Der Schiffstyp Büse ist seit 1300 belegt. Er wurde in den Niederlanden gebaut und als Fischereifahrzeug sowie als Frachtschiff eingesetzt. Die Büse war ein völliges Kielschiff mit Rundgatt und steilem Steven. Sie machte Holland zum Fischerei- und Handelszentrum Europas. Ab 1700 setzte sich die Hukertakelung durch. Der Großmast war weit zurückgesetzt und trug Rahsegel, der kurze Besanmast ein Lateiner- oder späten Gaffelsegel. Der Bugspriet war sehr lang und mit bis zu 3 Vorsegeln versehen. Sehr viele Büsen waren als Heringsfänger um die britischen Inseln eingesetzt. Gefischt wurde überwiegend in der Nacht und mit Treibnetzen. Dabei wurde nur das Besansegel stehen gelassen. Die Fische wurden ausgenommen und eingepökelt (niederländisch kaken). Um 155o bestand die niederländische Flotte aus ca. 700 Büsen. Diese fuhren Mitte Juni als großer Konvoi und gewöhnlich im Schutz von Kriegsschiffen in die kalte, nördliche Nordsee. Während der jährlichen Fangsaison wurden bis zu 3 Reisen ausgeführt. Begleitet wurde die Flotte von Hospitalschiffen, die über Ärzte und Apotheken verfügten. Lebendfische wurden an "Jager" übergeben. Diese schnellen Schiffe verfügten über eine Bünn und brachten den Fang rasch auf den Markt. Fisch wurde als "Fleisch des armen Mannes" bezeichnet und spielte eine wichtige Rolle bei der Versorgung. Eine Büse mit ihrer großen Deckfläche - Länge-Breiteverhältnis von bis zu 2,5 : 1- war für die Ausführung des Pökelns gut geeignet. Besetzt war ein Schiff von 20 m Länge mit 15 Mann, es gab aber bis zu 400 Mann Arbeit. Da war der Versand und Handel der Ware, die verschiedenen Gewerke wie Netzarbeiter, Seiler, Böttcher, Zimmerleute, Segelmacher u.ä. waren eingebunden. Andere Fischereibüsen wurden als Kabeljau-, Hummernfänger oder Robbenschläger verwendet Eine Büse erreichte ein Durchschnittsalter von 20 Jahren, es gab aber auch Schiffe, die mit 30 Jahren noch auf Fang fuhren. Der Bestand dieser Fahrzeuge ging durch die Kontinentalsperre stark zurück, um 1870 wurden sie von den schnelleren Loggern abgelöst. Im Arbeitskreis gibt es zwei schöne Modelle. Da ist die Heringsbüse "Harmonie" von Emden. Harald Kossack hat ein Fahrmodell, "Dammes Erve" (Huker), im Maßstab 1 : 15 gebaut, das ohne Flautenschieber zurechtkommt. Ich habe bereits zwei ähnliche niederländische Plattbodenschiffe als Modell gebaut. Die Schnellläufergaliot und die Kuff. Die Segeleigenschaften von beiden sind nur mittelmäßig durch die völlige Rumpfform. Mich reizt die Hukerbesegelung und ich habe wieder "geschummelt". Das Unterwasserschiff ist etwas gestaucht. So werde ich weniger Ballast brauchen und hoffentlich gute Fahrfähigkeiten erreichen.
In Beitrag #1 habe ich vermerkt: "Um 1870 wurde sie (die Heringsbüse) von den schnelleren Loggern abgelöst". Ich habe mich umgeschaut und tatsächlich ein solches Fahrzeug in meinem Fundus gefunden, den Segellogger BV 2. Die Bilder stammen aus den 20er Jahren.
