Gestern haben wir über die Segel gesprochen. Die Zvezda Teile sind leider zusammen mit der Rah in einem Teil gegossen. Die Stoffstruktur ist (wie auch die Struktur der Holzoberflächen) eigentlich sehr schön, aber natürlich ist es viel zu dick und auf der Rückseite sind hässliche Auswurfmarken. Zu meinem Erstaunen (und gelindem Horror) hat die Werftleitung sofort entschieden, dass da Stoffsegel dran kommen sollen („Auch wenn die immer so labbrig aussehen“). Aus diversen Bauberichten, habe ich gelernt, dass Seidenpapier wohl das beste Material dafür ist. Ich denke aber, dass wir das ausschließen müssen, denn schließlich soll dieses Schiff ja (schauder!) bespielt werden. Sämtliche Jungfern wurden vorbereitet) bespielt werden und nicht in einer Vitrine stehen. Soll ich nun riskieren mit „DieDa“ in einen kriegerischen Konflikt über die korrekte Verwendung weißer Hemden hineingezogen zu werden, oder gibt es stabile Alternativen? Sämtliche Jungfern wurden vorbereitet 67.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) und heute dann auch am Schiff montiert. Noch ein paar Farbtupfer hier und da und das passt für unsere Verhältnisse. 68.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) 69.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Und jetzt müssen wir erstmal DieDa wegen einer Einweisung in den Gebrauch der Nähmaschine überzeugen. Immerhin haben wir es geschafft die Wanten anzubringen 76.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Sowie das Vorstag und dann auch noch mit Bohrmaschine und Feile aus einem Rundholz eine Rah herzustellen, 75.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) die von der Farbe her ganz gut zum restlichen Plastik passt. 72.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) 74.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) So langsam wird es dann ernst mit der Segelmacherei. Dem Wochenende sei Dank, es gibt was Neues: Das dünnste, und feinste Baumwollgewebe fanden wir an unerwarteter Stelle. Mehrfach durchgewaschene Einkaufstüte, da stimmt auch der Farbton schon recht gut. 71.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Für die weitere Herstellung haben wir uns so gut es ging an die sehr schöne Anleitung von Tarjack gehalten, also zunächst bügeln und dann mit Spannlack bearbeiten. Darauf Nähte einzeichnen und grob zuschneiden. Dann musste uns DieDa hilfreich zur Seite stehen, inzwischen wird das Ganze ein echtes Familienschiff. 78.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Aber siehe da, auch das Auftauchen eines zweiten Fadenkünstlers scheint sich am Horizont abzuzeichnen. 79.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Dann Ränder sauber zugeschnitten und Säume gemacht. Soweit sind wir jetzt. Dopplungen, Liektaue und dies und das fehlen noch. 80.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Schlechter als das Plastikdingens wird es jedenfalls nicht. Ich hatte dann größere Verständnisschwierigkeiten, was die Bonnets betraf, aber dank freundlicher Erklärungen von Hagen/Stüermann wurde auch diese Klippe umschifft. Schulbedingt gingen die Fortschritte noch langsamer als sonst, aber ein wenig können wir doch wieder zeigen und bald gibt´s mehr. Die weitere Herstellung und Verzierung des Segels hat der Werftleiter vertrauensvoll DemDa überlassen, bei der Näherei musste er allerdings wenigstens ein bisschen mit ran.
Zur Erinnerung: das Schiff ist ja eine „Kreuzfahrerkogge“ und sie soll Bezüge zur schönen Kreuzfahrerhochburg Famagusta auf Zypern zeigen, wo der Werftleiter ja geboren und aufgewachsen ist. Nach der Eroberung des Heiligen Landes wurde ein Mitglied des französischen Adelshauses Lusignan als König von Jerusalem installiert. Als man die dann wieder aus Jerusalem hinauswarf, zogen sie sich nach Zypern zurück und die St. Nicholas Kathedrale in Famagusta wurde die Krönungskirche für das Königreich Jerusalem. Das Haus Lusignan (von dem ein Vertreter übrigens als Prince de Lusignan immer noch in Paris residiert) hatte ursprünglich einfache weiße und blaue Bänder auf dem Wappen. Als Könige von Jerusalem sah das dann schon ein wenig anspruchsvoller aus, nämlich so: 82.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Um das auf das Segel zu bekommen habe ich zunächst einmal ein paar Testreihen gestartet, von denen ich euch und mir wieder mal auch nicht Pleiten, Pech und Pannen ersparen will. Vielleicht gibt´s ja doch jemand, der aus den Fehlern von anderen lernen kann. 83.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Ganz links durfte ich erstmal feststellen, dass nicht jeder wasserfeste Fineliner, diese Bezeichnungauch verdient. Vermutlich durch die vorhergehende Behandlung mit Spannlack verläuft Gouache und Aquarellfarbe auch sehr schnell. In der Mitte dann schon viel besser, aber trotz sehr trockenen Pinsels immer noch Verlaufen aneinzelnen Stellen. Sehr wichtig ist es, immer nur eine Farbe aufzubringen und die dann vor dem nächsten Schritt auf der Heizung ein paar Stunden wirklich gut durchtrocknen zu lassen. Was mir gefiel, war der verblasste Eindruck, den man erzielen kann. Weiter rechts dann zunehmend bessere Ergebnisse mit ganz gewöhnlichen Wasserfarben aus dem Schulmalkasten. Der Pinsel muss extrem trocken sein, die Farbe wird eher aufgetupft und schließlich kam ich auf die Idee ein kleines Heizkissen unterzulegen, das sonst meinen armen Rücken wärmt. Aber natürlich wurden auch Alternativen ausprobiert: 84.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Hier der Erstversuch mit dem Aufbügeln so wie man das bei T-Shirt Motiven macht. Diwo hat dazu ja eine sehr schöne Anleitung bei seiner Galeone gepostet. In diesem Fall war natürlich das Bügeleisen viel zu heiß, aber vermutlich führt auch der Spannlack zum leichteren Vergilben. Was mich aber dann doch davon abgebracht hat war, dass mir die Farben viel zu satt erschienen und dass immer so ein leicht speckiges Glänzen zu sehen ist, wie man das auch bei neubedruckten T-Shirts kennt.
