Das Modell ist von Gunnar Sillen im Maßstab 1:160 konstruiert und wurde schon oft und offensichtlich gerne gebaut. Als Andenken an eine Segeltour in die dänische Südsee 2017 schwebte mir ein Modell eines dänischen Frachtseglers um 1900 vor. Und genau dafür sollte die ISOLDA nun als Basis herhalten. Als Andenken an ein schönes dänisches Hotel - in dem ich mal übernachtet habe - heißt das fiktive Schiff bei mir ELEONORA.
Das Modell habe ich auf 1:250 skaliert und nach Fotos, Plänen und Gemälden zig Details hinzugefügt. Den weißen Rumpf vom Vorbild habe ich schwarz – bzw. dunkelgrau – gemalt und ein paar Rostspuren verpasst. Es sollte ein Arbeitspferd werden. Der Rest des Schoners ist von der Mannschaft gepflegt und gut in Schuss. Apropos: Die Männer genießen die ruhige See und das Dahingleiten ihres Schiffes bei wenig Wind. Einzig die Frau des Schiffers hat was zu tun und wird in Kürze die beiden Möwen vorm Bug mit Kombüsenabfällen versorgen.
Das Modell hat eine Rumpflänge von rund 15 cm. Es fehlt nun nur noch eine schützende Glashaube um den Schoner in meien Sammlung endgültig aufzunehmen
Klabauter
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Zitat von Gebbi im Beitrag #2Es würde mich erfreuen, wenn Du kleinschrittig den Bau eines solchen Kartonmodells offenlegen würdest. Dabei auch einige Kniffe preisgeben!
Um Dich zu erfreuen, ist mir keine Mühe zu viel!
Dann mal los: Das Modell habe ich vom Maßstab 1:160 auf 1:250 skaliert und zunächst nach Plan den Rumpf gebaut. Vorher habe ich das Modell natürlich von der angegebenen Seite heruntergeladen und auf 160g Karton ausgedruckt.
Klabauter
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Nun sind schon maßgebliche Änderungen und Ergänzungen am fertigen Rumpf zu sehen: Meine ELEONORA kommt in schwarz mit weißem Zierband daher. Die Schiffsseiten haben aufgedoppelte Plattengänge mit Gebrauchsspuren. Schanzkleidstützen, Ladeluken mit Pallhölzern, Leuwagen und Laderaumlüfter machen an Deck Unterschiede. Auf das halbrunde Heckhaus bei der ISOLDA habe ich verzichtet. Der Ruderstand, manchmal auch "Klavier" genannt, steht bei mir frei an Deck. Das Ruderrad ist ein LC-Teil vom HMV. Die Reling ebenso.
Vorn gibt es ein kleines Deckshaus mit Kombüse und Kammern für zwei, drei Mann Besatzung. Achtern, auf dem erhöhten Achterdeck, ist die Kammer für den Kapitän und vielleicht auch für einen Steuermann (wenn der Kapitän nicht auch gleichzeitig Steuermann ist). Beidseits der Eingangstür stehen zwei Lüfterrohre ohne Köpfe. Sie würden die Bewegung des Besanbaums behindern und sind daher abgezogen (so interpretiere ich zumindest die zwei Zylinder dort). DIe Laderäume sind über zwei Kistluken zu erreichen, vor dem Achterdeck stehen zwei Wassertanks.
Schauen wir mal wie es weitergeht. Das Modell soll unter Segeln wieder in eine Wasserdarstellung kommen. Das Display habe ich schon aus Graupappe vorbereitet. Die Makros offenbaren wieder Stellen, die ich zunächst dringend nacharbeiten muss
Klabauter
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Die gleich hohen Masten und die Stengen habe ich gebaut. Sie sind aus dem Bogen gerollt, die Masten haben einen Balsaholzspan im Inneren als Verstärkung bekommen, die Stengen sind ohne "Innenleben".
Mein Plan ist es, die Masten soweit es geht mit Segeln und Takelage auszurüsten und dann erst auf den Rumpf zu setzen. Daher sind jetzt schon die Ringe an den Masten, die später das Vorliek der Gaffelsegel halten sollen, dazugekommen. Sie folgen der Schwerkraft und hängen nach vorn etwas herunter.
Die kleine Graupappebox verwandelt sich nach und nach in ein Stück Ostsee. Die Wasserdarstellung ist noch nicht final. Ich habe wieder mit Acrylgel gearbeitet, wie in meinem Baubericht zur Karavelle (Hier im Forum zu finden!) neulich beschrieben.
Klabauter
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Der mastenlose Rumpf treibt nun herrenlos durch die Ostsee. Die Darstellung des Wassers hat auch die Frage nach der Anzahl der gesetzten Segel beantwortet: Es ist ruhige See bei sonnigen Wetter. Der Schoner wird alle Segel gesetzt haben. Wenn ich mir die Bilder von fertigen Modellen der ISOLDA mit vollen Segeln ansehe, wird die "Segelwand" später bestimmt ein prächtiges Bild abgeben.
Der Buspriet ist mit Geien und Stagen getakelt. Über dem dunklen Wasser war beim takeln kaum etwas zu erkennen. Daher habe ich ein Stück Papier auf das Modellwasser gelegt um zu sehen, wo ich überhaupt gerade bin.
