Ich habe recherchiert und gefunden. Zuerst bin ich auf ein türkisches Frachtschiiff um 1800 gestoßen. Das Wrack hat man an der bulgarischen Küste gefunden und mit den erhaltenen Hölzern und ihren Maßen konnte man die Größe und Form des Schiffes rekonstruieren. Dieses Fahrzeug war offenbar nur mit einem nach vorne geneigten Mast bestückt, der ein mächtiges Lateinersegel trug.
Später habe ich dann einen weiteren türkischen Küstensegler (Bild 3) entdeckt. Er ist als Ketsch getakelt. Dieses zweite Schiff will ich bauen, da ich mir von ihm sehr gute Segeleigenschaften verspreche. Im Anschluss habe ich meinen Freund Thomas beschäftigt. Der hat ganz viele Bücher, kennt sich aus und ist gutwillig. Dieses dritte Bild stammt aus dem Buch von Marquardt mit dem Titel "Bemastung von Schiffen aus dem 18. Jh" . Es ist eine Saik und sie war in der Adria und der Levante unterwegs. Der Anderthalbmaster hatte einen überlangen Großmast mit Stenge, am Bugspreit war eine Blinde angebracht. Das Schiff hatte ein Plattgattheck und war in ihrer Linienführung der Sambuk aus dem Roten Meer ähnlich. Bild Nr. 2 zeigt uns eine solche Sambuk.@emily.ndh
Die beiden türkischen Schiffe unterscheiden sich also nicht nur in der Rumpfform - Nr. 1/oben steht in der Tradition der antiken/byzantinischen Segler, Nr. 2 hat Attribute der westarabischen Dau aufgenommen- sondern auch im Rig - Nr. 1 trägt das arabische Dreieckssegel, Nr. 2 ist als Ketsch getakelt und entspricht meiner zeitlich etwas früheren britischen "Nonsuch".
Quellen; Bild 1 aus Dissertation "Kitten Wreck", K.N. Batchchvarow Bild 2 aus "The Story of Sail", Laszlo/Woodman, S. 241, übernommen aus "Bemastung von Schiffen des 18. Jhs." K. Marquardt Bild 3, eigenes Foto Bild 4, eigenes Foto
Gruß Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
In " Die Schebecke und andere Schiffstypen des Mittelmeeres" beschreibt Altmeister W. zu Mondfeld das Mittelmeer als ein sehr gefährliches Gewässer. Auf engem Raum standen sich hier das osmanische Großreich mit den tributpflichtigen Barbareskenstaaten, christliche Königreiche und zahllose Stadtrepubliken gegenüber. Die Geographie mit Buchten, Inseln und Caps begünstigte feindseliges Handeln. Staatspiraterie und Freibeutertum waren allgegenwärtig. Unter diesen Umständen mussten die Schiffe schnell und wendig sein. Die Schnelligkeit erreichte man durch schmale Rümpfe mit ausfallenden Seiten, die viel Auftriebskraft gaben. Meist waren die Schiffe Spitzender. Wenn sie ein Plattgatt hatten, so endete das Spiegelheck über der Wasserlinie. Diese Ausführung war strömungsgünstiger. Die Schiffe führten gewaltige Segel, häufig noch eine 2. größere Garnitur für Schwachwind. Die Wendigkeit wurde durch die Schratsegel bewirkt und hierbei verließ man sich auf das Lateinersegel. Mondfeld berichtet , dass Schebecken, Pinken, Tartanen und zahlreiche andere Segler sich schiffbaumäßig aus der arabischen Dau entwickelt haben. Ja, er geht sogar soweit, dass er die iberischen Karavellen als Modifikation der arabischen Dau darstellt. Diese Auslegung ist inzwischen widerlegt, aber seine Behauptung, dass Galeeren miserable Segler waren, ist voll zutreffend - und deshalb sollte man sie nicht als Modell bauen. @Marten@victory78 und co. Er führt auch aus, dass in der Vergangenheit die arabische Dau in der Ausführung als Sambuk im Mittelmeer vertreten war. Wenn man bedenkt, dass Muslime ihre Pilgerreise nach Mekka ausführen sollten, ist es wohl wahrscheinlich dass sie mit Sambuken in Kontakt kamen. Eine Schiffsreise im Roten Meer war bequemer als die Reise überland. Auch waren Händler aus dem nahen Osten mit diesem Schiffstyp vertraut. Ich werde