Bauschritt 11/12 und ein bißchen von 12/12- Takelage Teil 6 Wir wollen hier mit der Betrachtung eines Planausschnitts beginnen.
Was sagt uns dieser? Blicken wir zunächst auf das Baumfestmachergedönse zur linken, wohl Großschot genannt. Es gibt noch ein anderes Bildchen, welches den Aufbau zeigt. Was aber leider nicht gezeigt wird ist, wohin das freie Ende hinter der Schanzwand verschwindet. Ich habe mich hier am Packungsbildchen bzw. 1:20-Modell orientiert und jenes Ende am Baum entlang ein Stück nach vorn geführt und dort an einen Haken gehängt bzw. an diesem befestigt. Nachdem ich diesen am Baum befestigt hatte. Bevor wir uns diesem näher zuwenden, drehen wir die Augen nach rechts und betrachten die Anbringung der Fahnenstange am Ruder. Die Stange verschwindet hinter dem Ruder und das war es. Auch hier konnte ich mir wieder Anregungen vom 1:20-Modell einholen. Dort wird die Stange durch eine Öse und dann in eine Bohrung des Ruders geführt. So habe ich dies auch gemacht. Zunächst ist aber erwähnenswert, daß ich die Umwicklung des Festseils an den Blöcken bei den verbleibenden Einheiten noch einmal deutlich optimieren konnte. Und zwar so, daß ich nun wirklich zufrieden damit bin. Geholfen hat mir dabei eine „dritte und vierte Hand“. Die hatte ich schon vor über drei Jahrzehnten erworben und nun fiel mir ein, daß sie auch hier nützlich sein könnte. Ich nenne sie meinen „stummen Diener“ und da mir Höflichkeit und Respekt sehr wichtig sind, habe ich ihm erst einmal beigebracht, sich zu verbeugen. Danach hält er die Böcke so gut, daß ich das Seil sehr schön und gleichmäßig umwickeln kann.
Die Flaggen wollte ich auf jeden Fall halbwegs vorbildgerecht an Zugseilen befestigen. Dafür mußte ich verschiedene Ösen anfertigen, welche dann auf die Fahnenstange, zur Seilführung ans Ruder und auf die Mastspitze montiert wurden.
Der Flaggenstoff ist eigentlich gar kein Stoff, sondern ein sehr festes, steifes Kunststoffgewebe. Um das irgendwie in Form zu bringen, habe ich es mit der „verdünnter Weißleim“-Methode versucht. Das hat nur bedingt funktioniert. Aber die Flaggen hängen nun fast so, wie ich es wollte. Die Luv soll nämlich gedanklich auf der Backbord-Seite bzw. achtern sein, was später für die Segelausrichtung wichtig ist.
So, Catalinchen ist nun bis auf die Besatzung und die Segel, nebst dem dazugehörigen laufenden Gut, fertig. Was mich gewundert hat, ist der Herzchenwimpel am Besandirk (ich glaube, der Strick heißt so). Zwar kaschiert dieser wunderbar meine beiden Implantatsknötchen. Aber warum die Herzchen? Wurde das Ding am Kronfolgerzeugungstag gesetzt? Oder was soll er vermitteln? Ach ja, mit auf dem vorletzten Bild auch wieder Käpt’n Eincent, lässig ans Steuerrad gelehnt. Wie unser Ortsbürgermeister im Gemeindeblatt drängt er sich bei jeder Gelegenheit mit auf das Foto, breit über alle Backen grinsend.
Viele Grüße Gunnar
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Besten Dank, Jan! Die kreative Lösung stammt ja von Hrn. Dusek bzw. von der Person, die das Schiffchen auf dem Packungsbild gebastelt hat. Das mit dem Hackblock ist interessant, aber den wollte man wohl nicht in 1:64 nachbilden.
Viele Grüße Gunnar
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Wie schon an anderer Stelle im Forum erwähnt, bin ich kein Freund von Geisterschiffen. Bei Modellen ohne gesetzte Segel sollten, je nach Schiffsgröße, wenigstens 1-3 Männeken als Bordwache zu sehen sein, bei voll betakelten und besegelten Schiffen entsprechend mehr.