1895 wurde von Bremer Investoren die Vegesacker Fischereigesellschaft gegründet und zeitgleich die Vulkan Werft gebaut. Dort entstanden 4 Segellogger und wurden noch in diesem Jahr auf die erste Fangreise geschickt. Bis zum Kriegsausbruch führte das Stahlschiff 14 Reisen in die Nordsee durch um mit dem 2 km langen Treibnetz auf Heringsfang zu gehen. Während des Krieges wurde es aufgelegt. Ohne Motorantrieb hatte die Marine keine Verwendung für das Fahrzeug und Hochseefischerei war nicht möglich. 1921 wurde die BV 2 wieder in Betrieb genommen, aber als Frachtsegler in der Küstenschifffahrt. Bald schon wurde sie motorisiert und erhielt Aufbauten. Als Fischereifahrzeug war das Deck frei und ein Arbeitsplatz zum Ausnehmen und Salzen der Fische.
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
Fahrbild 4.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)Bild mit Rahmen.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Jugendfroher Robert, @Tarjack Rechnen ist nicht so Deine Stärke, deswegen helfe ich Dir gerne. Es sind 2 Modelle im Beitrag # 2. Und weiland hatte ich 3 Fahrmodelle oder waren es 4? Ja, mei, wie die Zeit vergeht! Bild zwei: Kopie des Gemäldes : "Chekiang-Dschunke vor Gibraltar". Das Original hängt bekanntlich im Museo del Prado, Madrid.
Gruß Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
quack hier nicht rum....was ist mit dem Eintrag in die Klassenrolle... hä....tap tap....und Dein exotisches Plastikteil kannste auch mitbringen, wir haben einen großen Schrank für allerlei Gerümpel...da passt die Plastikplastik gut rein....
Grüße
Robert
Und wenn mich dann die Arbeitswut packt,....setze ich mich ganz still in eine Ecke und warte bis der Anfall vorüber ist.
In der Werft: Knochenmodell "Royal Caroline" 1749 M 1: 50 Spantmodell Engl. 74 Kanonenschiff 1781 M 1: 50 nach M. Stalkartt Projekt Phantom M 1: 50
IMG_3061.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)Hier noch einige Anmerkungen zum alten Gerümpel, äääh, zur Hoekerbuis.
Die Bilder stammen aus dem Artikel: Die niederl. und Emder Fischerei mit Büsen und ihre Darstellung....", Dt. Schifffahrtsarchiv 2, 1978, S. 165 - 180. Autor war Heinrich Stettner. Auf alten Wandkacheln findet man häufig Abbildungen von Büsen. Sie erscheinen uns wie Wracks, der Großmast scheint gebrochen zu sein. Tatsächlich wurde beim Fischen dieser Mast bei älteren Schiffen niedergelegt und in "Galgen" gelagert. Zum Driften und als Steuerhilfe wurde nur das Besansegel gesetzt. Ab 1700 ließ man den Mast stehen, die Rahen wurden jedoch niedergeholt, bzw. abgenommen. Diese Maßnahme wurde durchgeführt um den Winddruck zu vermindern und damit eine Ruhigstellung des Treibnetzes zu erreichen. Das erste Bild zeigt deutlich Laternen. Wie oben bereits beschrieben, wurde in der Nacht gefischt und mit dem Licht wurden die Fische angelockt.
England rules the wavers - und was rult es heute? Wenn man die niedrigeren Zahlen zu Grunde legt, bestand die holländische Hochseefischereiflotte um 1550 aus ca. 500 Büse. Man kann tatsächlich sagen "Hering machte Holland groß", denn die Fischerei sicherte die Grundversorgung der Bevölkerung. Diese Büsen fischten bevorzugt vor Schottland und der engl. Ostküste. England war diese jährliche Ansammlung von Schiffen ein Dorn im Auge. Es versuchte die Seeherrschaft um die britischen Inseln zu errichten. Mittel dafür waren die Erhebung von Steuern und die Forderung zum Streichen der Flagge (Unterwerfungs- und Anerkennungsgeste). Die Streitschrift von Hugo Grotius "Mare Liberum" (1609) postulierte die Freiheit der Meere. Die Weigerung des niederl. Kommodore Huyrluyt die Flagge zu streichen, führte 1652 zum ersten von 3 Seekriegen. Eine zeitweise Besserung trat ein, als 1689 der Oranier Wilhelm III. über die britischen Inseln und die Niederlande herrschte. Im 18 Jh. definierte man Seeherrschaft bis auf Kanonenschussweite vom Land. Nach Trafalgar hatte GB. die Seeherrschaft (command of the sea) und somit über die Verbindungsrouten. In Krisenzeiten emigrierten niederländische Fischer häufig mit ihren Booten und setzten sie unter z.B. Emdener Flagge ein. Ich will jetzt doch mein Modell so ausführen:
Also ohne Hakkebord und "Krähennest", obwohl Hansi so dafür war. Das Krähennest ist die Heckverlängerung oberhalb des Hennegatts und endet mit dem Hakkebord. Das Modell steht im Husumer Fischereimuseum.
