Die Alexander von Humboldt ist nun im wahren Sinne des Wortes ein Flaschenschiff, da sie von einem „Getränke“-Abfüller als Werbematerial verwendet wurde. Sollte dieses Modell vollendet werden, wird die Rekordzeit der Lissi auf jeden Fall überboten werden, weil ich den Rumpf deutlich vor deren Beginn gemacht habe. Über die Wahl Lexi I oder Lexi II gab es nie einen Zweifel, da die Alexander von Humboldt II da überhaupt noch nicht auch nur in Erwägung gezogen war. Ich wurde durch die eigenwillige Form des Rumpfes, eines Rudimentes der Funktion des Schiffes als Feuerschiff vor dem Umbau zu Bark, inspiriert sowie durch die schöne Farbkombination.
Der Rumpf war eine Herausforderung, nicht vorrangig wegen des Deckssprungs und der in der Draufsicht gekrümmten Bordwände (bei der Lissi gerade und parallel). In der hinteren Schiffshälfte ist im weißen Bereich je eine große Aussparung, quasi ein großes Fenster einer „Loggia“ vor dem geschlossenen schmalen Mittelgang mitschiffs. Im Original wurde hier durchgehend ein Deck – bzw. aus sicht der Loggia eine Decke – zwischen Mittelaufbau und Poop eingezogen. Außer vorne an der Back bildet der weiße, obere, Bereich des Rumpfes gegenüber dem dunkelgrünen durchgehend einen Winkel, der am Heck viel deutlicher ausgeprägt ist als an den Seiten.
Dies alles wollte ich darstellen. Ich habe den Rumpf aus dem Vollen heraus geholt. Nur das achtere Deckshaus und den Erker vor dem Haupttrakt habe ich getrennt gemacht. Die erwähnte leichte bis starke Schräge des weißen Bereiches habe ich derart von Hand mit der Feile gemacht, dass in der Draufsicht tatsächlich ein symmetrischer, zum Heck hin breiter werdender umlaufender Streifen entstanden ist.
Zu erwähnen ist auch der leichte Unterschied der Farbgebung im Gebälk des Riggs: Die – einteiligen – Masten und das Bugspriet sind ockerfarben, die Rahen, die beiden Gaffeln und der Baum dagegen oliv. Das dürfte produktionsbedingt sein, da diese Teile wohl entsprechend von unterschiedlichen Herstellern stammen. Das finde ich reizvoll und das wollte ich so auch darstellen, zumal diese Farben gut miteinander sowie mit dem Grün der Segel harmonieren.
Die beiden berahten Masten haben außerdem je zwei Marsen bzw. Salingen und damit Mittel- und Oberwanten. Eine Besonderheit bei diesem Schiff ist das Auspuffrohr, das man kurzerhand besegelt hat und es somit eine Nebenfunktion als (Besan-) Mast hat. Das wird tatsächlich durch ein kleines Loch oben im sich nicht verjüngenden Mast angedeutet. Und nein, das Loch geht nicht durch den ganzen Mast und der Maschinenraum ist auch nicht hohl.
Jetzt stellt sich die Frage, warum ich den Bau unterbrochen habe. Nun, er war schon viel weiter, es waren schon das Deck komplett gestaltet, die Masten samt Rahen und pipapo gesetzt und diese auch fertig verstagt. Nur die Hauptwanten und die Brassen fehlten eigentlich noch. Da geschah das Unglück: Bei einer nötig gewordenen Nachbohrung im Rigg verhedderte sich der Bohrer und nahm einiges an Tauwerk mit. Wie es dann kam, dass auch Masten, Spieren, Davits, das Radar, das Steuerrad, die Kompasssäule, die Treppen, die komplette Reling und die Stampfstage zum Teufel gingen, ist nicht mehr bis ins Detail rekonstruierbar. Die Rettungsinseln wurden indes gerettet, nebst fünf Rahen.
Jedenfalls will ich das endlich wiederherstellen, aber besser als vorher, weil ich jetzt bei der Gelegenheit auch die Treppenniedergänge am Oberdeck heraushole und nicht nur das Geländer drumrum mache wie vorher. Die kommunizieren dann mit den seitlichen Aussparungen, die bisher nur angedeutet waren und bis zu dem Mittelgang unter Deck herausgeholt und am Schanzkleid auch etwas vertieft werden sollen. Zudem will ich natürlich für die Reling gleich weißen Draht verwenden und nicht mehr streichen müssen. Und die Treppeen mache ich nicht mehr als schräge Holzbretter, sondern mit zwei Drähten ohne Sprossen, wie bei der Lissi. Wirkt filigraner. Das Drama soll sich also gelohnt haben.
Ich fahre nächste Woche für drei Tage an die Nordsee und wollte das hier unbedingt vorher noch begonnen haben. Das Modell ist mit Bugspriet 14 cm lang und ab Wasserlinie ca. 7,5 cm hoch, der Maßstab ist daher ca. 1:447. Die fehlenden Rahen sind soweit rekonstruiert. Die beiden beschrifteten Segel werden neu gemacht, da diese hier nicht wie die anderen Segel aus dem grünen Papier sind, sondern auf weißes Papier gedruckt wurden. Das mache ich mit Reibebuchstaben auf dem grünen Originalpapier neu.
denn wünsche ich Dir mal viel Glück bei der Alex I, wie sie von Seeleuten genannt wird. Ich habe sie (vgl. ALEXANDER von HUMBOLDT) ja bereits als mein zweites "richtiges" Buddelschiff nach der SCHULSCHIFF DEUTSCHLAND eingebuddelt, aber auf solche Feinheiten wie den schwarzen Punkt im Besanmast - da ebenfalls Schornstein - verzichtet. Bei der Alex II. finde ich übrigens dieses Bauteil zu plump, weshalb ich insgesamt die Alex I. auch als das schönere Schiff ansehe. Liegt jetzt übrigens in meiner Heimatstadt Bremen, wo ich morgen wieder mal hinfahre!
ich finde deine Beschreibung zum Bau deiner Alex 1 sehr aufschlussreich, das dir beim bohren im Rigg das Malleur passiert, schade um die zusätzliche Arbeit. Im fertigen Rigg sollte man nur per Handdrillbohrer arbeiten, ich kann schlau reden. Bin gespannt auf das fertige Modell.
Gruß Willy
"Le Superbe" 1785 1:50 "Soerlandet" in der Flasche Bark "Weser" Segelschiffmodellbau in der Flasche
Matthias, ja, deinen AvH-Bericht kenne ich natürlich! Das mit dem Loch im Besanmast ist natürlich nicht unbedingt notwendig, das erfordert der Buddelschiffmaßstab keineswegs, das ist sozusagen ein Jux, da das praktisch keine Schwierigkeit macht. Zwei Millimeter reingebohrt und gut. Aber der Besanmast ist dadurch in der Tat ziemlich plump, der ist wirklich ein zylinderförmiges Rohr, das nach oben nicht dünner wird, das wirkt sich empfindlich auf die Ästhetik aus. Das ist bei AvH I und bei AvH II gleich.
Willy, kein Problem, wie gesagt, es wird ja alles besser! Und ich bin auch gespannt...!