Das Folgende ist quasi als Beifang zu meiner Recherche zur 18-Pfünder Fregatte Venus entstanden und vielleicht interessiert so ein kleiner Überblick ja den ein oder anderen auch, in der gängigen Fachliteratur findet man ja relativ wenig dazu. Und bevors auf meiner Festplatte Staub ansetzt...:P
Thema sind, wie im Titel schon angegeben, die schweren Fregatten der skandinavischen Länder, also 18- und 24-Pfünder Fregatten. Dabei werd ich nicht nur auf die tatsächlich gebauten Kreuzer eingehen, sondern auch auf 'bloße' Entwürfe, wie die Kaperer in af Chapman´s ANM, die ja ebenfalls Einblicke in die lokale Entwicklungsgeschichte dieses Schiffstyps geben können.
Tablecorrected.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Dimensionen (Länge/Breite/Raumtiefe) und Bewaffnung (C=Karronade / O=Obusier / S=Kurze Variante) laut Plan sind in Fuß bzw. Pfund des Herkunftlandes angegeben. Zur besseren Vergleichbarkeit habe ich diese in feet und pounds konvertiert, oder, falls vorhanden, Angaben verwendet, die in britischem Besitz enstanden sind. Bei der Raumtiefe ist anzumerken, dass das britische "depth in hold" vom Kiel bis zum ersten durchgehenden Deck gemessen wurde, das dänische und schwedische Äquivalent vom Kiel bis zum Batteriedeck. Die amerikanischen, britischen und französischen Schiffe sollen zum Vergleich mit "Tiefwassermarinen" dienen. Die Dienstzeit bezieht sich nur auf das Herkunftsland (Außnahme: Illerim).
Und diese Geschichte beginnt schon sehr früh, mit der schwedischen Illerim/Pommern von 1716:
Ursprünglich als Linienschiff geplant, wurde die Illerim noch während der Bauphase zu einem schweren Kreuzer. Dieser Ursprung lässt sich noch schön im sehr vollen Unterwasserschiff auf dem Spantenriss erkennen. Die Kuhl scheint durchgehend bestückt, dementsprechend sollte sie, bis auf eine Reihe Luken in der Schiffsmitte, vollständig beplankt sein.
In den frühen 1740er fand dann ein Umbau statt und das Schiff wirkt danach schon ein bischen konventioneller :P Die Poop finden wir so bei späteren Entwürfen auch wieder, etwa auf dem für eine 18-Pfünder Fregatte von einem gewissen Kapitän Kirby aus den 1750er, dem Kaperer in der ANM (Tafel XXXI) und natürlich der Bellona-Klasse von af Chapman.
Damit wären wir schon bei den beiden Rissen in der Architectura:
In Dänemark lag das Thema 18-Pfünder Fregatte dagegen ein bischen länger auf Eis, es dauerte bis in die 1770er, bis man es wieder zaghaft aufnahm. Erst nur als nicht gebauter Entwurf von Krabbe, dann in Form der Disco und Pommern:
Disco und Pommern waren übrigens keine reinen Kriegsschiffe, sondern waren primär als Fernhandelsfahrer gedacht, die jedoch im Ernstfall als schwere Kreuzer in Dienst gestellt werden konnten.
Auf der anderen Seite der Ostsee entwickelte Chapman seine Ideen, die er in der ANM aufzeigte, konsequent weiter und das Ergebnis waren die zehn Schiffe der Bellona-Klasse:
Die Ähnlichkeit in den Dimensionen zur später folgenden 24-Pfünder Fregatte af Chapman legt die Vermutung nahe, dass die Bellonas, trotz der auf dem Plan erwähnten 18-Pfünder, von Anfang an für die schwereren Geschütze ausgelegt waren.
Harris vertritt in seinem Buch über af Chapman übrigens die Ansicht, dass es sich bei dem kolorierten Entwurf der Venus um einen 'as built' Plan handelt. Dies halte ich für abwegig, da die Dimensionen einfach nicht zur Bellona-Klasse passen und die beiden Spantenrisse zu unterschiedlich sind.
Der französische Einfluss auf den dänischen Schiffsbau bis in die frühen 1790er lässt sich auf diesem Riss zur Havfruen-Klasse von Stibolt gut erkennen.
Mit der Ernennung Hohlenbergs zum dänischen fabrikmester 1797 erfolgte dann der Bruch mit dieser fast 80 Jahre langen Tradition in der Formgebung, hier als Beispiele die Rota und die geringfügig größere Perlen, beide mit 24-Pfündern in der Batterie.
af Chpaman.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) (Atlas du Genie Maritime)
Zum Vergleich, der letzte gebaute Entwurf af Chapmans, ebenso mit 24ern bewaffnet und nach ihm benannt.
