Auf Antrag von Commander Hugh Palliser genehmigt die Navy Board 1764 den Ankauf von 6 namentlich aufgeführten "Marblehead schooners or sloops".
Marblehead ist ein Fischereihafen und Schiffbauzentrum in Essex Country, Massachusetts. Schon 1721 waren hier 120 Schoner als Fischerfahrzeuge registriert, 1741 war die Anzahl auf 160 gestiegen. Die Seeleute fuhren zu den vorgelagerten fischreichen Banks. Hauptsächlich wurde Kabeljau gefangen. Getrockneter Kabeljau war lange haltbar und nahrhaft ist er auch. Von den frühen Schonern existieren keine Pläne. Auch konnten sie vor Ort nicht vermessen werden, da es in Nordamerika kein Trockendock gab. Die Marbleheadschoner folgten der englisch-bermudisch und Chesapeake Rumpfform, zeichneten sich aber zusätzlich durch Schnelligkeit, Seetüchtigkeit und geringerem Tiefgang aus. Die Fischer und Kaufleute wurden immer wieder von französischen Freibeutern belästigt. Mit ihrer kleinen Mannschaft und schwachen Bewaffnung hatten sie keine Chance zur Gegenwehr. So verbesserten die Bootsbauer die Eigenschaften dieses Schiffes: 1. Die Segler des frühen 18. Jahrhunderts hatten eine apfelförmige Bugform. Bei rascher Fahrt baut sich hier eine immer höhere Bugwelle auf und hemmt die Geschwindigkeit. Nun wird die Bugform steiler und strömungsgünstiger ausgeführt, konkave Linien erscheinen. Wichtig ist, dass der Auftrieb vorne erhalten bleibt. 2. Die Schiffe werden länger. Dadurch vermindert sich der Strömungswiderstand. "Länge läuft". 3. Sie erhalten einen Kielfall achtern. So verbessert man die Kurshaltung. 4. Das Schonerrig hat große Vorteile gegenüber der Yachttakelung. Man braucht weniger Matrosen, die kleineren Segel lassen sich schneller bedienen, rasche Kurswechsel sind möglich. 5. Handelsschoner, die in der Fahrt nach Westindien eingesetzt sind, werden mit Rahtopsegeln bestückt oder als Brigantine getakelt. Fischereischoner führen weiterhin die einfachen Schratsegel, damit sich die Fischer ganz auf den Kabeljaufang konzentrieren konnten.
Um das britische Handelsmonopol zu umgehen, verfielen die Schiffseigner und Kaufleute der Neuenglandstaaten auf Schmuggelei. Dafür waren diese schnellen Fahrzeuge gut geeignet. Die Engländer konnten mit ihren tiefgehenden Kuttern und Sloops den Marbleheadschonern nicht folgen und verwendeten ebenfalls diese Fahrzeuge. Und sie bewaffneten sie.
Bild 1 Einfacher Fischereischoner, inzwischen von der Navy übernommen und bewaffnet Bild 2 Marbleheadschoner als Brigantine getakelt. Die caboose/das Kochhaus hinter dem Fockmast zeigt , dass sie auf dem West Indian run eingesetzt war.
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
Marblehead ist der Geburtsort der US Navy. Die ersten Fahrzeuge der Revolutionsflotte waren Marbleheadschoner. Nördlich liegt Gloucester, bekannt für die prächtigen fishing schooners, auf halben Weg ist Salem. Südlich liegt Boston und noch ein Stückchen weiter ist Plymouth. Hier ging 1620 die Mayflower vor Anker. Noch an Bord unterzeichneten die Ankömmlinge einen Vertrag, der die Selbstregierung beinhaltete. Die Pilgerväter waren strenggläubige Puritaner, die eine Theokratie, einen Gottesstaat, errichten wollten. Sie werden als Pioniere der amerikanischen Kultur (Thanksgiving) angesehen und sehr viele Amerikaner bemühen sich ihren Familienstammbaum so auszurichten, dass sie dazu gehören.
