So hatte jeder seine Kindheit. Ich kann mich an keinen einzigen Museumsbesuch mit meinem Vater erinnern. In Ungern musste ich ihn richtig nerven, das er zu einem Ort fährt, wo ein par römische Säulen rumstehen. Ins Theater, oder gar Oper ....neee, vollkommen Kulturlos.
Heute bin ich echter Fan von Oper und Co. Und Museen liebe ich, und Geschichte ist mein Steckenpferd. Also geht´s auch ohne elterlichen Anfachen von Interessen......kommt wohl auf jeden selbst drauf an.
Uwe vom Dunkelwald (lat.: Miriquidi)
Mitglied des Phantomprojektes Recherche: Fleute Zeehaen Kiellegung: Golden Hinde Fertiggestellt: Die Kolumbusflotte
Die Kyrenia II wurde nach den Maßen des Originals gebaut und im Juni 1985 zu Wasser gelassen. Die Rumpfschale war ebenfalls nach der Schlitz und Zapfenmethode erstellt worden und erst nach einigen Tagen war das Holz aufgequollen und das Schiff dicht. Es sollte mehrere Aufgaben erfüllen: a) experimentelle maritime Archäologie. So segelte das Schiff in 20 Tagen von Zypern (griechischer Teil) nach Piräus. Dabei musste es 2 Stürme abwettern. Auf der Fahrt wurde es zur Sicherung von griechischen Marineschiffen begleitet und zeitweise auch geschleppt. b) Botschafter des "guten Willens" An Bord von Frachtschiffen wurde es nach Übersee gebracht und nahm an Festivitäten teil. Mystic Seaport, Connecticut, New York (100 Jahrfeier der Statue of Liberty), Nara/Japan, Hamburg (700 Jahrfeier), Sevilla (Expo). Dabei segelte sie jeweils eine kleinere Strecke. c) Sie soll an die Vertreibung und Besetzung Zyperns erinnern.
30 Jahre nach ihrem Stapellauf wurde sie im neugebauten Thalassa Museum in Agia Napa (griechischer Teil) aufgestellt. Nach Kyrene zum Original kann sie nicht kommen. Siehe auch letztes Bild in Beitrag # 1.
Gruß Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
In der Antike verfügten die Schiffe über Seitenruder. Meist war nur das leeseitige Ruder besetzt. Auch die Byzantiner, Kreuzfahrer, Wikinger und Normannen verwendetet die Seitenruder. Um 1300 wurden beim round ship und der Kogge erstmals das Heckruder am Achtersteven eingesetzt. Es war eine entscheidende Verbesserung.
Das Holkasmodell wäre mit den Seitenrudern nicht steuerbar. Die Flächen sind viel zu klein. Daher muss man Hilfsmittel einsetzen. Für den Segeleinsatz schraube ich ein Spatenruder an. Man kann es sehr deutlich bei der Corbita und der nebenstehenden Pinisi sehen. Die indonesische Pinisi wurde bis 1970 mit Seitenrudern versehen. Sie war zu dieser Zeit der größte, noch eingesetzte Frachtsegler weltweit. Inzwischen sind die übriggebliebenen Fahrzeuge motorisiert. Die Pinisis wurden ebenfalls in Schalenbauweise erstellt. Das untenstehende Bild aus "Segelschiffe" B. Landström, Gütersloh 1969, S. 16 zeigt, dass schon die Ägypter das "Heckruder" kannten. So ist es gleichfalls bei dem amerikanischen Horseboat ausgeführt. Auch das Horseboat braucht auf dem Teich ein ansteckbares Spatenruder. Interessant ist, dass ägyptische Schiffe zuweilen einen 3 beinigen Mast besaßen. Auch der Fockmast meiner Pinisi ist so ausgeführt.
Bau 6.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Am vergangenen Wochenende hatte ich dieses kleine Torpedoboot mit auf einer Ausstellung und in einem Wasserbecken eingesetzt. Es kam in dem beschränkten Areal nicht auf Gegenkurs. Auf dem Teich hingegen lässt es sich gut steuern. Hier wird bei schneller Fahrt das Ruder vorm Schraubenstrom getroffen und zeigt Wirkung.In dem kleinen Becken hingegen konnte ich nur langsam fahren....
