Das ist meine Büse von 1780 (1780 Hoekerbuis) und daneben eine Ansammlung von Schiffsfreunden - @Frank@zackermann@victory78 . Matthias hat die Büse damals segeln dürfen mit traumatischen Folgen für das Modell. Aber das nur nebenbei. Das Gefährt ist auf dem Weg der Besserung.
Der Anderthalbmaster mit Rundheck war die Endstufe dieses Schiffstyps. Heringsbüsen spielten eine große Rolle bei der Grundversorgung der niederländischen Bevölkerung. Sie segelten hoch in die Nordsee bis zu den Shetland Inseln und fingen den Fisch mit dem Treibnetz. Der Fisch wurde ausgenommen, gesalzen und in Fässer verpackt. Ein solches Schiff unternahm bis zu 4 Fangreisen pro Jahr. In der restlichen Jahreszeit diente es als Handelsschiff. Ab Hoving bescheibt in seinem Buch "17th century Dutch merchant ships" die Evolution der Heringsbüsen und unterscheidet dabei drei Typen. @Ab Hoving Die frühe Büse vor 1600 verfügte über einen Krummsteven vorne und ein Spiegelheck. Der Achtersteven war auffällig schräg ausgeführt. Bemerkenswert ist auch der Knick beim Übergang vom Boden zu Seite (Flach - Auflanger) Das Schiff hatte eine geschlossene Achterkabine mit voller Stehhöhe und wurde durch einen Kolderstock geführt. Das nur ca 18 - 20 m lange Fahrzeug verfügte über drei Masten, die ausschließlich mit Rahsegeln bestückt waren. Der Großmast war ebenfalls ein Pfahlmast und trug 2 Segel. Wie bei Heringsbüsen üblich, wurden die vorderen Masten beim Fang gezogen und an einem Rahmen abgelegt. Das Besansegel blieb angeschlagen und diente zur Kurshaltung. Um 1600 entstand mit der Fleute ein neuer Schiffstyp, die Büsen erhielten jetzt ein Rundheck, das Hennegat und den Spiegel der Fleute. Das Schiff hatte weiterhin die dreimastige Ausführung mit Rahsegeln. Später entfernte man den Fockmast, es entstand der Hooker/Hoeker (siehe oben). Am Besanmast wurde ein Gaffel- oder Saettiesegel gesetzt. Weiterhin wurden beim Fang die Rahen vom Großmast abgenommen, damit sich Erschütterungen nicht auf des Netz übertrugen. Ich will eine frühe Büse bauen. Als Vorlage dient mir der Plan von Ab Hoving. Thomas @emily.ndh hat ihn mir zugesandt. Das Modell soll wieder im Maßstab 1 : 35 entstehen und wird ein Zeitgenosse des Crompsters werden. Reizvoll finde ich die Rumpfform und die drei Masten mit Rahsegeln. Ich bin gespannt, ob ich das Gefährt zum Segeln bringe. Falls nicht, soll sich unser Matthias drum kümmern.
Lieber Alexander, auch Du hast gehörigen Anteil an der Verwirklichung dieses Projekts. Später, bei der Schiffstaufe, werde ich gebührend und ausführlich darauf eingehen können.@Foxtrott Zeichne gerade Hilfslinien. Der Bau erfolgt wieder über Kopf auf einer Helling.
Gruß Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
Inzwischen wissen wir ja, dass Ab Hoving den Plan der niederländischen Heringsbüse (1598) von J. Ploeg übernommen hat. Heute will ich auf Besonderheiten dieses Fahrzeugtyps hinweisen. Dazu schauen wir uns den Plan an. Und der Dennis schwätzt jetzt auch nicht mehr!
Das Schiff wurde mit dem Kolderstock gesteuert. Wenn ein Schiff größer war, konnte man es nicht mehr bequem mit der Pinne auf Kurs halten. Der Besanmast ist auf dem Hauptdeck verankert. Groß- und der Fockmast stehen aber nur auf dem Deck. Mir scheint, dass sie jeweils in einem Köcher stecken. Diese beiden Masten wurden beim Fischen um- und an einem Rahmen, bzw in Halterungen abgelegt. So lag das Schiff ruhiger, das Treibnetz ruckte nicht und die Fische wurden nicht verschreckt. Das Besansegel musste bleiben um die Richtung vorzugeben. Das zweite Bild ist aus dem Buch von Herrn Hoving und zeigt ein Modell mit den umgelegten Masten. Dieses Fahrzeug ist aber aus der Zeit nach 1600 und hat schon das Heck einer Fleute.
