Ahoi allerseits, nach dem Schiffsmodell ist vor dem Schiffsmodell - daher starte ich hier ein neues Projekt. Schon einige Jahre liegt dieser Bausatz der russischen Firma ShipWorks bei mir und wartet darauf, endlich angeschnitten zu werden. Schon gegen Ende des Baus meiner Mercury überlegte ich hin und her, was als nächstes auf die Schneidematte kommt - die Kolumbusflotte von Shipyard oder eben diese schmucke kleine Brigg. Nun, zumindest die Santa Maria habe ich bereits 1 1/" mal gebaut - wenn auch nicht von Shipyard. Aber egal, jetzt also ab nach Russland.
Schauen wir uns zuerst den Bausatz an (an den Wasserzeichen sieht man, wie lange der Bogen hier schon gut ablagert...):
Für kleines Geld (kostete damals im Handel 30 Euro) bekommt man echt was geboten. Die 4 Lasercutbögen (3x A3, ein kleiner) beinhalten die Spantengerüste für Schiff und Beiboote, den Modellständer, die Erstbeplankung, den Kiel, Galion, Teile für die Galionsfigur, Schanzkleider, Grätings, Teile für die Karronadenschlitten, Teile für Blöcke, Rüstbretter, Heckspiegel, Marsplattformen, Anker und noch so einigen Kleinkram. Die in sehr guter Qualität farbig bedruckten Ausschneidebögen sind im wesentlichen Aufklebeteile wie Zweitbeplankung, Deck, Heckspiegel, Kiel u.a.m. Für die Segel und die Masten, Rahen, Spieren und sonstige Hölzer gibt es maßstabsgerechte schwarz-weiß-Drucke.
Die Bauanleitung ist in ihrer Bebilderung sehr gut; der mäßig gut übersetzte deutsche Einleitungstext hingegen vermittelt dem Modellbauer eher nur allgemeine Ratschläge, die... nun ja, für einen Novizen sicher sehr hilfreich sind. Was mir bei den Bildern sofort aufgefallen ist: Speziell bei allem, was über dem Rumpf zu finden ist, sind die Bilder klar und deutlich und damit viel, viel besser als das, was Shipyard in seinen Bauanleitungen bietet. IMG_2539.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) IMG_2540.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) IMG_2541.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) IMG_2542.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Vorausschicken möchte ich noch das hier: Ich weiß ja, dass ich mit meiner Mercury eine gewisse Erwartungshaltung hinsichtlich weiterer Modelle aufgebaut habe. Das hier ist ein ganz anderes Modell, es wird... nun, eben anders. Aber das Wichtigste ist: Ich merke bereits bei den Anfängen, dass mir die kleine Brigg enormen Spaß macht.
Hier nun der feierliche Moment: Ich löse Teil 1 aus dem Bogen und lege es auf die Schneidematte. Und das war sie dann schon, die Kiellegung. O001.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Eine erste Steckprobe des Spantengerüstes zeigt eine hohe Passgenauigkeit. Bemerkenswert: An den Spanten sind kleine Hilfslinien zu sehen, die mir zeigen, was später beim Straken weggeschliffen werden soll. O002.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Deutlich wird das am Teil 15, Bugsegmente - hier empfiehlt die Bauanleitung, das Schleifen vor dem Anbringen zu erledigen. Wenn man dann sieht, wo die Teile hinkommen, weiß man, warum. O003.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) O004.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Die Decksplatte bekommt man nur passgenau drauf, wenn man sie ganz leicht in Längsrichtung wölbt. Genial! Mit einer feinen Schlüsselfeile wurde dann gestrakt, was bei dieser Finnpappe recht schnell geht. Ob es dann reicht, werde ich sehen, wenn ich die erste Beplankungsschicht aufbringe.
Und bevor Fragen aufkommen: Nein, ich werde den Rumpf wohl nicht verfüllen. Ich versuche es erstmal so - bei der Papegojan im selben Maßstab hat das auch prima geklappt. O005.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Die Bordwände bestehen später aus 4 Schichten Karton. Zwei sind bereits dran, die anderen beiden sind die bedruckten Teile für innen und außen, die ich später anbringe. O006.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Und so ging es hier auch flott weiter. Die Erstbeplankung ist freundlicherweise auch Bestandteil der gelaserten Bauteile. Nachdem ich mich bei den Beibooten der Mercury mit dem Plankenbieger geschafft habe, um die fragilen, extrem dünnen Holzfurnierstreifchen bruchfrei in Form zu bekommen, war es hier eine wahre Freude, den Kartonstreifen leicht mit den Fingern die benötigten Kurven zu verpassen. Und so ist die Erstbeplankung auch schon geschafft. Schnell noch den Modellständer im Rohbau fertigen und das, was nun schon sehr nach einem Schiff aussieht, dort erstmals reinsetzen. O007.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) O008.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) O009.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) O010.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Ich fühle mich in meiner Entscheidung, meine Zeit nicht mit dem aufwändigen Verfüllen der Zwischenräume zwischen den Spanten zu verschwenden, bestätigt. Klar, man sieht ein paar Spanten noch leicht vorstehen, aber das ist nichts, was feiner Holzspachtel und Schleifpapier nicht in die Reihe bekommen. Gespachtelt wird heute noch, dann kann das über Nacht gut trocknen und morgen wird dann (fein außerhalb der Wohnung) erst Staub und im Ergebnis dann ein glatter Rumpf produziert.
