Stellen wir uns vor, das linke Schiff ist nicht die "Bodekull". Nehmen wir an, es ist das schwedische bewaffnete Handelsschiff "Fagel Grip" (Vogel Greif) und wir sind im Jahr 1638. Vor 17 Jahren hatte die "Mayflower" die Pilgerväter/innen in die Neue Welt befördert. Gerade hat die "Fagel Grip" mit der größeren "Kalmar Nyckel" (Kalmar Schlüssel) Auswanderer in die neue Kolonie Nova Svecia gebracht. Schwedische Spekulanten wollen sich am Tabak- und Pelzhandel bereichern und kaufen den Indianern Land am Delaware River ab. Hier gründen die Schweden einen Stützpunkt und nennen ihn Christinahamn (heute ein Stadtteil von Wilmington) Die 1628 in Holland gebaute Pinasse"Kalmar Nyckel" wird noch weitere 3 Fahrten zum Delaware River durchführen. Da es an Freiwilligen mangelt, werden "begnadigte" Deserteure mit ihren Familien in die Wildnis verschifft. Sie sind kein Gewinn für die Kolonie. Besser bewähren sich finnische Wilddiebe. Sie wurden verurteilt und in die Verbannung geschickt. Diese sind das Pionierdasein gewohnt und sie bringen die Blockhausbauweise (log cabin) in die Neue Welt. Die "Fagel Grip" segelt die Ostküste entlang bis in die Karibik und treibt dort Handel. 1639 ist sie wieder in der Heimat und im sicheren Hafen von Gothenburg. So sicher ist der aber nicht. Im Herbststurm brechen beide Ankerkabel und das Schiff wird an Land geworfen. Nach der Löschung der Ladung und Entnahme der Geschütze gelingt es nicht, das Schiff wieder flott zu machen. Es muss aufgegeben werden. Ihr Kapitän war zu dieser Zeit ein Andrian Jöransen. Auch die Kolonie prosperiert nicht. Schweden ist im 17 Jh. zwar eine Regionalmacht im Ostseebereich, aber keine europäische Großmacht. England und Holland bedrängen die kleine schwedische Niederlassung, die von der Krone in Stich gelassen wurde. So war in der Zeit von 1648 bis 54 kein einziges Versorgungsschiff an den Delaware geschickt worden. 1655 eroberten die Holländer die Kolonie. Immerhin war 1654 in Neuschweden die erste Antisklavereiproklamation veröffentlicht worden. Die Maximaldauer sollte 6 Jahre dauern und der Sklave hatte Anspruch auf Entlohnung.
Das rechte Schiff, eine Brigantine, ist aus der Zeit um 1765. Es segelte ebenfallt in die Karibik.
Gruß Jörg
Quelle: Die rechte Darstellung ist aus Wikipedia
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Nachdem man auf der anderen Seite der Chesapeake Bucht mit dem Nachbau der Jamestown Plantation eine disneyparkähnliche Wohlfühloase aufgezogen hatte und dazu noch 3 schwimmende Repliken (Susan Constant, Goodspeed, Discovery) erstellte, erwuchs auch in Wilmington der Wunsch mit der Vermarktung der Vergangenheit Geld zu verdienen. 1997 entstand der Nachbau der "Kalmar Nykel". Das Schiff segelt stundenweise mit Touristen auf dem Delaware River, mitunter unternimmt es längere Fahrten entlang der Ostküste. Überdies gibt es das Copeland Center, ein Museum mit vielen schönen Modellen und Darstellungen zur Einwanderungsgeschichte. Wir sind hier im Kerngebiet der Besiedelung.
Die ursprüngliche "Kalmar Nykel" nahm dann noch am schwedisch-dänischen Krieg 1657 teil. Anschließend versank sie. Es ist nicht klar, ob sich der Untergangsort vor Kalmar oder vor England in der Nordsee befindet.
Gruß Jörg
Quelle: Foto ist aus Wikipedia übernommen
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Es erreichten uns mehrere Anfragen zum Verlauf der Reha. Die Prognose ist vorsichtig positiv. Der Unterwasserschaden wurde mit Glasseide und Epoxi laminiert, die Seite neu gekalkt. Die leichte Fregatte ist wieder arbeitsfähig.
Sie war ja 18 Jahre im Küstenverkehr eingesetzt. So habe ich sie mit einem anderen, etwas älteren Küstenfahrer zusammen gestellt. Das niederländische Schmalschiff (Uelversbüller Wrack) war ein Überwattfahrer. Im Original war es nur 12 m lang - wie der schwarze Stab-. Ich habe es "aufgeblasen", damit es vernünftige Segeleigenschaften entwickelt. Hätte die "Bodekull" auch Atlantikfahrten bewältigen können? Durchaus! Im 2 Bild sehen wir die 1688 in Havelberg gebaute kurbrandenburgische Brigantine "Castell Friedrichsburg". Der Zweimaster war 2 Meter länger , verfügte über 6 Geschütze in der Back und 15 Mann waren an Bord. Die "Bodekull" hatte nur 8-9 Besatzungsmitglieder, aber auf längeren Reisen brauchte man mehr Einsatzkräfte. Auch wegen Krankheiten und als Geschützbedienung. Die Brigantine segelte 1692 nach Westafrika, wo Brandenburg an der Guineaküste (heute Ghana) eine Handelskolonie eingerichtet hatte. 1694 taucht sie nicht mehr in den Schiffslisten auf, vermutlich war sie von den Holländern gekapert worden. Während der "Große Kurfürst" starke maritime Interessen pflegte, vernachlässigte sein Sohn und Nachfolger Friedrich III den Überseehandel und löste die Brandenburgisch-Afrikanische Handelskompanie wieder auf (1711). Vorher wurde in Havelsburg noch diese Schaluppe (Bild 3) gebaut. Das halboffene Boot konnte als Transportschiff oder Leichter verwendet werden. Neben dem Sprietsegel wurden zur Fortbewegung Ruder eingesetzt. Die Schaluppe hatte ein Hennegat wie bei dem Überwattfahrer und den späteren Ostseepinken. Es hatte eine Länge von 40 Fuß, das entspricht der Länge des Schmalschiffes. Günter Schmidt (Schiffe unterm roten Adler, Rostock 1986/Blaue Reihe) vermutet, dass die Schaluppe als Leichter für die Ausschiffung von Gütern und Soldaten an der guinesischen Küste verwendet werden sollte. Vor dem Fort Großfriedrichsburg lagen die Schiffe auf Reede und mussten bislang mit Beibooten versorgt werden. Das kleine Schiff wäre demnach nach Westafrika gesegelt, eine sehr beachtliche Leistung. Dazu kam es aber nicht. Es kam nur nach Hamburg und wurde dort nach 1694 zum Verkauf angeboten. Erst 1702 fand sich ein Käufer.
Gruß Jörg
Quelle Bild 3: "Schiffe unter rotem Adler", s.o. S. 67
Nachtrag: Unsere Recherchen haben ergeben, dass der ursprüngliche Rumpf der "Castell Großfriedrichsburg" immer noch schwimmt. Er wurde beim Bau des Ostküstenschoners "Chaleur" verwendet. (Bild 4) Solche Umbauten wurden gelegentlich ausgeführt.
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