Hallo Markus Deinen Ausführungen entnehme ich, dass Du das Rigg Deines Modells nicht nur "einfach nur so" oder nur nach optischen Gesichtspunkten entworfen hast, sondern dass da eine sehr fundierte Recherche und sehr viel Sachverstand dahinter steckt. Die Reaktionen auf Deinen Entwurf hier im Forum zeigen, dass dies jedenfalls ein außergewöhnliches Modell zu werden scheint. Ich bin jedenfalls sehr gespannt, wie es weiter geht und wenn Du genauso sorgfältig baust, wie Du recherchierst, dann freue ich mich schon auf einen tollen Baubericht und ein noch tolleres Modell.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
hui, wenn das kein tolles Lob ist, dann weiß ich auch nicht. Ich danke dir für deine freundliche Anerkennung. Das Ding ist: das Postschiff wird mein erster Scratch-Bau aus Holz (davor nur die Goldene Yacht aus Pappe). Es wird in meinen fast 33 Jahren auf dieser Erde das fünfte Schiff, dass ich baue und auch erst das zweite seit 2004 oder so. Es ist tatsächlich das erste Schiff, in das ich nennenswerte Vorarbeit reinstecke, aber ich merke bei vielen Sachen die fehlende Erfahrung bzw fehlende Kenntnisse. Als angehender Bauingenieur gehe ich aber ganz pragmatisch an solche Situationen und überlege mir, wie ich es denn machen würde und probiere einfach. Die fehlende Sachkenntnis versuche ich außerdem durch erwähnte Recherche auszugleichen. Jedem Denkanstoß, auch jeder (sachlichen) Kritik bin ich dankbar, denn sie vermittelt mir weitere Blickwinkel auf Problemstellungen und neue Erkenntnisse.
Das mit dem Sachverstand würde ich unter Vorbehalt unterschreiben. Ich habe eine grobe, rudimentäre Vorstellung davon, wie die Physik im Schiffbau und -betrieb abläuft und ich habe ein Bild des Postschiffs im Kopf, was ich verwirklichen möchte. Ob das so hinhaut? Wird sich zeigen.
Mir scheint, dass meine Kritik bezüglich der geplanten Masthöhe vielleicht, ja wahrscheinlich, unberechtigt war. Hier ist meine Postjacht mit Mast und Klüverbaum. Das ist doch alles sehr lang.
Auf dem Schiffsständer lagern Besatzung und Passagiere. Den Robert muss ich noch fertigmachen.@Tarjack
Gruß Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
Zitat von hanseat im Beitrag #36"Den Robert muss ich noch fertigmachen.@Tarjack" - bin gespannt wie er dann hinterher aussieht, wenn Du ihn in der Magel hattest. 🤭
In Bayern sagt man zu solch einem Spruch:
Komm no her wend a bluadige nosn wuist
Grüße
Robert
Und wenn mich dann die Arbeitswut packt,....setze ich mich ganz still in eine Ecke und warte bis der Anfall vorüber ist.
In der Werft: Knochenmodell "Royal Caroline" 1749 M 1: 50 Spantmodell Engl. 74 Kanonenschiff 1781 M 1: 50 nach M. Stalkartt Projekt Phantom M 1: 50
Der nächste Meilenstein ist erreicht: Die Planung für das stehende und laufende Gut steht. 47 Seile verschiedener Arten und Aufgaben wurden gezeichnet deren Start, Belegpunkt und Aufgaben definiert.
Das laufende Gut der Schratsegel
[[File:20230220_123126_2.jpg|none|auto]] Das laufende Gut der Rahsegel
Der Plan der Belegstellen
Den Gaffelbaum werde ich nicht kürzen.
Ein Punkt, der mir gerade noch aufgefallen ist, ist dass ich die beiden Großgeitaue nicht benötige, da das obere Liek an der Gaffel und das Untere am Gaffelbaum angeschlagen ist. Das Großsegel wird daher gesetzt, indem die Gaffel am mast hochgezogen wird und nicht dadurch, dass es sich von Mast und Gaffel aus entfaltet.
