Bernard Cornwell – Die Uhtred-Serie: Das letzte Königreich (1) ISBN (TB): 978-3-49924-222-9 ISBN (Hörbuch): 978-3-89964-352-7 Seiten: 480
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Kurzbeschreibung (aus dem Booklet des Hörbuches) Nordengland im 9. Jahrhundert. Die christlichen Sachsen versuchen ihr Land gegen die heidnischen Wikinger zu verteidigen. Der zehnjährige Fürstensohn Uhtred kämpft gegen die einfallenden Eroberer. Ragnar, der Anführer der Dänen, ist vom Mut des Jungen in der Schlacht so beeindruckt, dass er ihn verschont und als Ziehsohn aufnimmt. Einige Jahre später droht auch Wessex, das letzte der fünf angelsächsischen Königreiche, an die Fremden zu fallen. Da wechselt Uhtred die Seiten und der Kampf um Wessex beginnt…
"Ich gibs so gut / als ichs errang / Drumb ist mir vor keim Momo bang. Wer bessers waist / und kans erweisen / Der gebs herfür: Ich will ihn preisen." (Joseph Furttenbach 1591-1667)
mein Berufsbegleiter ist die Reihe auch. Habe gerade mit dem Teil "Das brennende Land" begonnen. Gerd Andresen liest auch absolut genial vor - alleine die Variationen seiner Stimme liefern feinsten Hörgenuss. Dazu lohnt sich übrigens auch ein wenig Geschichtsrecherche, denn Cornwell hat die Story um Uhtred ja auf Basis eines historischen, gut belegten Kontext geschaffen. Ich hoffe in absehbarer Zeit hier auch noch einen Beitrag zu den geschichtlichen Hintergründen schreiben zu können :o)
"Ich gibs so gut / als ichs errang / Drumb ist mir vor keim Momo bang. Wer bessers waist / und kans erweisen / Der gebs herfür: Ich will ihn preisen." (Joseph Furttenbach 1591-1667)
Diese Romane gehören sicher zu den besser Recherchierten über das frühe Mittelalter. Den ersten fand ich wirklich gut, danach wiederholt sich die Geschichte leider immer wieder (Sympathie des Helden liegt bei den Heiden, aus irgendwelchen ehrpusseligen Gründen hilft er aber immer den Christen). Cornwell hat sich offenbar viel mit der Geschichte befasst und versucht wenigstens gängige Klischees zu vermeiden. Eine Sache die er aber einfach nicht verstanden hat ist das mit dem Durchschnittsalter, was leider ien häufiger Fehler in historischen Romanen ist. Er schreibt immer wieder, dass irgendjemand mit 40 ein alter Mann sei, offenbar weil er irgendwo gelesen hat, dass das Durchschnittsalter damals so be 25 oder was auch immer lag. Das ist Blödsinn. Das niedrige Durchschnittsalter in vor- und frühgeschichtlichen Gesellschaften (und leider auch heute noch in vielen 3-Weltländern) liegt an einer immens hohen Säuglingssterblichkeit. Wenn ein Säugling vor Erreichen seines ersten Jahres stirbt und jemand anders 80 wird, hat man schon ein Durchschnittsalter von 40. Im frühen Mittelalter war die Säuglingsstr#erblichkeit sehr hoch, je nach Bevölkerungsschicht sicher 30 % oder drüber. Dazu kommen dann immer ein hoher Wert an Sterblichkeit bei jungen Frauen zwischen 15 und 35 wegen der Gefahren bei der Geburt. War diese Zeit überstanden, hatten vor allem Frauen wegen ihrer stärkeren Konstitution gute Chancen 60, 70 oder gar 80 zu erreichen. Bei Männern gibt es manchmal auch ein Sterblichkeits Maximum in der Jugend, wegen Kriegen, in der Regel aber viel schwächer als bei Frauen. Dafür steigt die Sterblichkeit bei zunehmendem Alter wegen der Belastung durch schwere Arbeit dann schneller an. Alles natürlich wieder abhängig von sozialer Schicht, ausgeübter Tätigkeit und Nahrungsversorgung. In Kürze: auch im frühen Mittelalter waren alte Leute von 60, 70 oder drüber kein ungewöhnlicher Anblick. ein 35 bis 50 jähriger war zu keiner Geschichtsperiode ein "Alter", aber Kinder dürften viel häufiger auf den Straßen zu sehen gewesen sein.
Aber von so einer Klugscheißerei soll sich natürlich niemand das Lese/Hörvergnügen trüben lassen.
naja, unser Uhtred ist halt gebürtiger Christ, der bei Dänen aufgewachsen ist. Zudem hat er zu dem Dänen Ragnar, seinem Stiefbruder, eine gewisse verwandtschaftliche und freundschaftliche Beziehung. Aber weil die Dänen letztendlich ihm auch das Leben deutlich schwerer machen, als die Angelsachsen - überwiegt wohl eine gewisse Sympathie zu der christlichen Seite hin, zumal einige Dänen ja die Angelsachsen auch akzeptieren. Was allerdings auch einem literarischen Kunstgriff geschuldet sein kann, weil über König Alfred mehr Informationen die Zeiten überdauert haben, als von der dänischen Besatzung. Gleichzeitig geht es natürlich auch um Rache, Ruhm und Ehre und da will unser Uhtred ja gerne in der ersten Reihe stehen und das sind in der Regel ja auch die Gewinner ;o)
Bei Cornwells Sharpe-Romanen verhält es sich auch nicht groß anders, hier reduzieren sich Sympathie und Antipathie ebenfalls nur auf bestimmte Personen - Herkunft und Nation unterliegt grundsätzlich erst einmal dem historischen Kontext. König Alfred heißt nur Wellington - beide Figuren werden geachtet und gehasst, Uhtreds Getreuen verkörpern die Rifles und der Feind ist grundsätzlich erst einmal Franzose, anstatt Däne - die Ziele sind die gleichen: Gegner töten um Ruhm und Ehre zu erlangen, um im Rang aufzusteigen. Rachegelüste sind ebenfalls gerne mit von der Partie und die sind meistens auf bestimmte Personen bezogen - da ist die Nationalität für den Romanhelden egal.
