Ich ziehe es in Erwägung ein Modell eines Fachwerkhauses zu bauen. Nichts Großes, eher ein kleines schlichteres Gebäude, dass die Grundprinzipien des Fachwerkbauens erkennen lässt, es soll als Anschauungsmodell dienen. Ideal wäre ein Haus in der Bautradition des Nordschwarzwaldes (Raum Calw). Dazu bräuchte ich natürlich einen Plan.
Ich denke, dass mir unter den passionierten Modellbauern in diesem Forum, der eine oder andere mit einem Hinweis weiterhelfen kann.
Ich habe ein Buch, "Fachwerk im Weserraum" von W. Hansen und H. Kreft 1980. Da gibt es Grundrisse, Zeichnungen von Frontansichten, viele Detailzeichnungen von Fachwerkkonstruktionen sowie viele Fotos. Komplette Pläne gibts dort aber leider nicht. Aber vielleicht ganz interessant, da hier auch auf die Emblematik der Weserrenaissance eingegangen wird, die ja doch ähnlich auch in der niederländischen Schiffbautradition zu finden ist.
Auf jeden Fall ein interessantes Projekt.
Grüße Alexander
Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten. (Katharina von Siena)
Die Grundform eines Fachwerkhauses, der Ständer, der Streben und Bügge-heißt wirklich so- ist überall gleich. Wenn du den mittleren Schwarzwald nimmst kanst du ja anhand der bestehenden Bausubstanz die Vorllieben für den Zierrat abnehmen. Ein sehr gutes allgemeines Werk ist die Faksimiie Ausgabe von Krauth und Mayer Das Zimmermansbuch von 1895. Hier findest du Massenhaft Vorlagen und auch viel zum Theoretischem.
Eine Frage die sich dann natürlich stellt. Ein Bürgerhaus oder ein Bauernhaus? Alles offen? Was für einen Dachstuhl?-Sprengwerk, liegend oder stehender Dachstuhl-usw
wird auf jeden Fall hoch interresant. Viel Spaß bei er Umsetzung
für mein Fachwerkhaus (nur Fassade als Hintergrund) habe ich mich an einem originalen Vorbild orientiert, das hier in Soest im Steingraben steht. Das ist zwar nicht Nordschwarzwald, aber in Westfalen ist es doch auch ganz schön. . Der Eigentümer war sichtlich angetan als ich ihn frug, ob ich sein Haus für ein Modell in 1:32 fotographieren dürfte.
Nach dem Foto habe ich das Balkenwerk dann auf einem 5mm Pappelbrett skizziert.
Schließlich die Zwischenräume mit 3mm Selitron (das ist eine Untertapete aus Hartschaum. Verwendet man zum isolieren.) ausgefüllt. Die Oberfläche macht sich gut als Putz.
Ich hoffe, das hilft dir etwas weiter. Viel Spaß bei deinem Vorhaben.
Die Konstruktion der Wände kann ich naturlich von einer Fotografie ableiten, doch ich dachte auch daran den Dachstuhl zu zeigen. Also ohne Deckung. Vieleicht sollte ich mich tatsächlich mal an so ein Museum wenden, z.B. den Vogtsbauernhof?
Ein Nachdruck zu einem Lehrbuch über Holzkonstruktionen. Vom Gartenzaun über Häuser bis zu Brücken ist alles erklärt. Es gibt viele Pläne mit Detail- und Gesamtansichten.
Ist nicht so teuer und immer wieder schön mal rein zu schauen.
