ausgeschnitten. Danach habe ich die Passgenauigkeit überprüft und die Teile provisorisch zusammengefügt. Ich muss sagen, alle Teile sind sehr genau vorgeschnitten, ich musste kaum nachbearbeiten. Somit konnte ich mit dem Verleimen der Spanten weiter machen. Damit alles schön rechtwinklig ist und später der Rumpf nicht windschief aussieht, habe ich mir Winkeleisen beim Baumarkt besorgt. Diese habe ich noch schnell ausgerichtet und beim Befestigen der Spanten mit eingespannt. Diese Zusatzarbeit hat sich gelohnt, denn es hat das Ausrichten der Spanten sehr vereinfacht.
So – Spantgerüst verleimt und noch etwas gestrakt – *bloß nicht zu viel* damit später noch genügend Fleisch zum Straken vorhanden ist. Sieht nicht so schlecht aus aber dann, beim genauen Hinsehen ist doch tatsächlich der Rumpf in Längsrichtung ganz leicht verdreht. Man kann zwar die Drehung mit der Hand gerade richten aber es stört mich doch gewaltig. Der erste Rückschlag – kann sein dass ich die Verdrehung etwas überdramatisiere – Dabei habe ich so sehr aufgepasst. Ich hoffe es lässt sich mit dem Deck wieder ausmerzen.
schön daß Du in dieses Forum gefunden hast. Vielleicht wäre es ganz gut, wenn Du Dich erst mal kurz hier vorstellen würdest und uns auch ein paar Infos zu Dir und Deinem Projekt gibts? Dann könnten wir Deine Bedürfnisse und die Frage zu den Werkzeugen richtig einschätzen und Dich unterstützen?
Grüße, Joachim
Schöne Grüße Joachim
Mein neues Buch in Deutsch und Englisch erhältlich: "Die Farbe Blau im historischen Schiffbau - von der Antike bis in die Neuzeit" siehe dazu: http://www.modellbau-muellerschoen.de
Also es geht darum dass mein freund 30 wird und mit dem Schiffmodelbau anfangen möchte. Da ich grmerkt habe dass ihm die Brigantine Corsair gefällt, habe ich mir halt gedacht dass ich ihm diese schenke. Und deshalb bräuchte ich mal von euch Unterstützung 😉. Was er den für Werkzeug dafür benötigt?
ich hab mal Deinen letzten Post hierher in den Vorstellungsbereich geschoben. Da können dann alle ausserhalb des Bauberichts hier sich auf Dich konzentrieren.
Grüße, Joachim
Schöne Grüße Joachim
Mein neues Buch in Deutsch und Englisch erhältlich: "Die Farbe Blau im historischen Schiffbau - von der Antike bis in die Neuzeit" siehe dazu: http://www.modellbau-muellerschoen.de
Hallo @ol Auch von meiner Seite ein herzliches Willkommen hier. Wenn Du den Artikel oben durchliest, wird sich Deine Frage zu großen Teilen selbst beantworten. Der Themenverfasser von damals hatte sich grundlegende Gedanken zum Start in den Holzmodellbau gemacht. Lies Dir die Zeilen hier mal in aller Ruhe durch. Solltest Du noch weitere Fragen disbezüglich haben - raus damit.