Eigentlich bin ich ja eher für kleinere Maßstäbe zu begeistern, siehe meine Mediator. Aber dies ist, vermutlich wegen der häufigen Erwähnung der Constitution im Hause, ein Geschenk meiner Lebenspartnerin. Und so verspüre ich eine starke Verpflichtung (und auch Freude) den Bausatz in Angriff zunehmen.
Eine erste Begutachtung vom Bausatz ergab leider einen verzogenen Rumpf im Bereich des Kiels. Diese Delle, die beide Rumpfhälften betrifft ist meiner Meinung nach irreparabel. So habe ich beschlossen das Modell als Wasserlinienmodell auszuführen. Diese Delle kommt mir, im geheimen gesagt wie gerufen, verschafft sie mir doch die gute Ausrede meiner zwoten Vorliebe für Wasserlinienmodelle nachzukommen.
Auch möchte ich den Bausatz nicht einfach aus dem Karton bauen, sondern neuere Erkenntnisse zum Aussehen des Schiffes einfließen lassen und versuchen mich beim Bau einem bestimmten Zeitpunkt (Bainbridge oder Steward's Kommando) in der Geschichte des Schiffes anzunähern. So wie es im Momnet ausschaut werden wohl, wie bereits bei meiner kleinen Constitution 1/144, nur die Rumpfschalen sowie Teile vom Spiegel und Masten verarbeitet werden. Na, mal schaun was draus wird. Die erste Rumpfhälfte und der Spiegel sind in Arbeit, Fotos folgen.
das ist doch mal wieder ein Bericht ganz nach meiner Kragenweite. Denn aufgrund der teilweise verheerenden Kritiken an dem Bausatz habe ich bis jetzt immer die Finger davon gelassen, wobei ich ihn ja schon irgendwie gerne hätte..... ;o)
Von daher bin ich gespannt, was du daraus machst und vor allem auch zu welchen Quellen zu greifst. Denn literaturmäßig bin ich auch noch sehr spärlich bestückt, vom AotS-Band mal abgesehen.
Wünsche dir auf jedenfall gutes Gelingen und ich freue mich auf die ersten Fotos :o)
"Ich gibs so gut / als ichs errang / Drumb ist mir vor keim Momo bang. Wer bessers waist / und kans erweisen / Der gebs herfür: Ich will ihn preisen." (Joseph Furttenbach 1591-1667)
Der Bausatz aus den 60er Jahren, basiert eben auf der ebenso alten Rekonstruktion von Campbell. Der Bausatz ist eigentlich nicht schlecht, wenn man bedenkt wie alt die Formen sind. Aber der Zeit und technischen Entwicklung entkommt man nun mal nicht. Aber Vieles was wir heute im Bezug auf die Constitution besser zu wissen glauben basiert auf wenigen neu gewonnenen "harten" Fakten, aber im größeren Umfang der Interpretation der wenigen glaubwürdigen (im Auge des Betrachters) zeitgenössischen Abbildungen des Schiffes. Leider gibt es kein Buch, geschweige denn Plan, welches das Thema Constitution abschließend mit allen heute bekannten Informationen & Interpretationen abhandelt. So muss man mindestens ein halbes Dutzend Bücher und Planunterlagen vergleichen, Informationen sammeln und gegeneinander abwägen, und letztlich im Fall das man auf Basis eines Bausatzes baut mit dem im Einklang bringen.
Ein erstes Foto des Spiegels habe ich, so als Hinweis in welche Richtung die Reise geht. Ist leider nur ein "zwischendurch" Foto, danach haben die Batterien versagt. Mediator 1zu160 Constitution Spiegel 004 (Medium).jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Der Umbau des Hecks geht in Richtung der zeitgenössischen Buchanan/Pocock Heckansichten, welche Constitution im Gefecht mit HMS Java zeigen. Wie mir inzwischen bekannt wurde, beruhen die insgesamt 4 Ansichten dieses Schlacht auf Skizzen des dabei anwesenden englischen Leutnants Buchanan. Eine gewisse Glaubwürdigkeit kann man also dieser Serie nicht absprechen, zumal die Heckpforten der Constitution noch anderweitig erwähnt werden.
Ein kleines Update zur Entwicklung des Spiegels. Die äußere Form des alten Spiegels wurde dahingehend verändert das im oberen Bereich die Fläche vergrößert wurde. Ich denke ich komme damit der Buchanan/Pocock Version Plate 1&4 (Zustand Gefecht mit Java) wieder ein Stück näher. Was meint ihr?
Revell Pocock Constitution Heck 006 (Medium).jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Hier Ausschnitt Plate 4 nach dem ich mich in erster Linie richte. 6 Heckfenster und die 3 Taffrail-Heckpforten Pocock Constitution Java koloriert Zuschnitt Plate 4.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Und der entsprechende Bildausschnitt Plate 1. Pocock Constitution Java koloriert Zuschnitt Heck Plate 1.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Hier ein Link zu den 4 Buchanan/Pocock http://digicoll.library.wisc.edu/WebZ/in…tsrecno=1%7F%7F Bildern. Die Größe ist durch anklicken der eckigen Skala veränderbar. Zu den anderen 3 Bildenr kommt man über das anklicken z.B. des Künstlernamens.
Als nächstes stehen Überlegungen an ob die Säulen zwischen den Fenstern entfernt und durch andere, flachere Dekorelemente ersetzt werden müssen.
vielen Dank für deine Ausführungen. Bekommst du die Bildausschnitte auch noch größer hin? Ich muss da schon mit meiner Nase an den Monitior stupsen... ;o) und der Link funktioniert leider nicht :o/
"Ich gibs so gut / als ichs errang / Drumb ist mir vor keim Momo bang. Wer bessers waist / und kans erweisen / Der gebs herfür: Ich will ihn preisen." (Joseph Furttenbach 1591-1667)
Das Ergebnis der Suche die durch den Link angezeigt wird ist wohl leider nur temporär erreichbar. Versuch es mal hiermit http://digicoll.library.wisc.edu/WebZ/in und gib bei Suche Buchanan Constitution ein.