Im Roman "Das brennende Land" ist Uhtred nach Bekunden des Autors übrigens auch schon gut 40 Lenze alt. König Alfred befindet sich wohl im selbigen Alter, wird aber oft von Cornwell als deutlich älter beschrieben aufgrund seiner körperlichen Gebrechen. Da Uhtred seine "Lebensgeschichte" erzählt und diese eng mit König Alfred verknüpft ist, liegt es vielleicht daran, dass Cornwell hier versucht einen (Alters)Schnitt zu finden. Tendenziell waren Make-up und Feuchtigkeitscremes in dieser Zeit nicht ganz so verbreitet und der Autor orientiert sich wohl sehr an den Eindrücken seiner Romanfigur. Daher würde ich die Kritik am Durchschnittsalter und der gewissen Sterblichkeitsquote aus literarischer Sicht nicht so hoch hängen. Zweifelsohne ist sie berechtig und ein interessanter Einwand, den man so vielleicht gar nicht im Hinterkopf hat.
"Ich gibs so gut / als ichs errang / Drumb ist mir vor keim Momo bang. Wer bessers waist / und kans erweisen / Der gebs herfür: Ich will ihn preisen." (Joseph Furttenbach 1591-1667)
ich sagte ja, dass sich davon niemand das Vergnügen verderben lassen soll. Das sind nur solche Details, bei denen der "Fachmann" ein schmerzhaftes Zwicken verspürt (wie es wohl einem Segler bei dem Text zur "Wickie" Serie ergeht, wenn die singen: "Zieh fest das Segel an ..."), während es 99,9 % der Leser zu recht völlig schnuppe ist. Ansonsten hab ich die ersten drei dieser Bücher durchaus mit Spaß gelesen. Im Allgemeinen habe ich aber den Eindruck, dass seit Monty Python das heroische Hollywood Mittelalter durch den Kakao gezogen hat, diese Periode ein wenig zu finster, schmutzig und primitiv dargestellt wird. Mein Favorit zu den Wikingern ist immer noch der "Röde Orm".
das Hörvergnügen leidet darunter definitiv nicht. Wahrscheinlich nimmt man die Informationen auch anders auf, als wenn man die Geschichten Seite für Seite selber lesen darf. Denn Dank des sehr guten Vorlesers achtet man automatisch verstärkt auf die Emotionen und Stimmlagen, als auf die geschichtlich diskussionswürdigen Augenblicke.
Wobei man tendenziell bei dem Punkt ist, dass Cornwell sich wunderbar darin auslassen kann Schlachtengemälde im Geiste des Lesers zu erstellen und gerne die Düsternis und scheinbare Hoffnungslosigkeit in seinen Geschichten sein liebster Begleiter ist. Bei Sharpe verhält es sich nicht anders. Ebenso sind seine maritimen Kenntnisse sehr ausbaufähig, da wundert es mich nicht, dass es auch bei den geschichtlichen Hintergründen etwas hapert. Aber ich mag es ihm verzeihen - denn in diesem Fall obsiegt doch eher der gewisse prosaische Unterhaltungswert ;o)
"Ich gibs so gut / als ichs errang / Drumb ist mir vor keim Momo bang. Wer bessers waist / und kans erweisen / Der gebs herfür: Ich will ihn preisen." (Joseph Furttenbach 1591-1667)
Zitat von Mr. Pett im Beitrag #10... echt gewöhnungsbedürftige Gerichte, wie z.B. Tote Oma
Das ist aber kein Ost-Problem, vielmehr eins der verschiedenen Regionen. Da gibt es sicher in allen Gegenden irgendwelche Gerichte, die für andere gewöhnungsbedürftig sind. Ich denke dabei z.B. an eine Weißwurst, die ja eigentlich nach gar nichts schmeckt und in manchen Gegenden sehr beliebt ist (warum auch nicht).
Also ne tote Oma kann ich mir im frühen Mittelalter noch vorstellen. Aber ne Weißwurschd??? Aber schließlich geht´s ja nicht um den Osten oder Süden, sondern um die britischen Inseln. Und da essen sie ja die seltsamsten Dinge, wie z. B. spotted Dog ...
Wo ich her komme gibt es so etwas ähnliches .... Calenberger Pfannenschlag heisst es da. Ist einfach eine Grützwurst, die in der Pfanne warm gemacht wird. Schmeckt auch lecker. Nur der Name ist ein wenig irre führend .
Grüßle vom schönen Bodensee
Matthias
Der Schlüssel zum Glück ====> EINFACH MAL ZUFRIEDEN SEIN
wenn wir schon beim Kulinarischen sind, kann ich nur die "kalte Schnauze" empfehlen. Eine Mischung aus mehreren Lagen Kekse (klassische Butterkekse) und reichlich Schokolade dazwischen, darauf und drum herum. Danach hat man wahrlich die Schn... voll von Kalorienbomben ;o)
"Ich gibs so gut / als ichs errang / Drumb ist mir vor keim Momo bang. Wer bessers waist / und kans erweisen / Der gebs herfür: Ich will ihn preisen." (Joseph Furttenbach 1591-1667)