Hallo Klaus Jetzt bin ich aber doch baff, dass sich nach all der Zeit noch einmal jemand für meinen ollen Kutter interessiert. Aber es freut mich auch. Zu Deinen Fragen:
"Le Cerf" war mit 12 Kanonen à 6 Pfund und 2 Kanonen à 8 Pfund bewaffnet. Die 8-Pfünder befanden sich dabei in den vordersten Pforten, sie waren es, mit denen man bei Bedarf die Chasing-Ports, als die Jagdpforten bestückte. Der Plan sieht entlang der Schergänge (=dickere Decksplanken, die durch Schäftungen in die Decksbalken eingelassen worden sind) in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen Augbolzen vor, von denen ich annehme, dass sie für die Rückholtakel gebraucht wurden. Für diese gab es zwei Augbolzen an den Lafetten, auch wenn das Gewicht dieser Stücke wohl keine zwei erfordert hätten. So aber konnte man wohl auch leichter in der Horizontalen ausrichten.
Die Flagge: Da das Baujahr des Kutters mit 1779 angegeben ist, handelt es sich um ein Schiff der (noch) royalen Marine, deren Flagge wohl tatsächlich weiß war. Bleu-Blanc-Rouge sind ja die Farben der Revolution und daher erst ab 1789 verwendbar. Ob die Lilie, so wie von mir hier dargestellt tatsächlich vorhanden war, weiß ich ehrlich gesagt gar nicht genau. Mir erschien es damals (Fertigstellung war vor über 20 Jahren) unwahrscheinlich, dass eine Nationalflagge aus einem schlichten weißen Tuch bestanden haben soll, ein solches wurde ja auch als Zeichen der Kapitulation verwendet. Daher habe ich mich ein bisschen in Kartoffeldruck geübt und mit Textilfarbe auf Seide diese Lilien so aufgedruckt, wie ich es bei dem Aufdruck auf dem Karton der "Soleil Royal" gesehen habe. Bei dem Tuch handelt es sich um Chifon-Seide, wie sie auch für Seidenmalerei verwendet wird. Sie ist so herrlich dünn, dass sie sehr authentisch flattert. Die genaue Antwort auf Deine Frage muss ich Dir aber leider schuldig bleiben.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
besten Dank für die schnelle und ausführliche Antwort! Schon klasse was dieses Forum kann... Also: auch die kleinen Stücke hatten Rückholtaljen. Und die Flagge ist mir hier begegnet: http://www.arbeitskreis-historischer-sch...lle/le-superbe/ Ich hatte den Modellbauer vor geraumer Zeit deshalb mal angeschrieben, die Antwort ist bisher aber ausgeblieben.
Ich habe diesen Thread jetzt erst entdeckt. Hätte aber den Herren RC-Seglern ein paar Tipps mit auf den Weg zu geben...
Ob ihr sie dann umsetzt, liegt selbstverständlich alleine bei euch.
Und zwar folgendes:
Das hölzerne Schiffsrümpfe trocknen und reißen und beim nächsten zu Wasser lassen, Wasser ziehen, ist kein außergewöhnliches Phänomen, sondern passiert bei Schiffen in 1:1 schon immer genauso!
Es ist bekannt, daß manche Schiffe nach dem Winterlager 1-2 Wochen erstmal regelrecht "absaufen". Risse im Rumpf, durch die man die Finger stecken kann, sind keine Seltenheit! Da wird dann entweder tatsächlich an Bord mit dem lenzen abgewechselt (Wache gegangen, auch Nachts und am Wochenende) oder (mittlerweile) automatische Lenzpumpen eingesetzt, die bei erreichen eines gewissen Wasserstandes im Schiff anlaufen und so viel Wasser aus dem Schiff pumpen, bis die Pumpen leer laufen. - Dann wird wieder gewartet, bis der obere Pegel erreicht wird.
Tischler sollte das Phänomen der Windrisse bekannt sein. Tritt auch bei gelagerten Holzbohlen auf. - Und - logischerweise, da ihr das gleiche Material verwendet - auch bei euren Modellschiffen.
Eine mögliche Lösung wäre also, genau wie beim Original, nach einer längeren Standzeit im Trockenen, das Schiff eine Weile zu wässern, damit es wieder dicht quellen kann. - Eine "Reparatur" ist damit quasi nicht erforderlich!
Was im heutigen Holz-Yachtbau praktiziert wird, ist daß nagelneue Holzboote mit einer dünnen (!) Schicht Glasfasermatte und Epoxidharz quasi zu einem "GFK-Rumpf" umgebaut wird.
Die GFK-Schicht sieht man nicht, sondern wirkt, wie wenn das Holz mit einem Klarlack lackiert wäre. Gleichzeitig stellt die Glasfasermatte aber ein steifes "Korsett" dar, welches dafür sorgt, daß das Holz nicht arbeiten kann und Wasser kann weder ein- noch ausdringen. - Damit hat man bei einem NEUEN Schiff einen komplett unproblematischen Rumpf, der wie ein GFK-Boot behandelt werden kann. - Die "Absauf-Aktion" zum Saisonbeginn fällt damit weg.
Ein Fehler, den man in der Frühzeit der GFK-Beschichtung von Holzschiffen gemacht hat, war: Ein Holzschiff, welches vom Holz her ein Sanierungsfall war, mit einer GFK-Schicht Innen und Außen überzogen und dann weiß übermalt. Schnell bekam diese Art den "Sanierung" den Spitznamen: "Leichenhemd".
Das rotte Holz faulte unter der GFK-Schicht munter weiter, das noch intakte Holz wurde angesteckt und faulte mit, weil es nicht trocknen konnte. - Am Ende bliebt nur noch das abwracken.
Ich kann jetzt leider nicht sagen, ob es eine gute Idee ist, ein dicht gequollenes Schiff mit GFK zu überziehen. Aber man kann die Spalten auch mit gutem Holz "ausleisten" (auch das wird bei echten Schiffen gerne gemacht, wenn die Luftrisse zu groß sind) und anschließend den Rumpf mit GFK überziehen, da der Rumpf dann so gut wie Neu ist.
Noch ein Tipp: Damit det Rumpf nicht wieder austrocknet, würde ich empfehlen, ihn auch von Innen möglichst komplett mit GFK zu überziehen.
Leider fehlt mir dazu die praktische Erfahrung, das ist "nur" aus etwa 30 Jahren Lektüre der Zeitschrift "Yacht" angelesenes Wissen. - Die haben da immer wieder so "Refit"-Aktionen drin, die ich sehr aufmerksam verfolgt habe, weil ich immer dachte, daß wenn ich mir mal ein Boot leisten könnte, es ein olles, gebrauchtes Holzboot werden würde. - Geworden ist es dann ein 3 Monate altes GFK-Boot. Nunja.
Liebe Grüße, Herbert
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