Obwohl ich annehme, dass jeder weiss wie ein Schwert aussieht, möchte ich doch etwas näher auf dieses Thema eingehen, da es doch in der Entwicklung bis zum 17.Jahrhundert grosse Veränderungen, vor allem bei den Gefässen gab und auch unterschiedliche Schwerttypen, vom normalen Schwert über den Zweihänder, den Anderthalbhänder und das Reiterschwert. ich beziehe mich dabei auf rein millitärische Waffen und lasse Richtschwerter, sowie Zeremonien oder prestige Schwerter ausser Acht. Das Schwert ist auch insofern interessant, da sich daraus der Degen und das Rapier entwickelt haben. Ab der Zeit der Kelten, Römer, Germanen, Normannen, Wickinger usw. spielte das Schwert vor allem bei den Nahkämpfen eine entscheidende Rolle. Nicht nur bei den Landschlachten, sonder auch bei den Seekämpfen, da nach dem Einsatz der Fernwaffen - wie Bogen und Armbrust, in weiterer Folge den Feuerwaffen - das Schwert, der Degen oder der Entrersäbel, beim Entern eines Schiffes übert Sieg oder Niederlage entschied.
Ein Schwert besteht aus der Klinge, der Parierstange, dem Griffstück ( Hilze) und dem Knauf.
Die Klinge: Die Klinge selbst wird in drei Sektionen unterteilt - in die Stärke, die an der Parierstange beginnt und bis zum Mittelteil der Klinge reicht - der Mitte - und der Schwäche, von der Mitte bis zur Klingenspitze. Die Proportionen dieser drei Sektionen bestimmen ob das Schwert zum Stich, zum Hieb und Stich, oder eher mehr zum Hieb ausgelegt ist. Je leichter die Klingenspitze ist, umso präzieser lässt sich das Schwert beim Stich führen. Ein gut ausgewogenes Schwert eignet sich mit einer etwas längeren und schlankeren Spitze Spitze, sowohl zum Stich wie auch zum Hieb. Ein Schwert mit schwerer und kurzer Klingenspitze ist zum Hieb wesentlich besser geeignet als zum Stich. Ein Schwert mit sehr langer und dünner Spitze wird als Stosschwert bezeichnet und eignet sich vor allem für den Stich. Schwertklingen unterschieden sich nicht nur durch die Form der Klinge sondern je nach Zweck auch im Profil. Es gab Klingen mit grundetem Profil meist mit einer Kehlung, Klingen mit vierkantigem Profil mit Mitterlgrat und Klingen mit Kehlung und Mittelgrat. Meist, aber nicht immer befinden die Namen der Schwertfeger und ihre Marken, die die Qualität der Waffe bezeugen auf den Klingen. An der gehärteten Klinge ist die weiche Angel angeschmiedet, die durch die Parierstange, das Griffstück und den Kauf geht und am Ende am Knauf vernietet ist, wodurch alle Teile fest miteinander verbunden sind.
Die Parierstange: Die Parierstange diente als Schutz für die Hand, da sie eine generische Klinge die an der eigenen Klinge abglitt hinderte die Schwerthand zu verletzen. Ursprünglich war die Parierstange gerade und bildete mit Klinge und Griff ein Kreuz. Im Laufe der Zeit und sicher auch aus Erfahrungswerten in Kämpfen, wurden die Enden der Parierstange nach unten gekrümmt, oder seitlich nach links uind rechts verdreht. Die Enden der Parierstange zeigten dann auch der Mode entsprechende Verzierungen, die meist mit dem Knauf harmonierten. Da die Kämpfer im Verlauf der Zeit bestrebt waren ihren Körper nicht nur mehr mit einem Kettenhemd zu schützen, sonder Harnische die den Oberkörper und die Schenkel schützten trugen, verlor der Hieb immer mehr an Bedeutung und der Stich wurde immer wichtiger. Um einen genauen Stich in die vom Harnisch ungeschützten Körperstellen zu erreichen legte man den Zeigefinger über die Parierstange an die Klinge. Trotz der Kettenhandschuhe kam es immer wieder zu Verletzungen am Zeigefinger. So wurde zum Schutz des Fingers und der Hand ein Fingerbügel und ein Parierring an der Parierstange angeschmiedet. In der weiteren Folge wurde ein zweiter Fingerbügel und ein zweiter Pariering angeschmiedet um die Schwerthand noch besser zu schützen. Nun waren die Schwerter mit einem Gefäss ausgerüstet das fgast dem eines Degens entsprach. Der einzige Unterschied zum Degengefgäss war das fehlen eines Griffbügels der die Knöchel der Schwerthand schützte.
Das Griffstück: Das Griffstück war aus Holz gefertigt und mit Leder oder Rochenhaut überzogen. Je nach Zeitraum und Verwendung war die Form und Länge des Griffstückes dem Zweck des Schwertes angepasst.
