Hallo Jörg, so ein rahgetakteltes Segelschiff zu manövrieren war und ist nicht einfach. Wenn man keinen Hilfsmotor hat sollte man schon wissen was man macht.
Auf Youtube habe ich mal zufällig diesen Beitrag gefunden. In 3 Teilen werden wichtige Manöver erst in einer Animation und dann mit einem echten Schiff, der "Sorlandet", vorgeführt. Sehr interessant. Vielleicht solltest du dir das mal ansehen bevor du wieder zum Teich fährst.
Ich werde dieses Modell mit dem motorisierten Zk ausrüsten. Dann bin ich auf der sicheren Seite und brauche kein bay watch.
IMG_3069.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Als ich die ersten Bilder der Büse sah, dachte ich, dass es eine Bombarde sei. Ein Fahrzeug, bei dem der Fockmast fehlt. Tatsächlich sind Büsen viel älter, die ersten Bombarden oder Mörserschiffe entstanden in Frankreich zur Zeit Ludwig XIV. (um 1680) Es wird vermutet, dass bei der Rumpfform die niederländische Galiot als Basis diente. Die Galiot war wegen ihrer soliden Konstruktion und ihres flachen Bodens gut geeignet um in Küstennähe zu operieren. Bombarden wurden eingesetzt um Befestigungen an Land auszuschalten. Dafür verwendete man den Mörser, ein Steilfeuergeschütz. Es musste tief im Rumpf untergebracht werden und möglichst weit zurück zur Schiffsmitte. Es gab aber auch Handelsschiffe, die diese Ketschtakelage führten. Im Buch " Vele italiane della costa occidentale" Mailand 2011 beschreibt Sergio Bellabarba die oben abgebildete Bombarde. Er führt aus, dass in Genua 19 Handelsbombarden registriert waren (1793) und 37 im Königreich Neapel (1823).
Gruß Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
Wegen der Farbgebung und verschiedener Details habe ich mir wieder mal das schöne Buch "Smakken, Kuffen, Galioten", Horst Menzel, Bremerhaven 1997 angesehen. Auf S. 127 ist diese Abbildung eines Eenmast Hoekers. Dazu schreibt H. Menzel: " Als besonderer Typ soll noch die Hukergaliot genannt werden, die sich allerdings in der Rumpfform nicht von der normalen Galiot unterschied, nur in der Takelung. Sie wurde in der zweiten Hälfte des 18. jahrhunderts gebaut und erhielt die Takelung der -Einmasthuker-. Natürlich hatten diese Fahrzeuge trotz dieser Bezeichnung auch einen Besanmast ..." Abweichend zu der Ausführung bei af Chapman hat der Großmast hier zwei Stengen und der Besanmast trägt ein Gaffelsegel.
Zum zweiten Bild Eigentlich müsste ich den Bugspriet so ausführen. Er liegt vorn auf der Reeling auf neben dem Vordersteven und führt bis hinter den Großmast. Er ist wohl am Großmast befestigt. Bei meiner Heringsbüse geht das nicht. Der Deckssprung ist zu gering. Die Männer, die den Spill drehen, würden immer gegen den Bugspriet rennen. Ich werde daher den Bugspriet an einem Knecht/einer Beting lagern, wie auf dem Bild oben. Diese Beting muss vor dem Niedergang zum Vorunter stehen. Dieser Niedergang ist recht groß ausgefallen. Das muss so sein, denn hier brauche ich eine Zugriffsöffnung um die Fahrbatterie unterzubringen und bei Bedarf den Zweikanalschalter wieder rauszunehmen.
Gruß Jörg
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IMG_3129.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) Bild aus: Seemannsbekleidung aus sechs Jahrhunderten, Heinrich Stettner, Dt. Schifffahrtsarchiv 15, 1992, S. 329
Die Besatzung der Heringsbüse und ihr Habitat
Auf der Büse waren 14 Mann Besatzung. Da gab es den Schiffer und seinen Vertreter, den Bestmann. Auch unter den anderen Mitgliedern gab es Spezialisten, den Segelmacher, den Zimmermann, den Böttcher, den Koch u.a. Der Platz an Deck war sehr beschränkt, zumal sich die Außenwände nach innen bogen. Die Bereiche um die Pinne, die Pumpen, den Spill und den Niedergang zum Vorunter durften nicht vollgestellt werden. Die niedergefierten Rahen waren längs am Großmast über den Köpfen der Fischer befestigt. Zahlreiche Ausrüstungsgegenstände wurden am Heck außenbords mitgeführt; Auftriebskörper/Fässer für die Netzleinen, Markierungsbojen u.a. Die Besatzungstärke musste so hoch sein um den Spill zu drehen, das schwere Hanfnetz einzuholen und den Fang zu schlachten. (Ich hatte statt Fang Frank geschrieben, so was wieder.) geht weiter
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Hallo Jan, ich bin sowas von an- und aufgefressen. Meinen großen, langen Text hatte ich fertig und wollte ihn einstellen. Blaues Bild - Error - Techniker kümmert sich... - alles weg Mein Weiberl: "Du hättest es vorher abspeichern sollen". So was macht mich auch nicht froher.
