Ahoi allerseits, nach langer Pause hier mal wieder ein Update von meiner bescheidenen Pappequälerwerft. Die lustigste Nachricht gleich zu Beginn: Wir waren vor wenigen Wochen auf BeNeLux-Urlaubsreise auch in Lelystad, und da wir mit dem Elektrofrosch gereist sind, war da noch Platz für einen dritten Mitreisenden, der allen Grund hatte, die Bataviawerft in Lelystad zu besuchen: JB28.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
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Die Leute da in der Werft fanden es witzig, dass ich meine kleine ZP dabei hatte. Und das muss man mal sagen: Das 1:10-Modell ist der Hammer, und wie sie es jetzt dort präsentieren, ist richtig geil.
Für mich passte alles zusammen: Motivation geholt zum Weiterbauen, Sommer vorbei, nach Hause gekommen und schlechtes Wetter vorgefunden, in die Werft verkrochen und weitergebaut. Bin jetzt mit der finalen Rumpfbeplankung bis Höhe Hauptdeck fast fertig. Ich habe mich entschlossen, mein Modell "in Fahrt" darzustellen, d.h. mit geschlossenen Stückpforten. Das hat verschiedene Gründe, aber mir gefällt die Idee immer besser, und in Bezug auf den realen Alltag ist das sicher auch eher der Normalzustand gewesen, vermute ich mal.
Nochmal zur Erinnerung: Das ist ein Kartonmodell mit extrem hohen Ausschneidefaktor, d.h., es sind sehr wenige gelaserte Teile im Bausatz. Insofern bitte nicht so ganz doll kritisch draufschauen. Und ich habe Spaß, das ist die Hauptsache, gelle? ZP090.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
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In Lelystad konnte man ja schon seit vielen Jahren den Heckspiegel der ZP in 1:1 bestaunen. Da hab ich mir heute gedacht, das kann ich auch, das Teil schon lange vor allem anderen zu bauen. Tomasz Weremko hat dafür in seinem Bausatz ein nettes Gimmick: Man kann das Teil fertig gedruckt ausschneiden und anbringen. Oder man stichelt das Gesamtbild aus und stichelt oder schneidet dazu noch einzelne Elemente ein- oder zweimal zusätzlich aus, klebt sie übereinander und erhält dadurch einen schönen und realen 3D-Effekt. Das war dann meine Variante, und mir gefällt es. ZP096.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Das wird wieder ein Kleinod und ist schon weit gesegelt, bis Lelystad.
Der Klabauterklaus hat schon (Beitrag 6) auf diesen bedrückenden Umstand hingewiesen. Da gibt es vereinzelte Modellisten, die ein Bedürfnis innehaben ihrem Neubau ein Maskottchen zuzuordnen, vorzugsweise geflügelte Wesen, die dann auch noch vermenschlicht werden. Diese besagte Personengruppe stammt, das sollte uns nicht verwundern, ausnahmslos aus den nicht mehr ganz neuen Bundesländern. Siehe dazu auch meinen sozialkritischen Forschungsbericht, der viel Anerkennung erfahren durfte: "Die Maskotte, ein Glücksbringer in Sport, Unterhaltung, Politik, Region und Freizeit. Ihre Herkunft und Bedeutung", in: Lahrer hinkender Bote, Lahr/Baden, 1882
Gruß Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
Ich hatte darüber nachgedacht, ob die Niederländer - wie viel, viel später die goßen 44er Fregatten der USA - ihre Geschützmündungen auch auf Fahrt aussenbords beließen - und bei Bedarf mit Tampion und geteilten Deckeln abdichten. Wäre das für eine Bronzegeschütz ÜBERHAUPT eine Option? Dem Seewasser deutlich stärker ausgesetzt? Mit einer Kupfer-Zinn-Legierung im Salzwasser?
Fand auch bald ein Schlachtengemälde der Protagonistin - bei dem die im Schatten liegenden Deckel durchaus "halbierte" hätten sein können (aber nur oben??).