Strelok90
hat folgende Bilder an diesen Beitrag angehängt
Wenn die Gaffel fierbar ist, dann sollte das Rack der Bagienrah um einen vertikalen Stag geführt werden, der vor dem Mast zwischen Topp und Deck gefahren wurde.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Ich kenne mich mit der Takelungspraxis the 18. Jh. nicht so aus, aber Geitaue am Großsegel (24/25) sind auf jeden Fall notwendig, um rasch die Segelfläche verkleinern zu können.
Man muß sich aber entscheiden, ob solche Schiffe eine stehende Gaffel hatten oder eine solche, die niedergeholt wurde. In letzterem Fall scheint es wenig Sinn zu machen dorthin Leinen des laufenden Gutes zu schicken, wie Bulin oder gar Mars- oder Bramsegelbrassen.
Ich wäre mir auch nicht so sicher, ob es überhaupt Bulins gegeben hat oder auch Brassen an der Mars- bzw. Bramrah. Auf britischen Kuttern dieser Zeit wurden die Brassen nach vorne, zur Nock des Klüverbaums geschickt und gingen dann auf die Nagelbank am Spill bzw. in der Reling am Bug. Die Mars- und Bramrah hatten möglicherweise gar keine Brassen da zumindest die Bramrah fliegend gesetzt wurde und dann zusammen mit der Großrah herumkam.
Gibt es gar keine Backstagen an der Stenge? Nur ein Vorstag reicht nicht aus, wenn man bedenkt, daß die Kräfte hauptsächlich von hinten und der Seite wirken.
Hallo @Strelok90, dem Titel abgeleitet, hast du deinen Entwurft bei Chapman gegengecheckt?
Ist dir das Buch "Bemastung und Takelung von Schiffen des 18. Jhd." von Marquardt bekannt. Dort ist die Takelung des Kutters und Fahrzeuge mit einem Mast detailliert beschrieben.
Bei beiden, Chapmann (No. 12) und Marquardt, sind keine Geitaue am Großsegel zu sehen bzw. beschrieben. Auch das Piekfall der Gaffel ist bei dir etwas schwach ausgelegt, ein einfacher Hahnepot ist für dieses große Segel ggf. nicht ausreichend, vielleicht noch einmal beim Projekt Lurcher vorbeischauen: 1763, Kutter Lurcher, Semi-Scratch Bausatz (22)
Die Bemerkung mit der "losen" Gaffel und den Brassen ist absolut richtig. Daran habe ich nicht gedacht. Die Bulins laufen vorn schon über den Klüverbaum. Von der Sache her könnte ich das auch mit den Brassen machen.
Die Frage mit den Backstagen bzw Pardunen habe ich mir auch schon gestellt. Chapman hat in seiner Zeichnung hat nur das bis zum Topp des Untermastes eingezeichnet.
@gebbi: Ist das Rack dann ein einfaches Tau, das um das Stag geht? Und gehe ich recht davon aus, dass das Stag am mast mit einem Haken und an Deck mit einer Takel befestigt ist?
Man müßte das für das 18. Jh. in der Literatur nachprüfen, aber im 19. Jh. wurde vor dem Mast ein senkrechtes Stag gefahren, das von der Doppelung bis auf das Deck reichte. Dort wurde es mit einer Zurring an einem Augbolzen festgesetz. Die entsprechende Rah hatte dann kein Rack im eigentlichen Sinn, sondern einen doppelten Stropp in der Mitte der auf der Rückseite der Rah in einem eingespleißten Auge endete. Dieses Auge lief auf dem senkrechten Stag vor dem Mast.
Alternativ könnte natürlich auch durchaus ein 'normales' Rack verwendet worden sein, das dann zwischen der Gaffeklaue und der Doppelung sitzen muß. Die Rah kann dann bei gesetzem Großsegel nicht gefiert werden. Allerdings gibt es durchaus die Möglichkeit das Rack zu lösen, nur muß dann eben mindestens ein Mann in den Mast.
Da es im Zweifel ein schwedisches Schiff ist, sollte man vielleicht einmal schauen was die schwedischen Quellen aus dieser Zeit hergeben.
Ich sehe (unter anderem) 1. keine Großgeitaue (bei anderen Takelagenskizzen sind diese enthalten) 2. eine Pardune von der Reling zum Untermasttopp 3. eine Pardune von der Rüste bis zur Höhe Marsrah 4. keine Brassen, keine Geeren, keine Buleinen (die jedoch bei anderen Skizzen enthalten sind)
Das birgt nun Interpretationsspielraum: Man kann die Schalupp-Takelage 1:1 so bauen, wie in der Skizze und dann baumeln manche Rahen usw. lose umher.
