Forum für historischen Schiffsmodellbau und Geschichte
»
Willkommen
»
Bausatzvorstellungen
»
Holz - Einsteiger - Falkonet Slawische Ladja aus IX-XI Jh. 1:72
Gestern kamen die neuesten Falkonetbausaetze auf Lager, und ich konnte es nicht widerstehen, mal bei dem neuestem reinzuschauen. Ich habe versucht, da aus der Sicht eines Modellbauers reinzuschauen, und nicht als Falkonet-Importeur, was wahrscheinlich schwer ist. Sollte ich zu parteiisch sein, einfach nicht weiter lesen ;)
Ladjas waren die Kriegs und Handelsschiffe, die in Russland ab den IX Jh. verwendet waren. Der Design der frühen Vertreter ist sehr an die Drakkars und andere Wikingerschiffe angelehnt, was nicht überraschend ist. Schließlich waren zu dem Zeitpunkt sehr viele Wikinger in Russland, nachdem Rurik, Askold und Dir als Fürste zum "Ordnung einbringen und regieren" eingeladen wurden. So waren die Adelsschichten durch diese eingeladenen Wikinger sehr durchgedrängt, und auch die politischen Beziehungen von Nowgorod, Kiew, und anderen Städten zu Skandinavien sehr gut, so dass der rege Handel zwischen Skandinavien, Russland und bis nach Konstantinopel herrschte. Es gab aber auch immer wieder Streitereien, Piraten, usw, daher waren auch Kriegsschiffe auf diesen Wegen zu treffen, und oft war der unterschied zwischen Handels und Kriegsschiff nicht vorhanden. Ein solches Boot hat hier Falkonet produziert.
Da ich kein Kenner dieser Epoche bin, kann ich es nicht sagen, ob es in jedem Detail stimmt, aber es sieht so aus, wie ich mir solche Schiffe von Bildern und Gravuren vorstelle.
In einem sehr stabilem Karton, der etwa so gross wie ein Din-A4 Blatt ist findet man das Modell. Auf dem Deckelbild ist das Prototyp zu sehen, es wird gleich mit Symbolen auch erklärt, dass das Boot in fertigem Zustand 200mm lang, 120mm breit, und 156mm hoch sein wird, Klinkerbeplankung hat, die Teile mit Laser geschnitten sind, Edelholz verwendet wird, und es um ein russisches Schiff handelt. Öffnet man das Karton, findet man 2 Hefte drin. In einem wird mit farbigen Fotos und Symbolen erklärt, wie man den Rumpf zusammenbaut, in dem anderem wird genauso gut mit Linienrissen die Takelung erklärt. Beide Anleitungen sind Sprachunabhängig und nur mit Bildern, was einem westlichen Modellbauer das Leben leicht macht. Russische Worte findet man nur auf der ersten Seite, wo eine Liste der notwendigen Instrumente und Materialien, Symbolerklärungen (Kleben/Nicht Kleben, usw), sowie Sicherheitshinweise dargestellt sind. Das alles ist einem normalen Modellbauer wohl bekannt.
Alle Teile sind in eine Plastikfolie ähnlich Frischhaltefolie eingewickelt, damit nichts verloren geht. Kleinteile sind in wiederverschließbaren Tüten zu finden. Alle Teile sind aus Massivholz, Sperrholz ist nicht vorhanden! Es sind Birne, Nussbaum, und mindestens 2 weitere Holzarten zu erkennen, was, glaube ich recht gut optisch zusammenpassen wird. Die Frontseite ist meistens sehr sauber geschnitten, auf der Rückseite findet man oft dunklere flecken vom Russ. Diese sollten aber normalerweise durch das leichte schleifen weggehen, tief ist nichts eingebrannt.
Der einzige Segel liegt auch dabei. Die Qualität ist sehr gut, und die meisten Modellbauer werden es auch so belassen. Die Nahte sind sauber, und alles sehr akkurat zusammengenäht.
Dann kommt der Ständer aus hellem Holz. Es ist relativ einfach gehalten, und wird von den meisten erfahrenen Leuten wohl nur als "im Bau" Ständer genutzt. Es kann aber mit etwas Aufwertung auch ganz schön gemacht werden.
Das zweite Brettchen hat den Ruder, Klampen, und weitere Kleinteile gelasert. Das Holz ist wahrscheinlich Anegri oder so ähnlich.
Das dritte Brettchen ist mit Kiel und Steven vorhanden. Es ist erstaunlich, dass man es hingekriegt hat, Lasergravur auf beiden seiten zu machen! Der Drachenkopf ist super, und wird auch so gut ausschauen. Der erfahrene Modellbauer wird es evtl noch schnitzen. Holz ist wahrscheinlich Birne.
Das vierte Brettchen hat die Teile, die unten die Spanten halten. Holz ist wohl Anegri oder so.
Das Fünfte ist mit Deckteilen versehen. Leider hat sich da ein Ast eingeschlichen, was die sonst schöne Gravur etwas kaputtmacht. Wenn man aber die Besatzung oder Fracht da platziert, ist es ok.
Dann kommt ein Blatt Karton, der eine Art von Templates bildet
Weiter findet man die 2 Symmetrische Platten, die die Beplankung haben. Es ist Birne und ist ca. 0.5mm dick. Auch die Schilder der Besatzung sind dabei.
Dann kommt eine etwas dickere Platte aus Nussbaum, die die Spanten beinhaltet. Leider ist die etwas verzogen, aber ich denke, dass es wg. durchgedachten Konstruktion nicht problematisch sein wird.
Denn die nächste Platte ist aus MDF und beinhaltet den Stapel. Es wird die Spanten und Kiel halten, und das einfache Zusammenbau ermöglichen.
Es sind 2 Konturteile für Mast und Rah dabei. Die haben schon die Gravuren am Topp, richtigen Seitenprofil, sind aber rechteckig, und müssen rund geschliffen werden. Wie einfach es geht - muss die Erfahrung zeigen.
Es sind zwei Rollen Takelgarn vorhanden, eine etwas dünnere in hellbraun, und eine dunklere in Dunkelbraun. Die beiden glänzen ziemlich stark, sonst sind die ok. Es ist nicht viel davon da, das Boot hat aber eine recht einfache Takelung.
Die letzte Tüte hat einen Teil, der aus Holz gefräst ist (evtl Mastständer?) und geschliffen werden muss, eine weitere Klampe, und Resinteile, die die Metallteile in der Mitte jedes Schildes darstellen.
Fazit:
Alles in allem sehr guter Bausatz, der auch als erstes Bausatz für Jugendliche oder Plastikmodellbauumsteiger geeignet ist, aber auch einem erfahrenen Modellbauer Spaß machen kann. Mit etwas Aufwand kann man es noch zusätzlich detaillieren (z.B. Schilde mit Griffen versehen), etwas Ladung und Figuren (man kann da Wikinger bzw Zivilisten sehr gut nutzen) dazugeben, und man hat ein echtes Hingucker. Meine Erfahrung mit der Firma sagt mir, dass es auch keine Passprobleme geben wird, und alles einfach problemlos ohne nacharbeit sitzen wird.
Vorteile: Nettes kleines Schiff Anfängertauglich Alles vorgelasert Gute Detaillierung. Einfach und schnell zu bauen Recht klein
Nachteile Rückseiten etwas verbrannt durch Laser Ast auf den Deckteilen