Angaben und Quellen zum Schiff und zum Modell: Alles (genauer: das Wenige) was ich über die Fregatte Berlin weiß, stammt aus dem Kapitel „Fregatte Berlin 1674“ von Hans Szymanski aus dem Buch „Risse von Schiffen des 16. und 17. Jahrhunderts“, Verlag Delius Klasing (derzeit nur antiquarisch erhältlich) und die diesem Buch beiliegenden Pläne der Rekonstruktion des Schiffes von Horst Höckel, das sind Linienriss, Seitenansicht, Draufsicht, Vorder – und Heckansicht, Längsschnitt und Querschnitt
Abmessungen: Länge: 80 Fuß – 22,65 m Breite: 22 Fuß – 6,23 m Bewaffnung: 10 Vierpfünder, 2 Dreipfünder und 3 Zweipfünder Kanonen Szymanski schreibt, dass Höckel bei seiner Rekonstruktion zu etwas anderen Abmessungen kommt.
Im Buch sind keine Quellen genannt, aus denen die genannten Angaben stammen.
Auf einem Gemälde von Lieve Pietersz Verschuir – 1684 das die Flotte des Churfürsten Friedrich Wilhelm zeigt, ist die „Berlin“ schräg von hinten (sehr klein im Hintergrund) zu sehen. Das Original des Gemäldes hängt meines Wissens in einem Museum in Berlin. In Wikipedia ist das Gemälde auch abgebildet und wird auf Grund des Alters der Abbildung als "public domain" bezeichnet. Ich habe in diesem Bild die Fregatte Berlin rot eingerahmt:
Ob die „Berlin“ im Original des Gemäldes so deutlich zu sehen ist, dass man Details (z. B. die Verzierungen am Heck, die beiden Kriegerstatuen etc.) erkennen kann, weiß ich nicht. Ich denke aber, dass ein Schiff, das genau wie die Rekonstruktion ausgesehen hätte in einem holländischen Hafen um 1670 bis 80 nicht als ungewöhnlich aufgefallen wäre.
Weitere Quellen oder Angaben zum Original habe ich nirgends gefunden, alle Modellbaukästen oder Pläne der Berlin, die ich bisher gesehen habe, scheinen auf der Rekonstruktion von Rolf Höckel zu beruhen. Diese wiederum beruht offensichtlich auf einem zeitgenössischen Plan einer holländischen Pinass (Schifffahrtsmuseum Amsterdam) den Höckel auf die Abmessungen der Berlin umgearbeitet hat.
Das Schiff ist eine 1674 in Seeland (Niederlande) auf Rechnung des Organisators der Brandenburgischen Marine Benjamin Raule gebaute Pinasse und wurde von diesem an den Churfürsten Friedrich Wilhelm verchartert. 1676 bis 1678 wurde das Schiff in der Ostsee gegen Schweden eingesetzt, 1679 haben 6 brandenburgisch e Kriegsschiffe, darunter die Berlin in der Nordsee mehrere hamburgische Handelsschiffe aufgebracht, 1680 eroberten 5 Fregatten, darunter wieder die „Berlin“, das spanische Kriegsschiff „Carolus Secundus“ (50 Kanonen), anschließend bis 1681wurde die „Berlin“ mit einigen anderen Schiffen in Westindien eingesetzt, wo drei spanische Schiffe gekapert wurden. 1687 segelte die „Berlin“ als Schiff der „Brandenburgisch Afrikanischen Kompanie“ nach Westafrika, vor der Küste von Guinea wurde sie im Januar 1688 von der Niederländisch-Westindischen
Zum Modell:
Das Modell ist im Stil der englischen Navyboard Modelle gebaut. Die Spanten bestehen aus Bodenwrangen und Auflangern, der Rumpf ist unter den Berghölzern unbeplankt, die Decks bestehen aus Deckbalken, Carlines und Ledges (soweit ich weiß auf Deutsch Schlingen und Grieten – im Hinblick auf die Fachausdrücke habe ich fast nur englische Literatur) und sind nur teilweise beplankt, so dass man in das Schiffsinnere sehen kann.
Länge des Modells: ca. 450 mm von der Galionsfigur bis zum Hackboard. Maßstab: 1: 64 bzw. 3/16 Zoll zu 1 Fuß
Material: Birnenholz, Ahorn für die grün eingefärbte Klinkerbeplankung, für die blau gefärbte Beplankung des Heckspiegels sowie für ein Teil der eingefärbten Schnitzereien.
Der Bau des Spantengerüstes: Zuerst eine kurze Erklärung über den Baustil der (englischen) Navy Board Modelle.
Die Eigenheit dieses Baustils ist, dass die Modelle die Spanten in einer stilisierten Bauform zeigt (manche Fachleute glauben auch dass ursprünglich die Schiffe wirklich so gebaut wurden), später als die Bauweise der Spanten sich geändert hat (abwechselnd Doppelspanten, dazwischen Füllspanten), hat man diesen Baustil bei Modellen jedoch bis ca Mitte des 18.Jahrhunderts beibehalten.