Gruß Jörg
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Griechische Kultur und Baukunst waren im Mittelmeerraum durch die zahllosen Kolonien weit verbreitet. Die Römer übernahmen Bauweisen und verbesserten sie. Zwischen diesen beiden Seglern liegen 300 Jahre. Wesentliche Elemente wie Rumpfform, Steuertechnik und Besegelung haben sich erhalten. Die römische Corbita ist breiter - Korb. Es ist ein gedecktes Schiff. Die Ladung ist geschützt und das Schiff ist seetüchtiger. Es verfügt über ein zweites Segel, das als Steuerhilfe und bei seitlichem Wind wirksam ist. Der Artemonmast ähnelt dem Bugspriet moderner Segelschiffe. Er war aber beweglich und wurde im Hafen bei Ladearbeiten als Kranausleger eingesetzt. Die Seitenruder liegen geschützt zwischen den Bordplanken und einem Teil des Holzgangs. Bei dem Kyreneschiff konnte man feststellen, dass die ursprüngliche Ruderführung weiter mitschiffs war und dort wohl weniger Wirkung erzielte. Oder sie war am ursprünglichen Ort zu exponiert. Die Corbita hat eine feste Bordwand und damit einen besseren Schutz vor überkommenden Wellen. Sie verfügt über ein Deckhaus. Der Rudergänger steuert das Schiff vom Dach dieses Hauses. Er hat einen sicheren Standort und ein besseres Blickfeld. Zahlreiche Decksbalken sind durchgehend ausgeführt und mit Keilen gesichert. So wird die Rumpfschale zusätzlich zusammengehalten. Oft führt eine Galerie um den Achtersteven und man verfügt über mehr Raum. Im Original war die Corbita 19 m lang, das entsprach der Durchschnittsgröße. Das Kyreneschiff hatte eine Länge von 14 m.
Der Unterwasserteil des Neubaus wurde mit Spritzspachtel versehen. Gruß Jörg
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Der Holkas hatte einen offenen Laderaum. Vorne (links) war ein Deck eingezogen, aber es war nur eine offene Back. Hinten war die Achterkabine. Hier war eine Schottwand und als oberer Abschluss das Deck. Der Zugang war durch eine Luke im Deck. Diese Kabine war dem Schiffsführer vorbehalten und diente auch als Aufbewahrungsort für die Kasse und hochwertige Waren. Bei dem Kyreneschiff waren es zahlreiche Eisenbarren. Wie bereits ausgeführt, kann ich den Laderaum nicht weit nach unten verlegen, da das Modell volllaufen würde. So habe ich innen eine Leiste in Höhe der Wasserlinie gesetzt - grün markiert. Diese Leiste wird stark gebogene Balken tragen. Ich ziehe also ein Deck ein, von vorn bis zum Schott der Achterkabine. Natürlich müssen einige Speigatten ausgeführt werden. Dieses Deck bekommt eine Öffnung um den Empfänger und die Akkus einzubringen. In den Forschungsberichten zum Holkas wird berichtet, dass die Ladung durch Planen vor Sonne, Tau und Wasser geschützt war. Ich werde daher das Deck mit Styrodur strukturieren und mit Stoff überdecken. Einige Amphoren dürfen herausschauen. Zunächst aber muss ich die Technik einbauen: Der Fahrtregler wird mit den Messingrohren verlötet, ein Drehmast mit Getriebe wird erstellt und die Ruderverbindung mit dem Servo angeschlossen.
Gruß Jörg
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Man darf das Schiff nicht an einen einzigen Anker und das Leben nicht an eine einzige Hoffnung binden. Epiktet
Aber wie sah er aus?