Noch eine Besonderheit ist das Fehlen eines Bratspills. Im Bugbereich steht eine Ankerbeting zum Vertäuen der Ankerkabel, das Kabel wurde aber mit dem Drehspill eingeholt. Dazu benutzte man das Kabelar. Der Drehspill war die wichtigste Hilfe um das schwere Hanfnetz einzuholen. Bis ins 19. Jh. hatten Fischtrawler häufig keine eigene Ankerwinde. Schließlich waren Ankermanöver bei Fischereifahrzeugen auch recht selten.
Nein, Dennis, ich erkläre das jetzt nicht noch mal!
Gruß Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
In diesem Zusammenhang dürft Ihr einen Blick auf die HF "Niederelbe" werfen. Sie ist ein rückgebauter KFK (V 1226). Der Anker lehnt vorn an der Bordwand, eine Ankerwinde gibt es nicht. Auch hier hat die Netzwinde bei Bedarf den Anker eingeholt. Das Fahrzeug verfügt ebenfalls noch über das Treibersegel am Besanmast. Als Kriegsfahrzeug stand die Winde hinter dem ursprünglich kleineren Deckshaus und wurde beim Minenräumen eingesetzt. Der Fischkutter ist hier im Zustand von 1955 und vermutlich in Hamburg. Wir sehen im Hintergrund eine Sakralfigur von St. Michaelis. Die HF "Niederelbe" wurde später eine Freizeitjacht und befand sich bis ca. 2010 im Museumshafen Övelgönne. Sie war dann so rott, dass man sie an Land holte und abbrach. Immerhin hat die Fichtenholzbeplankung über 60 Jahre standgehalten. Im Museumshafen ist aber noch die "Freddy" anzutreffen. Das Schiff war ebenfalls ein KFK und ist inzwischen als Galeasse hergerichtet. Bei Burmeister in Bremen angefangen, war sie bei Kriegsende unfertig auf den Helgen liegengeblieben. Ein britischer Ölmanager ließ sie als Stagsegelketch ferigstellen. Der Name hatte mich neugierig gemacht. Der gitarrenschlagende Barde Freddy Quinn sang ja viel über die Einsamkeit eines Seemanns, ist aber ein Wiener. Der war auch mal Besitzer eines zur Motoryacht umgebauten KFKs gewesen. Das war jedoch der UJ 307.
100_2363.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Gruß Jörg
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Wie wir bereits aus dem Proseminar wissen, wurden bei den Bussen des 16. und 17. Jahrhunderts der Fock- und Großmast beim Fischen umgelegt. Es ist mir nach intensiven Studien gelungen, den Plan mit der Umlegetechnik zu entschlüsseln. Hinter dem jeweiligen Mast war eine viereckige Platte auf das Deck aufgesetzt. An diese Platte war ein Scharnier geschmiedet, das hinten mit dem Mast verbunden war. Vorn am Mast befand sich ein Winkeleisen, um beim Stehen den Mast zusätzlich zu sichern (rote Markierungen). Wenn man die Fanggründe erreichte, wurde zunächst der Großmast zurückgelegt. Er ruhte dann an einem Rahmen, der auf dem Achterdeck stand (grüne Linie). Der Winkel war so ausgeführt, dass die Reling des Achterdecks nicht beschädigt wurde und so, dass der Drehspill mit den Spaken zugänglich war. Die viereckige Platte mit dem Scharnier war beim Großmast etwas schräg gesetzt, sodass dieser Mast neben dem Besanmast niedergelegt wurde. Der Fockmast konnte erst anschließend umgelegt werden, da seine Platte gerade gesetzt war. Die Pumpen wurden nicht beeinträchtigt, da sie seitlich versetzt waren. Bei einem Standmodell kann man diese Technik deutlich werden lassen, meine Drehmasten sind dafür nicht geeignet. Immerhin habe ich die Rahmen, an denen die umgelegten Masten mit den abgenommenen Rahen ruhten, aufgestellt. Auch die Grätings sind ziemlich fertig. Auf der Unterseite habe ich wieder schwarz gestrichene Sperrholzplatten geklebt, damit mir kein Wasser ins Boot läuft. Die Masten haben ihre Hülsen bekommen.
