... hab ich doch kürzlich erst irgendwo gelesen...
Der Bausatz wurde von Peter @PetrOshier bereits vorgestellt. Alles, was ich über den Bausatz weiss, steht da drin. Überhaupt steht alles, was ich bislang über slawische Ladjas weiss, da drin... Ich werde also versuchen, mich vielleicht vor dem Bau noch etwas schlau zu machen.
Aber ich konnte auch die Finger aus Neugier nicht stillhalten und habe schon mal die Hilfskonstruktion, mit Hilfe derer die präzise Ausrichtung des Rumpfes erreicht wird, zusammengebaut.
Die Passgenauigkeit ist verblüffend. Die Teile haben nach dem Zusammenfügen null Spiel, es wackelt nichts und es ist vollkommen verwindungssteif. Das lässt für den Rest des Bausatzes nur Gutes erahnen...
Ja, die Leute im Osten haben sich offenbar zu wahren Meistern des Laserschneidens entwickelt. Das braucht eine Menge Versuche, bis der Laser so eingerichtet ist, daß er bei einem bestimmten Material so enge Toleranzen schneidet.
Ich kenne mich diesen Schiffen überhaupt nicht aus, fürchte aber, daß es da nicht allzuviel Material dazu gibt. Hat es entsprechende Bodenfunde gegeben? Wenn ja wo?
Grundsätzlich waren die Kriegsschiffe sehr eng mit Wikingerschiffen verwandt, da in IX-XI Jahrzehnten Russische Elite zu einem guten Teil aus Wikinger bestand, da wurden Herrscher, Kriegsherren, und Truppen eingeladen, die entweder ueber eine Zeitlang oder auch dauerhaft in Russland blieben. Die meisten Funde sind auf Handelsschiffe bezogen, es gibt z.B. den Rügen-Fund.
Peter hat ganz recht, es gibt tatsächlich wenig Informationen spezifisch zu "Ladja". Ein Artikel auf der russischsprachigen Wikipedia liefert aber durch Google Transalter immerhin einige allgemeine information. Der Begriff Ladja ist möglicherweise eine eher regionale Bezeichnung für diesen Schiffstyp, der sich dann mit der Zeit immer weiter entwickelt hat, wie "das Wikingerschiff" an sich ja auch stetig weitere Differenzierung erfahren hat. Die englische Beschriftung auf der Seite des Kartons spricht auch ganz einfach von einem "Wikingerschiff", so dass man sich wohl letztendlich daran orientieren kann oder muss.
Ein Grund für den Kauf des Bausatzes war seinerzeit das interessante und als anfängertauglich gepriesene System der Rumpfkonstruktion. Das fand ich spannend, anfängertauglich klang sehr verlockend, und so hab ich spontan nach Peters Bausatzvorstellung zugegriffen.
Die ersten Bauschritte befassen sich natürlich mit dem Rumpf. Alles ist hier ganz darauf ausgerichtet, die Spanten des Rumpfes korrekt auszurichten. Dazu ist jeder Spant mit einem Träger verbunden. Der Träger wird in die Helling gesteckt und sorgt für die exakt senkrechte Ausrichtung zum Kiel. Später werden diese dann entfernt und verworfen, so dass nur das Spantengerüst mit der Beplankung übrig bleibt.
Die Träger sind nummeriert, die Aussparungen in der Helling sind nummeriert, und außerdem sind diese unterschiedlich groß, so dass man hier nichts falsch machen kann. Bis hierhin ist der Bau auch noch symmetrisch.
Diese bleiben dann auch später erhalten und dienen der Stabilität und als Unterlage für das Deck. Die Bauanleitung sagt hier nichts bzgl Kleben oder nicht. Ich habe sie an die Spanten verklebt und war vorsichtig, keinen Leim auf die Träger zu bringen, damit es später keine Probleme bei deren Entfernen gibt.
Die beiden vorderen Spanten sind angewinkelt und habe ihre eigenen Halterungen. Dies sind entsprechend auch nur gesteckt und nicht verklebt
Bis hierhin passt auch alles perfekt zueinander, es hat ein bisschen etwas von einem 3D-Puzzle. Eine erste Passprobe mit dem Kiel zeigt, daß ein wenig Feilen hier und da angesagt ist, um die Teile gut ineinander fügen zu können.