daher für den Rumpf meiner Saik die Risse einer Sambuk verwenden und zwar aus dem Buch "Segler im Monsun", Wiebeck/Winkler, S. 98. Von der Saik selbst existieren nur eine Beschreibung von W. Falconer und ein Kupferstich von Randon. Die Quellenlage ist also dürftig. Das Modell wird keine Pooperhöhung erhalten und der Vordersteven wird rundlicher ausgeführt als auf den Risszeichnungen. Und so wird sie dann wohl aussehen. Das rechte/obere Foto zeigt eine aufgegebene omanische Shu´i, eine kleinere Ausführung der Sambuk. Sie wird heute noch als Fischerboot im Oman verwendet. Auch werden noch heute motorisierte hölzerne Shu ´is auf der Jum Al Araimi Werft im Oman (Sur) gefertigt. Ich weiß das, ich war da.
Gruß Jörg
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Hier lässt sich gerade ein Scheich aus den Golfstaaten auf der omanischen Werft eine Ganja bauen, als Prestigeyacht. Diese Schiffe wurden und werden aus Teakholz gefertigt und sind dadurch weitgehend resistent gegen den Bohrwurm. Typisch für diese Schiffe ist der schräge und gerade Vordersteven. Die Skarpee wurde im osmanischen Reich auf der Insel Symi (südliche Sporaden) gebaut. Der schräge Vordersteven, das hochgesetzte Spiegelheck und die Form zeigen deutlich die Übereinstimmungen mit einer westarabischen Dau. Skarpees wurden Westeuropäern bekannt, als sie um 1880 vor der tunesischen Küste auftauchten und sich dort an der Schwammfischerei beteiligten. Zu dieser Zeit gab es wegen Überfischung keine Naturschwämme mehr in der Levante. Das ursprüngliche Rig wurde mit ein Rahtopsegel ergänzt.
Gruß Jörg
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So haben sie auszusehen. Im Nebel verhangen. Hansi wollte damals nicht mit. Zu viele Gruppenreisende und vorne das Fähnlein. Freue mich für Euch (Andrea und Uwe) !
Und westlich vom Turm sieht man sie gelegentlich bei Ebbe: Die Urca "Castillo Negro" und dahinter die Galeasse "Girona". Sie gehörten zur Armada und haben die Rückfahrt nicht geschafft. Die Herbststürme 1588 hatten es in sich...
Gruß Jörg
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Über den Schiffstyp "Saik" ist wenig bekannt. Der schottische Seemann, Dichter und Autor William Falconer (1732 - 69) hat sie in seinem Werk "Universal dictionary of the Marine" beschrieben. William F. wird als Sohn eines Barbiers in Edinburgh geboren. Er wird Matrose und fährt auf Handelsschiffen. Später wechselt er zur Navy über und dient als midshipman (Offiziersanwärter). Sein Schiff, die HMS "Ramillies" scheitert vor Devon. 734 Seeleute ertrinken, 27, darunter Falconer, erreichen den Strand. Anschließend segelt er auf dem Handelsschiff "Britannia" von Alexandria - dort im östlichen Mittelmeer hat er wohl Saiks kennengelernt - nach Venedig. Ein heftiger Sturm kommt auf, das Schiff strandet an der Südspitze Italiens (Kap Colonna) Nur 3 Seeleute überleben. Falconer verarbeitet dieses Trauma, indem er ein episches Gedicht schreibt: The Shipwreck". ".....The ship labours in the oppressive strain, low bending, as if never to rise again......" Er schreibt weitere Oden und Gedichte, der Duke of York wird sein Förderer. Dann verfasst er das obengenannte "Universal dictionery..." Es wird zum Standardwerk für Schiffsoffiziere und wird von Ersten Seelord Sir Edward Hawke (1) ausdrücklich empfohlen. Es ist erstaunlich, woher ein solcher Autodidakt diese Fertigkeiten hat. Es hält Falconer nicht an Land. Er mustert auf einem Ostindienfahrer als Zahlmeister an. Das Schiff erreicht im Dezember 1769 das Kap der Guten Hoffnung, wo es Wasser und Proviant aufnimmt. Die "Aurora" segelt in den Indischen Ozean und gilt seitdem als verschollen.