Der Maaatjesharing Gefangen wird er in der kurzen Zeitspanne zwischen Ende Mai und Anfang Juni. Es handelt sich um noch nicht geschlechtsreife Heringe. Diese verfügen über ein großes Fettpolster. Sie werden geschlachtet, wobei man die enzymreiche Bauchspeicheldrüse im Tier belässt. Dann wird der Fisch in Salzlake eingelegt und in Eichenfässern aufbewahrt. Es findet eine Fermentierung statt, die dem Fisch seinen besonderen Geschmack gibt. Heute ist es etwas anders. Der Fisch wird zunächst schockgefrostet. Aber das gehört hier nicht hin.
Die Fischerei - eine Knochenarbeit Vor 1850 bestanden die Netze aus Hanf und waren sehr schwer. Sie wurden mit dem Spill eingeholt und mit den Händen an Bord gezogen. Später verwendete man die leichteren Baumwollnetze. Mein Segellogger BV 2 - Beitrag # 2 - wurde 1895 gebaut und 1906 mit einem Segment von 1,8 m verlängert. Nun war da Platz für einen Dampfkessel. Dieser betrieb den Spill und wärmte die Mannschaftsunterkünfte. Mit den motorisierten, dampfgetriebenen Loggern war nämlich eine große Konkurrenz entstanden. Segellogger fanden immer weniger Personal für die harte und feuchte Arbeit. Eine Motivation für die Besatzung war auch, dass sie nicht mehr eine feste Heuer bekamen, sondern am Fangergebnis beteiligt wurden. f227t6758p147099n3_lSTLEwUA.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Wie hart das Fischen in der Vergangenheit war, zeigt dieses Modell eines franz. Kabeljaufängers um 1650 aus dem Museum von Lunenburg, Nova Scotia. Die Fischer fangen den Kabeljau mit Langleinen von Bord des Dreimasters. Sie stehen in "Fässern" mit Lederschürzen als Überwurf, um sich vor der Kälte zu schützen. Schilde aus Leinentuch bieten einen gewissen Schutz vor Wind und Gischt. Sie haben somit nur den Blick nach unten, mehr braucnen sie nicht. Schiffsjungen bringen den Fang zur Schlachtbank. Der Kapitän zählt, wieviel die einzelnen Männer hochholen.
Gruß Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
Die Definition der Seeherrschaft auf Grundlage der Kanonenreichweite der Küstenbatterien hat auch heute noch Bestand und findet sich in der 3-Meilenzone des Seevölkerrechts wieder.
Der arme Hansi. Erst nimmst du ihn nicht mit in den Urlaub, dann baust du ihm kein Vogelhäuschen und nun verweigerst du ihm noch das Krähennest. Tztztz.
Der Hering hat also vor erreichen der Geschlechtsreife ein Fettpolster. Bei vielen Menschen scheint es sich grad umgekehrt zu verhalten...
Aber interessant finde ich, daß das Rigg von dem Modell das du bauen willst überwiegend rahgetakelt ist. Das unterscheidet sich von deinen üblichen Schiffen.
Wie wahr, charmanter Thorsten, wie wahr! Es grämt mich doch gar sehr, dass ich den Bedürftnissen des wackeren Hansis nicht so gerecht werden kann. Ich versuch ihn halt durch ganz kleine Schlöckchen von selbstgebasteltem (ohne Wurmzusatz) Alkohol vergnüglich zu stimmen. Sehr bekümmert bin ich durch diese wieder gehäuft auftretenden verbalen Ausfälle süddeutscher Provenienz. Schlimm, sehr schlimm!