Die Fixierung des Rumpfes auf dem Display hat nun den enormen Vorteil, am Modell arbeiten zu können ohne es ständig anfassen zu müssen. Klar, eine Glasscheibe und Fixogum hätten es auch getan. Da der Schoner aber ohnehin "schwimmen" soll, war der Schritt jetzt schon sehr sinnvoll.
Klabauter
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Die Masten haben Gaffel- und Gaffeltoppsegel bekommen. Wie geplant habe ich jeden Mast vorab soweit es geht vorbereitet, um mir schwierige Fummelarbeiten bei gestellten Masten zu sparen.
Die Segel sind aus dem Bogen geschnitten, doppelt aufeinander geklebt. Die Gaffeltoppsegel habe ich »fliegend« dargestellt und dafür ihr Vorliek begradigt. Die Reffbändsel sind aus kurzen Serafilstücken (eine Mehrarbeit die lohnt!). Vorm Abschneiden ziehe ich das Garn durch Leim damit es schön glatt wird und sich genauer schneiden lässt. Alle Segel sind eingeliekt und haben einiges mehr an laufenden Gut, als in Gunnars Anleitung vorgesehen war (z.B. Klau- und Piekfall, Racks und das Besansegel hat eine Dirk). Alle Seile sind kurze Serafilstücke die mit Leim verbunden sind. Als Blöcke halten Fotokartonscheiben im Durchmesser von einem Millimeter her.
Die Wanten mit Webleinen für die Steuerbordseite habe ich schon vorbereitet. Die Backbordseite mache ich genauso, ich verwende dazu lediglich die Rückseite meiner Schablone.
Die kleine Stellprobe mit eingesteckten Masten gibt einen Eindruck, wie die »Segelwand« später mal wirken wird.
Klabauter
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Der Fockmast steht nun final, die Vorsegel sind gesetzt
Die Stagfock wird laut Bogen an einem Baum gefahren. Die Reihe Reffbändsel auf dem Segel habe ich mir von ähnlichen Schiffe abgeguckt. Eine eigene – nach Vorbildern inspirierte – Zutat ist die Rah der Breitfock. Da mein Schoner bei schwachem Wind auf Halbwindkurs liegt, bleibt die Rah ohne fliegend geseztes Segel. Die Rah ist aus einem Stück Federstahldraht welches ich mit Zigarettenpapier umwickelt habe. Der Rest der Stengen, Gaffeln und Bäume kommt diesmal ohne stützendes Innenleben aus. Besonders bei den Stengen hatte ich anfangs Bedenken, wie Ihr aber seht, ist bisher alles ohne »krumme Dinger« abgelaufen.
Klabauter
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Mein Modell hat sich nun zum Schoner entwickelt: Der Großmast steht und war im Vergleich zum Fockmast mit den Vorsegeln schnell zu takeln. Langsam ist zu erkennen, was das hier mal werden soll...
Klabauter
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Der Besanmast ist nun auch getakelt, aus dem Zweimastgaffelschoner ist nun ein Dreimastgaffelschoner geworden. Die Dirk des Besansegels führt an die Mars des Besanmastes, die Dirken der übrigen Segel sind je an den Marsen des dahinterstehenden Mastes angeschlagen.
Nach den ganzen Macken die die Makros offenbaren, habe ich hier und da noch Korrekturen vorgenommen (sprich: Fäden gestrafft und Klebepunkte etwas besser kaschiert). Nachdem die Takelage fertig war, habe ich im nachhinein dem Schanzkleid noch einen Handlauf verpasst.
Jetzt soll noch Leben in Form von Mannschaftsfiguren aufs Schiff kommen. Der Sockel will auch noch gestaltet werden und am Schluss kommt noch das feierliche Flaggensetzen. An Backbord achtern sehe ich jetzt eine kleine Delle. Da will ich nun versuchen, durch Umsetzten des weißen Streifens an der Bordwand die Stelle optisch zu entschäfen.
Klabauter
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Der Schluß (den kennt Ihr, s. ersten Beitrag hier!):
An Deck habe ich die ursprünglichen Laderaumlüfter umgetauscht und eine Besatzung an Bord gebracht. Die ist entspannt und genießt die ruhige Seefahrt an diesem sonnigen Tag auf der Ostsee. Die Frau vom Schiffer ist die einige, die tätig ist. Es gibt halt immer was zu tun.
Der Danebrog hängt an der Gaffel und der Namenswimpel im Großtopp kann sich nicht entscheiden, ob er runterhängen oder auswehen soll. Die beiden Möwen voraus kündigen den Schoner schon mal im nächsten Hafen an.
Klabauter
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Danke, Klaus, für die kleinschrittige und so auch für mich verständliche Darstellung. Schöne Erklärungen -wie bei der Behandlung der Reffbänsel (ziehe ich durch Leim). Freue mich auf Deine nächste Klabauterei.
Gruß Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
In der Tat, wieder eine schöne 'Klabauterei' in diesem Mikromaßstab
Unter dem Titel 'dänischer Dreimastschoner' hatte ich allerdings zuerst an einen hölzernen Jachtschoner gedacht, wie sie bis ins 20. Jh. typisch waren (und ein paar fahren immer noch).