Die Bekleidung, das Habitat: Es gibt verschiedene Quellen 1. Texte. Vor Fahrtantritt bekam ein Matrose auf einem Schiff der holl. ostindischen Kompanie vom Heuerbaas/Seelenverkäufer folgende Artikel ausgehändigt: 2 Paar Schue, Schnürsenkel, 2 Paar Strümpfe, 2 Leinenhosen, 2 blaue Hemden, 2 Wämser, 2 Halstücher und eine Mütze. Das Geld dafür wurde von der Heuer abgezogen. Unterwäsche wird nicht erwähnt. Wurde diese getragen?
2.Figuren. Am Heck oder dem Gallion von Schiffen findet man zuweilen geschnitzte Seeleute. Es sind aber ausschließlich "höhere" Personen wiedergegeben.
3. Boden- und Wrackfunde. Auf Spitzbergen unterhielten die Holländer eine Walfangstation mit Trankocherei (Smeerenberg). Hier bei Ytre Norsköya ist ein größeres Gräberfeld mit Textilien in gutem Erhaltungszustand untersucht worden. Auch bei der Trockenlegung der Zuidersee wurden Bekleidungsfunde getätigt. Auf der 1628 gesunkenen "Vasa" wurden Schuhe und Bekleidungsstücke gefunden. Wie bei den Bodenfunden ist die Farbe nicht mehr erkenntlich - alles schwarz.
4. Abbildungen. In maritimen Werken wie dem Band "Aquis Interioribus" oder in See-Atlanten sind Kupferstiche mit Matrosendarstellungen wiedergegeben. Eine sehr gute Quelle sind Ölgemälde oder Tuschezeichnungen von Marinemalern wie den beiden Willems van der Velde (Vater und Sohn) um 1670. Um 1720 ändert sich die Mode. Caspar Luyken zeigt Abbildungen mit puritanischer Gewandung. Die Tracht wird bescheidener.
Wie werden meine 4 Nochsoldaten schließlich aussehen? 1. Sie tragen einen Hut mit breiter Krempe. Er schützte sie vor Wind, Gischt und Regen. Dieser Vorläufer des "Südwester" war häufig aus Filz oder geöltem Leinen. 2. Über dem Hemd trugen sie einen Wams/eine Jacke oft mit Schößen. Ein Halstuch war auch üblich. 3. Eine Pluderkniebundhose bzw. eine an den Knien gebundene Pumphose. 4. Strümpfe oder Beinlinge 5. Lederschuhe
Die Mannschaft schlief gewöhnlich in dieser Arbeitskluft, auch um für die nächste Wache rasch wieder parat zu sein. Von der Hygiene her war das arg bedenklich.
Gruß Jörg
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Gesalzene Preise - das weiße Gold Im 17. Jahrhundert, dem "goldenen Zeitalter" hatten die Niederlande das Quasi Monopol auf den Heringsfang in der Nordsee. Dieser Fisch war eine Alternative zum Fleisch und ein wichtiges Nahrungsmittel. Entscheidend war die Konservierung des Fangs . Dies wurde mit dem Einlegen in Salz erreicht. Die Niederlande hatten selbst keine Salzvorkommen und mussten die Ware importieren. Sie bezogen Salz aus Salzgärten in Spanien und Frankreich. Mit der Einahme der Amtillen 1634 durch die niederländische westindische Kompanie hatte das Land eigene Salinien, so auf Curacao. Die Nordsee selbst hat zwar einen hohen Salzgehalt von 3 %, die Sonnenkraft reicht jedoch nicht. Neben der Verdunstung von Meerwasser in Salzgärten gibt es noch weitere Methoden zur Salzgewinnung a) der bergmännische Trockenabbau - die Gewinnung von Steinsalz b) die Nutzung von Salzquellen c) der bergmännische Naßabbau Vor rund 250 Millionen Jahren existierte im Bereich der Nordsee und großen Teilen Europas das sogenannte Zechsteinmeer. Über eine sehr lange Zeitperiode trocknete es aus und Salz lagerte sich ab. Im nördlichen Münsterland z.B. gibt es zahlreiche Solequellen. Hier entstanden Sudhäuser. Das salzhaltige Wasser wurde in großen Bleipfannen (!) zum Sieden gebracht. Es entstand Kochsalz. Diese Methode verbrauchte sehr viel Holz. Die Heidelandschaft um Lüneburg ist z.B. durch den massiven Holzeinschlag entstanden. Eine weitere Möglichkeit zur Nutzung der Salzquellen war das Aufstellen von Gradierwerken. Eine Holzkonstruktion wurde mit Reisig verfüllt und die Sole wurde darübergeleitet. Durch den Wind verdunstete