ODER man geht davon aus, dass Chapman manches Gut bewusst weggelassen hat, um die Skizzen übersichtlich zu halten und es der Fachkenntnis des zukünftigen Betrachters überlassen hat, dieses in der Vorstellung wieder einzufügen. Ich denke, wie sind uns einig, dass wir pedantisch genug sind, uns an der zweiten Option zu versuchen (tun wir ja auch schon)
Die Großgeitaue werde ich weiterhin nicht einbauen. Zur Verringerung der Segelfläche kann die Gaffel gefiert und ein Reff eingeschlagen werden. Aus eigenem Erleben (zugegeben mit einem modernen Hochsegel-Rig) kann ich sagen, dass das auch alleine recht zügig geht. Großsegel aus dem Wind nehmen, fieren, Reff einschlagen, Großsegel wieder in den Wind nehmen. Das war eine Sache von nichtmal 5min bei einem erfahrenen Mann am Segel (Ich stand am Steuer und durfte das Boot während dieses Manövers auf Kurs halten - nicht ganz einfach, wenn plötzlich nur noch die Fock zieht und nicht durch das Großsegel ausbalanciert wird ). Auf dem Postboot wären für das Manöver ja sogar mehrere Mann zur Hand gewesen. Bei den Brassen und Buleinen werde ich euren Vorschlägen folgen und sie über die Klüverbaumnock zur Nagelbank am Spill führen. Das Piekfall werde ich auf die Version aus der Chapman-Skizze abändern. Bzgl. der Bagienrah werde ich mich für ein normales Rack entscheiden. Sie sitzt über der Gaffelklaue und daher ist die "umständlichere" Konstruktion mit dem vertikalen Stag nicht erforderlich. Außerdem muss ich dabei an meine Wurstfinger und die maßstabsbedingte geringe Größe der involvierten Teile beachten. In einem größeren Maßstab würde ich mich womöglich anders entscheiden, aber meine Wahl ist auf 1:60 gefallen und das darf jetzt auch so bleiben.
Ich werde in den nächsten Tagen meine Handskizzen inkl. Änderungen digitalisieren. Danach werden die fehlenden Kleinteile gezeichnet und abschließend - das ist mir auch noch aufgefallen - schau ich mir noch die Taustärken und Blockdimensionen an. Ich werde die Blöcke definitiv NICHT selber herstellen, sondern mich im Krick-Shop bedienen. Die sehen zwar aus wie ein kleines, hässliches Entlein im Vergleich zu dem, was mancher Modellbauer in Eigenproduktion schafft, aber mir fehlt dafür das Werkzeug und das Knowhow.
Nachtrag:
Der Takelplan ist fertig.
Zwei Sachen, bei denen ich noch überlege: 1. Toppnanten für Mars- und Bagienrah - Ich habe gelesen, dass die Aufgabe der Toppnanten (sie halten die Rah waagerecht) auf kleineren Schiffen auch durch die Schoten geschehen konnte. Das mag so gewesen sein oder nicht. Für mich ist das momentan eine rein kosmetische Überlegung. 2. Lastableitung im Klüverbaum - im Moment hängt am Klüverbaum nur der Außenklüver. Allerdings habe ich den Eindruck, dass die knapp 12cm Baumdurchmesser mit der Segelfläche trotzdem zu kämpfen haben könnten. Entweder füge ich noch ein Wasserstag von der Klüverbaumnock zum Vorsteven ein und auch entsprechende Klüverbaumgeien (für den seitlichen Zug). Die Alternative wäre ein 'dolphin striker' bzw Stampfstock und ein Stampfstag. Aber dafür müsste ich die Konstruktion des Klüverbaums komplett umändern. Im Moment sitzt an der Spitze des Bugsprits ein Flaggstock und der Klüverbaum läuft seitlich daran vorbei. Mit Stampfstock brauche ich aber ein Eselshaupt, oder? Dann würde der Klüverbaum über dem Bugsprit sitzen, auf dem Eselshaupt der Flaggstock und darunter der Stampfstock. Das ist kein großes Problem, nur muss ich für letztere Option meiner Kleinteilliste noch ein Eselshaupt hinzufügen.