Als nächstes steht die Beplankung an. Ein Straken der Spanten ist wohl nicht notwendig. Zum einen sind diese ja mit ihrem Träger nur an der Basis verbunden, das bedeutet, zwischen Spant und Träger ist eine kleine Lücke. Das ganze Arrangement ist in diesem Zustand entsprechend fragil. Zuviel Druck, besonders in longitudinaler Richtung, und es bricht ab. Ich weiß, wovon ich rede. Nichts, was ein Tröpfchen Leim nicht reparieren könnte, aber zu zerbrechlich, um daran herumzufeilen oder -zuschleifen.
Die Stärke der Spanten beträgt nur etwa 1mm. Durch die Klinkerbeplankung liegt jede Leiste ja auch vor allem auf der vorherigen auf, und nicht nur auf dem Spantengerüst, so das ich hier keine Probleme sehe. Oder liege ich da falsch?
Ein klinkerbeplankte Bootsschale ist im Prinzip auch ohne Spanten weitgehend formstabil. In der Praxis wäre sie aber im Seegang nicht steif genug sondern würde sich zu sehr verformen. Das hängt allerdings auch von Verhältnis der Stärke der Planken zu ihrer Breite und Länge ab. Manche kleine Boote mit dicken Planken kommen mit nur sehr wenigen Spanten aus.
Beim Original wurden die Spanten oft erst eingesetzt, nachdem die Rumpfschale schon weit fortgeschritten war. Ein Klinkerboot kann auch ganz ohne Malle (das ist Dein Gerüst) nur nach Augenmaß gebaut werden.
Beim Weiterbau darauf achten, daß kein Klebstoff auf die Malle kommt. Am besten die Mallspanten vielleicht mit einer Kerze abreiben, damit nichts kleben bleibt.
Moin Frank, ich habe die Bialy Kon in 1/48 vom gleichen Hersteller gebaut.Das Bauen war ein Genuss für mich.Die Bauteile sind perfekt auf ein an einander abgestimmt. Auch,bis auf die Holzart ,historisch richtig.So weit ich das als Laie beurteilen kann.Schade das es die Ladja nur in 1/72 gibt. Im Frühmittelalter habe die Menschen von einander gelernt und es war eine Mangelgesellschaft. Sie haben das genommen,was verfügbar war.So kamen oft ähnliche Techniken zustande.Der grösste Unterschied war wohl die Säge ,die bei den Slawen und auch Wikingern nicht zum Einsatz kamen.
Alles in allem läuft es problemlos. Die Planken passen wie erwartet perfekt, und es gibt sogar kleine Markierungen, die die korrekte Positionierung über den Spanten erleichtern.
Am Ende ist es leider doch nicht immer hundertprozentig sauber geworden, mal sehen, was ich da mit ein wenig herumfeilen vielleicht noch aufhübschen kann.
Wie man oben sieht, gibt es am distalen Ende jeder Planke eine Markierung, die wohl Plankanstöße darstellen soll. Diese ist eingelasert, was sie zu einer Sollbruchstelle macht. Ein paar Mal ist dieses Ende dann abgebrochen. An sich keine schlimme Sache, aber dann den Schwung der Planke, die ja im sich von Rumpfmitte zu Bug und Heck eine mitunter fast 90 Grad Torsion aufweist, ist dann schwierig. Hier muss dann auch noch behutsam nachgeschliffen werden.
Ich nehme an, die Planken sind als gelaserte Bauteile "brett-eben" aber ihre Kontur ist so gelasert, dass sie beim Biegen an die richtigen Stellen "fällt", oder? Kannst Du mal ein oder zwei Planken aus dem Bausatz zeigen?