Der Knauf: Der Knauf war in erster Linie da um das Gewicht der Klinge auszubalanzieren und um beim Hieb das Abrutschen der Hand vom Schwertgriff zu verhindern. Zweitens um Parierstange, Griff und Klinge zu verbinden. Die Form des Knaufes änderte sich mit Zeit und Mode. Zur Zeit der Kreuzritter war er meist Scheibenförmig, danach konnte er kugelig, tonnenförmig, oder auch achteckig konisch sein. Eine zusätzliche Erneuerung war die Einführung eines Vernietknäufchens. Dieser Teil wurde zusätzlich am Ende des Knaufes angebracht um die Angel zu vernieten.
Wissenswert ist vielleicht auch noch die Länge und das Gewicht solcher Schwerter. Die Länge eines normalen Schwertes richtete sich nach dem Zweck und betrug vom Knauf bis zur Klingenspitze ca 100cm - 110cm Das Gewicht war meist ca 1,20 Kg
Die folgenden Bilder sollen die Entwicklung vom Kreuzgefäss bis zum vollendeten Gefäss mit Fingerbügeln und Parierbügel zeigen und erklären.
In der Fortsetzung werde ich dann auf Zweihänder und Anterthalbhänder eingehen. Grüsse Willi
schifferlbauer
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so im Detail habe ich mich bis jetzt noch nie mit Schwertern beschäftigt, von daher danke ich dir für die Vorstellung - das hat doch meinen Horizont in dieser Hinsicht erheblich erweitert :o)
"Ich gibs so gut / als ichs errang / Drumb ist mir vor keim Momo bang. Wer bessers waist / und kans erweisen / Der gebs herfür: Ich will ihn preisen." (Joseph Furttenbach 1591-1667)
Diese Schwerter wurden vor allem bei der Kavallerie verwendet. Die Bezeichnung Eineinhalb Hand bezieht auf die Handhabung des Schwertes. Es war noch leicht genug, 1,2 Kg - 2,5 Kg, um mit einer Hand vom Pferd aus auf den Gegner einzuschlagen und im Fusskampf konnte dann das Schwert auch mit zwei Händen geführt werden, da man die zweite Hand über den letzten Teil des Griffstückes und den Knauf legte, um beim Hieb mehr Wucht zu erzeugen. Die Klingen waren länger als die der normalen Schwerter und waren sowohl für den Hieb als auch für den Stich ausgelegt. Durch die problematischen politischen Verhältnisse zu Venedig und den bevorstehenden kriegerischen Auseinandersetzungen mit Venedig - Uskoken Krieg - entstand um 1580, beeinflusst von den venezianischen Schiavona -Schwertern, von der Steiermark ausgehend das Korbgefäss bei den süddeutschen eineinhalb Hand Schwertern.
Die folgenden Bilder sollen die Gefässentwicklung bei den Eineinhalb Hand Schwertern Zeigen. In weiteren Bildern wird die Führung des Schwertes mit einer Hand und zwei Händen gezeigt sowie der Vergleich mit einer Schiavona
schifferlbauer
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Fortsetzung Schwerter zu eineinhalb Hand Das Führen des Schwertes und das Korbgefäss einer Schiavona
Die Abmessungen und das Gewicht meines Schwertes zu eineinhalb Hand Gesamtlänge 1228 mm, Klingenlänge ab Parierstange 1043 mm, Klingenbreite 39 mm, Klingenstärke 6,2mm, Parierstangenbreite 235 mm, Gewicht 1,61 kg
schifferlbauer
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Diese überlangen Schwerter konnten durch ihre Länge und ihr Gewicht nur mit zwei Händen geführt werden.
Nachweislich vorhanden waren sie bereits ab dem 13. Jahrhundert.
Die klassischen Zweihänder, wie wir sie kennen, wurden aber hauptsächlich erst von den Landsknechten ab dem Beginn des 16. Jahrhunderts verwendet. Diese Landsknechte, die reine Söldner waren und von Kaiser Maximilian I. Habsburg als Gegenpart zu den Schweizer Söldnern, die vor allem in den italienischen Kriegen meist für Frankreich kämpften, ins Leben gerufen wurden, standen als Doppelsöldner(da sie doppelten Sold erhielten ) in der ersten Linie der Fusstruppen. Ihre Aufgabe war es - entweder durch die gegnerischen, bis zu 5m langen, Piken eine Gasse zuschlagen,- oder die Pferde der anreitenden Kavallerie zu stoppen. Das kampfgerechte Führen ( Handhabung eines Schweres ) war durch die Länge und des Gewichtes eines Zweihänders nicht einfach. Darum wurden nur Landsknechte, die den Nachweis der Handhabung durch eine Fechtschule erbringen konnten, als Doppelsöldner aufgenommen. Der überlange Griff ermöglichte unterschiedliche, je nach Bedarf gerichtete, Griffstellungen, um die Wucht beim Hieb richtig einzusetzen. Die zusätzlich an der Fehlschärfe angeschmiedeten Parierhaken, gaben dem Landsknecht auch die Möglichkeit im Nahkampf die Länge des Schwertes dadurch zu verkürzen, dass er das Schwert mit einer Hand am Knauf und der anderen an der Fehlschärfe vor der Parierstange fassen konnte, um das Schwert besser führen zu können. Wie bei den normalen Schwerten gab es auch bei den Zweihändern unterschiedliche Gefässformen. ich denke es reicht aber vorerst nur den klassischen deutschen Typ vorzustellen. Die kampftauglichen Zweihänder hatten meist eine Länge über alles von 160cm -170 cm und ein Gewicht von 3-4 kg.