Rahsegler - ich habe sie immer wieder gebaut. Aber so richtig froh war ich nie mit ihnen. Wenn sie weiter weg sind, ist die Segelstellung nicht klar zu erkennen und dann klappt es nicht mit der Wende. Ein Flautenschieber ist da eine große Hilfe. Die Kombination von Gaffelsegel und Rahtopsegeln ist jedoch eine feine Sache, das kommt gut hin. Nun versuche ich mich wieder an einem Fahrzeug, wo der Großmast nur mit Rahsegeln versehen ist. Ich gebe halt nicht auf. @Carpfanger Die Brigg hat mir der Andi abgerungen. Er muss noch den ZK dazu herrichten.
Gruß Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
Der Jan hat es herausgefunden. @amateur Meine Hoekerbuis war eine Büse mit Bünn. Das wollte ich nicht. Ich wollte eine Heringsbüse, auf der die Fische nach dem Fang in Salz eingelagert werden.
IMG_3067.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)IMG_3068.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) Es ist nämlich so: Der Ausgangsplan von Chapman zeigt einen Huker für den Hummerfang. Er hat diese Bünn und der Rumpf ist sehr tief. Ich habe dann den Spantenriss gestaucht und ein flacheres Schiff ist entstanden. Warum musste bei dem Hummerfänger und wohl auch bei der Hoekerbuis der Rumpf so tief sein? Ich versuche mich hier an einer Erklärung. Damit es auch die Hinterbänkler verstehen, macht der alte Lehrer es anschaulich und am Objekt. Robert, leg die Gwenni weg! Meine Ostseerahgaleasse wurde um 1830 für den Getreidetransport nach England gebaut. Der Rumpf ist sehr völlig und tief. Ich hätte zusätzlich zum ZK. viel Ballast eingeben müssen. Meine Lösung war anders. Das Modell ist in Höhe des Decks teilbar. Ich habe einen Wassertank eingebaut. Sobald das Modell schwimmt, dringt durch ein Loch im Schiffsboden Wasser in den Tank. Wichtig sind die beiden Löcher oben, denn die Luft innen muss ja entweichen können. Der obere Abschluss ist in Höhe der Wasserlinie, so schwappt nichts hin und her. Der gefüllte Tank vernichtet Auftrieb, das Schiff sinkt erheblich tiefer. Bei den Büsen mit Bünn hat man diesen Effekt ausgeglichen, indem man den Rumpf tiefer baute. Der Wassertank durfte dabei nicht vergrößert werden. Bei meinem Modell muss das Wasser innen arbeiten. Es wird über ein Rohr nach hinten und außen geleitet. Im Rohr ist ein Propeller angebracht. Mit diesem Impeller kann ich motorisiert fahren und keiner weiß wie. Eine Bünn hatte auch der Finkenwerder Ewer HF 31 (Museum München). Um 1920 wurde das Schiff motorisiert. Der schwere Glühkopfmotor brauchte Platz. So wurde die Bünn dichtgesetzt. Das motorisierte Schiff konnte jetzt mehr und schnellere Fahrten unternehmen. Galeasse 9.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)DSCI1254.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) Rahgaleasse und Ewer So, wer will jetzt mit der Gwenni spielen? Der Robert ist eingeschlafen....
Gruß Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
Tjahaa, da kommt der U-Bootfahrer mit dem statischen Tauchtank durch, kombiniert mit dem Impellerantrieb der Jetflieger. Klasse! Da staunt der Fachmann, und der Laie wundert sich, wie mein Oppa immer zu sagen pflegte.
Hier, charmanter Thorsten, ist eine ähnliche Konstruktion. Wasser rein und beschleunigt wieder raus. Halt ohne Tank. Dänische/schleswig-holsteinische Jacht. @Carpfanger
IMG_3070.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)Bild 3 x.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) Und nu sezt Dich mal grad hin! Gruß an den Oppa!
Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!