Viel Spass beim Fachwerk! Herbert
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Im Bau: Bomb Ketch / Bombarde "Cacafuego" In Vorbereitung: Schärenboot Elgen
Das Bauernhaus im Deutschen Reiche und seinen Grenzgebieten 1905 / 1906 . Sehr umfangreich und es werden viele Regionen mit ihren typischen Bauernhäusern betrachtet. Natürlich auch konstruktive Details und auch Einrichtungen
Durch mein Interesse an den Wiederaufbau des Berliner Schlosses so wie der Frauenkirche Dresden, kam ich in Berührung mit andere Rekonstruktionen historischer Architektur in Deutschland. Was die Bomber im Zweiten Weltkrieg nicht plattgemacht hatten, haben nach dem Krieg beim Wiederaufbau die jeweiligen Stadtväter erledigt. Die Schönheit der meisten historischen Deutschen Altstädte kann man heutzutage nur in Büchern bestaunen, die Altstädte vieler Großstädte bestehen aus Bausünden der 50er und 60er Jahre. Es ist geradezu anmaßend, dass die Architektenschaft den Bürgern geradezu vordiktiert was "schöne" Architektur ist und worin die Bevölkerung zu wohnen und sich wohlzufühlen hat. Das Ergebnis ist: moderne Architektur ist nicht zeitlos! In den vergangenen Jahren ist der immer größer werdende Unmut der Bevölkerung hierzu zu beobachten und wer hätte vor dreißig Jahren geahnt, dass eines der verrufendsten deutschen Großstädte sich zum Vorzeigeprojekt beim Wiederaufbau ihrer Altstadt hervortun würde: Frankfurt am Main. Als ich meiner Familie vor vier Wochen mitteilte: ich fahr morgen nach Frankfurt, fragte selbst mein ältester Sohn mit Entsetzen aber auch Staunen: Was in aller Welt willst du in Frankfurt??? Anfang der 1980er Jahre beschloss der Rat der Stadt Frankfurt, dass die Ostzeile des Römerberges authentisch rekonstruiert wird. Von der Architektenschaft von Anfang an heftigst kritisiert (die wollen ja moderne Häuser bauen) ist das Projekt von den Einwohnern Frankfurts begeistert aufgenommen und verfolgt worden. Das Ergebnis kann sich sehen lassen:
Von links nach rechts: Großer Engel (1562); Goldener Greif (auch 1562); Wilder Mann (etwa 1800); Kleiner Dachsberg (1541); Großer Laubenberg (vor 1500) und Kleiner Laubenberg (1544).
Ich habe keine Probleme damit zuzugeben, dass für mich der Großer Engel in Frankfurt das schönste Bauwerk in Deutschland ist:
Hier die Giebelwand aufgenommen vom Krönungsweg, links Kleiner Engel, rechts Großer Engel:
Als in den 2000er Jahre beschlossen wurde in der Frankfurter Altstadt das Technische Rathaus abzureissen, kam die Frage auf wie das freiwerdende Grundstück, etwa so groß wie ein Fußballfeld, genutzt werden soll. Architekturwettbewerbe brachten kein Ergebnis, ein Entwurf zum historisch exakten Wiederaufbau der Fläche einer Bürgerinitiative wurde vom Rat der Stadt abschmetternd vom Tisch gefegt. Jedoch griff die Presse den Vorschlag auf und es entwickelte seitens der Bürger ein so großes Interesse an dem Projekt, dass die CDU ihn sogar in ihrem Wahlprogramm mit aufnahm und am Ende der Bereich Dom/Römer, wo früher das Technische Rathaus stand, nahezu originalgetreu wieder aufgebaut wurde. Auch dieses Projekt stieß auf heftigstem Widerstand seitens der Architekten. Insgesamt sind 35 Häuser gebaut worden, ursprünglich war geplant 7 Häuser originalgetreu wieder auszubauen, am Ende wurden es 15 unter anderem das Haus "Zur Goldenen Waage" (1619), das "Neue Rote Haus" (vor 1500) und "Haus Esslinger" (etwa 1600).
Unten Haus Esslinger, in diesem Haus wohnte die Tante von Goethe und Goethe auch selbst für ein Jahr, als sein Wohnhaus renoviert wurde:
Rechts im Bild unten das "Neue Rote Haus", im Erdgeschoß eine Frankfurter "Schirn" d.h. der Verkaufsraum eines Handwerkbetriebes lag direkt an der Straße, also ohne Ladenlokal. In diesem Fall von einer Metzgerei genutzt.
Der Briefträger hatte für mich in der vergangenen Woche zwei Pakete dabei. Erstens das hier...
... und das hier:
Ein Bausatz der Ostzeile des Römerberges. Die Häuser Großer und Kleiner Laubenberg fehlen, können aber separat gekauft werden.
Erstens: die Fensterrahmen vom Großen Engel sollten nicht weiß sein, Häuser Wilder Mann und Goldener Greif haben kein sichtbares Fachwerk. Also habe ich als erstes mit dem Airbrush alle Fenster in braun lackiert...
...und die Wände auch.