Aber eine ganz kurze Recherche in die sehr viel ältere Epoche, die Marine der Niederländer und den dortigen Chronisten scheint das schnell abwegig wirken zu lassen:
Die Van-der-Veldes dieser Zeit und Gegend sind wohl zuverlässige Chronisten - und die Deckel hier eindeutig nicht geteilt.
Ergo: die Kanonen waren wohl komplett im Rumpf gestaut. Mit all den Unbillen, denen sich unser Bonden hier jetzt ausgesetzt fühlen muss...
Wenn ich mich recht entsinne (und ich mag mich irren) wurde bei Cmd. T. Martin auf Versuche in der Constitution mit "quer geparkten" Kanonen verwiesen. Aber das war wohl auch keine gute Lösung, denn sie hatte schnell die für sie dann typischen halbierten Deckel - die in der aktiven Zeit aber auch durchaus über längere Phasen abgebaut bleiben konnten, war doch das Freibord der großen Stückpforten relativ hoch.
Aber zurück nach Holland - äh .. den Niederlande natürlich!
Ein schönes, sehr elegantes Schiff ... Das wirkt schon mächtig eindrucksvoll!
Freue mich auf den Weiterbau hier und wünsch Dir, Mr. Bonden, und uns allen viel Spaß!
Irgendwie denke ich, dass ein Gefecht mit meiner Old Ironsides gar nicht mal so ganz eindeutig für das neuere Schiff ausgehen würde.. Weiss aber nicht, in wie weit die moderneren Geschütze mehr und heftiger "Blei" ausspukten. Vermutlich wären sie sicher deutlich schneller im Nachladen, als die alten Bronzestücke.
Ich vermute mal, Du hast die Bilder alle schon - aber für uns anderen alle ..
@Marcus.K. Danke für diese interessanten Ausführungen und Bilder.
Ab Hoving, der langjährige Chefrestaurator am Amsterdamer Rijksmuseum und anerkannter Kenner der niederländischen Schiffsgeschichte speziell der Ruyter-Zeit hat die Baupläne für den Bausatz von Tomasz Weremko (der hinter dem Seahorse-Verlag steht) sozusagen abgesegnet; ich gehe also davon aus, dass da keine größeren und vermutlich nicht mal kleinere Fehler drin stecken. Nach meinem jüngsten Besuch in Lelystad und dem großen Staunen über das tolle 1:10-Modell der ZP tun sich bei mir aber Fragen auf. Zum einen bin ich mir nicht sicher, welche Farbe ich meinen Kanonenrohren verpassen soll. Schwarz, so wie die brünierten Rohre auf der Mercury, oder doch einen anderen Farbton? Bronzegeschütze, hmm - wie wurden die vor Korrosion geschützt? Weiterhin stolpere ich dauernd über die Stückpfortendeckel. Der Bausatz sieht vor, dass wirklich alle Stückpforten auch Deckel haben, also auch die drei ganz kleinen auf dem obersten Deck. Bei den Zeichnungen von VvV sieht man diese Stückpforten mal mit, mal ohne Deckel, und auch das ZP-Modell in Lelystad hat keine. Und die Jungs dort wissen bestimmt auch, was sie tun. Ich bin ja auch geneigt, die drei da oben wegzulassen. Was meint die werte Fachschaft hier an Bo(a)rd dazu?
Aus der Erfahrung mit meinen dicken Fregatten: so ziemlich alles ist de- und re-montierbar. Gerade Deckel konnte man sicherlich je nach Wetter und Bedarf auch komplett aushängen - und je weiter oben, desto eher. Nur ganz vorn am Bug waren die Deckel eher immer da, wegen der Bugwelle.. aber auch da: bei einem Mehrdecker war da weiter weg vom Wasser sicher auch Freiheit. Von daher: meine Grosse wird dereinst ohne Deckel in See gehen. Auch wenn die Möglichkeit für's Anschlagen gegeben bleiben.