Also wieder zurück zu den Wasserfarben, aber gaaaaaaaaaaanz vorsichtig. 85.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Und siehe da, es geht! Ansonsten ist dies ein Beispiel aus der Reihe: richtig genäht und trotzdem alles falsch gemacht. Wenn ihr jemand dabei erwischt, dass er euch den Hinterkopf volllabert, dann ist das vermutlich DerDa mit seinen Schwierigkeiten Vorder- und Rückseite zu unterscheiden. 86.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Nu aber! Dem kundigen Betrachter wird auffallen, dass DerfauleHundDa die Legel nur aufgeklebt und nicht eingespleißt hat. Er möge aber schweigen fürderhin, denn schließlich ist das 1:72 und meine armen alten Triefaugen sind auch nimmer das was sie mal waren. 87.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Der Vollständigkeit halber auch die Rückseite. Und schon wieder was Neues: Allerhöchste Konzentration um zu erreichen dass der Knoten im Garn und nicht in den Fingern entsteht. 88.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Und der Grund für die Knibbelei, nämlich die Anbringung der beiden Anker. 89.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Nun mag dem Einen oder Anderen manche speckige Stelle in den Ecken und Winkeln nicht entgehen, sowie die eher nachlässige Art das Ankertau aufzuschießen. Man möge aber bittebedenken, dass es sich hier nicht um ein Schiff der Royal Navy aus dem 18./19. Jh. handelt. Es war immer die Absicht das ganze mittelalterlich/zyprisch darzustellen. Wenn man weiß worauf ich elf Jahre lang bei Verlassen des Hauses schauen musste 90.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Dann versteht man vielleicht, was ich mit zyprisch meine. (Und dazu sollte man erwähnen, dass die Tonne nur auf mein beharrliches Insistieren hin überhaupt von der Stadt aufgestellt wurde).
Im Vergleich sieht es doch hier geradezu schmuck aus. 91.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Ach, man sieht auch, dass mir die Bemerkungen über unpassende Bildhintergründe (Arche Noah … pfff!) natürlich sehr zu Herzen gegangen sind. Besser? 92.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Und weil´s so schön ist, 93.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) dann auch noch im Hafen von Kyrenia/Girne. Unter den grünen Sonnenschirmen gibt´s ne gute gegrillte Dorade. 94.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Die Feiertage haben hohe Wogen geschlagen, aber dennoch sind wir nicht ganz untergegangen. Das Segel mit dem Wappen des Hauses Lusignan als Könige von Jerusalem (dort verhindert und daher zwangsweise in Famagusta) wurde angeschlagen. 95.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Das Takelgarn da hinten um das Bratspill zu wickeln war eine echte Fummelei. Aber nun sieht es ja fast schon nach Schiff aus und aus diesem Grund musste endlich ein Name her. (Text DerAndereDa: Unsere französische Kogge heißt nicht mehr Kogge, sondern Melusine, weil die Lusignans angeblich von einer Nixe abstammen.) 96.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Meiner Meinung nach schimmert das Wappen auf der Rückseite genau richtig durch, denn ursprünglich waren die ja auch aufgemalt. Und so zeigt sich das Wappen des Hauses Lusignan seit Jahrhunderten erstmals wieder stolz vor der mittelalterlichen Hafenbefestigung von Famagusta (und „honi soit“ wer jetzt rummäkelt, dass die erst von den Venezianern gebaut wurde!) 97.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Ein bisschen Fracht wird auch geladen werden. Ich hatte den Eindruck dass bei den Fässern von Krick (links im Bild) noch ein wenig Luft nach oben sei. Daher habe ich zuerst die wulstigen Fassreifen glattgefeilt, dann die Stöße der Fassdauben eingeschnitten und dem Ganzen dann ein Washing mit Ölfarbe verpasst. Mit meiner „Eisen dunkel“ Mischung auf den Fassreifen schaut das jetzt schon ziemlich so aus, wie die Dinger in denen mein Opa früher seinen Äbblwoi hergestellt hat. 98.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Die Takelarbeiten an der Melusine schreiten langsam aber sicher fort und so peu à peu finde ich, dass das Schiffchen zu leben anfängt. Die Werftleitung hat meine Vorschläge die Blöcke (es sind nur 10) selbstanzufertigen, oder wenigstens die Plastikteile neu einzustroppen rundweg abgelehnt. Zu meiner nicht geringen, hämischen Freude (Eltern können ja sowas von fies sein!) ist nun aber einer der Plastikblöcke verloren gegangen. Also darf ich wenigstens einen machen. Die Plastikblöcke schauen so aus: 100.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Diese Form von Blöcken hab ich in meiner Standardliteratur nicht gefunden und ich kapiere einfach nicht, wie das Stropp dabei verläuft. Die auf den Fotos linke Seite ist „offen“ (auf dem unteren Bild sieht man das ein wenig) das Stropp läuft also nicht um den ganzen Block herum, sondern beginnt da einfach aus dem Nichts. Vermutlich versteh ich das mal wieder einfach nicht. Bislang hab ich das Gehäuse mitsamt der Scheibe hergestellt: Leider mochte die Werftleitung die anderen Plastikdinger aber nicht ersetzen, ich mache daher den Holzblock so, dass er wie die anderen ausschaut, um die Einheitlichkeit zu erhalten.
