Danke für die Daten, damit kann ich die vorliegenden Unterlagen überprüfen. Ich nehme an, um 1800 dürften diese Maße im Prinzip auch schon aktuell gewesen sein.
Andere kurze Zwischenfrage: Waren um 1800 die Boote innen auch schon gestrichen? Die Modelle im RMG scheinen da eher zu à la Nature zu tendieren. Die Boote innen auch zu streichen kamen scheinbar erst ca. 50 Jahre später auf. Aber so genau kann ich das nicht erkennen. Hier mal eine kurze Illustration Holz gegen weiß im Spantzustand.
Ich denke, daß die Boote innen zumindest mit Holzteer gestrichen waren - mit Ausnahme der Duchten natürlich, die normalerweise 'gescheuert' waren (wie die Wirthaustische in alten Zeiten).
Der Innenanstrich der Boote ist in erster Linie ein Sonnenschutz, da sie sonst zu schnell austrocknen und undicht werden. Trotzdem wurden in regelmäßigen Abständen ein paar Pütze Seewasser hineingekippt - deswegen gab es ja auch einen Bodenablaß.
im Winter Oberbayern, im Sommer an Bord im Mittelmeer
Zitat von wefalck im Beitrag #48.... Der Innenanstrich der Boote ist in erster Linie ein Sonnenschutz, da sie sonst zu schnell austrocknen und undicht werden. Trotzdem wurden in regelmäßigen Abständen ein paar Pütze Seewasser hineingekippt - deswegen gab es ja auch einen Bodenablaß.
Freizeitboote hat man deswegen früher nach der Winterpause erstmal tage-, evtl. auch wochenlang mit Wasser gefüllt sich vollsaugen lassen, bevor sie für die Saison klargemacht wurden.
Gab es "damals" eigentlich auch schon den Anstrich mit (evtl. gekochtem) Leinöl? Wäre m.E. eine denkbare - und zumindest zu nichtmaritimen Zwecken seit Jahrhunderten bekannte - Alternative zu Holzteer gewesen.
Zitat von wefalck im Beitrag #48.... Der Innenanstrich der Boote ist in erster Linie ein Sonnenschutz, da sie sonst zu schnell austrocknen und undicht werden. Trotzdem wurden in regelmäßigen Abständen ein paar Pütze Seewasser hineingekippt - deswegen gab es ja auch einen Bodenablaß.
Freizeitboote hat man deswegen früher nach der Winterpause erstmal tage-, evtl. auch wochenlang mit Wasser gefüllt sich vollsaugen lassen, bevor sie für die Saison klargemacht wurden.
Gab es "damals" eigentlich auch schon den Anstrich mit (evtl. gekochtem) Leinöl? Wäre m.E. eine denkbare - und zumindest zu nichtmaritimen Zwecken seit Jahrhunderten bekannte - Alternative zu Holzteer gewesen.
Gruß
Benno
Leinöl war seit ewigen Zeiten der übliche Anstrich für 'bessere' Teile, wie z.B. Spieren. In der ersten Hälfte des 19. Jh. war bei Handelschiffen auch der sogenannte Harpeus-Gang üblich, d.h. das Berholz wurde geschrapt und dann mit einer Mischung aus Leinöl und Harzen (die Mischung variiert je nach Quelle) gestrichen, so daß die natürliche Farbe des Holzes sichtbar war. Relings und Grätings wurden ebenfalls mit Leinöl behandelt.
Im Prinzip ist Leinöl ja nichts anderes, als Ölfarbe ohne Pigmente.
Das Wässer von Holzbooten habe ich noch in unguter Erinnerung: mein Großvater besaß am Bodensee ein Ruderboot, das im Winter im Schuppen einer Werft eingelagert wurden. Normalerweise sollte die Werft das Boot ein paar Tage vor unserem Kommen im Sommer gewässert werden, aber das eine oder andere Jahr wurde das vergessen und dann mußten wir Tage warten, bevor wir in See stechen konnten
Dafi, die Boote kommen gut. Ich denke aber, die Duchten könnten etwas heller sein, da sie eben nicht behandelt wurden, sondern rohes Holz waren.
im Winter Oberbayern, im Sommer an Bord im Mittelmeer
Zitat von wefalck im Beitrag #52.... Das Wässer von Holzbooten habe ich noch in unguter Erinnerung: mein Großvater besaß am Bodensee ein Ruderboot, das im Winter im Schuppen einer Werft eingelagert wurden.....