Dik und Blom schreiben beide das die Zeichnungen von vdVelde nicht uebereinstimmen. Die beide Herrn haben beide ein 'meist glaubwurdige Zeichnung' gewaehlt (nicht dieselbe....) und die als Ausgangspunkt genommen. Wir werden es nie wissen, vielleicht waren beide Correct, vieleicht hat dass Schiff zuerst Deckel, und spaeter nicht (oder erst ohne, und spaeter mit).
Danke für eure Beiträge. Das bestätigt mal wieder meine Auffassung, dass man es auf jeden Fall richtig gebaut hat, solange nicht jemand mit selbst geschossenen Fotos aus dieser Zeit auftaucht und einem zeigt, dass es doch ganz anders war.
....meinen Senf auch 'mal dazugeben ( # 23 ) zunächst Stückpfortendeckel; bei späteren Schiffen -nationenübergreifend- wie der HMS VICTORY oder der L'ORIENT befinden sich bei den oberen Decks keine Stückpfortendeckel mehr. Geht man in's 17. Jahrhundert zurück, ist es sehr wahrscheinlich, dass sich dort Deckel befanden, wie am Bild -zwar die englische PRINCE- zu sehen ist.
Generell auffällig ist, dass bei unter Deck stehenden Kanonen immer Stückpfortendeckel angeschlagen gewesen sind, hingegen bei freistehenden Kanonen ( z.B. Kuhl ) nicht, soweit man den vielen Skizzen von V.d. Welde und anderen entnehmen kann.
SAM_1243 Kopie.jpeg - Bild entfernt (keine Rechte) - Ausführung stimmt mit der Aufnahme des Admiralitätsmodells überein-
Kanonenrohre; davon ausgehend, dass Broncekanonen gemeint sind, kann ich mich bezüglich des farblichen Aussehens nur auf Zusammenstellung mit Humbrol- Modellfarben beziehen. Ein grünstichiges Schwarz ( Korrosions- Patina ). Der grüne Anteil wird erzeugt durch Mischung von 'blau' und 'gelb', das wird in der optischen Wirkung ( Patina ) charakteristischer als mit rein grünem Lack. Die schwarze Grundfarbe wird vorher mit Messing- Metalliclack gemischt (2 zu 1). Gruß, Peter
Zitat von Bonden im Beitrag #26Danke für eure Beiträge. Das bestätigt mal wieder meine Auffassung, dass man es auf jeden Fall richtig gebaut hat, solange nicht jemand mit selbst geschossenen Fotos von einem bestimmten Tag zu einer genauen Uhrzeit auftaucht und einem zeigt, dass es genau in diesem Moment doch ganz anders war.
Leichte Korrektur in Grün, Dinge konnten sich auch recht schnell ändern ;-)
Danke, @dafi , das erweitert meine Möglichkeiten enorm. Wenn denn so einer kommt wie von dir grün korrigiert, kann ich immer noch sagen, dass ich den Zustand drei Tage nach seinem Foto gebaut habe.
@Windgesicht Vielen Dank für deinen interessanten Beitrag zur Farbgebung der Kanonen. Da ich ja neben dem Schiffsmodellbau u.a. auch gern Figuren anmale, verfüge ich über eine reichliche Auswahl an verschiedenen Farben, auch Metallic-Töne sind dabei. Ich denke, da kriege ich einen passenden Farbton zusammengemischt.
Ist nicht 'meine' Zeit und deswegen kann ich aus dem Handgelenk dazu nichts fundiertes sagen, aber man müßte mal in der einschlägigen Artillerieliteratur der Zeit nachsehen, ob die Kanonen nicht mit einer künstlichen Patina als Korrosionschutz versehen wurden. Man hatte in dieser Hinsicht seit Jahrhunderten Erfahrung mit Bronzestatuen. Solche Patinas können von einem dunklen Grün, über ein schmutziges Gelb, bis zu einem dunklen, fast schwarzen Braun reichen, abhängig davon, wie die Patina erzeugt wurde.
Peter hat dafür ja schon Mischungen vorgeschlagen. Die Ringe an den Geschützen könnte man ganz leicht mit Anreibbronze hervorheben.