Gazimagusa mit der wunderschönen gotischen Lala Mastafa Pascha Moschee. Und der Richard Löenherz hat doch dort geheiratet (Limassol, St. Georgs Kapelle - aber unnatürliche Triebe, bisexuell?). Kreuzfahrer. Und nun ein Kreuzfahrerschiffchen. Auch ohne Bleikiel macht es einen recht ordentlichen Eindruck. Uwe, das ist ganz, ganz wichtig mit den Kindern zusammen was zu erschaffen. Aber Ihr seid ja schon ein Team nach Eurem Schlossprojekt. Schön gemacht bisher!!!
Gruß
Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
Die Kreuzfahrerkogge ist doch wunderschön geworden. Leider sieht man Bauberichte der Zvezda Koggen viel zu selten. Da geht mir als einen der ersten Koggengbauer mit Baubericht im deutschsprachigen Raum doch echt das Herz auf. Man sieht wieder mal was man aus einem Platikbausatz alles rausholen kann. Schön auch das Du die Ölfarbentechnik verwendet hast was wiei ch finde die besten Ergebnisse iefert. Falls sich jemand fragt was Derda mit Baubericht von mir meint, sei auf das Modellboard verweisen wo ich ebenfalls diese Kreuzfahrerkogge verbrochen habe. Baubericht
Mir juckt es aber schon noch in den Fingern wieder mal ein Plastesegler auf Kiel zu legen.
Gruß Joachim
Achtung! Ich weise darauf hin das sämtliche von mir gemachten Äußerungen und / oder Links nach dem Guttenberg'schen Prinzip des copy & paste gemacht sind; oder aus Eigenerfahrung entstanden oder an-gelesen sind. Eine Überprüfung der Mitteilungen versteht sich von selbst.
Hallo Annerer Uwe, wie auch unserem Kinder- und Enkelgärtner Jörg gefällt es mir mehr als sehr gut, wenn DuDa mit DemDa unter Zuhilfenahme von DerAnderenDa Eure Kogge baut. Ich würde mir so ein Mehrgenerationenprojekt auch wünschen, habe aber leider die falschen Gene weitergegeben. Wunderschön das Ergebnis, aber noch schöner ist es, die Bilder zu betrachten, wo Dein Filius mit drauf ist und höchst konzentriert werkelt. Grandios. Ich gönn's Euch - jede Minute.
das ist doch mal ein ganz phantastischer Baubericht!
Das Ergebnis ist bisher einfach Klasse und dein Werftleiter kann auch stolz auf das erreichte sein!
Unbedingt so weiter machen! - Toll!
LG, Herbert
It ain't a hobby, if you gotta hurry! -- Die Wahrheit triumphiert nicht. Ihre Gegner sterben aus. -- If you don't get older and wiser... then you just get older.
"In 20 Jahren wirst Du mehr enttäuscht sein, über die Dinge, die du nicht getan hast, als über die, die du getan hast. Also löse die Knoten, laufe aus aus dem sicheren Hafen. Erfasse die Passatwinde mit deinen Segeln. Erforsche. Träume." - Mark Twain
Eine Demokratie lebt von der Vielfalt der unterschiedlichen Meinungen. Das setzt aber voraus, dass man die Stärke besitzt, die Meinungen der anderen zu ertragen. - Ein totalitäres Regime ist immer ein Zeichen von Schwäche der Machthaber. - Ich liebe es, in einer Demokratie zu leben!
ein schöner Baubericht eines nicht alltäglichen Modells. Dein kleiner Werftleiter hat da richtig gute Arbeit geleistet (und das übrige Werftpersonal natürlich auch...).