So, ein wenig bin ich weiter gekommen. Eine der Merkwürdigkeiten des sogenannten Hull-Modells der Constitution ist der Spiegel. Er wirkt mit den herunterhängenden Enden des Schmucks auf mich schon immer irgendwie komisch. Es scheinen aber auch die Proportionen etwas verzerrt zu sein. Campbells Rekonstruktion auf welcher der Bausatz beruht hat hier angesetzt und den Spiegel entzerrt aber ansonsten die Anordnung und Ausführung der Fenster sowie die Schmuckelemente übernommen. Das ist soweit in Ordnung, da das Modell als eine der wichtigsten Quellen zum Aussehen der Constitution um 1812 bis zum Gefecht mit Guerriere gelten kann. Wenn man sich aber die in Teilen sehr einfache Ausführung des Hull-Modells, wie z.B. der Fenster im Spiegel anschaut stellt sich für mich die Frage ob hier wirklich vom Modellbauer das Aussehen des Schiffes wiedergegeben oder vereinfacht wurde. Eriksen (Autor, Alls Sails Up and Flying) der die Möglichkeit hatte sich das Hull-Modell genauer anzuschauen entwickelte eine These in der zum Schluss kommt dass das Hull-Modell in vielen Bereichen( u.a. die Ausführung der Fensterkreuze am Spiegel) vereinfacht wurde, um nach dem Gefecht mit Guerriere das Modell rechtzeitig zum Einlaufen in den Heimathafen fertigstellen zu können, um dort Captain Hull als Geschenk seiner Besatzung überreicht zu werden. Das nur kurz als Hintergrundinfo.
Schaut man sich nämlich Werke von Corne, die das Schiff 1803 zeigen an, stellt man fest das die Fenster doppelte Fensterkreuze und ein anderes Höhe/Breitenverhältnis aufweisen. Dieses doppelte Fensterkreuz findet man auch an den Seitentaschen des Hull-Modells und sollten, davon bin überzeugt, in dieser Ausführung auch am Spiegel um 1812 vorhanden sein.
Ich habe im aktuellen Baufortschritt also die Fenster vorsichtig schmäler gemacht und auf einer Seite Probefenster eingebaut um zu testen wie die Fenster dann wirken. Die Fenster sollten eigentlich , von den Corne Bildern her, wohl noch ein wenig schmäler oder evtl höher sein. Aber andererseits muss ich mich auch mit dem Fenster der der Seitentasche am Bausatz abstimmen. Das Ganze ist also ein Kompromiss. So, nun aber ein kleines Foto-update. Revell Pocock Constitution Heck (Medium) (2).jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Zitat von dafiFaszinierend- Mr Chapman - faszinierend :-)
Frage: gehen gerade Zahl der Fenster und ungerade Zahl der Stückpforten darüber in Ordnung?
XXXDAn
Nach meinem Verständnis der üblichen Art der Heckkonstruktion aus der Zeit wohl eher nicht. Aber machbar ist es sicherlich. Und vor allem eine Pocock/Buchanan Darstellung (Plate 4) zeigt ja zweifelsfrei 6 Fenster (wie das Hull Modell, eine andere zeitgenösssiche Quelle für den Zeitraum 1812) und die drei Heckpforten. Nun muss das Bild natürlich nicht zwangsläufig richtig sein. Auch wenn Pocock nach Skizzen eines bei dem Gefecht gegen Java anwesenden Offiziers gearbeitet hat. Wir wissen ja nicht mal wie genau und umfassend die Skizzen überhaupt waren. Ich erkläre mir diese scheinbare Ungereimtheit in der Konstruktion mit Kriegsreparaturen. Hier wurde nur das Nötigste getan, sprich die Pforten wurden im Rahmen der nötigen Reparatur in die noch vorhandene Restkonstruktion des Spiegels eingefügt", um das Schiff schnell wieder einsatzfähig zu machen. Die US-Marine hatte ja nur wenige Schiffe und es galt einer möglichen Blockade des Schiffes im Hafen zuvor zu kommen. Diese stetig dichter werdende Blockade hielt wenig später ja so manches US Schiff für die restliche Zeit des Krieges in den Häfen fest. Hätte man zu diesem Zeitpunkt eine umfassende Rekonstruktion ( Umbau auf 5 Fenster + Heckpforten) des Hecks angestrebt?
Nochmal zur Reparatur. Nach der großen Verfolgungsjagd - von Anfang des Krieges - und beim Gefecht gegen Guerriere ist das Taffrail der Constitution jeweils beschädigt worden. Nach dem erfolgreichen Gefecht gegen Guerriere und dem Einlaufen in dem Heimathafen wurde Captain Hull sehr schnell durch Como Bainbridge abgelöst. Und Bainbridge wird der Einbau der Heckpforten zugeschrieben. Wenn auch Martin (A Most Fortunate Ship) meint das diese erst nach dem Gefecht mit der Java, im Rahmen der dann erneuten Reparatur des Spiegels eingeschnitten wurden. Dagegen spricht aber Pocock/Buchachan's Darstellung des Constitution Hecks.
Der Argumentation kann man folgen: Platz für drei Geschütze ist, dementsprechend gibt es drei Pforten, egal wie die Fenster darunter und damit die Balken sind.