Die Datierung ist eine interessante Frage, die gar nicht mal so leicht zu beantworten ist. Nur ein Gedanke: Es gibt ja die Meinung, dass solche Modelle Vorschläge für die Admiralität sein könnten, bevor das Schiff gebaut wurde. 1664 begann man mit der Planung und dem Bau der neuen Schiffe für den 2. Englischen Krieg. Dann wäre dieses Modell in diesem Jahr entstanden. Die größten sollten ja 155 Fuß lang sein. Wenn das Modell so ein 155er im Maßstab 1:16,5 ist, würde das zumindest mal passen. 1:16,5 ist ja "kanonisch", so wie 1:11 oder 1:22. Aber: Natürlich wird der Gedanke einer solchen Modellproduktion zu Vorschlagszwecken auch von manchen abgelehnt, z.B. von Ab Hoving. Der professionelle Stolz der Schiffbauergilde hätte so etwas verhindert. Alles in allem ist es aber ganz klar ein Modell aus der Mitte der 1660er Jahre. 1680 ist schon zu spät. Das oberste Hackbord war da nicht mehr so massig und in den Raum greifend. Außerdem sieht man sofort die Ähnlichkeit mit dem Hackbord der Akerboom 1664 und der Reigerbergen 1665. Die gleichen Motive mit den Delphinen ganz außen und den Löwen innen und in der Mitte der Jupiter (oder Engel?) auf dem Adler.
Akerboom. Das Hackbord sticht noch ordentlich in die Luft so wie beim Genter. Das tut es 1680 nicht mehr. Die dann gebauten Schiffe verarbeiten schon die Erfahrungen der drei englischen Kriege. Das Heck wird niedriger und breiter. Hollandia 1682. Beachtet besonders die Krümmung der unteren Barkhölzer. Geht schon deutlich runter. S (1113).gif - Bild entfernt (keine Rechte) S (790).gif - Bild entfernt (keine Rechte)
Die höher angelegten Rüsten sind für mich eher Beleg dafür, dass das Gent Modell später anzusetzen sein müsste als das Hohenzollernmodell. Aber auch diese Diskussion hatten wir hier schon mal.
Kürzlich hab ich doch die Worden von 1665 hier eingestellt, Rüsten oben (ein Beispiel von etlichen). Seit 1663 gibt´s das schon in Nordholland (z.B. bei der De Spiegel, Waasdorp; beide von 63). Richtig, diese Diskussion ist nicht mehr nötig.
Natürlich nicht. Aber kurz vor 1680 ist für mich Schluss. Für die 70er Jahre gibt es so gut wie keine Bildbelege. Ist ja auch kaum was großes mehr gebaut worden, soweit wir wissen.
Das ist das Modell das auch im Buch Heinrich Winters erwähnt wird:
"...Das nächste in der Größenordnung ist das genannte Genter Modell mit 2,60 m über Steven. Der Rumpf zeigt viele Übereinstimmungen mit unserem Modell - er gehört offenbar der gleichen Zeit an -, die Takelung ist etwa ein Jahrhundert jünger. Leider wird diese Stilzerrissenheit noch dadurch verschlimmert, daß der Rumpf schwarz gemalt ist und zwei weiß Pfortengänge erhalten hat, einen davon sogar für das Schanzkleid, was meines Wissen einzig dasteht. Auf diese Weise liegen drei Jahrhunderte im Widerstreit miteinander..."
Zitat von ara im Beitrag #18...Außerdem sieht man sofort die Ähnlichkeit mit dem Hackbord der Akerboom 1664 und der Reigerbergen 1665. Die gleichen Motive mit den Delphinen ganz außen und den Löwen innen und in der Mitte der Jupiter (oder Engel?) auf dem Adler.
Warum dann nicht gleich die Steenbergen von 1671. Da stimmen Details des Heckspiegels auch mit dem Gent Modell überein und ebenfalls die Lage der Rüsten.
Zitat von ara im Beitrag #18Aber: Natürlich wird der Gedanke einer solchen Modellproduktion zu Vorschlagszwecken auch von manchen abgelehnt, z.B. von Ab Hoving. Der professionelle Stolz der Schiffbauergilde hätte so etwas verhindert.
Ich bin kein besonderer Spezialist für Niederländischen Schiffbau nach 1650, aber da die Niederländer in dieser Zeit vermutlich ihre bis dahin gepflegte Methode (Shell first, ohne Plan, nach Proportionsregeln) aufgaben und sich mehr am Englischen orientierten, könnte es doch sein, daß sie auch die englische Gepflogenheit der Herstellung von Admiralitätsmodellen übernommen haben. Schiffbauerstolz paßt eigentlich eher zur alten Methode. (Das war jetzt mehr als Frage gedacht).
Dafür würde für den Bau der Modelle einfach zu viel Zeit vergehen. Das einzige Modell das ich kenne dessen Bauzeit dokumentiert ist, ist das der Balchen-Victory (1737). Hierfür haben mehrere Modellbauer mehr als vier Jahre benötigt. Ich arbeite an meiner Kopie des Hohenzollernmodells nahezu sechs Jahre. Gut - ich mache es weitgehend alleine und ich hatte vorher nur mäßig Erfahrung. Aber ich halte es für unwahrscheinlich, dass Modelle wie das Gent Modell oder auch das Hohenzollernmodell selbst von erfahrenen Handwerkern in wenigen Wochen oder Monaten gebaut werden können um die Admiralität von den bevorstehenden Entwurf zu überzeugen.
Ich denke, man muss auch die Arbeitsmethoden der damaligen Schiffbauer im Auge behalten. Die Kriegsschiffe der Zeit wurden in der Regel innerhalb von wenigen Monaten nach Auftragsvergabe fertig gestellt. Wobei es sich hier nur um den Rumpf handelte. Alles was mit der Ausrüstung der Schiffe zu tun hatte, unterlag einem anderen Procedere. Wir haben/hatten es mit Menschen zu tun, die genau wussten, was sie wollten. Nebenbei gab es in den niederländischen Admiralitäten Fachleute, die genaue Vorstellungen von dem hatten, was die Schiffbauer umsetzten. Da waren sogenannte Werftmodelle eher ungeeignet. In England hatte das sicher eine andere Tradition. Die wenigen Schiffsmodelle, die in den Niederlanden erhalten geblieben sind, wurden meist für bestimmte Zwecke gebaut. Von der Wiliam Rex ist ja bekannt, dass das Modell für die Admiralität Zeeland gebaut wurde. Die Größe (Länge) des Modells hing mit der zur Verfügung stehenden Länge der Wand zusammen. Das Modell wurde also nicht im Maßstab X gefertigt, sondern nach dem zur Verfügung stehenden Raum.