(1) Dieser schnelle Marbleheadschoner trägt den Namen "Sir Edward Hawke".
Bild 2: The wreck (of the Britannia), painted by Nicholas Pocock, 1810, National Maritime Museum, Greenwich
Gruß Jörg
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Ich habe keinen Decksplan von der Saik. So habe ich überlegt, welche Gegenstände/Einrichtungen wahrscheinlich waren. Um den Bugspriet lagern zu können, hat das Fahrzeug eine offene Back bekommen. So ist es auch bei der Navicello aus dem ligurischen Bereich gelöst worden (siehe Bild 2). Auf der Back sind auch die beiden Krahnbalken gelagert. Das Gefährt erhält 6 Pfosten zum Vertäuen. Diese sind im Dollbord eingelassen. Ich habe 2 Ladeluken angefertigt, die vordere ist nur ein Fake. Sie lässt sich nicht öffnen. Vor dem Besanmast befindet sich ein Niedergang zur Heckkabine. Diese war dem Schiffer vorbehalten. Er brauchte einen abschließbaren Raum für nautische Instrumente, Waage, Geld und hochpreisige Waren. Es fehlen noch der Bratspill und die Pumpe(n). Die Rüstbretter für den Großmast sind angebracht. Es wurde ein letztes Mal mit Epoxi gestrichen, denn die Rudervergrößerung musste schließlich auch erstellt werden. Dabei wurden zahlreiche Stellen, wie die Speigatten, mitgestrichen.
Gruß Jörg
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Du meinst, dieser William wäre ein Unglücksrabe gewesen, Stefan. Lasst das den Hansi nicht wissen, der ist sowas von empfindlich wegen diesen Nierenhaken aus dem Freistaat.
Ich denke, dass die Seefahrt damals sehr viel gefährlicher war und Schiffbrüche immer wieder stattfanden. Die bitterarmen Küstenbewohner haben ja auch ständig darum gebetet.
Bei der HMS "Ramillies" hat der Master versucht das Schiff bei schwerer See nach Portsmouth zu steuern, geriet aber in die falsche Bucht und hat es nicht gemerkt. Die 3 ausgebrachten Anker gingen nacheinander verloren. Überhaupt war die "Ramillies" ein ganz alter Schlitten. 1664 wurde sie als HMS "Royal Katherine" in Dienst gestellt, 1702 wurde sie grundrestauriert, mit zusätzlichen Geschützen aufgewertet und bekam den neuen Namen "Ramillies" 1742 wurde sie erneut einer "great repair" unterzogen und diente als Flagschiff (Admiral Byng). Bei ihrem Untergang war sie also fast 100 Jahre alt. Die war nicht mehr TÜV fähig.
Gruß Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
Ich glaube langsam daß das Wort "Unglücksrabe" einstmals Propaganda war gegen Odin und seinen zwei Raben. So könnte dein Hansi sich mal langsam ein Rückrat wachsen lassen und kaltschnäuzig zu den Freistaatlern sage
" Wir sind Begleiter Odins und einstmals auch der Göttin des Krieges-so, jetzt kommst du!"