Es wird angeboten optional das Haus mit Schieferkleid darzustellen, so wie es nach der Renovierung von 1905 zu sehen war (ganz links):
Oder man kann das Modell komplett mit Fachwerk versehen, so wie es heute aussieht. Dafür gibt es selbstklebende Fassadenteile auf dem das Fachwerk aufgedruckt ist. Blöderweise sind die verputzten Felder innerhalb der Fachwerke in gelb gehalten, so dass ich sie mit Plakafarbe ausgemalt habe:
War zwar aufwendig, hat sich aber gelohnt:
Das Erdgeschoss war in komplett in Sandstein gemauert. Früher hieß "Großer Engel" auch mal "Zum Wechsel" weil hier im Spätmittelalter eine Wechselstube (heute übrigens wieder), ein Vorläufer einer heutigen Bank, untergebracht war. Das Erdgeschoß mit dem darüber liegenden Halbgeschoß war das Einzige was der Bombenkrieg vom Großen Engel stehen ließ. Beim bau der Tiefgarage Dom/Römer musste auch das Erdgeschoss weichen.
Von den weißen Feldern des Fachwerks abgesehen, wurde das Modell komplett mit dem Airbrush lackiert.
Und so sieht das Modell jetzt aus, es ist gerade mal 18cm hoch:
Für mich ganz klar das schönte Bauwerk in Deutschland. Jetzt habe ich Trockenzeiten der Farbe mit dem Schreiben dieses Artikels verbracht somit geht's jetzt weiter am Modell.
Auch ich liebe alte Gebäude wegen ihrer architektonischen Qualität. Die Schönheit historisch gewachsener und geografisch bedingter Bauweisen jenseits von aller Beliebigkeit ist nicht zu wiederlegen. Aber auch zeitgenössige Architektur kann schöne Gebäude hervorbringen. Leider haben gerade diese großen Seltenheitswert. Dennoch ist die Rekonstruktion verlorener Gebäude eine heikele Sache. Es darf keinesfalls zur Attrappe verkommen oder zu einem "Disneyland".
Und da fällt genau das Stichwort: Disneyworld! Was ist Disneyworld? Disneyworld ist eine Fantasiewelt; es ist Goofy, Donald Duck, Schneewitchen und Dornröschen, also eine Welt die nie existiert hat. Ist dann das Berliner Schloss Disneyworld? Oder die Alte Waage in Braunschweig, oder die Löwenapotheke in Aschaffenburg, oder das Dom/Römer Areal in Frankfurt? Wenn eine Stadt ihr Gesicht wiederbekommt, ist das dann Disneyworld? Als ich vor etwa fünf Wochen in Frankfurt war, war ich von meiner eigenen Reaktion stark irritiert. Als ich durch die neue Frankfurter Altstadt flanierte und mir die (teilweise) liebevoll entworfenen Häuser mir ansah, war in mir drin etwas das sagte: sowas macht man doch nicht! Und da konnte ich auf einmal die Argumentation Disneyworld nachvollziehen und ich kann euch auch sagen warum: ein 1:1 rekonstruiertes "Neues Rotes Haus" in Kombination mit dem geleckten "Haus zur Goldenen Waage" mit dem bezaubernden "Haus Esslinger" oder "Haus Würzgarten" reicht nicht. Es ist die extrem dürftige Rekonstruktion des Hühnermarktes nach Norden, also die Ecksituation rechts neben "Haus Esslinger" also die kleinteiligen Neubauten die nur angelehnt die historischen Vorbilder entsprechen die alles zunichte machen, also zur Disneyworld. Wenn ich vor der rekonstruierten Ostzeile des Römerberges stehe und mir das Haus "Großer Engel" ansehe, dann IST das für mich das Haus "Großer Engel". Es ist zwar gut vierzig Jahre nicht da gewesen, aber jetzt steht es wieder dort, als ob nichts gewesen wäre. Es IST das Haus "Großer Engel". Und ich kann euch auch sagen warum: es ist GUT gemacht, die komplette Ostzeile einschließlich "Schwarzer Stern" ist so dermaßen liebevoll geplant und gebaut worden, dass es einfach nur überzeugen kann (trotz übertriebener Fachwerkkonstruktion). Und das hat das Dom/Römer Areal leider nicht. Was hinzu kommt, ist dass die Ostzeile mittlerweile fast vierzig Jahre alt ist, das Fachwerk wird schief, die Fassaden setzen Patina an, es hat schon mehrere Sanierungen gegeben. Wenn die neue Frankfurter Altstadt vierzig Jahre alt wird (werde ich bestimmt nicht mehr erleben) wird sie auch Patina ansetzen und dann auch überzeugen. Die neue Frankfurter Altstadt ist am Anfang, im Laufe der Zeit werden hoffentlich weitere Rekonstruktionen hinzukommen und somit die kleinteiligen Neubauten ablösen und dann wird auch sie ihr Disney World Image ablegen.