die Feuchtigkeit und das Salzkristall setzte sich als Dornstein ab. Die Voraussetzung hierbei war, dass das salzhaltige Wasser durch Pumpen hoch auf das Gradierwerk gebracht wurde. Dies geschah mit dem Einsatz von Wind- oder Wassermühlen. Ich halte es für wahrscheinlich, dass die Niederlande auch dieses aus Sole gewonnene Salz aus dem Lippischen Bergland bezog. Ich bin dann noch auf eine weitere interessante "Salzquelle" gestoßen. In Friesland gab es im Mittelalter Torfgebiete, die immer wieder vom Meerwasser überspült wurden. Bei Ebbe grub man diesen Salztorf aus und trocknete ihn. Nach der Verbrennung blieb graues Salz übrig. Der bergmännische Naßabbau ist sehr fragwürdig. Süßwasser wird in salzhaltige Sedimentschichten geleitet und reichert sich mit Salz an. Anschließend wird diese Sole hochgepumpt. Immer wieder kommt es bei diesem Verfahren zu Erschütterungen und Setzungen. Mir war es wichtig die verschiedenen Möglichkeiten der Salzgewinnung aufzuzeigen und zu verstehen. Schon in vorrömischer Zeit gab es die sogenannten Salzstraßen, die Obrigkeit beanspruchte das Salzmonopol, aus der Bibel kennen wir die Metapher "Salz des Lebens". Es war und ist ein lebensnotwendiges Produkt. Gruß Jörg
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Und für mich als geschichtsbegeisterten Soester ein Treffer ins Schwarze. Denn der ursprüngliche Name von Soest war Susat; das bedeutete im frühen Mittelalter nichts anderes als - Salz.
Hier gab es Quellen mit salzhaltigem Wasser, das wie du oben schon beschrieben hast, in riesigen Pfannen gekocht wurde bis das Wasser verdampft war und das Salz zurückblieb.
Durch den Salzhandel wurde die Stadt eine der Handelsmetropolen der Hanse und stein- und auch einflußreich (heute ist das völlig anders, doch schwelgen wir lieber weiter in der Vergangenheit...).
Daß Salz so wertvoll war hat verschiedene Gründe. - Der menschliche Organismus benötigt nun mal Salz zum leben. - Fisch wurde damals im Verhältnis zu heute viel mehr gegessen und zwar Freitags und an einigen Feiertagen aus religiösen Gründen. Für den langen Transport von den Küsten landeinwärts wurde mit Salz konserviert, zumal der Nachschub an Stockfisch auch begrenzt war. Mit der Reformation sank der Bedarf erheblich. - Geschlachtet wurde vorwiegend im Herbst und um die Massen an Fleisch haltbar zu machen wurde gepökelt und geräuchert. Auch beim wursten ist Salz unentbehrlich. - Zur Käseherstellung bedarf es einer Salzlake, was damals wie heute besonders in den Niederlanden beim Salzbedarf zu Buche schlägt.
Hier bei Bad Dürrenberg an der Saale gab es ein gewaltiges Pumpenhaus. Mit dem Fließwasser der Saale wurden Wasserräder angetrieben, die ihrerseits Pumpen in Aktion setzten. Diese förderten die Sole aus der Tiefe und leiteten sie auf das Gradierwerk. Baumstämme wurden ausgehölt und als Röhren verwendet. Man sieht deutlich wie sie ineinander geschoben waren. So eine Anlage war sehr teuer herzustellen und zu unterhalten. Im Absolutismus mit dem Autarkiestreben wollte jeder Territorialfürst seine eigene Salzerzeugung haben.
Gruß Jörg
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Hast Du es vergessen, oder wolltest es nicht schreiben, dass Salz in großen Mengen, in Süddeutschland und Österreich gewonnen wurde. Reichenhall z.B. wurde durch die Salzgewinnung steinreich. Passau war ein wichtiger Umschlagplatz für das "weiße Gold" und ein Eckpfeiler des Passauer Bistums.
nur mal so angemerkt....
Grüße
Robert
Und wenn mich dann die Arbeitswut packt,....setze ich mich ganz still in eine Ecke und warte bis der Anfall vorüber ist.
In der Werft: Knochenmodell "Royal Caroline" 1749 M 1: 50 Spantmodell Engl. 74 Kanonenschiff 1781 M 1: 50 nach M. Stalkartt Projekt Phantom M 1: 50