Durch den steigenden Einsatz der wesentlich verbesserten Feuerwaffen verloren diese Schwerter immer mehr an Bedeutung und wurden um 1600 fast nur mehr bei den Torwachen millitärisch eingesetzt.
Als Präsentationswaffen bekamn sie eine Länge von bis zu 190 cm uind ihr Gewicht konnte bis zu 6kg betragen. Diese Zweihänder wurden dann unmittelbar vor hohen Adeligen vorangetragen um ihre Macht zu demonstrieren und waren ca. bis zum Ende des 17. Jahrhunderts im Gebrauch.
Die folgenden Fotos zeigen euch einen klassischen Zweihänder aus meiner Sammlung und die unterschiedliche Führung so eines Schwertes.
Die Abmessungen und das Gewicht meines Zweihänders. Gesamtlänge 1620 mm, Klingenlänge inkusive Fehlschärfe 1175 mm, schneidige Klinge 935 mm, Klingenbreite 50 mm Klingenstärke an der Parierstange 8 mm, Klingenstärke in der Mitte 4 mm, an der Spitze 1,5 mm, Breite der Parierstangen 422 mm, Breite der Parierhaken 220 mm, Gewicht 3,32 Kg
schifferlbauer
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immer wieder schön und hochinteressant. Danke fürs zeigen. Jetzt kann ich wieder mal einen historischen Roman lesen, und kapier was gemeint ist, wenn auf ein Schwert eingegangen wird (oder sagen wir so, ich weiß wo es steht).
"Ich gibs so gut / als ichs errang / Drumb ist mir vor keim Momo bang. Wer bessers waist / und kans erweisen / Der gebs herfür: Ich will ihn preisen." (Joseph Furttenbach 1591-1667)
"Ich gibs so gut / als ichs errang / Drumb ist mir vor keim Momo bang. Wer bessers waist / und kans erweisen / Der gebs herfür: Ich will ihn preisen." (Joseph Furttenbach 1591-1667)
Wunderbarer Thread. Dieses Forum ist eine echte Fundgrube. Wenn es interessiert kann ich, bei Gelegenheit auch mal was zu prähistorischen, antiken und vormittelalterlichen Waffen schreiben. Das ist für die meisten Schiffsbauer hier zwar nicht so ganz zentrales Thema, aber vielleicht baut ja doch mal jemand ein römisches Schiff oder so. Die römischen Flussschiffe aus Mainz wären ja auch mal was ...
wir laufen nicht weg :o) - schön, dass die weiteren Waffen auch noch thematisiert werden :o)
Grüße Marcel
Genau, wir sind geduldig.
Eine tolle Sammlung hast du, Willi. Besonders der Zweihänder. Gibt es für das Sammeln solcher historischen Waffen eigentlich gesetzliche Einschränkungen?
hi nicht zu den antiken Waffen, sondern zum ersten Beitrag und der Parierstange möchte ich noch hinzufügen das die Krümmung auch wichtig ist zum Hebeln, mit einer graden Parierstange lassen sich viele Entwaffnungen nur schwerer bewerkstelligen als mit einer gekrümmten. selbst das Abflachen zum Ende der Stange hin reicht schon aus, um die gegnerische Klinge einzuhaken und damit einen Hebel sicherer durchführen zu können. Hebel benutzt man zum, wie schon gesagt entwaffnen, oder aber zum Übergang in den Infight, wo dann auch gern der Knauf eine Rolle spielt.
Viele der Formen lassen sich gut bei Talhofer ableiten, oder anderen aus dieser Zeit, die ja unter anderen Gerichtskämpfer waren, und somit nicht immer tödlich kämpften. Das Schwert entwickelte sich halt immer weiter :) und der Nutzen spiegelt sich meist in der Form der Klinge und der Pariere wieder, wie ja auch schon geschrieben wurde.
die oft gesehenen Spitzen an Parier und Knauf kann man sehr gut benutzen um den Gegner zu verletzen, so hat man auch wieder eine weitere Möglichkeit seine Waffe effektiv einzusetzen. grad wenn jemand mit einer kürzeren Klinge die längere unterwandert, helfen diese kleinen Dinge enorm weiter.
Schwerter sind schon recht durchdachte Waffen, Ich bin immer wieder erstaunt was und wofür welcher Teil einer Klinge noch so alles eingesetzt werden konnte. Auch wurden sie ja immer weiter den Gegebenheiten des Landes und der Kämpfe angepasst. Einzig jap. Klingen sind über die Jahrhunderte nur unwesentlich verändert worden. wobei auch bei diesen der Mongolensturm eine Veränderung herbeiführte - man machte die Klingen robuster um die Rüstungen der Gegner durchdringen zu können.
ok das mal als kleiner Einschub hier. hoffe bald gibt es weitere Fotos :) die sind echt klasse!!