Die Planken für den zweiten Gang sind dann einzeln auszuschneiden. Mal schauen, wie gut mir das gelingt - da führen ja winzige Abweichungen von der Ideallinie bereits zu Verwerfungen, die man dann von Plankengang zu Plankengang mitnimmt. Aber ich bin optimistisch, das wird schon.
So schnell geht es manchmal - das Spachteln ist erledigt. Irgendwie fand sich in unserem Haushalt nur schwarze Clou-Holzpaste zum Spachteln, aber das ist sogar nicht nur nicht schlimm, sondern richtig gut gewesen. Nach dem Auftragen war der Rumpf... schwarz, klar. Aber dann, beim Schleifen, war immer klar zu erkennen, wo noch weiter geschliffen werden muss - nämlich da, wo es noch schwarz und nicht grau war. O011.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Und weil Black nun mal beauty ist, wurde nach der Schleiforgie der Rumpf erneut geschwärzt, diesmal aber mit Farbe. Im ersten Bild ist die Farbe noch frisch und nicht ordentlich verteilt, O012.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) und es gab dann auch noch einen zweiten Anstrich. Zum einen sorgt die schwarze Farbe dafür, dass es bei winzigen Abständen zwischen den einzelnen Planken der zweiten Schicht keine weißen "Blitzer" gibt, zum anderen kann so der Leim nicht zu schnell vom aufgerautem Karton aufgesogen werden, was minimale Korrekturen unmöglich machen würde. Daher wurde auch der obere Bereich der Bordwand gepinselt, hier aber weiß, da die (nicht vorhandenen) Trempelrahmen lt. Bauanleitung auch weiß sind und ich die so schon mal mit eingefärbt habe. Und wie man sieht, ist das erste Teil der finalen Außenschicht auch schon ausgeschnitten und wartet nur auf das gründliche Durchtrocknen der Farbe. O013.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Die ersten beiden Teile der Außenschicht sind dran, und das schaut schon recht gut aus. O014.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Soviel zum Start, bald geht es weiter. Und ich habe mir ganz fest vorgenommen, dass dieses Modell keine 7 Jahre bis zur Fertigstellung braucht.
Zitat von Tarjack im Beitrag #7Die Hilfslinien an den Mallen heissen SCHMIEGE(N)
Und wieder was gelernt. Danke, Robert!
Und an der Stelle ein kleines Update: Immerhin schon zwei Planken sind dran. Das, was da rot ist, bleibt nicht so - die Kupferfolie ist bereits geordert... O015.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Kannst Du denn noch mit Schere und Schneidlineal umgehen? Nach all den Jahren der feinsten Takelarbeit wird der Rumpfbau für Dich sicher eine Erholung darstellen? Dann war das Geschützdiorama sicher eine Fingerübung um wieder »rein« zu kommen?
Schön beim Wachsen Deiner Modellflotte zu zu sehen. Die Brigg spukte ja schon länger in Deinem Kopf herum. Fein dass sie nun mal realisiert wird.
Ahoi @Klabauter die Frage nach meinen Fertigkeiten mit Schere und Schneidelineal ist nicht unberechtigt. In der Tat musste ich erst mal wieder "reinkommen". Aber es läuft ganz gut.
Die Zweitbeplankung ist fertig und wurde zum Schluss mit Acryl matt Firnis versiegelt. Einmal als Griffschutz, zum anderen auch für das Kupfern. Da hab ich bei der Mercury gute Erfahrungen gemacht und kann diese bei der Olimp erneut bestätigen: Nicht korrekt sitzende Folienplättchen lassen sich so problemlos lösen und korrigieren. Und so habe ich heute nach einer ersten Kupferprobe am Ruder innerhalb weniger Stunden die Backbordseite fertig gekupfert. Nun ja - ist halt nur eine Brigg und 1:96 - die Große im Hintergrund des letzten Bildes hat da wesentlich mehr Zeit erfordert...
Leider funktioniert grad mal das Bilderhochladen nicht - dann kommt die visuelle Bestätigung des eben Geschriebenen eben später.
danke für die Likes, und @Marten: Wenn es läuft, dann läuft es. Gestern wurde auch die Steuerbordseite gekupfert. Morgen werde ich dann die gesamte Kupferung mit Zaponlack versiegeln. O021.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) O022.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Die hohe Schule wartet ja nun demnächst auf mich: Stinknormaler Kartonmodellbau. Und ob ihr es glaubt oder nicht - davor habe ich immer wieder einen riesigen Respekt. Drückt mir die Daumen...