Hab die Tabelle nochmal ausgetauscht, da hatten sich beim copypaste ein paar Fehler eingeschlichen, die ich korrigiert hab. Und eigentlich wollt ich zu ein paar Schiffen, besonders zu den Bellonas, ein paar Worte mehr schreiben, aber dazu hatt ich gestern keine Lust mehr :P Vielleicht die Tage, wenn ich Zeit hab :)
Die Schärenfregatten hatten auch schön viel Riemen und genügend Auswahl bei der Größe gäbs auch. Das aber nur so mal nebenbei...:P
Hab nochmal den Harris zwecks Infos zur den Bellonas aufgeschlagen, wobei mir wieder mal die Längen- und Gewichtsangaben zu den 'Leichtkanonen' für die Fregatten und die 64er aufgefallen sind. Ich weis jetzt nicht, ob ich dazu hier im Forum schon mal was geschrieben hab, also mach ichs an dieser Stelle:
Die Angaben sind mit Vorsicht zu genießen :P
Harris hat wohl den - sehr verständlichen - Fehler begangen, die Angaben in skeppspund mit dem Faktor 170 in Kilogramm zu konvertieren. Das ist richtig, solange sich das Gewicht nicht auf Eisen bezieht. Dann gilt 1 skeppund stapelstadsvikt = 136 kg
Für die 36-Pfünder gilt also 21 4/10 * 136kg = 2910,4 kg (Harris: 3638 kg), Rohrlänge 9 Fuß, 2,72 m (Harris: 4.5 m) Für die 24-Pfünder 15 1/2 * 136kg = 2108 kg (Harris: 2720 kg), Rohrlänge 6 1/3 Fuß, 1,88 m (Harris: 4,8 m) Für die 18-Pfünder ? Für die 12-Pfünder 6 * 136kg = 816 kg (Harris: 1360kg), Rohrlänge 7 Fuß, 2,08 m (Harris: 4,8 m)
Harris hat wohl diesen Entwurf von Aschling als Basis für seine Berechnungen genommen, die 21 4/10 skeppspund für den 36er mal 170 entsprechen genau der Angabe von ihm: 3638. 36 24 12 pound Aschling.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Vergleicht man diese Gewichte mit denen für britische Geschütze vergleichbaren Kalibers, kann man diese mit den neuen Längen-/Gewichtsangaben besser einordnen.
32-Pfünder, 10' (3,05 m), 58 cwt (2964 kg) 24-Pfünder, 10', (3,05m), 52 cwt (2642 kg) 24-Pfünder (Gover), 6' 6'' (1,98 m), 33 cwt (1675 kg) 18-Pfünder, 9' 6'' (2,9 m), 41 cwt (2083 kg)
Auch Harris' Vorschlag, das riksdaler/pound sterling Verhältnis mit 50:1 aus dem Jahr 1771 zu Vergleichszwecken zu nehmen, ist meiner Meinung nach problematisch. Die 41000 riksdaler, die eine voll ausgerüstete Bellona kosten sollte, wären demnach 810 £, ein extrem geringer Betrag. Besser geeignet wäre 3.85 / 1, 41000 riksdaler entsprächen demnach 10578 £, immer noch recht wenig, aber weitaus realistischer. So kostete eine etwas kleinere Fregatte der britischen Minerva-Klasse, die im gleichen Zeitraum gebaut wurde, 'coppered and fitted' ungefähr 22000 £.
Frage an die, die der langue française mächtiger sind als meine Wenigkeit: Venus description.png - Bild entfernt (keine Rechte) Die Angaben sind kein großes Problem, nur der letzte Absatz bereitet mir Schwierigkeiten. Den würd ich mit meinem Schulfranzösisch so übersetzen:
Diese Fregatte hebt sich durch ihre Geschwindigkeit (unter Segeln) und ihre Stabilität hervor und gereicht ihrem Erbauer, monsieur Chapman, sehr zur Ehre. [...] diese Fregatte ist, im Bezug auf ihren Verwendungszweck, perfekt entworfen worden.
Das mit dem 'dans la vue ou' versteh ich mal so gar nicht, 'dans la vie' kenn ich, aber des?
AF CHAPMAN diente bis 1854 sollte verkauft werden nach Gran Colombia, nicht akzeptiert, da die geplante Expedition gegen Kuba wurde anuliert. Angeboten zur verkauf in New York Sollte übernommen werden als argentinische CONGRESO am Ende verkauft an Portugal als RAINHA DE PORTUGAL Im 1854 verkauft und abgebrochen.
Andreas von Mach
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Im Karskrona hat man eine Fregatte 1819 für Egypten gebaut unten als verbrannt von griechischen "Fire ships " im 1825
Andreas von Mach
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