Die letzten Tage habe ich mal die Segel gemacht. Da ich aber noch nie Leesegel angeschlagen habe (weshalb ich ja auch gerade dieses Schiff baue) die Frage: wohin laufen deren Schoten etc.? Auf den Fotos und Plänen, die mir vorliegen, ist darüber rein gar nichts vermerkt.IMG_20220926_093409.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Anhand der von Dir eingestellten Skizze würde ich sagen, dass es keine separaten Schoten für die Leesegel gab Die Leesegel der Bagienrah waren offenbar dreieckig, so dass deren Schothorn mit dem Schothorn der Breifock verbunden wurde und so dessen Hals und Schot mitnutzte. Vermutlich wurde das Leesegel mit dem oberen Liek an eine kleine Spiere gebunden, die dann mittig einen Fallblock trägt. Die Fallen dürften zu einem Block an der Bagienrahnock oder an der Leesegelspierw selbst, von dort zu einem Block unter der Mars oder in der Nähe und von dort aus entweder zu einer Nagelbank am Mastfuß oder einer Spreizlatte über den Juffern in den Wanten.
Für die Leesegel des Rahtoppsegels gilt Ähnliches.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
@Willi Das mit dem Verbinden der Schothörner von Fockleesegel und Breitfock kommt mir entgegen, ich muss ja bei einem Buddelschiff auch immer mit berücksichtigten, wie ich das Ganze dann auch noch in der Flasche organisiere. Auf der Zeichnung schaut's aber auch so aus, als wenn von den Enden der Leesegelspieren nochmals extra Takelgut zum Bugspriet geführt werden müsste.
hanseat
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hanseat
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Die nach vorn laufenden Taue waren auf der Seitenansicht nicht erkennbar Es dürfte sich um Konterbrassen handeln. Die Takelung Deiner Schmack ist der Kuttertakelung ähnlich, da gab es ebenfalls Konterbrassen für die Rahen, d.h., die Brassen führten zur Bugsprietnock, wo eine ganze Ansammlung von Blöcken die Leinen wieder in Richtung Bug zurück führte. Meist wurden sie dort auf einer Nagelbank belegt, die den Bugspriet überbrückte und die beiden Seiten des Bugs miteinander verband.
Dass auch (Konter-)Brassen für die Leesegelspiere vorhanden sein sollen, wundert mich etwas. Meiner Meinung nach sind sie überflüssig und wären sehr schwer zu bedienen, da deren Bedienung exakt mit der der Rahbrassen synchronisiert werden muss, wenn die Spiere nicht herunter brechen soll.
Vorstellbar wären noch Topnanten für die Spiere, das aber auch nur dann, wenn keine Leesegel am Toppsegel gefahren werden.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Der Takelplan des Buddelschiffbuches ist, glaube ich, auch mit etwas Vorsicht zu genießen. Die Konterbrassen an den Leesegelspieren habe ich auch schon, obwohl als Segler völlig unerfahren, aus logischen Gründen angezweifelt. Genauso wie die Traue, die an den Außenseiten der Leesegel verlaufen sollen.
hanseat
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Die mit J in der obigen Zeichnung markierten Brassen an den Leesegelspieren sind m.E. unsinnig, ja sogar gefährlich, da sie zusätzlich zum Winddruck noch an den Leesegelbrillen zerren.
Was auch merkwürdig ist, daß sowohl die Toppnanten der der Breitfockrah mit H bezeichnet sind, als auch deren Brassen. Ich glaube auch nicht, daß es bei einem Handelsfahrzeug sowohl Brassen nach achtern, als auch (Konter)brassen zum Bugspriet gegeben hat. Auf den englischen Marinekuttern wurden die Brassen nach vorne gefahren, damit sie beim Auffiehren des sehr großen Großsegels mit seinem langen Baum im Weg waren. Bei einem Handelschiff, daß nicht das letzte an Geschwindigkeit heraushohlen muß, macht das weniger Sinn.
Man muß auch daran denken, daß so eine Smack mit sechs, höchstens acht Mann gefahren werden mußte. Um 1820 waren die Heuern schon so hoch, daß die Eigner/Reeder sich sehr wohl überlegen mußten, ob sie das Ganze Leesegelgedöns wirklich brauchten. Um diese Zeit herum wurden Schiffsporträts von solchen einmastigen Fahrzeugen mit Rahsegeln oder gar Leesegeln deutlich seltener. Ab so 1840 verschwinden die Rahsegel mit Ausnahme einer fliegend gesetzten Breitfock praktisch ganz, lediglich bei den sogen. (pommerschen) Rahschlupen hielten sie sich noch ein paar Jahre (aber in Pommern passierte alles sowieso immer später). Auch in Norwegen scheint sich die Rahtakelung noch bis zur Mitte des Jahrhunderts gehalten zu haben.