Ich kenne die Mannschaftsollstärke für ein Schiffchen wie der „Catalina“ nicht. Mit meiner bescheidenen Seglererfahrung wären aber 3 wackere Helden sicherlich ausreichend, das Boot über Wasser in Fahrt zu halten. Deswegen habe ich mich auf diese Anzahl beschränkt. Der Rest liegt leider gerade mit akutem Skorbut-Befall unter Deck. Im Maßstab 1:64 ist die Auswahl an käuflichen Figuren, die auf ein historisches Segelschiffmodell passen würden, sehr übersichtlich. Aus China kann man sehr viel beziehen, aber diese haben nur moderne Vorbilder. So hatte ich nur jenes Set, welches über Krick angeboten wird, und ein Set von Steingraeber, welches ich günstig in der E-Bucht ersteigern konnte, verfügbar. Aus letzterem habe ich mir dann drei Männeken herausgesucht. Die passen zwar sowohl frisur- als auch modemäßig auch nicht mehr auf ein Boot um 1900. Und ich hatte mir schon überlegt, ihnen z.B. die Zylinderhüte vom Schädel zu feilen. Aber am Rosenmontag traf ich die Entscheidung, sie so zu belassen. Holländer sind doch immer für ein Späßchen aufgelegt und so haben sich die drei eben historisch herausgeputzt. Die Zylinder sind zwar unpraktisch, aber todschick!
Die Gußteile wurden verputzt, grundiert und dann bemalt. Die Farbgebung folgt ebenfalls keinem historischen Vorbild, sondern meinem Geschmacksempfinden. Beim Bemalen half meine Erfahrung aus der Einfärbung vieler H0-Figuren für die Modellbahn. Und da kommt 1:64 einem ggü. 1:87 schon entgegen.
Und so steht nun Käpt’n Piet am Ruder, stolz auf seine silberne Kapitänsbinde. Diese wird allerdings, einem südfriesischem Seemannsbrauch folgend, nicht um den Oberarm, sondern um den Hut getragen. Matrose Ruben macht gerade Pause und dreht Däumchen. Der Eindruck bei Matrose Hendrik täuscht allerdings: er macht sich nicht gerade an die Ankerwinde. Leider hat er die falsche Berufsauswahl getroffen und wird sich gleich über die Bordwand hängen. Schade um das leckere Frühstück! Netter Weise hat er die Windrichtung bedacht.
So, nun kommen als nächstes und letztes die Segel an die Reihe!
Viele Grüße Gunnar
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Nun, es hat ja nur ziemlich genau ein halbes Jahr gedauert, bis ich mich an die Segel machen konnte. Was ich mal angefangen habe, bringe ich in den meisten Fällen auch zu Ende. Auch, wenn diverse andere Projekte mich von „Catalinchen“ ablenkten.
Für die Segel gibt es ein Stück Stoff. Das Gratisholzbrettchen russischer Herkunft ist gar nicht gratis, sondern kommt nun zu Einsatz. Selbst die Segeleinwickelfolie wird benötigt. Wenn das mal nicht nachhaltig ist! Gemäß Anleitung soll man die Konturen vom Plan per Kohlepapier (!) auf den Stoff übertragen. Wo bekommt man denn heute noch Kohlepapier? Egal, es geht auch ohne. Vor dem Durchpausen habe ich aber erst einmal Alterungsversuche gestartet, damit das nicht ganz so anti-septisch aussieht. Das war gar nicht so einfach, weil der Stoff offensichtlich aus Kunstfasern besteht, der die Farbe nur widerwillig annimmt. Alle Gegenwehr war vergeblich – das Ergebnis überzeugt mich.