Ich kenn's ebenfalls aus meiner (frühen) Kindheit; die Jolle meines Vaters, auf der und von dem ich das Segeln gelernt habe, lag zu Beginn jeder Saison erstmal tagelang im bzw. unter Wasser.
Aber ich fürchte, jetzt zu sehr vom Thema abgeschweift zu sein; bitte um Entschuldigung.
Nachdem ich ja den Titel schon vor einer Weile erweitert hatte passt das ganz gut.
Als ich seinerzeit die Boote für meine Soleil gebaut hatte, wurden diese natürlich - für eine Landratte wie mich völlig logisch - mit einer Persenning ausgestattet, damit sie nicht nass werden. Da wurde ich aber ganz schnell im französischen Forum eines Besseren belehrt, mittlerweile verstehe ich auch warum, auch aufgrund eurer Beiträge hier. Danke dafür.
Hätte aber nicht gedacht, dass das Wässern so extrem ausgeführt werden muss.
Und für meine Boote hatte ich dann doch ganz schnell eine vereinfachte Form des Innenlebens eingebaut :-)
Und ich war damals stolz ob der beweglichen Pinnen! Und einfach ein schöner nostalgischer Blick zurück auf die Anfänge meiner damaligen Basteleien.
Da ich ja immer noch eine kopfbildgesteuerte Landratte bin, ok, der große Zeh wurde mittlerweile fast nass, hab ich dann gleich ein Mal mein Bötchen auf Wasserlinie gebracht und die Rudergäste*** und deren Riemen so wie die Dollen es suggerieren als double banked - also nebeneinander sitztend - reingeschmissen und ...
... und eine Überraschung erlebt. Wenn man die Lederdreiecke in den Dollen einsetzt ragt der Riemen deutlich über die Bootsmitte hinaus, fast bis zur anderen Seite. So könnten die Rudergäste weder ihren Riemen richtig greifen, noch kämen sie am Riemen des Nebenmanns vorbei.
Und noch etwas sieht man: Die Rudergäste sitzen viel zu nah an der Bordwand, um einen effektiven Winkel zum kraftvollen Rudern zu bekommen. Selbst wenn man des Lederdreieck ignorieren würde und das Ruder weiter rausschöbe, würde hier immer noch keine wirklich gangbare Handhabe erzielt werden. Deshalb haben die modernen Achter auch diese auskragenden Gestelle für die Dollen, da die Ruderer direkt in Linie hintereinander sitzen, um einen schlanken Rumpf zu erzielen.
So ergab sich für meine 32ft Pinasse sehr schnell, dass nur eine single banked Verwendung Sinn macht.
Hier sieht man schön, dass die Länge der Ruder im Verhältnis zum Leather Button Sinn macht und auch die Rudergäste einen gesunden Hebel für die Bedienung der Riemen haben. Daraus ergaben sich dann noch einige bauliche Besonderheiten, auf die ich noch kommen werde.
Daraufhin habe ich auch die breitere Launch ausprobiert. Hier sieht Steel gerade Blätter ohne Leather Button vor.
Hier bietet sich die double banked Nutzung an. Die Launch ist breit genug, dass sich die Ruder in der Bootsmitte nicht kreuzen, die Gäste haben in der Mitte ausreichend Platz und sitzen auch weit genug von der Bordwand entfernt, um einen vernünftigen Hebel zu haben. Über das MSW fand ich auch den Hinweis auf Lavery's The Arming and Fitting of English Ships of War in dem er zitiert "in 1783 it was ordered that all launches should be equipped to row double banked." . Passt also :-)
Hier ging es um das Thema single banked versus double banked. Auslöser war hier die Fragestellung, ob sich single oder double banked über die Breite des Bootes ableiten ließe. Auch Laverys Hinweis zum double banking der Launches fand ich dort.