Die Großbuchstaben sollen sicherlich den Verlauf eines Fadens bezeichnen beim Buddelschiff. Aber auch da ist diese Anleitung etwas schwierig. Ich baue ja sonst auch nie nach Buch, aber fand halt diese Vorlage darin und nahm sie wegen der vier Leesegel. Ihr seht ja, dass ich dieses Schiff auch etwas abgeändert habe, die Wanten an der Marsstenge habe ich z. B. weg gelassen. Anbei übrigens die heutige künstlerische Produktion meines Lütten. Hat auch was mit Seefahrt zu tun. 😁IMG_20220926_094048.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) IMG_20220926_094009.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Eine Frage zum Verlauf der Leesegeltakelung hätte ich da noch: wo wird das innere untere Liek der Marsleesegels wohl angeschlagen? Das reicht ja unter die Rah bzw. Leesegelspiere.
Den Skizzen nach, wird es nicht direkt angeschlagen, sondern über Schot und Hals aufgespreizt. Die Hals dürfte über einen Block an der Spierennock geführt werden, die Schot könnte direkt zum Deck geführt werden Auf diese Art kann das Leesegel fliegend gesetzt und wieder weggefiert werden.
Die direkt zum Deck führende Schot des Leesegels beeinträchtigt zwar die Brassfunktion, die war unter den Bedingungen, unter denen diese Segel gefahren wurden, nur in sehr eingeschränktem Umfang nötig.
Ich muss allerdings einräumen, dass ich hier spekuliere, bzw. die Skizze interpretiere.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Ich nehme an, die Schot des dreieckigen Marsleesegels geht auf eine Nagelbank am Mast, unter der Klau des Großbaumes.
Richtig, ich hatte nicht daran gedacht, daß das eine Anleitung zum Buddelschiffbau ist, wo man natürlich die ganze Takelage vom Bugspriet her aufrichten muß. Deswegen entspricht der Verlauf nicht so ganz dem Original.
Vielen Dank erst einmal euren Überlegungen und Hinweisen! Je mehr ich an Takelage, wie auch die Schoten der Leesegel, irgendwie an den Mast bringen kann, desto besser. Müssen zwar auch dort immer noch umlenkbar sein weil, wenn die Rah senkrecht gesetzt wird für die Passage durch den Flaschenhals, natürlich die Fäden nachlassen müssen. Aber da das gesammte Rigg separat hinterher muss auf den vierfach geteilen Rumpf, bin ich bestrebt, möglichst wenige Fäden auch noch am Rumpf festmachen zu müssen.
Und noch ne Frage: meint ihr, dass ich die Smack auch noch bewaffnen könnte mit vielleicht zwei kleineren (weil ohnehin nicht mehr Platz vorhanden ist) Geschützten am Bug? Bei meinen beiden Vorlagen ist zwar nichts davon zu sehen, weil ihr aber meintet, ein Handelsschiff hätte wohl so gut wie nie so viele Leesegel gefahren wegen des Personalaufwands.
Wenn's eine Smack ist, eher wohl keine Bewaffnung, das waren ja Handelsschiffe und so lange die im Bereich der Nord- und Ostsee unterwegs waren, gab es keine Probleme mit Piraten. Gegen Piraten hätte man auch mit zwei kleinen Geschützen wenig ausrichten können, da waren die Leesegel nützlicher.
Aussichtslose Selbstverteidigung gegen Piraten war, wie man aus Erlebnisberichten der Zeit weiß, eher kontraproduktiv, da dann die Piraten die Mannschaft über die Klinge springen ließ. Im anderen Fall hatte man noch die Chance gegen Lösegeld irgendwann mal die Heimat wiederzusehen.
Noch im ersten Viertel des 19. Jh. scheinen Piraten aus Nordafrika bis in die Biskaya vorgedrungen zu sein und Jagd auf Handelsschiffe gemacht zu haben. Das Mittelmeer war sowieso bis fast zur Mitte des Jahrhunderts etwas unsicher und Piraten tauchten häufiger vor den Küsten Spaniens und Italiens auf.
Solche Smacks, so klein sie auch waren unternahmen auch Fahrten bis ins Mittelmeer (Südfrüchte, Wein) oder sogar in die Karibik (Rum, Zucker, Farbholz).