Aber diese Pioniere sind mit einer "Erbsünde" behaftet! Im Winter 1691/92 kam es in Salem und der Umgegend (auch Marblehead) zu Hexenprozessen. Die Verfolgungen dauerten bis September 1692. Im Ergebnis hatte man 20 Personen gehenkt, 55 gefoltert, 150 inhaftiert und weitere 200 waren unter Verdacht mit dem Satan zu kooperieren. Das jüngste Opfer war die 4 jährige Dorcas Good. Um 1690 herrschte in der jungen Kolonie ein Gefühl der Angst und Bedrohung, Predigten der eifernden Priester über Teufel und Hexen heizten die Stimmung an, Salem war ein metaphorisches Pulverfass und das seltsame Verhalten von zwei Mädchen war das Streichholz. Die massenhysterische Stimmung wurde durch die permanente Bedrohung durch die Indianer hervorgerufen. Die Siedler waren noch ohne Schutz der britischen Armee und jede Familie hatte Mitglieder verloren. Hinzu kam der wachsende Gegensatz zwischen den konservativen puritanischen Bauern und den liberalen, auf Handel ausgerichteten Neuankömmlingen in Salem Town Das erwähnte seltsame Verhalten der Mädchen kann durch den Verzehr von eingelagertem Getreide verursacht worden sein. Möglicherweise enthielt dieser Roggen Mutterkorn, ein Pilzgewächs, das eine ähnliche Wirkung wie LSD hervorruft. Die Mädchen bezichtigten ältere, alleinstehende Frauen (Außenseiter) sie verhext zu haben. Hexerei war für diese Puritaner ein Kapitalverbrechen. Am 17.06.22 bezeichnete Expräsident Trump die Anhörungen im Untersuchungsausschuss des Kongresses als "one- sided witch hunt". Die Verfolgung von Unschuldigen geht also weiter in den USA.
Bild 1:Replik der Mayflower in Plymouth, Bild 2 Gebäude aus der Gründerzeit in Salem
Wenn schon die Puritaner nicht so als Vorbild taugen, dann vielleicht die Kolonisten in Jamestown. Hier in der Chesapeake Bucht steht nämlich die Wiege der USA. 1607 wurde hier die erste permanente europäische Siedlung errichtet. Die Siedler waren mit der "Susan Constant" gekommen. Im Winter 1609/10 herrsche dort eine schreckliche Hungersnot. Von den inzwischen 300 Ankömmlingen überlebten nur 60. George Percy, einer der Überlebenden berichtet, dass Verstorbene verzehrt wurden. 1994 fanden Ärchäologen in einer Müllgrube menschliche Knochen, die Schnittspuren aufwiesen. Die Knochen stammten von einem ca. 14 jährigen Mädchen, das offenbar der Bürgerschicht angehörte. Forensiker nehmen an, dass Gewebe von den Knochen entfernt wurde.
In Jamestown Kannibalismus, in Salem Hexenwahn - schöne Neue Welt. Bild 10 c.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)IMG_2111.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Bild 3: Replik der Susan Constant, Bild 4: Ich bin auch ein Verfolgter
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Doch, ich bins! Mit Walter verband mich schon früh die gemeinsame Freude mit dem Werkstoff Holz arbeiten zu dürfen. Später dann hat er sich für die Verbesserung der sozialen Verhältnisse der Arbeiterschaft eingesetzt. Und für die antiimperialistische Solidarität und Freundschaft. Bekannt ist noch heute sein Ausspruch vom August 1961: "Niemand hat die Absicht schnell zu fahren." 1971 wurde er von seinem politischen Ziehsohn Erich in die Wüste (Groß Dölln) geschickt. Auch ein Verfolgter. @emily.ndh
Gruß Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
Dies ist eine Zusammenfassung der Darstellung von Joseph Frese. Sie erschien in "Seafaring in Colonial Massachusetts", Volume 52 unter dem Titel "Smuggling, the Navy and the Customs Service, 1763 - 1772".
Der French and Indian War (1754 - 63) war für England eine kostspielige Angelegenheit gewesen. Um die Staatskassen wieder zu füllen, wiesen die Behörden in London die Royal Navy dazu auf, entschiedener gegen den Warenschmuggel an der Ostküste der amerikanischen Kolonien vorzugehen. Das entsprechende Gesetz von 1763 ernannte die Marinekommandanten in den nordamerikanischen Gewässern (Jamaika und Halifax Station) zusätzlich zu Zolleintreibern. Als Anreiz standen ihnen und den Schiffskommandanten die Hälfte der Prisengelder zu. Die aufgebrachten Schiffe wurden kondemniert und in größere Häfen verbracht. Hier fand eine öffentliche Gerichtsverhandlung statt. Wurde Schmuggel nachgewiesen, kam es zur Konfiszierung des Schiffes und der Ladung. Diese wurden meistbietend verkauft. Neben dem Anteil der Navy, den Gerichtskosten wurde die Staatskasse gefüllt. Die lokalen Zolleintreiber in den Häfen gingen leer aus. Sie erwirtschafteten ihr Einkommen und die Abgaben an die Krone aus Gebühren; Gebühren für Anlaufen und Liegezeiten, Gesundheitszeugnisse, Ladegebühren, Schiffszeugnisse u.a. Da sie über keine Zollkutter verfügten, waren sie daran interessiert, dass Schiffe anlaufen konnten, nicht dass sie abgefangen wurden.