Die frühen Anker im Mittelmeerraum waren Lochsteine. Die Seevölker, Minoer und Phönizier verwendeten sie. Der Nachteil war, dass das Schiff driften konnte und den Anker hinterher schleppte. Der andere Uwe @DerDa hat sich weiland sehr erheitert, als ich meine Lochsteine auf dem griechischen Schwammtaucherschiff (um 1890) gelagert hatte. Seine Archäologiekollegen hatten so manchen Taucherstein als frühgeschichtlichen Ankerstein verortet. Eine Verbesserung war der pyramidenförmige Dreilochstein. Das Ankerseil führte durch das obere Loch, in den beiden parallelen Löchern unten steckten Holzpflöcke. Diese konnten sich in den Meeresboden einhaken. Dieser "appolonische" Anker wurde insbesondere im östlichen Mittelmeer und im Schwarzen Meer gefunden. Um 500 v. Chr. kamen die Bleistockanker auf. Der Ankerschaft und die Flunken waren aus Eichenholz gefertigt. Die Flunken waren zusätzlich mit Eisen an den Spitzen verstärkt. Die Römer verwendeten auch eiserne Anker, bei denen gelegentlich der Stock abnehmbar war. Exemplare dieser Anker wurden u.a. am Rhein gefunden. Meine kyrenische Holkas ist aus der Zeit um 300 v. Chr. Ich hätte ihr auch einen Bleistockanker geben können. Aber man war arm, der Seehandel war schwer....
Ich war vor ca. 30 Jahren im Kyrenemuseum, weiß aber nicht mehr, ob da Anker/Ankerteile ausgestellt waren.
1.Kostas Nikolopoulos, ein griechischer Modellbauer, hat mehrere Modelle des Kyreneschiffs gebaut. Diese sind mit einem Holzanker bestückt. Ob der Stock aus Blei besteht, ist nicht zu erkennen. Es macht Sinn, denn sonst würde der Anker aufschwimmen.
2. 1995 wurde vor der israelischen Küste ein griechisches Küstenfahrzeug (Tantura F shipwreck) gefunden und auf die Zeit zwischen 750 - 800 vor Chr. datiert. Es war ca. 15.7 m lang - also 1,7 m länger als das Kyreneschiff- und führte 2 Eisenanker mit sich. Dabei waren Eisenstäbe im Schmiedeschweißverfahren verbunden worden. Die Anker waren T-förmig mit schrägen Flunken.
Es ist also wieder alles offen. Ich kann dem Segler verschiedene Anker anbieten.
Gruß Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
Es hat mir keine Ruhe gelassen. So habe ich dem Holkas einen eisernen Anker spendiert. Er wurde dazumalen nicht gegossen, sondern geschmiedet (forge-welding). Tatsächlich habe ich Kupferblechstreifen verlötet. Er wurde nach den Tantura F Funden gestaltet. Vor dem Modell liegt der Verschluss vom Laderaum. Innen habe ich einen kleinen Magnet festgeleimt. Er hält den Inbusschlüssel für das anschraubbare Ruder.
IMG_2399.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Gruß Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
Wunderbar , diese Details . Behältst du beide Ankertypen auf dem Schiff ? Wird der Grießbreiberg ( Freund Blase , wo ist mein großer Löffel ??? ) um den Mast noch mit Amphoren kaschiert ? Die Jungs mit der ikonischen Mireille -Matthieu-Friese schauen ganz unlustig drein . Scheinen wohl doch zu frieren . Es ist halt November in Kelkheim ; hier auch . Merke nur nichts davon . Vielleicht kannst du in Zukunft den Teich ganzjährig entern . Hat doch auch was Gutes ....
Liebe Emily, auf Deine diversen Probleme -Weichweizengrieß aus dem Kinderheim, unangemessene Bekleidung, altertümliche Haarmode- möchte ich heute nicht eingehen. Aber Deine Neugier soll gestillt werden. Andi ist dabei und druckt mir einige Amphoren. Die dürfen dann an einer Ecke des Laderaums hervorschauen. Und ja, die beiden so verschiedenen Anker sollen aus Bebildungsgründen vor Ort bleiben.
Gruß Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
Andi @zackermann hat mit diese Ausführung gedruckt. Sie entsprechen mit dem langen Hals den rhodesischen Amphoren, die der Holkas geladen hatte (Bild 2) . Den unteren Teil brauche ich nicht, denn sie sollen in einer Ecke hervorschauen. Die Abdeckplanen werden dort eingerollt sein.