Seit gestern habe ich mir so meine Gedanken gemacht über die unterschiedlichen Taustärken der Webleinen an den Wanten der Masten und denen der Stengen. Wie es so meine Art ist, schießt mir zuerst einmal Unsinn durch den Kopf, so á la Kalorienverbrennen beim Aufentern und dadurch leichter werden. Aber schiebt man die Albernheiten mal beiseite, glaube ich eine Erklärung gefunden zu haben: Die Webleinen an den Marsstengen waren noch durchaus ausreichend reißfest für die flinken und vor allem schlanken Topgasten; üblicherweise kann man wohl davon ausgehen, dass Schwergewichte eher an anderen Stationen und an Deck eingesetzt wurden. Das Entscheidende in meinen Überlegungen aber ist Folgendes: Auf die Marsplattformen entern regelmäßig auch die Seesoldaten auf, in voller Ausrüstung und mit Musketen. Und die Jungs brachten dann insgesamt ja in Summe doch ein paar Gramm mehr auf die Waage. Und dem wurde dann eben Rechnung getragen durch etwas stärkere Webleinen. Wie gesagt, ist nur so eine Theorie, aber was besseres fiel mir dazu nicht ein.
bin gespannt auf Deine Recherche. Lass´es mich wissen.
Liebe Grüße Volker
Hallo Bonden (@Bonden), Dein Beitrag hat sich gerade mit meinem überschnitten. Finde Deine Überlegungen durchaus einleuchtend. Die Unterschiede in den Webleinen-Taustärken zwischen Unter- und Stengenwanten könnten zudem abhängig von den Wantstärken herühren. Die Stengenwanten waren ja deutlich dünner als die der Untermasten. Eine stärkere Webleine wäre hier schwieriger zu knüpfen bzw. würde abrutschen? Fragen über Fragen würde Daniel sagen.
Danke, Robbi, für Deine nette Hilfe! Falls es sich hier um Umfang handelt, stimmen die Angaben mit Marquardt und Schrage überein. Bleibt lediglich die Frage, warum Boudriot in seiner Creole-Monographie deutlich höhere Werte angibt. Vielleicht findet Johann doch noch Hinweise.
Um die Spannung aufrecht zu erhalten, anbei ein Auszug aus dem Buch von Noel C. Hackney zur HMS Victory: Noel_C._Hackney_Victory_Webleinen.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Dies steht allerdings im krassen Widerspruch zu den Angaben im Longrigde. Dort ist auf Seite 231 Folgendes zu lesen: "The Ratlines are made of 1 1/2-in. line". Inwieweit das Buch von Hackney als verlässliche Quelle eingestuft werden darf, kann ich nicht beurteilen. Jedoch scheinen diese Webleinendicken eher unrealistisch. Interessant ist jedoch, dass er auch differenziert, unten nach oben.
Neben diesem theoretischen Ausflug in die Fachliteratur, wollte ich anhand der L´Hermione eine realistische Einschätzung der Webleinendicke versuchen. Insofern machte ich aus einem Video von Takelarbeiten am stehenden Gut der L´Hermione folgenden Bildausschnitt: l´Hermione_enflechures1.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) Nimmt man den Finger des Taklers als Referenz, so ergibt sich nach meiner Vergleichseinschätzung eine Dicke dieser Webleine von etwa 1,6 cm, könnte auch etwas weniger sein. Zumindest ist dies ein Anhaltspunkt.
Also soweit mein heutiger Beitrag, der das Webleinenthema weiter auf Spannung hält …
PS: Hallo Volker (@achilles), ich hoffe nicht, dass Du Deine Aussage in # 839 bereust … ?
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
vielen Dank für Deinen interessanten Beitrag. Vor allem die Aufnahmen von der L´Hermione sind doch sehr aussagekräftig. An Hackneys Angaben muss ich auch eher zweifeln. Spasseshalber stellte ich mein altes Maßstabmännchen (1:48) neben ein 0,7 mm Tau, bei Hackney eine Webleine mit 4,5 Zoll Umfang. Sieht zumindest weniger "echt" aus.
achilles
hat folgende Bilder an diesen Beitrag angehängt
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webleinen 3.JPG
Hallo Volker @achilles , Moment, liegt hier manchmal ein Denkfehler vor? Ich hab mal gerechnet: 4,5 Zoll sind 11,43 cm. Aber das ist der Umfang - rechnet man jetzt den Durchmesser aus, landet man bei 3,6 cm. Das erscheint mir durchaus schlüssig.
Richtig, Bonden (@Bonden ), 3,6 cm. In 1:48: 0,75 mm. Das Tau (hier 0,7 mm)wäre demnach noch eine Kleinigkeit dicker als bei meinem Maßstabsmännchen. Es passt allerdings jetzt schon kaum in die Faust.
@achilles Aber dann stimmt doch etwas mit dem Maßstab nicht; entweder ist dein Männel zu klein oder das Tau zu dick. Sorry, dass ich so penetrant nachhake, aber schau dir mal diese beiden Bilder an. Das ist jeweils meine Hand, einmal um den Zahnstocherbehälter geballt, zum anderen um das Leimfläschchen. IMG_2020.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) IMG_2021.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Ich bleibe dabei, die Angaben von Hackney halte ich für schlüssig.
Sowohl der Maßstab des Männchens als auch die Taustärke stimmen bei meinem Beispiel. Wenn man zudem Johanns Vergleichsbilder der L´Hermione betrachtet, scheinen mir dennoch Hackneys Angaben weniger glaubwürdig. Ich bestehe jedoch nicht darauf.
Lieber Volker, ich will mich ja hier auch gar nicht zum Fürsprecher von Hackney machen - ich kenne den Mann ja gar nicht. Aber mein eben hergestelltes praktisches Beispiel mit der Leimflasche, deren Durchmesser reichlich 3 cm beträgt, in Verbindung mit meiner Hand, die ich nun keinesfalls als Monsterpranke bezeichnen würde, (eher das Gegenteil ist der Fall) ließen Zweifel in mir aufkommen, bei denen ich auch nicht weiß, wie ich die für mich wegbekomme. Aber vielleicht habe ich irgendwo einen Denkfehler - ich muss da mal noch ein wenig dran herumdenken.
Nachdem wir alle, bis auf ein paar wenige Ausnahmen, eine echte Webleine wohl kaum zu Gesicht bekommen, nehmen wir doch mal ein Beispiel aus unserer temporären Praxis:
Ein Kälberstrick bzw. Gerüststrick ist maximal 1 cm im Durchmesser stark. So einen Strick reisst ein erwachsener Mensch/Mann/Frau nicht durch.
Mit diesen Stricken werden Kälber, manchmal auch Kühe angebunden. Im Gerüstbau werden damit die Baugerüstständer in Wände gedübelte Haken angebunden.
Ein Strick/Seil/Tau mit nahezu 3 cm Durchmesser eignet sich ganz bestimmt nicht dazu, als Webleine verwendet zu werden
Grüße
Robert
Und wenn mich dann die Arbeitswut packt,....setze ich mich ganz still in eine Ecke und warte bis der Anfall vorüber ist.
In der Werft: Knochenmodell "Royal Caroline" 1749 M 1: 50 Spantmodell Engl. 74 Kanonenschiff 1781 M 1: 50 nach M. Stalkartt Projekt Phantom M 1: 50
Ich würde auch noch gerne anmerken, dass man sich bei einer maßstäblichen Verkleinerung nicht immer stoisch an die entsprechend reduzierten Originalgrößen halten sollte sondern manchmal auch den visuellen Eindruck im Hinterkopf hat :-)