Die Navy, vertreten durch Lord Colville den Kommandanten der nordamerikanischen Flotte, kaufte im Januar 1764 6 kleine Handelsschiffe auf - 4 Schoner, zwei einmastige Sloops-. Diese wurden bewaffnet und sollten Schmuggelfahrzeuge abfangen. Zu diesen bewaffneten, ehemaligen Handelsseglern gehörte die "Chaleur". Sie wurde von 1764 bis 66 hauptsächlich im Mündungsgebiet des St. Lawrence Flusses eingesetzt. Hier gab es viele französische Schmuggler, die noch Handelsbeziehungen zu den ehemaligen Kolonien pflegten. Meist kamen sie von den Inseln St. Pierre und Miquelon (1). Der Nachfolger von Lord Colville, Commodore Hood, drängte auf eine Verstärkung der Schmugglerjägerflotte und so wurde u.a. die "Sultana" (1767) erworben.
Die Bemühungen der Navy wurden von den örtlichen Zollbeamten und von der lokalen Bevölkerung bekämpft. Die ausgebooteten Zollbeamten forderten die Zuteilung von eigenen Schiffen zum Küstenschutz und zur Unterbindung des Schmuggelunwesens. Auch zogen sie ein Netzwerk von Informanten auf. So meldeten britische Konsulate in anderen Ländern, wenn ein Schiff mit einer Ladung von Zucker oder Tee auslief. Ihre Einnahmen waren inzwischen erheblich gesunken. Die Bevölkerung in den Küstenorten entwickelte eine große Abneigung gegen die übergriffige Navy. Diese Aversion wurde besonders deutlich, als die Schiffsführer - alle im Rang eines Leutnants- Mannschaften anwerben wollten. Die HMS St John, einer der neuen Schmugglerjäger, segelte nach Newport und traf dort auf aufgebrachte Kaufleute die mögliche Seeleute bedrohten und am Unterzeichnen hinderten. Die Schiffsboote der St John wurden durch die Straßen gezogen und ging vor der City Hall in Flammen auf. Auch die HMS Chaleur geriet bei der Rekrutierung in Schwierigkeiten. Ihr Kapitän, Lt. Louharne, erspähte vor New York 5 Schiffe im engen Verband. Er vermutete, dass sie Waren austauschten, um den Hafengebühren zu entgehen. So schickte er seinen Maat und ein Enterkommando zu Untersuchung los. Diese sollten auch Seeleute pressen. Unvorsichtiger Weise ging er am nächsten Tag an Land und wurde verhaftet. Der Vorwurf lautete, dass er Fischer abgegriffen hätte. Er kam dann doch wieder frei, aber auch sein Beiboot war angezündet worden. Er musste es später auf eigene Kosten ersetzen, es war ja Eigentum der Navy. Die meisten Kapitäne der britischen Schiffe vermieten in der Folgezeit einen längeren Aufenthalt in den amerikanischen Häfen, da ständig Seeleute desertierten und die Bevölkerung zunehmend feindseliger wurde. In der Zeitspanne von 1768 bis 1776 erwirtschafteten die Zollbeamten an Land 5607 pounds durch Beschlagnahmungen, die Navy hingegen 14 112 pounds, 3 x so viel.
Auch nach der Staatsgründung der USA hielten die Spannungen zwischen Küstenwache und Marine an. Die Küstenwache - damals noch revenue service genannt - unterstand dem Finanzministerium. Sie sollte Steuern eintreiben und den Schmuggel unterbinden. Dabei wurde sie auch gegen Sklavenschiffe eingesetzt, die ihre Fracht an Stränden und in Bajous absetzen wollten. Sie war eine paramilitärische Teilstreitmacht und gehört heute (seit 1915) unter dem Namen Coast Guard zum Department of Homeland Security (Heimatschutzministerium). Nur während der Weltkriege war sie Teil der Navy.
Sultana und Chaleur.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Hier sehen wir HMS Sultana und HMS Chaleur vor Cape Sable, Nova Scotia.
Gruß Jörg
PS.: Was ich wieder nicht gewusst habe: (1) Die Inseln St. Piere und Miquelon liegen vor der Südspitze Neufundlands und sind der allerletzte Rest von Neufrankreich. Entdeckt wurden sie von Portugiesen und Ilhas das Onze Mil Virgens (10 000 Jungfrauen, St. Ursula Mythos) genannt. Dann kam 1536 J. Cartier und erklärte sie zum französischen Besitz. Immer wieder wechselten sie den Besitzer, mal die Franzosen, mal die Briten. Seit 1815 gehören sie wieder zu Frankreich. Es leben da ca. 5500 Menschen, die Abwanderung ist groß. Ackerbau ist nicht möglich, der Fischfang zusammengebrochen (kanadisches Kabeljaufangverbot). Schmuggelei ist auch rückläufig. Man lebt von Zuwendungen aus der französischen Staatskasse und von der Hoffnung. Hoffnung auf Aquakulturen, Gas- / Erdölförderung und Tourismus. Ich mag da nicht hin, ist mir zu kalt, zu windig. Papageientaucher und Trottellummen mag ich auch nicht.
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