Und was mir auffällt. Du zeigst diese "Plankenstoßmarkierung" dicht beim Heck / Bug? .. alle? .. Ich frage mich, ob das "mechanisch" sinnvoll wäre. Als Maschinenbauer würde ich eine Schwächung der Planken (deren Auswirkung Du ja schon schmerzlich bemerken musstest) möglichst weit über dem kompletten Rumpf verteilen, damit jeder einzelne Plankenstoß von vielen nicht unterbrochenen Planken in der Nachbarschaft unterstützt und gehalten würde. .. Dabei denke ich nicht so sehr an die Belastung der einzelne Planke - sondern mehr an die Schwächung des gesamten Rumpfes selbst. O.k. vielleicht würde ich auch die Rumpfmitte etwas aussen vorlassen, weil das Biegemoment (auf das ganze Schiff meine ich hier - im Betrieb - nicht das Biegen der Planken) in der Mitte unseres dann ja "Biegebalkens Rumpf" am höchsten ist. Aber sie alle gerade an der Stelle der größen Planken-Biegung anzuhäufen?.. Aber mit dieser Anhäufung der Stößre am Bug oder Heck, habe ich ja gerade diesen Bereich des Rumpfes gesamthaft vorgeschwächt. Gerade beim Bug, der ja durch die Wellen schneidet und jede See auffangen muss fände ich das gefährlich.
Gibt es dafür archeologische Befunde - vielleicht auch bei den Wikingerschiffen? Wie wird sowas heute bei geklinkerten Rümpfen gemacht? Wie sieht das bei den Nachbauten heute aus? Weiss das jemand?
Oder ist das Heckwasser durch das Schiff soweit beruhigt, dass die Wellen keine große Last auf das Heck ausüben? Dann natürlich wäre ein "Ansammeln" der "Schwächungen" am Heck sinnvoll..
Zwei Vermutungen (da ich ja über das Original nichts weiß):
- bei vielen wikingerzeitlichen Schiffen sind die Steven komplzierte, aus dem Vollen geschnitzte Teile; die Planken laufen nicht in eine Sponung, sondern gegen geschnitzte Plankenansätze: vielleicht sollte diese Situation dargestellt werden?
- eine andere Option wäre, daß der per Laser eingeschnittene Schlitz eine Entlastung beim Biegen darstellt; dann müßten die Planken mit dem Schlitz nach innen angebracht werden; sie brechen dann auch nicht so leicht, da die Biegespannung im ungeschnittenen Teil liegen würde.
Marcus, ich könnte schwören, ich hätte eine Planke sowohl vollständig als auch mit abgebrochenem Ende fotografiert, aber dem war wohl nicht so. Oder ich habe die Fotos wieder gelöscht...? Aber in der eingangs verlinkten Bausatzvorstellung sind die Planken auch ganz gut zu erkennen. Wie du schon sagst, sie sind in der perfekten Form und fallen beim Biegen direkt an die dafür vorgesehene Stelle.
Es soll jetzt auch nicht der Eindruck enstehen, die Enden brechen gleich ab, wenn man sie nur schief anschaut. Nur beim hantieren mit der Planke muss man halt *sehr* vorsichtig sein, damit man mit der Spitze nirgendwo anstößt oder ein wenig hängen bleibt. Was eine normale Leiste dieser Stärtke problemlos abkann, da bricht diese Planke an der gelaserten Stelle halt ab. Wer weniger tolpatschig ist als ich, der hat solche Probleme sicher gar nicht... Beim Fixieren der Leiste am Rumpf stellt die Laserung kein wirkliches Problem dar, dafür passt es alles zu gut und die Krümmung ist ja alles in allem recht sanft.
Eberhard, tatsächlich hätte ich deswegen fast die erste Planke andersrum angeklebt - die gelaserte Seite ist aber eindeutig die Außenseite. Sieht man am Holz (gute Seite, schlechte Seite) und auch auf den Fotos im Bauplan und des fertigen Modells. Auch die Positionsmarkierungen sind nur auf dieser Seite sichtbar. Wenn es geschnitzte Plankenansätze im Steven wären, würden sie wahrscheinlich eher gestaffelt verlaufen, wenn ich das richtig verstehe? Dagegen spricht, dass die Lasermarkierungen ja mal mehr oder weniger weit vorne liegen. Scheinen als tatsächlich *echte* Plankenanstöße zu sein - aber ob sie realistisch bzw. vorbildgetreu sind, vermag ich auch nicht zu sagen...
Die nun noch folgenden Planken werden überigens aus drei Teilen zusammengesetzt, quasi dem Mittelteil und den Spitzen. Hier sind die Anstöße also auf jeden Fall deutlich zu erkennen. Diesmal mache ich auch Fotos, versprochen...