Das folgende Bild zeigt den typischen Aufbau der Spanten eines Navy Board Modells bestehend aus Bodenwrange (Floor), 1. Auflanger (first futtock) und 2. Auflanger (second futtock) so wie ich mein Modell der Berlin ausgeführt habe.
Links der Haupstspant (in diesem Fall meine Rekonstruktion HMS Resolution), in der Mitte die Seitenansicht des Spants, rechts die einzelnen Teile (rot markiert wo die Auflanger jeweils enden. In Bild 4 das gleiche aus Holz.
Es gab verschiedene Varianten die Spanten von Navy Board Modellen darzustellen, die alle hier zu beschreiben ginge aber weit über diesen Baubericht hinaus. Wen das interessiert, dem empfehle ich das Buch Navy Board Ship Moidels 1650 – 1750 von John Franklin.
Unterhalb der Berghölzer waren diese Modelle unbeplankt. Die Decks waren in allen originalgetreu in allen Einzelheiten gebaut, das heißt Deckbalken, Carlings, Ledges, Knie etc., aber ebenfalls nur teilweise beplankt.
Der Linienriß zeigt nur 13 Spanten, darum musste ich als erstes die Form der dazwischen liegenden Spantern ermitteln.
Das wäre natürlich zeichnerisch möglich, war mir aber zu viel Arbeit.
Ich habe mir daher einen anderen Weg ausgedacht und dazu ein Halbmodell gebaut. Jeden (halben) Spant habe ich mehrfach aus Sperrholz (gleiche Dicke wie die geplanten endgültigen Spanten aus Birnenholz) ausgesägt und mit den gleichgroßen Halbspanten die Zwischenräume bis zum nächsten Spant ausgefüllt Die Halbspanten habe vom Bug bis zum Heck laufend durch nummeriert, an 2 Stellen durchbohrt, mit Rubber Cement aneinander geklebt und mittels zweier Gewindestangen zusammengespannt. (Rubber Cement ist eigentlich für Papier und nicht für Holz gedacht, damit verklebte Teile lassen sich leicht wieder auseinander nehmen). Damit ergab sich ein stufiger Rumpf, so wie ich es auch beim Bau meiner Golden Hind im Forum Modellboard beschrieben habe: http://www.modellboard.net/index.php?topic=18678.0
Diesen stufigen Halbrumpf habe ich dann in die richtige Form geschliffen und wieder auseinander genommen. Damit hatte ich für die Form jedesn einzelnen Spants meines beabsichtigten Dockyard Modells eine Schablone (darum das vorher erwähnte Durchnummerieren derHalbspanten). Den stufigen Rumpf hatte ich leider nicht fotografiert (damals habe ich noch nicht an Bauberichte gedacht). Die Halbspanten hab ich noch und habe sie hier noch einmal für ein Bild zusammengesetzt, zur Verdeutlichung habe ich einige Spanten dunkel eingefärbt.
Das nächste Bild zeigt die Herstellung einiger Spanten:
Klasse, Deinen außergewöhnlichen Bau noch einmal von vorne zu genießen.
Gruß Christian
in der Werft: Cutter Alert, 1777, HM Sloop Fly, 1776 - 1:36 auf dem Zeichenbrett: Cutter Alert, 1777, HM Sloop Fly, 1776, HM Fireship Comet, 1783, HM Boomb Vessel Aetna, 1777
Pause: HMS Triton, 1771 - 1:48
"Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen." "Habe keine Angst vor der Perfektion - Du wirst sie nie erreichen" Salvador Dali
"Ich gibs so gut / als ichs errang / Drumb ist mir vor keim Momo bang. Wer bessers waist / und kans erweisen / Der gebs herfür: Ich will ihn preisen." (Joseph Furttenbach 1591-1667)
Zur Herstellung der Spanten: Nachdem mein Modell sehr klein ist, habe ich dazu eine Methode gewählt, die zwar Holz verschwendet aber dafür Arbeit einspart. Bei jedem der Doppelspanten liegen die Floors und die 2. Auflanger in einer Ebene und sind durch die 1. Auflanger und Toptimber in einer 2. Ebene überlappt. Ich habe dazu jeweils die erste Ebene als ganzes ausgesägt (A in den Bildern) und bei den Punkten 1 und 2 etwas eingeschnitten. Als nächstes habe ich Holzteile wie in C dargestellt darauf geleimt, diese Teile ergeben dann die ersten Auflanger und die Toptimber.