Die durchgepausten, aber noch nicht ausgeschnittenen Segel werden auf das Brettchen gepinnt, dazwischen die Folie. Dann werden „Randschnüre“ mit wasserverdünntem Holzleim als Saum aufgeklebt. Mein Gemisch war zu dünn (es sollte ursprünglich zum Fixieren von Gleisbauschotter dienen), ich habe dann unverdünnten, wasserfesten Holzleim verwendet. Das führt zu einigen speckigen Glanzstellen, die sich aber mit Mattlack überdecken lassen. Die Anleitung sagt nichts darüber aus, ob die Saumschnüre ein- oder beidseitig aufgeklebt werden sollen. Beidseitig hätte für mich zu sehr nach Nähdeckchen ausgesehen, deshalb habe ich es bei einseitig belassen. Die Randschnüre ließ ich, da wo sinnvoll, wesentlich länger überstehen. Damit dienen sie gleichzeitig als Zugseil. Ist der Kleber getrocknet, können die Segel exakt ausgeschnitten werden. Dabei ist zu beachten, daß die Zunge aus dem Mundwinkel herausgestreckt wird. Das hat schon im Kindergarten zu passablen Ergebnissen verholfen. Nach dem Schneiden werden noch Nahtimitate mit einem schwarzen Faserstift aufgebracht. Leider habe ich, im Gegensatz zum Besansegel (heißt dies in diesem Fall auch so?), bei den Schratsegeln vergessen, das auch beidseitig zu tun. Das fiel mir erst auf, als ich sie schon gesetzt hatte. Es fiel mir auf, weil es bescheuert aussah. Die Segel wollte ich aber nicht mehr herunterpopeln, deshalb mußte ich die Linien quasi freihändig aufbringen, was nicht optimal war. Sie überdecken sich nun nicht überall, was aber nur bei starkem Gegenlicht sichtbar wird.
Das Setzen der Segel war eher unspektakulär, etwas fisselig. Ich habe mich, soweit es ging, an die Anleitung gehalten. Teilweise läßt diese aber auch Details im Nebel verschwinden. Mir völlig unbegreiflich ist, wie das Besansegel gerefft werden soll. Offenbar kann die Gaffel (heißt diese in diesem Fall auch so?) herabgelassen werden. Dann müßte sich diese aber nur über ihre Gabel am Mast abstützen und beim Auf- und Abbewegen an diesem entlangschrubbeln. Und was passiert dann mit der Besan-Mast-Wickelschnur? Egal, ich werde da nichts mehr reffen, die Besatzung ist dann eben dazu verdammt, für alle Ewigkeit über die Weltmeere umeinanderzugeistern.
Blöder Weise hing die Gaffel und damit das Besansegel zu tief, aber das ließ sich (be-)heben. Hier und da mußte ich noch die Spannung einiger Seile korrigieren, aber dann war alles fein. Diese Holzmodelle sind dann doch um einiges robuster als z.B. solche aus Plastik. Ach ja, die Luv wechselte zwischenzeitlich auf steuerbord.
Viele Grüße Gunnar
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Das Schiffchen ist für mich in seiner Gesamtwirkung stimmig und ansehnlich. Ich habe sehr viel gelernt und konnte Erfahrungen aufbauen. Trotz der Übersichtlichkeit des Bausatzes war der Zeitbedarf für mich etwas überraschend. Sicherlich konnte ich mit meinem Bau bzw. meinem Baubericht einen wesentlichen Beitrag zur Steigerung des Selbstbewußtseins aller anderen Forenteilnehmer beitragen. Da ist nichts perfekt – aaaber - ich hatte ein gigantisches Preis-Spaßverhältnis. Das ließe sich nur noch z.B. von Naturkino übertreffen.
Insofern liegt schon das Folgeprojekt für diese Kategorie bereit. Das ist die „Mayflower“, und zwar als „Graupner“-Bausatz aus den 70/80iger Jahren (weil auch 1:64). Auch dies ist ein (Balsa-) Vollholzrumpfmodell. Allerdings will ich den Rumpf einfach beplanken, um auch damit weitere Erfahrungen zu sammeln. Ob es dazu einen Baubericht geben wird, weiß ich noch nicht (der Aufwand ist nicht unerheblich). Auch, wann dieses Projekt gestartet werden kann, ist völlig offen. Und auch dieses soll nicht das letzte werden. Hoffentlich werde ich ziemlich alt.
Ende
Viele Grüße Gunnar
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