Heute habe ich die Rahen gedrechselt und angebracht. Mehr werden es nicht. Auch auf den Bugspriet hat man verzichtet. Es ist mir schon länger aufgefallen, dass man bei Fischereifahrzeugen das Rig gewöhnlich einfach gehalten hat. Die Mannschaft konzentrierte sich auf den Fischfang. Man hatte keine Eile, denn die Fische waren gesalzen und in Fässer verpackt. Eine Ausnahme bildete der Gloucester fishing schooner. Diesen hatte man zu einem sehr schnellen Fahrzeug entwickelt. Für den ersten Fang der Saison gab es hohe Preise und fangfrischer Kabeljau oder Heilbutt waren willkommen. Die Konkurrenz mit den Schonern aus Boston war groß.
Das letze Bild zeigt meine hydrostatische Prüfanlage mit Gitterwerk. Ein Reiher ist nämlich in aller Frühe über unsere Goldfische hergefallen. Einen hat er nicht erwischt. Nun habe ich wieder aufgestockt.
Gruß Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
Sieht schon mal sehr interessant aus, der schwimmende Kleiderschrank. Du und der Reiher. Ihr werdet keine Freunde mehr. Den Platz für den Teich könntest du auch sinnvoller nutzen.... Bau Kartoffeln an, oder Puffbohnen. Wenn der Teich wirklich an dir hängt, schaff dir große Fische an.... einen Blaubarsch oder Piranhas. Dein Reiher hätte die hellste Freude. Er wäre nur am Reihern.
Ich wusste gar nicht, dass du in dem nüchternen Tümpel Fische hast. Keine Pflanzen, keine Sumpfzone, flaches Gewässer ohneSchatten....Vielleicht war es für die armen Kreaturen eine Erlösung.
Uwe vom Dunkelwald (lat.: Miriquidi)
Mitglied des Phantomprojektes Recherche: Fleute Zeehaen Kiellegung: Golden Hinde Fertiggestellt: Die Kolumbusflotte
Ich habe ein neues Buch. Ja, wieder über Schiffe. "The Heyday of Sail, the merchant sailing ship 1650-1830" R. Gardiner, London (Conway Maritime Press), 1995. A. Hoving hat bei der Erstellung mitgewirkt.
Dieser Stich von Reinier Nooms zeigt die Heringsfischerei durch Büsen. Fock- und Großmast sind niedergelegt, damit das Schiff ruhig liegt. Das Besansegel gibt die Richtung vor (Trawl). Gerade wird beim ersten Schiff das Netz eingeholt. Bei meinem Modell habe ich die Stellagen ausgeführt, auf denen die Masten ruhten. Die Masten hatten Scharniere direkt über dem Deck. Dazu auch Beitrag 6 weiter oben. Die oben dargestellten Heringsbüsen sind aus jüngerer Zeit, ihre Heckform entspricht den Fleuten.
Gruß Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
Die beiden Masten wurden umgelegt, damit die Fleet (Netz) durch den hinteren Treibermast stramm am Schiff hing. Man wollte vermeiden, dass die Fleet einen Schlingerkurs vollzog. Während des Fangs fuhren die Büsen rückwärts.
Die Masten wurden umgelegt, damit das Schiff ruhiger lag. Erschütterungen, die der Wind an den Rahen verursachte, übertrugen sich auf das Netz und verscheuchten die Fische. So hat es A. Hoving beschrieben.
Bei späteren Büsen wurden dann nur noch die Rahen abgenommen, der Mast selbst blieb stehen. Zur Vereinfachung verwendete man einen Pfahlmast.
Das zweite Bild zeigt 2 jüngere Heringsbüsen mit abgenommenen Rahen. Quelle: Heyday of Sail, S. 135 Die Fischereifahrzeuge werden durch ein formidables Kriegsschiff geschützt.
Gruß Jörg
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