Eine Beobachtung zu den single banked Booten finde ich dort sehr interesssant. Viele auch hervorragende Modelle zeigen eine falsche Anordnung der Dollen: Es wird dort an jeder zweiten Ducht beidseitig eine Dolle gezeigt, wohin hingegen es pro Ducht nur eine sein sollte, diese aber alternierend in Bezug auf die Bootsseite. Oder es werden für jede Ducht zwei Dollen gezeigt. Einmal dafür sensibiliert habe ich sofort eine ganze Menge dieses "Features" in meinen Referenzsammlungen gefunden :-)
Dieser Fehler kommt wahrscheinlich von einer Fehlinterpretation der Pläne, da in den Originalplänen in der Ansicht bei single banked oft nur für jede zweite Ducht eine Dolle zeigt wird, und zwar die der gezeigten Seite, was zur Fehllesung führt, dass die Dollen nur an jeder zweiten Ducht vorhanden waren.
Oder es werden alle Dollen gezeigt, was wiederum zur Annahme verführt, dass alle Duchten 2 Dollen hätten und Landratten wie mir die double banked Nutzung suggeriert.
Nur wenn eine detaillierte Aufsicht vorhanden ist, kann man das alternierende Muster erkennen. Hier zwei Beispiele, einmal mit allen Dollen, auch den gegenüberliegenden, einmal mit nur den Dollen der dargestellten Seite. Bei beiden Plänen lässt die Aufsicht aber das alternierende Muster erkennen.
32ftpinasse.png - Bild entfernt (keine Rechte)
Pinasse 2.png - Bild entfernt (keine Rechte)
Das bedeutet also für meine kleine 32ft Pinasse, dass ich seitlich alternierend jede zweite Dolle schließen werde :-)
Dadurch kann ich auch die 14 für die Pinasse vorgesehenen Riemen auf 7 reduzieren.
Dabei stellt sich aber die Frage, ob bei 7 Duchten auch 7 Riemen verwendet wurden, was ja theoretisch einen ungleichen Antrieb ergibt. Wurde dies durch durch ungleiches Ziehen ausgeglichen oder den Steuermann? Oder wurden im Regelbetrieb nur 6 Riemen verwendet und eine Dolle freigelassen? Auf alle Fälle zeigt das RMG einige Modelle mit ungerader Anzahl von Dollen, beginnend bei 5.
im Winter Oberbayern, im Sommer an Bord im Mittelmeer
Nur eine Überlegung: In der deutschen Übersetzung der Forester-Romane (ich weiß, ich weiß, nur Belletristik; allerdings ist mir bislang noch kein Autor untergekommen, dessen Schilderungen auch und gerade der Segelmanöver so detailliert nachvollziehbar sind) ist immer wieder die Rede von der Gig des Kommandanten. Eine Gig ist im deutschen Sprachgebrauch ein relativ schmales Boot, das mit Riemen gepullt wird, bei dem jede Ducht aber nur mit einem Gasten besetzt ist. Beim letzten Deiner Bilder könnte ich mir durchaus vorstellen, dass auf der vordersten Ducht gar nicht gepullt wurde; wenn der Kommandant sich zu einem wichtigen Termin pullen ließ, könnte es ja durchaus sein, dass da vorn jemand anderes untergebracht werden musste (reine Spekulation!!!). Eine asymmetrische Besetzung Bb/Stb halte aber ich für ausgeschlossen.
Gruß
Benno
P.S.: Den Begriff "Rudergast" kenne ich nicht; würde ja den bezeichnen, der am Ruder sitzt, und das ist der Rudergänger. Ich kenne Toppgasten, Kuttergasten, Decksgasten ..... beschreibt halt den Ort, an dem Hein Seemann gerade seine Arbeit verrichtet (Klugscheißermodus aus)
Nochmals ein bisschen Nachschlag aus dem RMG, die single banked Boote sind hier klar in der Mehrzahl, zu sehen sn den Dollen.
Zu finden wenn man als Suchbegriff boat model eingibt
Als Hinweis: Das erste Bild des roten Klinkerboots ist zwar ein zeitgenössisches Boot aber ein modernes Modell. Bei der vorderesten Ducht sind hier 2 Dollen.
XXXDAn
dafi
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