Im schraffierten Teil (nur links dargestellt) darf kein Leim aufgetragen werden. Nach Aussägen der Außenkontur der ersten Auflanger u. Toptimber und der Innenkontur (beide Lagen gemeinsam) fällt der Teil zwischen den Einschnitten 1 und 2 heraus und als Ergebnis haben wir den Doppelspant D. Ich habe bei der Spantherstellung die Auflanger alle bis zu einer Referenzhöhe verlängert. Beim Ausschneiden des inneren Teiles habe ich oben in Querrichtung ein Stück Holz stehen lassen (im Bild grün eingefärbt), dessen Oberkante mit der Referenzhöhe übereinstimmt. Auf diesen Querhölzern habe ich mit Bleistift die Mittellinie eingezeichnet (im Bild rot markiert)
Die oberen und untern Enden der verschiedenen Spantteile (von unten nach oben) verlaufen entlang von Linien, die ich hier im Spantriss farbig eingetragen habe.
Diese Linien wurden für die Navyboardmodelle offenbar beliebig bzw. so angenommen, dass die Enden der Spantteile eine schöne Kurve ergaben (u. U. wurde die Kurve auch durch Anlegen einer Straklatte ermittelt).
Bei der Anfertigung bzw. Zusammenbau von Steven, Kiel und Binnensteven habe ich an der Innenseite des Binnenstevens den im nächsten Bild grün gefärbten Teil stehen lassen, dessen Oberkante wieder mit meiner Referenzhöhe übereinstimmt. Diese Bauteile habe ich dann mit Hilfe eins starken Holzwinkels auf einer flachen Platte befestigt, auf der ich die Mittellinie sowie einige Linien im rechten Winkel dazu eingezeichnet habe. Der Kiel wurde dabei genau waagrecht bzw.senkrecht über der Mittellinie ausgerichtet. Die Mittellinie und die rechtwinkeligen Hilfslinien dienten dann zusammen mit dem Kiel zum exakten Ausrichten der Spanten.
Der grün gefärbte Teil wurde nach Anbringen des Großteils der Spanten herausgeschnitten
Im nächsten Bild sind die ersten Deckbalken eingebaut, der Niedergang in den Unterraum und das Kielschwein im Achterschiff sind zu sehen. Die längsschiff liegende Vierkantleiste ist kein Bauteil des Modells sondern dient nur zum Ausrichten der Deckbalken:
Der Niedergang im Detail:
Die ersten Berghölzer und einige Plankengänge sind angebracht:
Die äußere Beplankung ist weitgehend fertiggestellt. Die Planken sind an jedem zweiten Auflanger (Toptimber) zweimal gedübelt, die Berghölzer an jedem ersten und zweiten Auflanger (die Auflanger überlappen sich in diesem Bereich). Die grünen Planken sind Klinker verlegt.
der Großteil der Decksbalken ist eingebaut und ich habe mit dem Einbau der Carlings und Ledges begonnen (Carlings sind die in Längsrichtung verlaufenden Bauteile, die Ledges liegen parallel zu den Decksbalken zwischen diesen)
Sehr schönes Modell! Und die Farbgebung der Planken finde ich schon mal sehr gelungen :-)
Das Pinaßschiff aus dem Amsterdamer Schiffahrtsmuseum scheint tatsächlich als Vorbild gedient zu haben, wenn man die Seitenansichten einmal vergleicht. Hier eine Abbildung aus dem "Catalogus der Scheepsmodellen", Amsterdam 1937:
Gruß Eddie
Eddie
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Warte mal ´n Moment, .... gleich hab ich den Plan gepostet ... :-)
So, dazu gleich noch ein paar Fotos aus dem Nachlaß des Schiffahrtshistorikers Heinrich Winter. Dieses Originalmodell finde ich relativ grob gebaut. Eher nach Art eines Votivschiffes.
Gruß Eddie
Eddie
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schön, dein Modell hier zu finden und im Schnelldurchlauf bewundern zu können. Ob die Zeichnung der Pinasse derzeit noch in der Ausstellung des Schifffahrtsmuseums Amsterdam ist, kann ich gar nicht sagen. Obwohl ich vor kurzem erst dort war Das Pinassenmodell ist allerdings in der Ausstellung. Zwar etwas blöd aufgestwellt, aber ein paar brauchbare Fotos waren möglich. Die Pinasse samt Spantgerüst waren glaube ich bei Landström abgedruckt.
Zitat von polluxDie Pinasse samt Spantgerüst waren glaube ich bei Landström abgedruckt.
Die Zeichnung von Ländstöm kenne ich (ich habe das Buch), mich hat eben das Original interessiert (ich war nicht sicher, ob das Original einen Spantriß enthält, den Landström abgezeichnet hat oder ob er den selbst rekonstruiert hat.
Lukensülls, eine Nagelbank und der Knecht sind eingebaut, das Spill ist noch unfertig und steckt nur lose an seinem Platz. Durch die Luke ist einer der Riders und das Kielschwein zu sehen: